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Veröffentlicht am 09.07.2023

Summertime Sadness

22 Bahnen
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In den letzten Wochen habe ich kaum ein Buch so oft auf Instagram gesehen wie „22 Bahnen“ von Caroline Wahl. Und kaum ein anderes Buch hat mich beim Lesen je so sehr an meine Jugend erinnert. Was komplett ...

In den letzten Wochen habe ich kaum ein Buch so oft auf Instagram gesehen wie „22 Bahnen“ von Caroline Wahl. Und kaum ein anderes Buch hat mich beim Lesen je so sehr an meine Jugend erinnert. Was komplett irre ist, weil es in „22 Bahnen“ gar nicht um Jugendliche geht, und weil meine eigene Jugend nichts mit dem zu tun hatte, was Tilda und Ida mit ihrer alkoholkranken Mutter erleben. Im Buch geht es viel mehr um eine Jugend, die länger andauert, als sie eigentlich sollte, von der sich die Protagonistin nicht so recht lösen darf, die immer noch ihre langen Finger nach ihr ausstreckt und verhindert, dass sie erwachsen und frei sein kann. Zwischen den Zeilen konnte ich trotzdem irgendetwas lesen, das dem Gefühl entspricht, das ich mit diesen Jahren verbinde. Vielleicht liegt es in den kleinen, verspielten Details der Geschichte oder daran, dass die Autorin und ich in einem ähnlichen Alter sind und sie dadurch eine ähnliche Zeitrechnung aufmacht. Ich weiß es nicht. Generell ist „22 Bahnen“ ziemlich gut darin, Gefühle heraufzubeschwören, obwohl es ja eigentlich eine „Nicht-Liebesgeschichte“ ist. Das behauptet zumindest Tilda im Buch, ich sehe das anders. Mal angenommen, es handelt sich doch um eine Liebesgeschichte, gehört diese jedenfalls zu meiner liebsten Art an Liebesgeschichten: Voller Sommer und roher Melancholie. Ein bisschen wie ein Lana Del Rey Song auf Deutsch. Früher war ich sowieso der Meinung, dass der Sommer immer auch etwas Trauriges, zwischen drohendem Aufbruch und Vergänglichkeit, an sich hat.
Gewissermaßen war mir das Buch zu kurz, gewissermaßen ist es aber genau richtig lang. Wie ein Sommergewitter. Schnell vorbei, aber heftig. Alles ist danach nass. (Meine Augen auch.)
The hype is real, liebe Freunde und Freundinnen der Literatur.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Drachen lieben leicht gemacht

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Inhalt:

Das Basgiath War College ist eine Art Todestrakt. Aufgeteilt in vier Quadranten (Heiler, Schriftgelehrte, Infanterie und Drachenreiter) wird dort die militärische Elite des Landes Navarre herangezogen. ...

Inhalt:

Das Basgiath War College ist eine Art Todestrakt. Aufgeteilt in vier Quadranten (Heiler, Schriftgelehrte, Infanterie und Drachenreiter) wird dort die militärische Elite des Landes Navarre herangezogen. Es gibt nur zwei Wege, das College zu verlassen. Entweder man macht seinen Abschluss - oder man stirbt. Als Tochter einer ranghohen Generalin meldet sich Violet Sorrengail (un)freiwillig, um als Drachenreiterin ausgebildet zu werden - das ist der prestigeträchtigste, aber auch der tödlichste Quadrant. Violet ist klein und schwach, ihre körperlichen Voraussetzungen sind denkbar schlecht, um zu überleben oder gar von einem der gewaltigen Drachen als Reiterin erwählt zu werden. Darüber hinaus befindet sich eine große Zielscheibe auf Violets Rücken. Nicht alle Drachenreiter sind gleich. Manche von ihnen sind die gezeichneten Kinder einer Gruppe, die vor Jahren einen Putschversuch in Navarre unternommen hat, und deren Eltern auf den Befehl von Violets Mutter hingerichtet wurden. Xaden Riorson, der Anführer von Violets Einheit, ist einer von ihnen und er ist auf Rache aus.

Meine Meinung: 4,5 Sterne!

Eigentlich lese ich schon seit ein paar Jahren nur noch wenig Fantasy, den Hype um "Fourth Wing" habe ich über Goodreads entdeckt. Selten ein Buch, das dort so hohe Wertungen erzielt. Und das zurecht. Der Plot vereint die besten Motive aus zahlreichen erfolgreichen Romanen, die dieses Genre in den letzten fünfzehn Jahren hervorgebracht hat. Es ist eine Art Hunger Games meets Divergent meets ACOTAR meets das Buch, dessen Name nicht genannt werden darf. Dabei sind viele dieser Ideen nicht direkt neu, aber die Art und Weise, wie sie erzählt werden, ist es dann doch. Nicht nur weil die Autorin scheinbar mühelos verschiedene Minderheiten repräsentiert und gleichzeitig eine Protagonistin geschaffen hat, deren Charakter nur wenig an ihre Fantasy-Vorgängerinnen erinnert. Violet Sorrengail ist intelligent und sanft, sie weiß und die Limits ihres Körpers, kämpft auf ihre Weise, zeigt, dass es unterschiedliche Arten gibt, auf die man kämpfen kann, und versucht doch immer das Beste aus ihrer Situation zu machen und as Beste aus sich herauszuholen.
Das Buch, vor allem die ersten zwei Drittel, sind unwahrscheinlich spannend. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viele Seiten in so kurzer Zeit gelesen habe. Der Roman ist straff geplottet. Die Ereignisse überschlagen sich. Trotz der Seitenanzahl hält die Geschichte fast durchgehend einen steilen Spannungsbogen und ein hohes Tempo aufrecht. Das Highlight innerhalb der Handlung sind für mich die Drachen, die ihre ganz eigene Gesellschaft bilden und als eigene Persönlichkeiten so spannend und ansprechend dargestellt werden. Allein dafür verdient das Buch, dass ich ihm hier fünf Sterne gebe.

Trotzdem bin ich nicht zu 100% glücklich, nachdem ich das Buch beendet habe. Das liegt zum einen an der romantischen Beziehung, die sich zusichern Violet und Xaden entwickelt. Ich mag die Ausarbeitung des enemies to lovers trope, die Spannung zwischen den beiden, die schnellen innovativen Dialoge und die Kommunikation im Mittelteil der Gesichte, hatte aber gleichzeitig den Eindruck, dass all diese Dinge zum Ende hin deutlich schwächer werden. Das Verhältnis zwischen Violet und Xaden nimmt dann so einen melodramatischen Zug an, der mir nicht gefallen hat.
Dazu kommt, dass ich durchaus Sorgen mache, wenn ich an den Rest der Reihe denke. Ich bin mir nicht sicher, ob das politische System, in das der erste Band eingeführt hat, so viel Substanz bietet, um über die angeblich geplanten fünf Bände zu tragen. Dazu waren mir die Enthüllungen gegen Ende des Romans zu dünn. Wirklich gute Fantasy-Reihen zeichnen sich für mich dadurch aus, dass das erste Buch nicht ihr bestes ist, und ich hoffe, dass Fourth Wing mit Band 1 nicht schon das meiste Pulver verschossen hat.
Ich muss außerdem zugeben, dass die Ereignisse im Verlauf der Handlung für erfahrene Fantasy-Leser im Großen und Ganzen definitiv vorhersehbar sein werden. Das tut der Spannung für mich keinen Abbruch, aber ich wurde verhältnismäßig wenig überrascht.

Fazit:

"Fourth Wing" ist generell eines der faszinierendsten Fantasy-Bücher, die mir in den letzten Jahren begegnet sind. Es wird zweifelsfrei viele Fans finden und sehr erfolgreich sind. Ich werde die Reihe weiter verfolgen und hoffe, ich werde nicht doch noch enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Eva, Mona, Sina und du

Eva
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Inhalt:

Die Lehrerin Eva Lohaus veröffentlicht einen Essay, in dem sie dazu auffordert, in Zeiten des Klimawandels, keine weiteren Kinder zu bekommen. Dafür erntet sie einen virtuellen Shitstorm, der ...

Inhalt:

Die Lehrerin Eva Lohaus veröffentlicht einen Essay, in dem sie dazu auffordert, in Zeiten des Klimawandels, keine weiteren Kinder zu bekommen. Dafür erntet sie einen virtuellen Shitstorm, der darin gipfelt, dass sie selbst im privatesten Umfeld bedroht wird. Sina, eine Journalistin, will in einem persönlichen Interview Evas Absichten auf den Grund gehen, während zuhause ihr eigener Kinderwunsch ein zentrales Thema in der Beziehung zu ihrem Partner ist. Gleichzeitig hadert Sinas Schwester Mona mit dem selbstgewählten Familienleben.

Meine Meinung:

In "EVA" erzählt die Autorin Verena Kessler in vier Kapiteln die Perspektiven von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die jede auf ihre Art mit dem Thema Mutterschaft ringen. (Auf das Wesen der letzten Frau gehe ich an dieser Stelle nicht ein, um mit der Rezension dem Roman nichts vorweg zu nehmen.)
Mit einer wertfreien Empathie werden die Blickwinkel der Protagonistinnen angenommen und dabei unterschiedliche Aspekte des Mutterseins thematisiert. So wird die Entscheidung, ob und warum man Mutter werden möchte (oder eben nicht) in den Fokus gerückt. Genauso wie die möglichen Konsequenzen, sollte diese Entscheidung zu Leid und Reue geführt haben. Die Stärke des Romans liegt dabei darin, dass er sich nicht darum bemüht, ein vollständiges Bild zu zeichnen, sondern in Form von beispielhaften Lebenswegen, mit dem gängigen Stereotyp der Mutterrolle bricht, und alternative Entwürfe aufzeigt. Manche davon sind selbst gewählt, andere sind die Ergebnisse verschiedener Irrungen des Lebens. Die Geschichten von Eva, Mona, Sina und Co. gleichen denen vieler anderer Frauen und sie vereint vor allem, dass sie viel zu selten erzählt werden, und viel zu lange keinen Platz eingenommen haben, neben dem idealen Postkartenmotiv der glücklichen Familienmutter.

Das Buch erhebt nicht den Zeigefinger. Es geht nicht darum, die Inhalte von Evas Essay zu vermitteln, sondern darum, eine ursprünglich sehr starre Schablone weiter auszudehnen, und den Horizont zu verlagern, mit dem man das eigene Leben und das Leben der anderen manchmal betrachtet. Obwohl ich keine eigenen Kinder habe, bietet das Buch dahingehend für mich ein hohes Identifikationspotenzial. Die Kinderfrage stellt sich im Leben einer jeden Frau unweigerlich. Irgendeine Form der Entscheidung muss man/ frau treffen. "EVA" setzt diese Entscheidungen in Relation.

Fazit:

"Eva" ist ein kluges Buch, das ein schwieriges Thema aufbereitet, ohne zu viel zu wollen, und genau vor diesem Hintergrund viel erreicht. Mir hat es sehr gut gefallen und es ist bislang eines der besten deutschsprachigen Bücher, die ich in diesem Frühjahr gelesen habe.
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Veröffentlicht am 24.04.2023

Melody, Melody

Melody
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Inhalt:

Der junge Jurist und ehemalige Langzeitstudent Tom steckt nach dem Tod seines Vaters in finanziellen Schwierigkeiten und nimmt deshalb eine private Anstellung bei dem berühmten und äußerst wohlhabenden ...

Inhalt:

Der junge Jurist und ehemalige Langzeitstudent Tom steckt nach dem Tod seines Vaters in finanziellen Schwierigkeiten und nimmt deshalb eine private Anstellung bei dem berühmten und äußerst wohlhabenden Nationalrates Dr. Peter Stotz an. Stotz ist alt und krank, er will deshalb das Tom sein Leben für die Nachwelt archiviert und dokumentiert. Für diese Aufgabe wird er nicht nur fürstlich entlohnt, sondern soll zusätzlich in einer Gästewohnung in Stotz' mondäner Villa leben. Diese Villa ist geprägt von den Abbildern und Erbstücken einer jungen Frau. Melody ist einst die Verlobte des Nationalrats gewesen. In langen Abenden vor dem Kamin erzählt Stotz Tom die Geschichte, die ihn mit Melody verbindet und bald wird klar, dass hier ein Rätsel verborgen liegt, das man nach all den Jahren vielleicht doch noch lösen kann.

Meine Meinung:
Um es mal sehr modern zu sagen: Martin Guter slayed.

"Melody" ist nicht umsonst sofort zum Bestseller geworden. Was für ein großartiges Buch! Ich habe eine Schwäche für geheimnisvolle und abgründige Geschichten mit einer gewissen UpperClass-Ästhetik. Ich mochte die geisterhafte und luxuriöse Atmosphäre in der Villa, der im Kontrast stehende schlechte Gesundheitszustand von Dr. Stotz, die Rückblenden in die Schweiz der Achtzigerjahre, als Stotz die sagenhafte Melody kennenlernt. Während die erste Hälfte des Romans noch gemächlich daher kommt, wird die Geschichte mit jedem weiteren Kapitel immer furioser. Sie führt Tom an interessante und wunderschöne Orte, und lässt ihn auf eigenartige Menschen treffen. Man könnte sagen, ich das Buch hat mir mit jeder neuen Seite noch besser gefallen. Martin Suter ist und bleibt einfach ein sehr guter Schriftsteller, der mich mit dem seinen Büchern übergeordneten Thema der Wahrheitsfindung und -interpretation immer wieder einfangen und abholen kann Die Auflösung der Geschichte ist ein Feuerwerk aus Wendungen. Ich wurde bis zur letzten Seite überrascht. Auch die Romantikerin in mir ist zu Genüge auf ihre Kosten gekommen. Die Nebenfiguren hatten jeweils ihren ganz eigenen Charme, ich bin auch ein Fan des italienischen Einschlags, den die Geschichte durch sie bekommen hat. "Melody" ist ein fast perfektes Buch, das mich vom ersten bis zum letzten Satz unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Malibu Showdown

Malibu Rising
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Malibu in den Achtzigerjahren:

Die Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit gehören zu den angesagtesten Leuten in dem ehemaligen Fischerdorf, das sich allmählich zum Hotspot der Reichen und Schönen mausert. ...

Malibu in den Achtzigerjahren:

Die Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit gehören zu den angesagtesten Leuten in dem ehemaligen Fischerdorf, das sich allmählich zum Hotspot der Reichen und Schönen mausert. Sie sind nicht nur die Kinder der Musiklegende Mick Riva. Nina ist als Model bekannt, Jay gilt als aufstrebender Star am Surferhimmel und Hud hat sich als Fotograf einen Namen gemacht.

Jedes Jahr findet in Ninas Haus eine von den Riva-Geschwistern ausgerichtete Party statt, die mittlerweile legendär geworden ist. Das Who is Who Hollywoods gibt sich in dieser einen Nacht in Malibu die Klinke in die Hand.

Doch die diesjährige Party ändert alles. Plötzlich treffen Vergangenheit und Gegenwart auf schicksalhafte Art und Weise zusammen, als wollten sie sich plötzlich wiederholen. Lügen und Wahrheit fressen sich wie Feuerschneisen zwischen die Partygäste.

Hollywood-Glamour, Malibu, Surferboys, Supermodels:

Manche würden hinter diesen Attributen sicher keine allzu tiefgründige Geschichte vermuten.Diese Vorurteile kann man bei „Malibu Rising" getrost über Bord werfen. Sicher hat die Geschichte einen gewissen „All American Flair“, der bestimmt nicht jedem zusagt. Mich hat die Ästhetik des Buchs an Achtzigerjahre-Serien und Barbie-Puppen erinnert.

Darunter verbirgt sich allerdings so viel mehr. Man spürt den Sand zwischen den Zehen und riecht das Salz in der Luft, genau wie die Decke aus Melancholie, die manchmal über dem Text liegt.

Taylor Jenkins Reid hat mit „Malibu Rising* ein Buch über Familie geschrieben und die Frage, was das eigentlich bedeutet. Es ist auch ein Buch über Verlust, Liebe und Verrat.

Ich möchte nicht, dass man meine Inhaltszusammenfassung missversteht. Das Buch ist nicht so hochdramatisch wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Es passiert zwar viel, aber die Ereignisse fließen ineinander. Eine einzige Nacht könnte wohl tatsächlich so oder so ähnlich zu einer Katastrophe führen.

Besonders gut gefallen hat mir die Erzählperspektive.

Der Text zoomt den ganzen Tag und die ganze Nacht über von einer Person zur nächsten, scheint alles über jeden zu wissen und verrät doch nur einen Bruchteil davon. Dabei werden in erster Linie die Protagonisten in den Fokus gerückt, aber auch scheinbar unbeteiligte Nebencharaktere, durch deren Perspektiven sich allmählich ein Gesamtbild zusammensetzt.

Der spannendste Teil sind für mich die komplizierten, aber feinfühlig ausgearbeiteten Beziehungen zwischen den einzelnen Geschwistern gewesen.

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