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Veröffentlicht am 26.04.2023

Ein Buch wie eine Schatzkiste

Babel
3

Welche Worte wählt man für eine Rezension, wenn ein Buch nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sogar übertrifft? Welche Worte können dem gerecht werden?

Wer sich von Werbetexten mitreißen lässt, ...

Welche Worte wählt man für eine Rezension, wenn ein Buch nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sogar übertrifft? Welche Worte können dem gerecht werden?

Wer sich von Werbetexten mitreißen lässt, die von einer Qualität Harry Potters schwärmen… vergesst das, dieses Buch hat absolut nichts mit H.P. zu tun und es ist mir schleierhaft wie man auf diesen Vergleich kommt.

Wer ein klassisches Fantasyspektakel erwartet -vergesst auch das. Klar, es gibt Magie, das war es dann aber auch schon. Und diese Magie ist so plausibel, dass man beim Lesen ganz schnell vergisst, dass man ein Fantasybuch in Händen hält.

Ein leichtes Buch für zwischendurch zum Abschalten, auch hier muss ich Euch enttäuschen. Das war alles andere als leichte Lektüre, hier muss man dran bleiben und sogar ich habe die doppelte Zeit benötigt , schon alleine weil ich nichts überlesen wollte.

Wer Sprachwissenschaft mag und viel über den britischen Kolonialismus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen möchte, der wird dieses Buch genauso lieben wie ich.
R.F.Kuang ist Historikerin und Sprachgelehrte und ich kniee vor so viel Wissen ehrfürchtig nieder.
Dazu bedient sie sich auch noch eines wunderbaren Schreibstils und erzählt zwischen der Flut an Fakten, eine spannende Geschichte. Und die Themen sind brisant: Kolonialpolitik, Diskriminierung, Rassismus, Ausbeutung von Arbeitskraft und Ressourcen und Lobbyismus. Hochaktueller könnte es kaum noch zugehen.

Dieses Buch ist wie eine wunderbare Schatzkiste und definitiv ein Lesehighlight in diesem Jahr.
Meinen größten Respekt zolle ich den beiden Übersetzerinnen Heide Franck und Alexandra Jordan, die Enormes geleistet haben.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Bewegende Familiengeschichte

Solange wir leben
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Ich gebe zu, ich habe bisher noch kein Buch von David Safier gelesen. Zwar stehen "Ein mieses Karma" und "Jesus liebt mich" schon eine lange Weile in meinem Bücherregal, allerdings ungelesen. Das aktuelle ...

Ich gebe zu, ich habe bisher noch kein Buch von David Safier gelesen. Zwar stehen "Ein mieses Karma" und "Jesus liebt mich" schon eine lange Weile in meinem Bücherregal, allerdings ungelesen. Das aktuelle Werk, das am 18.April erscheint, hat aber nichts mit den lustigen gelben Unterhaltungsbüchern zu tun.
Schon der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wollte den Roman unbedingt lesen - vielen Dank an dieser Stelle an Vorablesen.de und Rowohlt für das Rezensionsexemplar.

Was für ein Buch! Was für eine, vom Schicksal gebeutelte, Familie! David Safier beschreibt das Leben und das Kennenlernen seiner Eltern, und diese Geschichte könnte einem Hollywood Blockbuster entsprungen sein. Wenn man bedenkt, dass sein Vater - ein Wiener Jude - den Nazis entkommen konnte und nur er und seine Schwester als einzige der Familie den Holocaust überlebt haben, das alleine wäre schon ein Buch wert.
Während sein Vater sich im weiteren Lebensverlauf voller Zweifel, aber immer wieder voll purer Lebenslust, durch das Leben schlägt und unruhig durch die Welt zieht, wie ein Vagabund, so ist seine bremer Mutter eine bodenständige Überlebenskämpferin.
Diese Familiengeschichte könnte spannender und packender kaum sein, sie zu lesen war ergreifend und am Ende war ich sogar nah am Wasser gebaut.
Was für ein Segen, dass David Safier schreiben kann und somit seinen Eltern ein liebevolles Denkmal setzt, die er zu keinem Zeitpunkt verklärt zu Helden stilisiert, sondern sie sehr menschlich mit all ihren Fehlern darstellt.

Schade nur, dass das Lektorat einige Logik- und Schreibfehler übersehen hat, das hat weder Herr Safier noch dieses wunderbare Buch verdient.

Ich kann "Solange wir leben" vollumfänglich und uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Intelligenter Wohlfühlroman

Menschen, die wir noch nicht kennen
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Ich muss zugeben, mich hatte es bei dem Cover erwischt, irgendwie hat das was. Bei Lesebeginn hatte ich keine allzu hohen Erwartungen, ausser dass es eher leichte Lektüre sein wird mit Wohlfühlfaktor.
Beides ...

Ich muss zugeben, mich hatte es bei dem Cover erwischt, irgendwie hat das was. Bei Lesebeginn hatte ich keine allzu hohen Erwartungen, ausser dass es eher leichte Lektüre sein wird mit Wohlfühlfaktor.
Beides hat sich auch genauso erfüllt… aaaaber: es war absolut gute Unterhaltung, leicht aber nicht seicht. Liebenswerte Hauptcharaktere, die man am Ende des Buches gar nicht loslassen mag.
Und wenn man am Anfang denkt: Ahja, das passiert jetzt so und so, und die mit dem und dann… ja dann! War es doch schlecht spekuliert, denn es kommt dann doch ganz anders und man sitzt überrascht und manchmal sogar ein wenig überwältigt da und kann eigentlich gar nicht aufhören zu lesen.
Susanne Höbel hat alles gut übersetzt (auch wenn ich ein wenig die Augen verdreht habe, wenn Engländer Engländern das „Du“ anbieten) und ich kann dieses Buch ohne Bedenken aber vollen Herzens empfehlen!

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Großartiges Debüt

Liebewesen
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Auch wenn Bücher in der Art und ähnlicher Thematik gerade wie Pilze aus dem Boden schiessen… auch dieser Debütroman hat mich vollends überzeugt. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Die Autorin schreibt ...

Auch wenn Bücher in der Art und ähnlicher Thematik gerade wie Pilze aus dem Boden schiessen… auch dieser Debütroman hat mich vollends überzeugt. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Die Autorin schreibt frech und humorvoll und dennoch kommen die schweren Themen Seite für Seite gut rüber, je tiefer man in das Buch eintaucht umso bedrückender wird das Lesen. Und das meine ich nicht negativ.
Lio und Max, ein Pärchen das frisch verliebt einander dennoch nicht wirklich gut tut. Beides kaputte Menschen, die schwer an ihrer Last zu tragen haben und kaum aufeinander eingehen können.
Wobei ich mich sehr in Lio reinversetzen konnte wegen ihrer Beziehung zu ihrem Vater… an einer Stelle im Buch hätte ich dann schon fast Taschentücher gebraucht.
Ein sehr emotionales Buch, ganz ohne Kitsch und Trallala mit authentischen Dialogen und genauso viel Humor, so dass man nicht an der Schwere der Thematik verzweifelt.
Bravo! Absolut gelungen, ich kann die Lektüre nur allerwärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Schmerzhafte Aufarbeitung

»Du wirst noch an mich denken«
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Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, vor allem wenn man selbst eine denkbar schlechte Mutter-Tochter Beziehung geführt hat.
Die Familie der Autorin ist berühmt und voller denkwürdiger Persönlichkeiten. ...

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, vor allem wenn man selbst eine denkbar schlechte Mutter-Tochter Beziehung geführt hat.
Die Familie der Autorin ist berühmt und voller denkwürdiger Persönlichkeiten. Sie beschränkt sich in diesem Buch allein auf ihre "schwierige" Mutter, einer Generation, die durch Krieg und Verlust gezeichnet ist und nie gelernt hat, diese Traumata zu verarbeiten. Das pure Leid wird getragen und ertragen und schliesslich der nächsten Generation aufgebürdet.
Es sind keine weltbewegenden Ereignisse, die zwischen der Autorin und der Mutter passiert sind, aber viele kleine einschneidende Erlebnisse, die prägen und tiefe Narbein hinterlassen und letztendlich einen Menschen voller Zweifel formen.
Ein schwieriges aber gutes Buch über toxische Mütter-Töchter Beziehungen.

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