Hotel Metropol
Ein Gentleman in MoskauAlexander Iljitsch Graf Rostov hat ein privilegiertes Leben in Müßiggang und Genussfreude gelebt. Allein das macht ihn im Rußland der Zwanziger Jahre zu einer unerwünschten Person. Von der Revolutionsregierung ...
Alexander Iljitsch Graf Rostov hat ein privilegiertes Leben in Müßiggang und Genussfreude gelebt. Allein das macht ihn im Rußland der Zwanziger Jahre zu einer unerwünschten Person. Von der Revolutionsregierung wird er unter lebenslangen Hausarrest gestellt. Das klingt nicht so übel, wenn man eine Suite im legendären Moskauer Hotel Metropol bewohnt. Allerdings haben die neuen Machthaber vorgesorgt, die Suite ist perdu, eine winzige Dachkammer ist nun sein Domizil. Aber Alexander hat sich eine Maxime zu eigen gemacht „wenn man nicht Herr der Umstände ist, wird man von den Umständen beherrscht“. So richtet er sein neues Leben ein, bis die Ankunft eines jungen Mädchens im Hotel in aus seiner Beschaulichkeit reißt. Nina ist mit ihrem Vater, einem der neuen Beamten der Regierung nach Moskau gekommen und leben ebenfalls im Hotel. Nina, still, klug und von bestechender kindlicher Logik krempelt sein Leben um. Er lernt die geheimen Treppen und Räume der Dienstboten (wie sie an einen Generalschlüssel gekommen ist, bleibt ihr Geheimnis), die Abläufe hinter den prächtigen Türen kennen. Ein Vorteil, der sich auszahlt, als die Umstände Graf Rostov ins weiße Jackett eines Kellners zwingen.
Ein Leben im Hotel - ein Leben in einem kleinen, eng umgrenzten und definiertem Kosmos, aber so reich an Ideen, Thesen und Erlebnissen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich von der ersten Seite an, so angesprochen und berührt hat. Es sind nicht die großen Umwälzungen, die das Buch zum Thema hat, sondern ein Mensch, dessen Leben mit feinen Pinselstrichen gezeichnet wird. Der sich jeder Herausforderung stellt, aber dabei immer anständig und loyal bleibt und für Menschen, die ihm begegnen und wichtig sind, auch sein eigenes Wohl zurückstellt. Wenn nach langen Jahren der Verbannung ein zurückgekehrter Jugendfreund zu Alexander sagt „ du scheinst der glücklichste Mensch Rußlands zu sein“ hat er den Kern getroffen.
Ich hätte diesen Roman noch ewig weiterlesen können, hier ist eine untergegangene Welt, eine ferne Epoche auferstanden, so lebendig erzählt der Autor Rostovs Leben.
Ich habe ein Lieblingsbuch gefunden, das mich sicher immer wieder zum erneuten lesen und entdecken reizen wird. Ich möchte es jedem Leser ans Herz legen.