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Veröffentlicht am 13.05.2023

Nette Idee - schlecht umgesetzt

Babel
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Mein Fazit gleich vorweg. Wenn die Äußerung von Dennis Scheck, dies sei das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter, stimmt, dann sehe ich schwarz für das Genre.
Ich hatte mich wirklich auf das ...

Mein Fazit gleich vorweg. Wenn die Äußerung von Dennis Scheck, dies sei das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter, stimmt, dann sehe ich schwarz für das Genre.
Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut, das als spektakulärer Weltbestseller angekündigt wurde, habe mich auf Fantasy eingestellt, bekommen habe ich aber – ja was eigentlich? Es ist lediglich ein Roman, der in den 1830ern in einem alternativen Oxford spielt, mit einem Schuss Magie in Form von Silberwerken.
Zu Beginn konnte Kuang mich noch mitreißen. Robin wird als kleiner Junge aus China nach England gebracht, um an der Oxford Universität Übersetzung zu studieren. Doch das ist kein Akt der Menschlichkeit. Babel braucht Menschen, die in anderen Sprachen träumen und denken, denn nur sie können die Magie in den Silberbarren herstellen, die das Empire am Laufen halten. Doch über die Wirkungsweise der Magie erfahren wir nur wenig oder banales. Die Grundidee ist ganz nett, aber zu wenig ausgearbeitet. Und dann wird es zunehmend zäh.
Kuang wollte ihr ganzes Wissen über Etymologie unterbringen. Allein dafür scheint sie das Magiesystem geschaffen zu haben. Doch fühlte sich das für mich wie viele trockene Vorlesungen an. Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wurde ich mit viel zu vielen unnötigen Details überschüttet. Wenn der Text nicht ausreichte, nutzte sie noch unzählige Fußnoten, um noch mehr Infos mitzuteilen. Schlimmer war aber, dass in den Fußnoten Dinge stehen, die der Erzähler nicht wissen konnte, die nicht zum Fortgang der Handlung beitrugen, sondern nur das Wissen der Autorin kundtaten. Irgendwann habe ich sie einfach nicht mehr gelesen.

Es fällt mir immer noch schwer, das Buch zusammenzufassen. Denn das war die größte Schwäche des Buches – die Zusammenhangslosigkeit. Mal gibt es ein Stück Handlung, das dann wieder abbricht, dann folgen eintönige Vorträge, dann erfolgt ein Zeitsprung, der keine nachvollziehbare Entwicklung beinhaltet, dann folgt wieder Geschichtsunterricht. Dieses Buch ist einfach nicht gut erzählt. Es gab keine Überraschungen, keine neuen Erkenntnisse, keine Wendungen. Der Plot ist dünn und lückenhaft, die Figuren nur Sprachrohre der Autorin.
Durch die großen Zeitsprünge versäumt es Kuang, ihre Charaktere glaubhaft zu entwickeln. Ihre Handlungen sind sprunghaft, teils naiv, oft nicht nachvollziehbar. Mir scheint es, als wollte sie unsere heutigen modernen Ansichten zu Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Imperialismus darstellen, denn von Zeigen kann nicht die Rede sein. Und es passt auch nicht in die damalige Zeit. Immer wieder kommt es zu Szenen, die deutlich machen, wie rassistisch und frauenfeindlich die Menschen damals waren. Doch das reicht nicht, Kuang muss es uns anschließend noch erklären und uns sagen, wie wir das zu bewerten haben. Hält sie ihre Leser wirklich für so unmündig?
Ach ja, Gesellschaftskritik gab es dann auch noch, als Kuang über die Auswirkungen der industriellen Revolution und den nahenden Opiumkrieg schreibt. Auch die wurde nicht glaubhaft mit den Charakteren verbunden. Wir betrachten alles nur durch die Babel-Blase, die Auswirkungen auf den Rest der Gesellschaft werden nur reingeworfen. Spürbar, nachvollziehbar war hier nichts.

Und der Schluss war für mich nichts als provoziertes Drama, das dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt hat. Das schlechteste Ende, das ich je gelesen habe, schade, dass ich nicht spoilern darf.

Ich habe am Ende keine Ahnung, welche Geschichte Kuang mir wirklich erzählen wollte, sie hat sich komplett in Statements verzettelt.

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Langweilig, klischeehaft, unitalienisch

Schwarze Tage
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Prolog: Ein kleines Mädchen wurde entführt, die Geldübergabe misslingt, weil der Fahrer tödlich verunglückt. Damit versucht er, eine B-Story in Gang zu bringen, die hineinkonstruiert wirkt. Nur zu dem ...

Prolog: Ein kleines Mädchen wurde entführt, die Geldübergabe misslingt, weil der Fahrer tödlich verunglückt. Damit versucht er, eine B-Story in Gang zu bringen, die hineinkonstruiert wirkt. Nur zu dem Zweck, die Neugier auf den nächsten Band anzufüttern, aber sie wird nur noch 2 Mal im Buch erwähnt und steht in keinem Zusammenhang mit der Story. Und hinterm Ofen konnte sie mich nicht vorlocken.
Den eigentlichen Fall, ein Mord an dem Besitzer eines mit Sternen dekorierten Trüffel-Restaurants, übernehmen Commissario Vito Carlucci und seine neue Kollegin Laura Gabbiano. Wenn man das weiß, weiß man auch schon alles von dem Buch.
Nach wenigen Seiten entpuppte sich die Story als 0-8-15-Tatort-Plot, dem es an allem fehlte, vor allem aber an Italien. Man hätte ihn auch in Hintertupfingen spielen lassen können. Die Figuren waren so unitalienisch wie Fr. Meier, meine sächsische Nachbarin. Da half es auch nicht, ihnen Schimpfwörter wie bastardo oder pazzo in den Mund zu legen.
An Laura hätte der Autor wohl noch eine Weile basteln sollen, denn zu Beginn überhäuft er uns mit Klischees, Frau findet nichts in ihrer zu großen Tasche, Frau kommt am ersten Tag zu spät, Frau fährt mit Highheels zum matschigen Tatort. Der Rest von ihr war auch eher stereotyp aus der Presse gestanzt.
Anstatt mir irgendetwas Neues zu präsentieren, langweilt er mich mit so erstaunlichen »Neuigkeiten«, dass Giftmorde meist von Frauen begangen werden. Man verbeißt sich in eine Verdächtige, wo doch längst allen klar ist, dass die Dame es nicht war. Das Buch war kein Appetitanreger, obwohl lecker gekocht wurde, leider auf einer Spannungsparflamme.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Leichte Unterhaltung ohne Tiefgang

Ginsterhöhe
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Im Mittelpunkt des historischen Romans steht das reale Dorf Wollseifen in der Eifel. Die Geschichte spielt 1919 – 1949. Albert Lintermann kehrt 1919 mit einer schweren Kriegsverletzung zurück, weshalb ...

Im Mittelpunkt des historischen Romans steht das reale Dorf Wollseifen in der Eifel. Die Geschichte spielt 1919 – 1949. Albert Lintermann kehrt 1919 mit einer schweren Kriegsverletzung zurück, weshalb sich seine Frau von ihm abwendet. Trotz 2 weiterer Kinder bleibt die Ehe schwierig. Leni, die Verlobte von Alberts Freund Henning, der im Krieg gefallen ist, heiratet Meller, der später Mitglied der NSDAP wird. In der Nähe von Wollseifen wird von den Nazis eine Schulungsstätte gebaut, so dass das Dorf im 2. WK zur Zielscheibe wird.

Aufgrund der ersten positiven Rezensionen habe ich mich sehr auf das Buch gefreut. Ich finde die Idee der Autorin sehr gut, die Geschichte eines Dorfes aufzuzeichnen, das sonst in Vergessenheit geraten wäre. Dabei hält sich an belegbare Fakten, hat etliche Interviews geführt und gibt dem ganzen einen spürbaren Zeitgeist.
Leider blieb die Geschichte weit hinter meinen Erwartungen zurück, auch hinter den Eindrücken vom Klappentext. Betrachtet man die Zeitspanne, war das sicher eine der bewegtesten Zeiten in Deutschland. Aber ich konnte weder die Schrecken und Folgen des 1.WKs spüren, noch die Auswirkungen der Inflation oder die aufkommende Bedrohung durch den Nationalsozialismus. All das war begraben unter den, für meinen Geschmack, zu detailliert geschilderten Alltagssituationen der Dorfbewohner. Es mögen sicher die Probleme eines jeden Dorfes in der Zeit gewesen sein, ob man sich nun einen stinkenden Traktor anschafft oder Wasserleitungen zulegt. Aber echte Nöte und Sorgen durch die gesellschaftlichen Umwälzungen waren für mich nicht spürbar.

Gut geschildert war der Zusammenhalt der Dorfbewohner, die sich gegenseitig eine große Stütze waren. Die Figuren selbst fand ich oft stereotyp, farblos und oberflächlich, außer Meller, der Nazi, der war für mich die am besten ausgearbeitete Figur, wenn auch etwas einseitig. Aufgrund der leichten Sprache ließ sich das Buch zu Beginn schnell weglesen. Dann allerdings wechselten unzuverlässig die Perspektiven, so dass nicht immer klar war, aus wessen Sicht nun geschrieben wurde. Mal mitten im Kapitel, aber auch mitten im Absatz. Das war für mich teils nur noch ein Wirrwarr. Etwas Spannung kam dann im 2. Teil auf, als die NS die Schulungsstätte gebaut hat und die Stimmung im Dorf deutlich zwiegespalten war.
Ich denke, die Geschichte hätte großes Potenzial gehabt. Für mich war’s nichts, zu oberflächlich, zu seicht, zu emotionslos. Aber ich bin sicher nur die falsche Zielgruppe, das Buch wird seine Liebhaber finden. Meinen Ansprüchen hat es nicht genügt.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Billig gemachter Blockbuster!

Finstere Lügen
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So funktioniert Hollywood. Man nehme ein Thema, von dem der Durchschnittsbürger nur wenig Ahnung hat, das aber bedrohlich wirkt, in dem Fall Geldwäsche am Aktienmarkt von undurchsichtigen Wall-Street-Playern. ...

So funktioniert Hollywood. Man nehme ein Thema, von dem der Durchschnittsbürger nur wenig Ahnung hat, das aber bedrohlich wirkt, in dem Fall Geldwäsche am Aktienmarkt von undurchsichtigen Wall-Street-Playern. Dann einen Action-Held, ein Ex-Soldat ist immer gut, schalte das Tempo hoch, dass der Zuschauer durch die Geschichte rasen muss, und fertig ist der Blockbuster.
Leider hat für mich in dem Buch nichts funktioniert. Angefangen bei Travis, der aus zweifelhaften Gründen (um sich mit seinem Vater zu versöhnen) aus dem Armeedienst ausscheidet und als Analyst bei einem Finanzriesen anfängt. (Wir erfahren eigentlich nichts über das, was er da tut.) Nachdem man in einem leeren Stockwerk der Firma seine Exfreundin erhängt auffindet, steht er unter Mordverdacht. (Allerdings hat die Polizei keine Beweise, nur so ein Gefühl.) Ein Ex-General vom Heimatschutzministerium erpresst ihn, dass er den zweifelhaften Vorgängen in Travis’ Firma auf die Schliche kommen soll. Unser muskelbepackter Held sollte also ordentlich in Schwierigkeiten kommen. Da er aber außer Kämpfen keinerlei weitere Eigenschaften besitzt, kann sich in Schlägereien gegen alles wehren, was haarsträubend geschildert wird. Obwohl er weder von seinem Job noch von Ermittlungen irgendeine Ahnung hat, ist er natürlich sofort Profi. Alle Achtung! Ein bisschen Jack Reacher für Arme.
Um weitere Verwirrung zu stiften, werden noch ein paar Leute umgebracht, die Polizei als Dilettanten dargestellt, ein paar Frauen als kleine Dummchen ins Rennen geschickt und ein paar falsche Fährten wie Leuchtbojen platziert. Und wie gesagt, damit die gesamte Unlogik der Story nicht auffällt, wird der Turbo eingeschaltet und die Action-Kanone gezündet. Und bitte nicht so genau über die Dialoge lesen, die teils hanebüchen sind. »Scheiße« ist so ziemlich das Lieblingswort von allen.

Die Figuren sind nicht mehr als ausreichend beschriebene Kleiderständer, die wahlweise einen Bugatti fahren oder ein Motorrad, sich mit einem Bikini am Pool in einem Palast räkeln und beim Überqueren der Straße ständig joggen müssen.
Das alles ist so lächerlich, so billig, so vorhersehbar, dass ich beinahe körperliche Schmerzen hatte. Die letzten 100 Seiten habe ich mir nicht mehr angetan, weil es mich schlichtweg nicht mehr interessiert hat und ich mir das nicht mehr antun wollte.

Auch wenn ich es lieber verschweigen würde, aber ich habe vor ungefähr fünfzehn Jahren Baldacci gern gelesen. Heute frage ich mich ernsthaft, was mich daran begeistert hat. War er damals besser? Hat sich mein Anspruch so sehr verändert? Man darf nicht vergessen, dass einige seiner Bücher erfolgreich verfilmt wurden, zum Beispiel »Der Präsident« unter »Absolut Power«. Klar, letztlich ist es nur Unterhaltung ohne jeglichen literarischen Anspruch, aber die Storys hatten Hand und Fuß und waren bei weitem nicht so an den Haaren herbeigezogen wie diese hier.
Das war das schlechteste Buch in diesem Jahr und definitiv mein letzter Baldacci.

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