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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2023

Solider Teil der Grenzfall-Reihe

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Auf einer Baustelle, am Ortstrand von Gnadenwald in Tirol, werden zwei ausgestopfte Dachse gefunden - in ihrem Inneren befindet sich Babykleidung. Um dem Ganzen auf die Spur zu kommen, wird Chefinspektor ...

Auf einer Baustelle, am Ortstrand von Gnadenwald in Tirol, werden zwei ausgestopfte Dachse gefunden - in ihrem Inneren befindet sich Babykleidung. Um dem Ganzen auf die Spur zu kommen, wird Chefinspektor Bernhard Krammer hinzugezogen, der der Frage nachgehen soll, woher die Babykleidung kommt und wer die Tiere verbuddelt hat.

Parallel dazu erholt sich in Deutschland die Oberkommissarin Alexa Jahn von einer Schussverletzung. Doch ihr ehemaliger Kollege aus Aschaffenburg konfrontiert sie mit der schlechten Nachricht, dass in einem vergangenen Fall eventuell der Falschen verdächtigt und verurteilt wurde. Haben sie damals bei den Ermittlungen ein wichtiges Detail übersehen?

Prinzipiell mag ich Bücher, in denen gemeinsam in zwei Ländern ermittelt wird, sehr gern. Hier habe ich allerdings das Gefühl, da es sich um den dritten (in sich abgeschlossenen) Teil der Reihe handelt, dass ich viel Wissen aus den ersten beiden Bänden verpasst habe. Gerade in Bezug auf die Privatleben der Ermittlerinnen und die Beziehungen zueinander. Außerdem werden die beiden Fälle hier sehr lange parallel beschrieben und ermittelt und es kommt erst gen Schluss zu einem Zusammentreffen und einem spannenden Finale, das in einem Cliffhanger endet.

Der Schreibstil gefiel mir ganz gut, weil er flüssig ist und aus wechselnden Perspektiven erzählt wird. Auch der Plot wirkte auf mich vielversprechend. An einigen Stellen zog sich für mich die Handlung etwas und ich hätte mir schon früher im Buch mehr Spannung gewünscht.

Alles in allem handelt es sich um einen soliden Krimi, den Liebhaber
innen der Reihe sicher gern mögen.

Veröffentlicht am 15.04.2023

Die Geschichte einer ukrainischen Familie

Rote Sirenen
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"Rote Sirenen" ist eine autobiographische Erzählung, denn Victoria Belm zeichnet ihre ukrainische Familiengeschichte nach. Sie ist zwar in der Ukraine geboren und aufgewachsen, dann jedoch mit ihrer Mutter ...

"Rote Sirenen" ist eine autobiographische Erzählung, denn Victoria Belm zeichnet ihre ukrainische Familiengeschichte nach. Sie ist zwar in der Ukraine geboren und aufgewachsen, dann jedoch mit ihrer Mutter in die USA gezogen, wo sie studiert hat und anschließend mit ihrem Mann nach Belgien zieht.

Als Russland im Jahr 2014 die Krim annektiert, nutzt Victoria die Gelegenheit, in die Ukraine zurückzukehren und sich intensiv mit der Recherche nach ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Denn über ihren Urgroßonkel Nikodim, der in den 1930er Jahren spurlos verschwunden ist, weiß sie beispielsweise so gut wie nichts und niemand möchte mit ihr über ihn sprechen. Selbst ihre Großmutter Valentina schweigt größtenteils, gibt nur widerwillig Informationen preis und möchte mit Victoria lieber den Obstgarten bewirtschaften. Trotzdem hakt Victoria nach, stößt auf den sowjetischen Geheimdienst und entblättert die Vergangenheit Nikodims und damit auch Grundzüge ihrer familiären Vergangenheit und ihrer Heimat.

Da Victoria Belm hier von ihrer eigenen Familiengeschichte erzählt, steht die literarische Erzählung im Vordergrund. Dennoch erfolgt kontinuierlich eine historische und politische Einordnung, sodass das Buch gefüllt ist mit Wissen über die Ukraine, die Zerrissenheit des Landes, das Verhältnis zu Russland und zum Westen. Klar wird hier die Geschichte einer Familie, basierend auf den Erlebnissen und Erfahrungen einer jungen Frau, gezeichnet, doch so oder so ähnlich wird es ja vielen gebürtigen Ukrainer*innen gehen, die ihre Jugend oder ihr Erwachsenenleben in anderen (europäischen) Ländern verbringen.

Ein eindrucksvoller Einblick, sehr viel Input und vor allem sehr viel Nachvollziehbares und Wissenswertes!

Veröffentlicht am 10.04.2023

Spannende Fortsetzung

Wer die Hölle kennt
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Nachdem die Geisterseherin Alex Stern im Vorgänger "Das neunte Haus" eine große Verschwörung auf dem Campus der Elite-Universität Yale aufdecken konnte, ist ihr Mentor Daniel Arlington noch immer verschwunden, ...

Nachdem die Geisterseherin Alex Stern im Vorgänger "Das neunte Haus" eine große Verschwörung auf dem Campus der Elite-Universität Yale aufdecken konnte, ist ihr Mentor Daniel Arlington noch immer verschwunden, denn dieser wurde bei diesen Geschehnissen entführt. Für Alex steht eines fest: Sie muss Daniel auf jeden Fall retten und zurückbringen. Dafür nimmt sie es auch in Kauf, in die Hölle zu gehen und sucht sich passende Unterstützung für dieses riskante Vorhaben.

Leigh Bardugo hat mit der Alex Stern-Reihe ein sehr komplexes Dark-Fantasy-Universum geschaffen, dessen Strukturen und Mechanismen für mich sehr aufmerksames Lesen voraussetzen. Wenn ich auf einer Seite mit den Gedanken abgeschweift bin, musste ich sie tatsächlich noch einmal lesen, um nichts Wichtiges zu verpassen.

Was mich überrascht hat: Obwohl für mich keine Figur reiner Sympathieträgerin ist, haben mich die Geschehnisse und Alex' Vorhaben so gebannt, dass ich trotzdem ununterbrochen gelesen habe. Doch die Ereignisse sind rasant, die Zusammenhänge komplex und die Widrigkeiten, mit denen Alex bei ihrer Rettungsaktion konfrontiert wird, halten an und offenbaren immer neue Informationen und Entwicklungen.

Der Spannungsbogen ist dabei straff gespannt und obwohl ich mich an die Details des letzten Teils nicht mehr allzu genau erinnere, konnte ich schnell wieder einsteigen. Die Nebenstränge sind recht ausführlich geschildert, sodass ich auch immer wieder in diese abtauchen und die beteiligten Figuren noch besser kennenlernen konnte.

Für alle Fans der Reihe auf jeden Fall ein Muss.

Veröffentlicht am 10.04.2023

Guter erster Band

Verschwiegen
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Eva Björg Ægisdóttir läutet mit "Verschwiegen" den Auftakt einer Island-Krimi-Reihe ein, in der die Polizistin Elma mit ihren Kollegen Saevar und Hördur ermittelt. Nachdem Elma ihre Beziehung in Reykjavik ...

Eva Björg Ægisdóttir läutet mit "Verschwiegen" den Auftakt einer Island-Krimi-Reihe ein, in der die Polizistin Elma mit ihren Kollegen Saevar und Hördur ermittelt. Nachdem Elma ihre Beziehung in Reykjavik beendet, zieht sie zurück in die Kleinstadt Akranes, wo sie selbst aufgewachsen ist und folglich so gut wie jeden kennt. Kurz nach ihrer Ankunft stürzt sie sich schon in Ermittlungen, da in der Nähe des Leuchtturms die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Als die Identität der jungen Frau feststeht, deckt das Ermittlungsteam mit der Zeit immer weitere Geheimnisse auf, die einige Jahre in der Vergangenheit liegen und stoßen auf gut verdeckte Verbrechen, die nicht nur Elma, sondern auch die Bewohnerinnen und die Kleinstadtgemeinschaft erschüttern.

Eva Björg Ægisdóttir schreibt flüssig, hat mit Elma eine sympathische Ermittlerin geschaffen, deren Privatleben am Rande ebenfalls eine Rolle spielt, was mir gut gefällt. Neben den Ermittlungen gibt es immer wieder Einblicke in die Vergangenheit, die die damaligen Geschehnisse und deren Ausmaße schrittweise offenbaren.

Mir gefiel die Ermittlungsarbeit in "Verschwiegen" gut, der Fall wurde gelöst und sämtliche Fragen beantwortet, sodass der Fall in sich abgeschlossen ist und sich Elma, Saevar und Hördur im nächsten Band getrost einem neuen Fall widmen können.

Veröffentlicht am 10.04.2023

Kompakte Analyse und Auswertung der gegenwärtigen Arbeitssituaion

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
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Flexibilität und Digitalisierung sind zwei große Themenbereiche, die gerade durch die Pandemie und das damit verbundene Homeoffice nicht nur erheblich an Bedeutung gewonnen haben, sondern in dieser Zeit ...

Flexibilität und Digitalisierung sind zwei große Themenbereiche, die gerade durch die Pandemie und das damit verbundene Homeoffice nicht nur erheblich an Bedeutung gewonnen haben, sondern in dieser Zeit und seitdem auch zu den größten Herausforderungen in der Arbeitswelt wurden. Sara Weber stellt die gegenwärtig herrschenden Zustände - Klima, Umwelt, Politik, Krieg, Inflation - in Beziehung zur (Erwerbs)Arbeit und setzt dabei die Care-Arbeit obendrauf. Sie vergleicht die Situation Deutschlands mit Modellen anderer Länder, stellt wichtige Einflüsse, Indikatoren und Grundsätze dar, die die Funktionen bzw. Dysfunktion widerspiegeln und stellt teilweise Lösungen vor, die Arbeit besser machen können. Dabei stehen vor allem Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit im Fokus, da Umwelt und Wirtschaft nur Hand in Hand funktionieren können. Sara Weber überzeugt durch journalistische Fähigkeiten, präzise Darstellungen und den Aufruf zum Handeln. Auch wenn das meiste nichts Neues ist, wirkt die geballte Darstellung frappierend und regt zum Nachdenken an!