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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2023

Viele Chancen verschenkt

Ich, ein Sachse
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In "Ich, ein Sachse" erzählt uns Samuel Meffire seine Lebensgeschichte: vom Kennenlernen seiner Eltern, über die Kindheit als Afrodeutscher in DDR bis hin zu einer extrem turbulenten Nachwendezeit. Dabei ...

In "Ich, ein Sachse" erzählt uns Samuel Meffire seine Lebensgeschichte: vom Kennenlernen seiner Eltern, über die Kindheit als Afrodeutscher in DDR bis hin zu einer extrem turbulenten Nachwendezeit. Dabei trifft er sowohl auf Nazis als auch auf Minister, tingelt durch Fernsehstudios, kommt aber auch mit dem Gesetz in Konflikt.

Dieses Buch hatte SO viel Potential. Samuel Maffire hat wirklich eine absolut faszinierende Lebensgeschichte, die schon damit losgeht, dass sein Vater ein kamerunischer Austauschstudent in der DDR war, der am Tag seiner Geburt unter nicht komplett geklärten Umständen umkam. Wie Meffire als afrodeutsches Kind in der DDR aufwächst, wird tatsächlich sehr interessant erzählt und auch wenn mich zu diesem Zeitpunkt der doch recht pathetische und leicht selbstmitleidige Schreibstil etwas störte, gefiel es mir da doch noch recht gut.

Leider ging diese Meinung im Laufe des Buches immer mehr ins Schlechte über. Der Autor setzt ziemlich viel Wissen von Leser voraus, vor allem, was Kriminalität und Untergrund angeht, manchmal hatte ich auch echt das Gefühl, dass er meint, dass alle Leser ihn bereits vor der Lektüre kennen (was bei mir nicht der Fall war). Gerade ab der Wendezeit werden inflationär viele Metaphern und sprachliche Bilder genutzt, die irgendwie keine Funktion haben, außer dass alles übertrieben tough klingt. Manche Dinge werden nur angedeutet und nie wieder aufgegriffen, während andere Aspekte bis ins Kleinste beschrieben werden. So gibt es am Ende noch einige offene Fragen beim Lesen bzw. war mir bei manchen Dingen nicht so wirklich bewusst, warum der Autor sie eingebracht hat, wenn er später nicht noch einmal sich darauf zurückbezieht.

Als Meffire über seine eigene Straffälligkeit in den 90ern erzählte, verstand ich nicht mal vollständig, was genau er getan hatte. Sicher ist es schwer, über solch große Fehler zu schreiben, aber wenn ich im Nachhinein den Wikipedia-Eintrag einer Person lesen muss, um zu verstehen, was sie in ihrer Autobiografie geschrieben hat, ist das eigentlich ein schlechtes Zeichen. Mich verwundert all das schon sehr, da Meffire nicht als einziger Autor aufgeführt ist.

Das ist alles wirklich schade. Meffires Geschichte ist an sich unglaublich interessant und verdient es wirklich erzählt zu werden, aber der Schreibstil dieses Buches hat mein Interesse wirklich minimiert.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Würde das heute noch so durchgehen?

Der Zauberer der Smaragdenstadt
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Auch denjenigen, die vom "Zauberer der Smaragdenstadt" noch nie gehört haben, mag die Prämisse begannt vorkommen: Die kleine Ellie und ihr Hündchen Totoschka werden durch einen Sturm von Kansas in das ...

Auch denjenigen, die vom "Zauberer der Smaragdenstadt" noch nie gehört haben, mag die Prämisse begannt vorkommen: Die kleine Ellie und ihr Hündchen Totoschka werden durch einen Sturm von Kansas in das Zauberland gebracht. Um wieder nach Hause zu kommen, müssen sie einen gelben Weg in die Smaragdenstadt begehen, um dort auf den großen Zauberer Goodwin zu treffen. Unterwegs lesen die beiden eine Vogelscheuche, einen Zinnmann und einen Löwen auf, die sich auch alle Hilfe von Goodwin erhoffen.

Ja, dieses Buch ist ein ziemlich auffälliger Abklatsch von "Der Zauberer von Oz" und ein absoluter Klassiker der sozialistischen Kinderliteratur. Vielen, die in der DDR aufgewachsen sind, werden die Bücher ein Begriff sein und auch ich habe als Kind in den 2000ern die Geschichte gelesen, nachdem meine Mutter mir diese ans Herz gelegt hatte.

Was die russische Version vom amerikanischen Original wohl am meisten unterscheidet ist, dass Wolkow sowie einige andere Autoren die Geschichte noch weitergeschrieben haben, sodass man heute in der deutschen Übersetzung auf einen 17-bändigen Zauberland-Epos zurückgreifen kann. Genau das machte neben einem kleinen Ausflug in meine eigene Nostalgie und einem Interesse an der Vergangenheit der Kinderliteratur für mich den Reiz der Lektüre aus. Ich will gern noch in der Reihe weiterlesen und schauen, wie Wolkow und seine Kollegen die Geschichte weitergesponnen haben (Frage am Rande: Ist das schon Fanficton? ;))

Jedoch muss man wirklich ehrlich zugeben, dass dieser erste Band der Reihe eine ziemlich genaue Kopie des "Zauberers von Oz" ist - tatsächlich war ich überrascht, wie viele gleiche Elemente es gab. Tatsächlich fällt es mir wirklich schwer, dieses Werk fair zu bewerten, da ich wirklich nicht weiß, wie viel originellen Ideen hier wirklich drin sind.

Dazu kommt ein Schreibstil, der sicherlich für Kindergeschichten nicht ganz unüblich ist, aber für mein modernes, erwachsenes Auge schon recht gewöhnungsbedürftig war. Außerdem war ich mir aufgrund doch einiger überraschend brutaler Szenen ziemlich schnell sicher, dass ich die Bücher so nie jungen Kindern vorlesen würde.

Ich finde diese Reihe historisch gesehen super spannend und bin sehr an den nächsten Bänden interessiert - doch wenn man den historischen Aspekt ausklammert, war es hier doch kein besonderes Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Leider so gar nicht meins

Die Blumentöchter (Die Blumentöchter 1)
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Dalia ist gut behütet bei ihren Großeltern in Cornwall aufgewachsen, nachdem ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Wer ihr Vater ist, hat sie nie erfahren - bis nach dem Tod ihrer Großmutter ein ...

Dalia ist gut behütet bei ihren Großeltern in Cornwall aufgewachsen, nachdem ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Wer ihr Vater ist, hat sie nie erfahren - bis nach dem Tod ihrer Großmutter ein Brief aus Mexiko gefunden wird, der mehr Informationen gibt. Prompt steigt Dalia daraufhin in ein Flugzeug nach Lateinamerika auf der Suche nach ihrem Vater - und findet ganz nebenbei noch die große Liebe.

Wer nach so einem Buch greift, erwartet eine kitschige Liebesgeschichte, die vielleicht nicht immer super realistisch ist - und das wird hier auch abgeliefert. Das kann und will ich dem Buch nicht als Kritik vorwerfen und es gibt viele Autor*innen, die es schaffen, genau diese Atmosphäre gut zu übermitteln. Tessa Collins hat es nur leider für mich beim besten Willen hier nicht geschafft.

Nach etwa 100 Seiten passiert etwas so Dämliches und Unrealistisches, dass es eigentlich für mich sämtliche positive Gefühle, die ich bis dahin für die Geschichte hatte, komplett kaputt machte. Im Zeitalter des Internets ist einfach keine junge Frau so naiv und uninformiert, dass sie einen derartigen Fehler bei ihrer ersten großen Auslandsreise begehen würde.

Leider konnte mich auch die Atmosphäre Mexikos nicht überzeugen, oftmals hatte ich irgendwie das Gefühl, als würde ich nur eine Wikipedia-Seite zu dem entsprechenden Ort lesen. Die Menschen werden auch sehr klischeehaft beschrieben, ein bisschen mehr Nuance hätte ich mir da schon gewünscht. Und was ist bitte so komisch daran, Tortillas mit Nutella zu essen?

Das Fass zum Überlaufen brachte die Tatsache, dass Konflikte einfach immer auf dieselbe Art und Weise entstehen, nämlich dass jemand einen Streit verlässt, ohne die andere Person ausreden zu lassen, womit Missverständnisse in die Welt gesetzt werden. Das war nicht nur repetitiv, sondern in seiner Masse auch einfach total unrealistisch.

"Die Blumentöchter" konnte mich einfach überhaupt nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

DDR online

Hashtag #DDR
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In "Hashtag #DDR" wagt Holger Kreymeier ein Gedankenexperiment, das sicher schon so einige von uns unternommen haben: Wie würde die DDR aussehen, wenn sie heute noch existieren würde? Und wie würde sie ...

In "Hashtag #DDR" wagt Holger Kreymeier ein Gedankenexperiment, das sicher schon so einige von uns unternommen haben: Wie würde die DDR aussehen, wenn sie heute noch existieren würde? Und wie würde sie vor allem das Internet handhaben? In Kreymeiers Realität dreht sich da vor allem um ein brisantes Video des westdeutschen YouTubers Lonzo, das die Missstände um die Verhaftung des DDR-Online-Aktivisten Perry aufdeckt. Aus verschiedenen Perspektiven verfolgen wir nun die Ereignisse, die "der Zerstörung der DDR" folgen.

Das Gute zuerst: Man merkt, dass sich der Autor hier wirklich einige Gedanken gemacht und vor allem gut recherchiert hat. So kam mir seine Vorstellung einer DDR 2023 durchaus plausibel vor. Ähnlich wie es heute z.B. in China ist, gibt es zwar Internet, dieses ist aber stark eingeschränkt und überwacht. Es gibt DDR-Pendants zu den bekannten Plattformen, aber trotzdem schaffen es viele Bürger durch VPNs, sich in das West-Internet zu wählen. Besonders witzig fand ich die Idee, dass das DDR-Fernsehen Imitate beliebter Reality-Shows macht, in denen aber ausschließlich sozialistische Werte vermittelt werden sollen.

Leider war das Buch von einer Sache geplagt, die ich bei kleineren Sci-Fi- und Fantasy-Autoren leider oft beobachte: Es gibt einen Haufen gute Ideen, der Schreibstil lässt aber extrem zu Wünschen übrig. Ständig hatte ich das Gefühl, dass mir sowohl der Erzähler als auch die Figuren eine Wikipedia-Seite vorlesen. Bestes Beispiel: Lonzo ist offensichtlicherweise dem YouTuber Rezo nachempfunden. Man kann von seinen Inhalten halten, was man will, aber ich denke, eine Sache, die Rezo auszeichnet, ist seine Sprache, die von extrem vielen Anglizismen und Jugendslang durchdrungen ist. Wenn man sich unbedingt über ihn lustig machen will, wäre doch der offensichtlichste Weg, genau diese Sprache zu imitieren. Stattdessen redet Lonzo ständig wie ein Schulbuch. Da hilft es auch nichts, wenn man ab und zu mal "cringe" und "digga" (an den falschen Stellen wohlgemerkt) einfügt.

Im Laufe der Geschichte hatte ich außerdem immer mehr das Gefühl, dass es weniger um die doch wirklich fantastische Grundidee sondern immer mehr darum ging, über YouTuber abzuziehen. Wenn man sich mit der Vita des Autors etwas auseinandersetzt, ist das nicht allzu überraschend, und sicher gibt es an der Influencer-Kultur so einiges zu kritisieren. Trotzdem nahmen die Witze (?) über Sponsorings und Followergeilheit irgendwann so Überhand, dass es gefühlt gar nicht mehr um die DDR-Storyline ging. Echt schade, dass manche Menschen es 2023 immer noch nicht verstanden haben, dass YouTube für viele eine legitime Unterhaltungs- und Informationsplattform geworden ist.

Den Rest gab mir ein Handlungsstrang einer weiblichen Figur, die einzig und allein dazu eingeführt wurde, dass sie ihren Cousin verführen sollte. Gerade in diese Geschichte hatte ich anfangs viel Hoffnung, da sie echt Potenzial hatte, aber am Ende wurde es einfach nur eine altbackene und dazu noch ziemlich ekelhafte Trope.

Wirklich sehr schade, ich war von der Grundidee sehr begeistert, leider haperte es hier an der Umsetzung.

P.S. Kann mir bitte jemand erklären, warum die Flutkatastrophe im Ahrtal in einer Realität, in der die DDR noch existiert, deutlich weniger Opfer gefordert hätte? Das war eine absolute Randinformation, aber sie hat mich so rausgeholt, dass sie mich das ganze Buch über beschäftigt und leicht aufgeregt hat.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Warum feiern alle dieses Buch?

Mr Wrong Number
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Olivia scheint der größte Pechvogel aller Zeiten zu sein. Sie ist nicht nur extrem tollpatschig, sondern hat es nun sogar geschafft, beim Verbrennen der Liebesbriefe ihres Ex ihr gesamtes Haus abzufackeln. ...

Olivia scheint der größte Pechvogel aller Zeiten zu sein. Sie ist nicht nur extrem tollpatschig, sondern hat es nun sogar geschafft, beim Verbrennen der Liebesbriefe ihres Ex ihr gesamtes Haus abzufackeln. Nun muss sie übergangsweise bei ihrem Bruder einziehen - und seinem unausstehlichen Mitbewohner Colin. Zum Glück versüßt ihr eine anonyme Nummer, mit der sie immer wieder romantische Nachrichten austauscht, den Tag.

Ich habe mich wirklich unheimlich auf dieses Buch gefreut. Ich habe mich da nicht nur vom Hype auf Instagram & Co. anstecken lassen, auch die Prämisse fand ich super spannend. Sie war es dann aber auch, die mich davon abgehalten hat, dieses Buch irgendwann abzubrechen, denn ansonsten konnte ich der Geschichte nicht viel abgewinnen.

Hauptproblem war für mich die absolut unausstehliche Protagonistin Olivia. Ihre Tollpatschigkeit wird als witzig und "anders" verkauft, kam bei mir aber oft nur als nervig und ignorant an. Liv geht mit dem Eigentum anderer Menschen total fahrlässig um, wenn man sie auf ihre Fehler anspricht, reagiert sie genervt und unhöflich (und wir als Leser sollen dabei auf ihrer Seite stehen) und sie lügt, dass sich die Balken biegen, regt sich aber enorm auf, wenn andere Menschen es tun. Ich wollte einfach jeden Charakter, der Olivia auch nur sympathisch fand, schütteln und schreien, dass man Reisaus nehmen sollte.

Hinzu kommen seltsame Erklärungen und Plot Devices, die für mich kaum Sinn ergeben haben. Bestes Beispiel: Das ganze Buch über wird das Feuer vor Beginn des Buches von Liv als "Upps, wie peinlich" abgetan, während ich mir sicher bin, dass man in der Realität sicher total verstört von diesen Ereignissen wäre. Letztendlich ist das Ganze nur ein Storyelement, damit Liv aus ihrer Wohnung kommt, aber das hätte man doch auch durch andere, weniger dramatische Ereignisse auslösen können bzw. man hätte ihr etwas Gewissensbisse geben können. Die Spitze des Eisberges waren dann noch Sexszenen, die ich persönlich alles andere als sexy fand.

Tut mir leid, aber hier verstehe ich mal wieder überhaupt nicht, warum um dieses Buch so ein Hype herrscht. Sehr schade!

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