Solider und unterhaltsamer, aber spannungsarmer Krimi
"30 Tage Dunkelheit" von Jenny Lund Madsen hat es mir nicht einfach gemacht.
Hannah ist eine angesehene Romanautorin, aber ihre Bücher verkaufen sich nicht gerade wie warme Semmeln. Zudem leidet sie momentan ...
"30 Tage Dunkelheit" von Jenny Lund Madsen hat es mir nicht einfach gemacht.
Hannah ist eine angesehene Romanautorin, aber ihre Bücher verkaufen sich nicht gerade wie warme Semmeln. Zudem leidet sie momentan unter einer Inspirationskrise. Sie reagiert vermehrt dünnhäutig, was auf einer Buchmesse dazu führt, dass sie in Anwesenheit eines Krimibestsellerautors übermütig behauptet, jeder könne innerhalb von 30 Tagen einen Krimi schreiben. Sie schließt eine Wette ab, dass sie genau das schaffen wird und reist dazu nach Island in ein kleines ruhiges Dorf. Doch mit der Ruhe ist schon bald Schluss, denn es taucht die Leiche eines Jungen auf. Bei dem ertrunkenen Jungen handelt es sich um den Sohn eines Fischers und schon bald wird aus literarischer Fiktion Wirklichkeit und Hannah wird in die Ermittlung hineingezogen, was nicht jedem im Dorf gefällt. Je näher Hannah dem Geheimnis kommt, umso gefährlicher wird es für sie.
Die Idee hinter dem Kriminalroman fand ich interessant und der Anfang hat mir noch gut gefallen. Ein unterhaltsamer und atmosphärischer Schreibstil zusammen mit einer vielversprechenden Handlung sorgen für flüssiges Lesen. Bis auf das Ende lässt der Kriminalroman jedoch an Spannung missen, einzig zum Ende hinnimmt die Geschichte deutlich an Fahrt auf, auch wenn von den Geschehnissen etwas zu überzogen dargestellt.
Anfangs hatte ich auch meine Probleme mit der Protagonistin Hannah warm zu werden, sie ist zynisch und kommt ziemlich unsympathisch rüber, was es schwierig macht, mit ihr mitzufiebern. Man ist eher genervt von ihr als Charakter, zum Ende hin wird es aber ein bisschen besser.
Zudem hatte ich auch das Gefühl, dass der Roman nicht wusste, ob er eher eine Parodie auf das Krimi-/Thrillergenre sein wollte oder ein literarisch angehauchter Kriminalroman. So konnte mich weder der Kriminalfall noch der kritische Blick auf die Buchbranche komplett überzeugen, obwohl beide Handlungsstränge an sich durchaus Potenzial hatten.
Trotz der inhaltlichen Schwächen ist "30 Tage Dunkelheit" ein gelungener Debütroman, der vor allem durch seinen flüssigen und stimmungsvollen Schreibstil überzeugen kann. Ein solider Krimi, mehr aber auch nicht.