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Veröffentlicht am 25.04.2023

Eine bewegende Geschichte über die Liebe einer starken Frau

Die Frauen der Villa Sommerwind. Das Glück am Horizont.
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ie Geschichte beginnt 1903 mit der Ankunft Henriettes Familie in Timmendorf, damals noch nicht der beliebet Ferienort wie heute.

Henriettes Vater will dort das Hotel "Villa Sommerwind" eröffnen und Henriette ...

ie Geschichte beginnt 1903 mit der Ankunft Henriettes Familie in Timmendorf, damals noch nicht der beliebet Ferienort wie heute.

Henriettes Vater will dort das Hotel "Villa Sommerwind" eröffnen und Henriette geht davon aus, dass sie weiterhin an der Seite ihres Vaters arbeitet wie in Hamburg nach dem Tod der Mutter..

Schnell findet Henny in Mareike eine gute Freundin und teilt mit ihr das Geheimnis ihrer Liebe zu dem Fischer Ole, den ihr Vater nie als Ehemann akzeptieren wird. Doch es kommt noch schlimmer. Ihr Vater heiratet die Witwe Amalia und besteht auf einer Heirat Hennys mit deren Sohn.

Die Jahre gehen dahin. Henny ist gefangen in ihrer Ehe, hat aber ihren Ole nie vergessen. Dann bricht der 1. Weltkrieg aus und mischt die Karten neu.

Ich habe das Buch mit viel Freude gelesen. Durch den lebendigen Erzählstil der Autorin ist es mir leicht gefallen, ganz in Hennys Welt einzutauchen und an ihrem Leben Anteil zu nehmen. Ich habe ihre Enttäuschung geteilt, als ihr Vater sie immer mehr aus seinem Leben ausschließt und ihr einen Ehemann aufdrängt, den sie nicht liebt. Ich habe mich über die Treffen mit Mareike gefreut, die weiß, was sie will und Henny treu zur Seite steht. Und ich habe den kurzen gestohlenen Momenten der Zweisamkeit mit Ole entgegen gefiebert.

Besonders gut gefallen hat mir, dass ich miterleben konnte, wie sich Henny zu einer selbstbewussten Frau entwickelt, die ihren Platz im Leben findet und bereit ist, für ihre Träume zu kämpfen. Mit dazu beigetragen hat der 1. Weltkrieg, der bei allem Leid , Frauen die Chance gegeben hat, zu zeigen, was sie können.

Nach vielen Schicksalsschlägen haben sich die Überlebenden in meinen Augen ein optimistisches Ende redlich verdient.

Der Roman bereitet viele unterhaltsame Lesestunden und bietet auch interessante Informationen zu den Anfängen des Tourismus am Timmendorfer Strand. Ich habe die Personen ins Herz geschlossen und hoffe, sie bald wieder zu treffen.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Machterhalt um jeden Preis

Club Paradies - Im Glanz der Macht
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Berlin 1976 Zeit der Studentenunruhen, Anfänge der RAF und des Immobilienbooms

Hanns Borchardt ist der Immobilienkönig von Berlin, Liebling der Reichen und Mächtigen, die sich in seinem Glanz sonnen. ...

Berlin 1976 Zeit der Studentenunruhen, Anfänge der RAF und des Immobilienbooms

Hanns Borchardt ist der Immobilienkönig von Berlin, Liebling der Reichen und Mächtigen, die sich in seinem Glanz sonnen. Das ist der öffentliche Borchardt. Hinter der Fassade zeigt sich ein anderes Bild. Sein Imperium steht auf tönernen Füßen. Seine Familie entgleitet ihm und die Nachtclubbesitzerin Leah könnte der Dominostein sein, der alles zum Einsturz bringt.

Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Zuerst lerne ich den Patriarchen Borchardt kennen und von Anfang an empfinde ich eine tiefe Abneigung . Er ist machtverliebt, manipulativ und behandelt seine Frau Maria wie eine nützliche Schachfigur. Diese Abneigung steigert sich im Verlaufe der Ereignisse regelrecht zu Hass gemischt mit Wut. Die Autorin zeichnet ein realistisches Bild eines skrupellosen Machtmenschen und Egomanen.

Mein Mitgefühl galt eindeutig seiner Frau Maria, die in seinem Schatten steht, ihn immer noch liebt und von ihm rücksichtslos für seine Zwecke missbraucht wird. Ich habe mir sehr gewünscht, sie würde sich gegen ihn wehren.

Sein Sohn Holger lehnt den Vater völlig ab und radikalisiert sich im Zuge der Studentenunruhen immer mehr. Konnte ich anfangs seine Haltung nachvollziehen, wurde er mir aber immer fremder und auch unsympathisch.

Seine Schwester Hanna ist auch in Opposition zum Vater, steht aber der Mutter zur Seite, was ich ehrenwert fand. Auch sie sucht ihren eigenen Weg, aber für mich war bis zum Ende des 1. Bandes der Dilogie nicht klar, welche Richtung sie nehmen wird.

Die Clubbesitzerin Leah ist eine Art Katalysator, die unbewusst eine Kettenreaktion auslöst. Wirklich erwärmen konnte ich mich nicht für sie.

Besonders gelungen fand ich die Erzählweise. Die Autorin widmet die einzelnen Kapitel abwechselnd den handelnden Personen und gibt mir dadurch unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen. Ich hatte zunehmend das Gefühl, in einem Zug zu sitzen, der ungebremst in den Abgrund rast. Die Handlung hatte mich vollkommen gefesselt und atemlos habe ich dem Ende entgegen gefiebert, das einen momentanen Schlusspunkt setzt und gleichzeitig auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Die Schuld, eine Frau zu sein

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
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Leah geht als Au-pair nach Dublin. Sie wird von ihren Eltern bedrängt, ihr Medizinstudium weiterzuführen, was sie nicht will. Sie braucht dringend eine Auszeit.

In Dublin lernt sie Shaun, den Bruder ihrer ...

Leah geht als Au-pair nach Dublin. Sie wird von ihren Eltern bedrängt, ihr Medizinstudium weiterzuführen, was sie nicht will. Sie braucht dringend eine Auszeit.

In Dublin lernt sie Shaun, den Bruder ihrer Gastmutter, kennen, der sich rührend um seine Großmutter Rose kümmert. Diese neigt zu übermäßigem Alkoholkonsum, Gewaltausbrüchen, spricht von einer Cathy, die niemand kennt und scheint von schweren Schuldgefühlen erdrückt zu werden. Leah überzeugt Shaun, dass es hilfreich wäre zu wissen, was Rose so zusetzt. Gemeinsam erfahren sie die bittere Wahrheit über Cathy und Rose und die unrühmliche Rolle der katholischen Kirche.

Ich hatte bereits über die Magdalenenheime gelesen und welch schreckliche Zustände dort herrschten. Ich war gespannt, wie die Autorin dies in einem Unterhaltungsroman verpacken würde.

Das Buch hat mich völlig überzeugt. Die Autorin findet in meinen Augen die richtige Balance zwischen Unterhaltung, Spannungselementen und dem Leid, der Mädchen und jungen Frauen, die in den Klöstern wie Zwangsarbeiter behandelt wurden.

Dies liegt an der Erzählweise. Zum einen begleite ich die junge Leah aus dem Jahr 2019, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist. Es mutet geradezu detektivisch an, wie sie auf Spurensuche nach Rose Vergangenheit geht. Das liest sich fesselnd. Ich habe Leah für ihre Hartnäckigkeit und ihr Feingefühl bewundert. Interessant war auch zu beobachten, wie Leah den schüchternen Shaun aus seiner Isolation befreit und sich die beiden annähern.

Ganz anders die Stimmung in den Teilen, in denen Cathys und Rose Geschichte erzählt wird, die in den 60ziger und 70ziger Jahren spielt. Rigide Moralvorstellungen und eine Übermacht der konservativen katholischen Kirche lassen jungen Mädchen und Frauen kaum die Luft zum Atmen. Wer sich dagegen auflehnt oder nur den Anschein erweckt, landet in der Hölle der Magdalenenheime. Die Zustände müssen schrecklich gewesen sein. Es hat mich fassungslos und wütend gemacht.

Besonders berührend fand ich die Einblicke in Rose Gefühlswelt. Ihr Verhalten in der Gegenwart wird dadurch verständlich.

Das Ende des Romans ist für mich voller Hoffnung auf einen Neubeginn, nachdem die Vergangenheit einen Schlussstrich bekam.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Ein Bakteriologe auf Mörderfang - ungewöhnlich und sehr spannend

Tödlicher Schlaf
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Hamburg 1907 Der Bakteriologe Carl-Jakob Melcher wurde durch sein Vorbild Robert Koch dazu angeregt, seinen jetzigen Berufsweg einzuschlagen. Umso brisanter und erschreckender sind die Andeutungen, die ...

Hamburg 1907 Der Bakteriologe Carl-Jakob Melcher wurde durch sein Vorbild Robert Koch dazu angeregt, seinen jetzigen Berufsweg einzuschlagen. Umso brisanter und erschreckender sind die Andeutungen, die sein alter Schulfreund Ludolf, der schwer krank aus Ostafrika zurückgekommen ist, macht. Als Ludolf unerwartet stirbt, erhalten die Anschuldigungen mehr Gewicht und Melcher nimmt nun an, dass Ludolf ermordet wurde, um einen Skandal zu vermeiden. Schließlich gerät er selbst unter Mordverdacht und die Beweise sprechen eindeutig gegen ihn.

Der Autor lässt den Bakteriologen Melcher , die Geschichte selbst erzählen. Das fand ich spannend, weil ich so an seinen Gedanken und Gefühlen regen Anteil nehmen konnte. Gleichzeitig erhalte ich interessante Informationen aus der Welt der Wissenschaft. Die damalige Forschung war ernsthaft bemüht, Krankheiten zu besiegen. Nur die Mittel, die zum Erfolg führen sollten, waren aus heutiger Sicht manchmal mehr als fragwürdig, spiegeln aber das Wertesystem jener Zeit wider. Für mich waren die Schilderungen der Zustände in den deutschen Kolonien daher weniger überraschend als viel mehr grauenerregend. Weitere historische Details ergaben ein lebendiges und mir zum Teil unbekanntes Bild des Kaiserreichs.

Melcher selbst war mir sehr sympathisch. Sein Willen, dem toten Freund Gerechtigkeit erfahren zu lassen, hat mir gut gefallen.

Eine interessante Nebenfigur war seine Cousine Agatha, die aus London angereist, plötzlich vor der Tür steht. Sie ist unkonventionell, nimmt kein Blatt vor den Mund und engagiert sich für die damals noch junge Frauenrechtsbewegung.

Die Erzählweise des Krimis ist eher bedächtig. Der Autor nimmt sich Zeit, historische Umstände darzulegen. Das tut der Sogwirkung der Handlung aber keinen Abbruch. Im Gegenteil ich konnte mich ganz in die Zeit versenken.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Starke Frauen und ein verstörender Kriminalfall

Die Bahnhofsmission
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Natalie hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben. Sie führte ein Leben am Rande der Gesellschaft und arbeitet nun in der Berliner Bahnhofsmission. Alice ist die wohlbehütete Tochter eines angesehenen ...

Natalie hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben. Sie führte ein Leben am Rande der Gesellschaft und arbeitet nun in der Berliner Bahnhofsmission. Alice ist die wohlbehütete Tochter eines angesehenen Medizinprofessors. Sie träumt von einer Berufsausbildung und einem selbst bestimmten Leben, was 1904 fast undenkbar für eine Frau war. Zufällig entdeckt sie die Bahnhofsmission und beschließt dort hinter dem Rücken der Eltern ehrenamtlich zu arbeiten.

Die Arbeit in der Bahnhofsmission bedeutet nicht nur Hilfe für Schutzbedürftige, sondern auch den Kampf gegen Mädchenhändler, Diebe und die Borniertheit mancher Teile der gehobenen Gesellschaft. Als ein junges Mädchen aus der Obhut Natalies verschwindet, ist die Existenz der Bahnhofsmission bedroht.

Natalie muss sich deshalb ihrer Vergangenheit stellen und gemeinsam versuchen die Frauen den scheinbar übermächtigen Feind zu besiegen.

Von Anfang an war es eine Freude, das Buch zu lesen. Die Autorin erzählt lebendig mit vielen interessanten historischen Details.

Sowohl Alice als auch Natalie waren mir auf ihre Art sympathisch. Dabei habe ich Natalie als die vielschichtigere Persönlichkeit wahrgenommen. Ein Grund dafür ist sicher ihre zwielichtige Vergangenheit. Das zeigt sich deutlich, als sie Kontakt zu alten Bekanntschaften aufnehmen muss. Ich habe ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein und ihren starken Wunsch, etwas aus sich zu machen, bewundert. Das Bedürfnis, unabhängig zu sein, verbindet sie mit Alice. Trotz ihrer Lebensunerfahrenheit, stellt Alice sich mit viel Empathie den Herausforderungen, sich in der Bahnhofsmission um Menschen aus den unteren Schichten zu kümmern und sich gegen die starren Regeln der Eltern aufzulehnen.

Stehen zu Beginn des Romans die Schilderungen der Bahnhofsmission und der Lebensumstände von Alice und Natalie im Vordergrund, nimmt gegen Ende die Krimihandlung immer mehr Raum ein. Diese Mischung fand ich sehr gelungen, weil sich der Spannungsbogen langsam aufbaut , um sich in einem furiosem Finale zu lösen.

Für mich war es ein toller Roman, der sehr gut unterhält und viele Aspekte der damaligen Zeitgekonnt in die fesselnde Handlung einbezieht.

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