Ein Buch, welches gerade zu Beginn aufzeigt, wie sich jemand fühlt, der die Schule abgeschlossen hat und gar nicht weiß was er nun machen will/ soll?
Denn wenn wir mal ehrlich sind, ging es uns allen nicht genauso? Wer wusste schon, was er direkt nach der Schule machen will? Ich nicht wirklich, auch wenn ich mein Leben da bereits ein wenig vorgezeichnet hatte, aber ob die Entscheidung damals die Richtige war, konnte mir auch keiner sagen. Was wenn es mir genauso gegangen wäre wie Leni?
Leni ist das Sinnbild für jeden zweiten Schulabgänger, der zwar schulisch alles erreicht hat, aber nicht wirklich weiß, wohin die Reise nun gehen soll.
Daher mochte ich es sehr zu sehen, wie sie sich und ihren Weg gefunden hat. Wie sie an sich gezweifelt hat, gezweifelt an dem Weg und ihren Entscheidungen. Dass nicht immer alles gerade abläuft, sondern dass es auch immer mal wieder Kurven zu meisten gilt.
Man merkt, wie Leni kämpft, wie sie mit Problemen umgeht und das oftmals Kleinigkeiten unterdrückt und nicht angesprochen werden. Das es dann oftmals in Selbstzweifeln endet oder aber in Situationen, die man nicht meistern kann.
Hier sehr schön aufgegriffen, dass sich von den Eltern lösen. Das Ausziehen, das auf eigenen Beinen stehen, die Erwartungen an einen selbst bzw. die Erwartung der anderen an einen. Was erwarte ich vom Alleinsein und kann ich dies überhaupt? Denn es ist das Eine, sich zu lösen und endlich das Gefühl von Freiheit zu haben, aber will ich das auch wirklich, wenn ich es habe? Aber hier geht es auch darum, seine Familie davon zu überzeugen, dass der vorgezeigte Weg, ebenfalls Anwältin zu werden und die Kanzlei der Familie zu übernehmen, für einen nicht der Richtig ist. Sich anders zu entscheiden und seinen Weg zu gehen, weg von der Erwartungshaltung der Familie.
Jonas hingegen, fühlt sich gefangen in einer Serie, bei der er nicht mehr mitspielen will, kann aber nicht aussteigen, weil sein Vater sein Manager ist. Diesen will er nicht verletzen, da er nur noch ihn hat. Doch was ist wichtiger, der Erfolg oder das eigene Glück?
Das andere…wie geht man mit einer heimlichen Schwärmerei um? Mache ich mich unglücklich, mache ich mich abhängig oder aber genieße ich einfach dieses kribbeln im Bauch, wenn ich ihm begegne.
Tolle Themen, die in diesem Buch hervorragend eingearbeitet wurden und das Ganze sehr authentisch werden lassen. Denn jeder von uns, findet sich in Leni wieder.
Findet sich in Situationen wieder, die Neu sind, die keinen Weg darlegen und man selber seinen Gedanken einen Tritt in den Hintern geben muss, um den Weg zu gehen. Denn gerade in jungen Jahren muss man lernen, dass man nicht alles vorzeichnen kann. Das es dann doch immer anders kommt, als man es sich ausgemalt hat und das ganz oft das Ergebnis herausragend ist und jede im Vorfeld gemachte Sorge unbegründet.
Daher hat es mir besonders gut gefallen, die Story aus zwei Perspektiven zu lesen.
Einmal aus der von Leni und aus der von Jonas. Dadurch hat man zu beiden einen wirklich guten Draht bekommen und ich mochte beide Seiten sehr. Denn beide hadern mit sich, mit ihrer Situation und mit ihrem Leben.
Leni ist eine sympathische junge Frau, die sehr weltoffen, sehr ehrlich, selbstkritisch und nett ist. Mit ihr möchte man Feste feiern, in einer WG leben und bei Sonnenschein die Seele baumeln lassen.
Jonas ist der absolute Sunnyboy, der durch sein Zahnpasta Lächeln Mädchenherzen zum Schmelzen bringt, der auf der Sonnenseite des Lebens steht und zugleich noch schweinenett ist.
Beide zusammen haben wahnsinnig gut harmoniert und waren ein tolles Couple, welches ich gerne gelesen habe.
Was mich überrascht hat, dass es nicht ganz so harmonisch abläuft, sondern dass hier Störenfriede am Werk sind, die dem Buch einen ganz eigenen Dreh verleihen und ihm einen wunderbaren Twist verleihen.
Zudem fand ich den Schreibstil hervorragend, denn er ist gradlinig, einfach, simpel und sehr eingängig, so dass man mit diesem Buch und dieser Story lange auf dem Sofa verweilen kann und möchte. Denn der Stil ist sehr klar, verzichtet komplett auf Verschachtelungen und er passt einfach zu den beiden Protagonisten und ihrer Story.
Hier werden klare Worte gesprochen, keine Beschönigungen, keinen unnötigen Verwirrungen oder Missverständnisse. Hier spricht einfach die Story für sich.
Wie die beiden sich näherkommen, wie sie zarte Band knüpfen, zarte Bindungen eingehen und wie sie einfach zueinander finden. Sie merken schnell, dass sie gemeinsam stark sind und sich stützen.
Denn das Ende ist nicht einfach nur das liebevolle romantische Happy End, sondern es beinhaltet auch, dass sie sich ihren Ängsten stellen. Ihnen ist klar, dass ihre Entscheidungen Konsequenzen haben werden, für ihre weitere berufliche Laufbahn aber auch für sich als Paar.
Wunderbar ausgearbeitet, ganz still, ganz klar und punktgenau formuliert. So dass es ein realistisches und wirklich gutes Ende ist. Nicht immer muss alles im Glanz von rosa Wolken eingenebelt werden, es kann auch anders sein. Denn Liebe ist mehr als nur Schmetterlinge im Bauch…
Meine Bewertung: 4 Sterne
Ein Buch, welches mich wirklich gut überrascht hat. Denn es ist doch bedeutend tiefgründiger, fazettenreicher und transportiert wichtige Themen, die selten so zur Aussprache kommen. Eine bunte Mischung aus Themen, die sich aber alle am Ende zusammenfügen. Für mich eine Story, die rundum gut durchdacht ist, manchmal vorhersehbar aber im Großen und Ganzen ein Buch, mit dem man sich absolut wohlfühlen kann.