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Veröffentlicht am 20.05.2023

Glück im Unglück für die Kinder von Beauvallon ...

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Es ist doch immer wieder beeindruckend, welche wahren Geschichten in der Öffentlichkeit so gar keine Aufmerksamkeit bekommen haben, obwohl sie doch ihresgleichen suchen. Umso schöner ist es, dass die wunderbare ...

Es ist doch immer wieder beeindruckend, welche wahren Geschichten in der Öffentlichkeit so gar keine Aufmerksamkeit bekommen haben, obwohl sie doch ihresgleichen suchen. Umso schöner ist es, dass die wunderbare Autorin Bettina Storks sich dieser Ereignisse angenommen hat, die das Leben so vieler Menschen nicht nur beeinflusst, sondern schlichtweg erhalten hat. Bettina nimmt mich mit an den kleinen Ort Dieulefit in Frankreich, in dem durch die selbstlose Hilfe der Einwohner so viele Menschen – besonders eben auch Kinder - der grausamen Judenverfolgung der Nazis entkommen konnten. In den sechziger Jahren, zwanzig Jahre nach Kriegsende, bekommt die junge Radiomoderatorin Agnes von ihrem Chef unter der Hand den Auftrag, genau dieser Geschichte nachzugehen. Noch ahnt niemand, dass dies nicht nur ihre geheimste, sondern wohl auch auch ihre persönlichste Geschichte werden wird. Ihre damalige Kindheitsfreundin Lily gehörte nämlich zu den aus ihrem Heimatort bei Nacht und Nebel verschleppten Juden, deren Schicksal bis dato oft im Ungewissen liegt. Agnes begibt sich auf Spurensuche und ist dabei nicht immer ein gern gesehener Gast …

Inzwischen kenne ich den großartigen Schreibstil der Autorin, von der ich fast alle ihre Werke gelesen und geliebt habe. Diesmal jedoch hat Bettina sich selbst übertroffen, denn ihr auf realen Fakten basierender Roman „Die Kinder von Beauvallon“ scheint eine besondere Herzensangelegenheit zu sein. Man spürt beim Lesen der Zeilen nicht nur die akribische Recherche, sondern auch die Liebe zu ihrem Projekt. Die Autorin denkt sich in die Figuren und erweckt sie damit zum Leben, was mich beeindruckt, gerührt und betroffen zurückgelassen hat. Von mir gibt es uneingeschränkte fünf von fünf Sternen verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung um ein weiteres kleines, leider nicht feines Kapitel unserer Geschichte unvergessen zu machen. Liebe Bettina … Chapeau!

Veröffentlicht am 20.04.2023

Marthe de Florian – ein wahres Pariser Juwel ihrer Zeit ...

Das Zimmer aus Samt
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Bei diesem doch eher kitschig anmutenden Titel war ich doch erst recht skeptisch. Umso überraschter war ich war, als ich mich innerhalb weniger Seiten von der Story total verzaubert fühlte. Ich durfte ...

Bei diesem doch eher kitschig anmutenden Titel war ich doch erst recht skeptisch. Umso überraschter war ich war, als ich mich innerhalb weniger Seiten von der Story total verzaubert fühlte. Ich durfte die junge Solange und ihren Vater kennenlernen, der seiner überraschten Tochter wie aus dem Nichts eine Großmutter präsentiert. Solange, die in Gedanken schon lange an einem Buch arbeitet, findet sich durch die nun folgenden Besuche bei der eleganten älteren Dame bereichert und inspiriert. Marthe de Florian öffnet die Türen für mehr als einen Blick in die Vergangenheit, sie breitet ihr Leben vor ihrer Enkelin aus wie eine bunte Decke auf einer Sommerwiese. Eine Reise in vergangene Tage mit Marthe ist ein Abenteuer der ganz besonderen Art. Und als ich zu ahnen begann, dass sich hinter diesem Roman die ein oder andere Wahrheit verbergen könnte, habe ich mich auf die Suche im Internet begeben und erlebte eine unglaubliche Überraschung …

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, möchte nur noch mal betonen, wie sehr mich dieses Buch begeistern konnte. Ich vergebe mit fünf Sternen von Herzen die volle Punktzahl und spreche eine Leseempfehlung aus. Für mich ist „Das Zimmer aus Samt“ eine Reise in die Vergangenheit mehr als wert!

Veröffentlicht am 13.04.2023

Der lange Weg zum inneren Seelenfrieden ...

Zurück in Berlin
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Eigentlich sind in dem obenstehenden Klappentext alle Komponenten enthalten, aus denen die Geschichte „Zurück in Berlin“ besteht. Recht einfach kann man es zusammenfassen: Erich Dalburg erhält durch seine ...

Eigentlich sind in dem obenstehenden Klappentext alle Komponenten enthalten, aus denen die Geschichte „Zurück in Berlin“ besteht. Recht einfach kann man es zusammenfassen: Erich Dalburg erhält durch seine Mutter, die die englische Sprache und den Lebensstil in ihm stets gefördert hat, die Möglichkeit das säbelrasselnde, antisemitische Deutschland hinter sich zu lassen. Schließlich treibt Erich Dalburg – der sich im Exil inzwischen Eric Devon nennt – das Ganze auf die Spitze, in dem er seine gesamte deutsche Abstammung unter den Teppich kehrt. Mit Deutschland hat er abgeschlossen und auch die Augen vor allem Leid der Zurückgebliebenen verschlossen. Doch, wenn auch vielleicht im Unterbewusstsein, arbeitet diese Bürde in ihm und schließlich offenbart er sich, mehr unfreiwillig, während einer Schiffsreise auf dem Rückweg aus der Karibik nach Hause nach London. Eine amerikanische Journalistin, die sich mit dem Ehepaar Devon auf dem überfüllten Schiff angefreundet hat, überredet die Beiden zu einem Besuch in Erics alter Heimat Berlin. Erich ist während des Aufenthalts hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen, Wut, Freude aber auch Heimweh nach der vertrauten Großstadt mit der Berliner Luft. Wird er nun endlich seinen Seelenfrieden finden?

Ich liebe diese wiederentdeckten Romane, die von einem Verlag liebevoll wieder aufgelegt werden, oft einhergehend mit einer kompletten Überarbeitung, wie eben auch geschehen mit vorliegendem „Zurück in Berlin“, das ursprünglich im Jahr 1959 veröffentlicht wurde. Fasziniert begann ich ein wenig dazu im Netz zu recherchieren und stieß bald auf die Geschichte der Autorin und Schriftstellerin Verna B. Carleton. Auch sie, eine geborene Kessler, verleugnete ihren Namen, da sie ihrem Vater grollte, sie in jungen Jahren verlassen zu haben. Aufgewachsen mit ihrer britischen Mutter in New York, lebte sie danach lange in Mexiko, wo sie intensiven Kontakt mit deutschen Exilanten pflegte. Privat war sie mit der Fotografin Gisèle Freund befreundet, mit der sie 1957 zu einer ähnlichen Reise wie die Journalistin in ihrem Roman aufbrach. Ich denke, dass ihr Buch stark auf den Erlebnissen ebendieser Unternehmung basiert. Der Krieg war noch nicht lange vorbei, die Wunden – äußerlich wie innerlich – noch frisch, was den Roman für mich sehr authentisch macht. Die akustische Umsetzung durch die deutsch-amerikanische Hörbuchsprecherin und Schauspielerein ist eindringlich aber niemals mahnend oder oberlehrerhaft. Ich habe die Reise zurück in die Vergangenheit sehr genossen und vergebe gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Es wäre schade gewesen, wenn dieses Buch einfach in einer Schublade in Vergessenheit geraten wäre.

Veröffentlicht am 13.04.2023

Wirklich eine unerschrockene Frau, die meine Bewunderung verdient ...

Die Ärztin - Der Weg einer unerschrockenen Frau
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Schon seit einiger Zeit hatte ich mich darauf gefreut mit diesem zweiten Teil der Reihe um Fräulein Dr. Amelie von Liebnitz weiterzumachen. Diesmal ist es eine abenteuerliche Reise, auf die ich sie begleite. ...

Schon seit einiger Zeit hatte ich mich darauf gefreut mit diesem zweiten Teil der Reihe um Fräulein Dr. Amelie von Liebnitz weiterzumachen. Diesmal ist es eine abenteuerliche Reise, auf die ich sie begleite. Nachdem Amelie durch einen Schwächeanfall im OP eine Patientin verstirbt, scheint es ihr unmöglich weiter dort zu operieren und auch die Pflege ihres Vaters, der durch den Tod seiner geliebten Frau zum Trinker mutiert ist, setzt der jungen Ärztin zusehends zu. Durch Zufall stößt sie auf einen Aufruf des preußischen Militärs, der an Ärztinnen gerichtet ist mit der Bitte um Unterstützung an der Front in Bosnien. Nachdem sie ihren Vater versorgt weiß, sagt sie beherzt zu und macht sich auf den Weg, der sie über die schöne Stadt Wien schließlich an die Front führt. Unter beschwerlichen Bedingungen macht sie sich dort angekommen sogleich an die Arbeit. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen, denn nicht nur in Berlin gibt es männliche Kollegen, die einer Ärztin nicht über den Weg trauen und in Bosnien ist ihre Odyssee noch lange nicht beendet …

Der Büchermarkt scheint ja derzeit überflutet zu werden mit Büchern, die sich mit weiblichen Medizinkräften befassen und so ist es sicher nicht einfach sich als Autorin in diesem Metier zu behaupten. Doch Sabine Fisch ist es gelungen, mich mal wieder zu begeistern. Ohne Kitsch und Schnörkel, einfach nur spannend lässt sie mich teilhaben am Leben Amelies und all dem Schrecken, den der Erste Weltkrieg der Menschheit gebracht hat. Später darf ich sie und ihren geliebten Ernst Szabo in einer meiner Lieblingsstädte Wien wieder sehen. Doch ich frage mich, ist ihre Geschichte schon zu Ende erzählt, oder darf ich auf einen dritten Band hoffen? Ich vergeben für diesen zweiten Teil auf jeden Fall überschwängliche fünf von fünf Sternen und spreche gerne eine Leseempfehlung aus. Aber bitte, erst den ersten Teil lesen, um in den vollen Genuss zu kommen!

Veröffentlicht am 06.04.2023

Hinter Horizont geht's weiter ...

Ein neuer Horizont
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Ich möchte hier in meiner Rezension anmerken, dass ich ein Weilchen brauchte, bis ich mich eingelesen hatte. Es sind doch einige Personen und Sprünge von Korea nach Berlin und dann wieder zurück in die ...

Ich möchte hier in meiner Rezension anmerken, dass ich ein Weilchen brauchte, bis ich mich eingelesen hatte. Es sind doch einige Personen und Sprünge von Korea nach Berlin und dann wieder zurück in die Vergangenheit der Zwillingsmädchen Nellie und Laura, das musste ich gedanklich erstmal für mich sortieren. Als ich dann aber vollends eingetaucht war in dieses wunderbare Buch, konnte ich es gar nicht mehr zur Seite legen. Während ich mich im Berlin der frühen 50er Jahre dank voran gegangener Literatur ein wenig auskannte, war mir Korea während des Krieges in all seiner Grausamkeit ziemlich unbekannt. Ist es doch ein Thema, das in deutschen Büchern eher selten zu finden ist, deshalb aber nicht weniger erschüttert. Mein erster Schwiegervater (ein Amerikaner) wurde damals zu den dortigen Kampfhandlungen eingezogen und muss wohl Schlimmes erlebt haben. Nun habe ich ein viel besseres Verständnis für ihn, leider weilt er nicht mehr unter uns.

Alles in allem bin ich jedenfalls mehr als begeistert von deinem tollen Roman, liebe Maiken, der ja durchaus ein paar biografische Elemente aufweist, wie du im Nachwort preisgibst. Mit einer ungeheuren Sprachgewalt packst du die sensiblen Themen wie Verlust eines Zwillings und dessen Verarbeitung, Kriegsgräuel, die Teilung Deutschland, die große Liebe und den Bruch der Beziehung der eigenen Eltern in einen großen Topf, schüttelst ihn gehörig durch und heraus kommt diese zarte und zugleich mächtige Geschichte, die ihresgleichen sucht. Ich freue mich so, dass ich das Buch nun endlich vom SUB befreit habe und vergebe an dieser Stelle gerne begeisterte fünf Sterne mit einer absoluten Leseempfehlung. Freue mich auf weitere Bücher von dir, liebe Maiken. Eines – Und unter uns die Welt – schlummert schon im realen Bücherregal. Das werde ich bald mal in die Hand nehmen.