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Veröffentlicht am 27.04.2023

Gut konstruiertes Verwirrspiel

Erinnere dich!
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Arno Seitz ist Dozent an einer Berliner Uni und war schon lange nicht mehr in seiner Heimat Wendling nahe den Alpen. Denn die Erinnerungen an seine Schulzeit sind nicht die besten. Vor 20 Jahren verschwand ...

Arno Seitz ist Dozent an einer Berliner Uni und war schon lange nicht mehr in seiner Heimat Wendling nahe den Alpen. Denn die Erinnerungen an seine Schulzeit sind nicht die besten. Vor 20 Jahren verschwand seine Freundin - und der Fall wurde nie aufgeklärt. Als er unerwartet zum 20-jährigen Abiturtreffen eingeladen wird, ahnt er jedoch nicht, welche bösen Erinnerungen er damit heraufbeschwört...

Die Idee zu diesem Titel kam dem Autor Andreas Götz, der hier unter Synonym veröffentlicht, bei einem Klassentreffen. Man schwelgt in Erinnerungen, wird an vieles erinnert, das man schon ganz vergessen hatte. Doch was wäre, wenn dich jemand beschuldigt, etwas Schlimmes getan zu haben, und du selbst ins Wanken gerätst? Du dir selbst nicht mehr sicher bist, wie es in Wirklichkeit war? Dir alles schönredest? Hast du es nur schlichtweg vergessen, oder hat es dein Unterbewusstsein zu Recht verdrängt?

Der Autor spielt gekonnt mit der Psyche, und man kann als Leser die Verunsicherung von Arno hautnah miterleben. Ist hin- und hergerissen. Ein einziges Verwirrspiel, bei dem man nicht mehr weiß, was der Wahrheit entspricht. Und je mehr man ins Grübeln gerät, desto mehr steckt man mittendrin, wird förmlich mitgerissen. Ich liebe das!

Die Charaktere sind allesamt interessant, allerdings ist man immerzu auf der Hut und sich unsicher darüber, wem man über den Weg trauen kann. Natürlich ist die offensichtliche Wahrheit dann auch nicht so einfach, wie sie zunächst scheint, und man rechnet mit einer Wendung zum Ende hin. Mit dieser konnte der Autor mich trotzdem überraschen, und er klärt den alten Fall authentisch und lückenlos auf. Die psychologischen Erkenntnisse zu Erinnerungen eines Menschen sind meiner Meinung nach ein überaus faszinierendes Thema.

Fazit: Ein extrem spannender Thriller, der eher auf psychologischer Ebene interessant ist und daher keine großen Actionszenen braucht. Mir hat dieses Verwirrspiel sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Perfider Thriller mit Sogwirkung

Diabolisch
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Willkommen in Holzausen, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald. Hier kennt jeder jeden, und die Welt scheint in Ordnung. Doch was sich im Februar 1995 hier ereignet hat, steckt den Einwohnern noch immer ...

Willkommen in Holzausen, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald. Hier kennt jeder jeden, und die Welt scheint in Ordnung. Doch was sich im Februar 1995 hier ereignet hat, steckt den Einwohnern noch immer in den Knochen. Heute, siebenundzwanzig Jahre später, treibt ein Mörder sein Unwesen. Auf grausame Art und Weise sterben innerhalb weniger Tage mehrere Bewohner. Larissa Flaucher nimmt die Ermittlungen auf und muss schon bald feststellen, dass der Mörder seine Opfer nicht zufällig auswählt. Je tiefer sie in der Vergangenheit gräbt, umso näher kommt sie der Wahrheit und auch der Gefahr, in die sie sich selbst begibt…

Jonas Wagner entführt den Leser hier in eine Story, die fassungslos macht und tief unter die Haut geht. Die Geschehnisse im Jahr 1995, zu denen wir kapitelweise zurückblicken, machten mich sprachlos, traurig und unglaublich wütend. Ein Mutterherz wird hier mitbluten und ordentlich mitleiden wegen dem, was dem kleinen Alex widerfahren ist. Schnell ist klar, dass die aktuelle Mordserie in unmittelbarem Zusammenhang steht und die Opfer alle mit den Geschehnissen 1995 zu tun hatten. Trotz dieses Wissens verliert die Handlung keinesfalls an Spannung – im Gegenteil, meine Neugier war geweckter als zuvor.

Der Schreibstil von Wagner ist brutal, direkt und ausgesprochen lebhaft. Die Kulisse des idyllischen Schwarzwalds zerstört er kurzerhand, indem er sie zu einem Schauplatz für eine grausame und blutige Mordserie macht. Das hat Wagner so authentisch umgesetzt, dass ich mich in meiner alten Heimat mitten im Schwarzwald nun eindeutig fürchten würde.

Die Charaktere sind grundverschieden und glaubwürdig. Larissa Flaucher war mir direkt sympathisch, und ihre Ermittlungsarbeit fand ich grandios. Der Spannungsbogen ist in dieser Handlung konstant oben, denn es gibt kaum Zeit zum Durchatmen. Ein Mord jagt den nächsten – einer grausamer als der andere. Die Geschehnisse, sowohl damals als auch heute, fesseln den Leser und halten ihn somit durchgehend in der Handlung gefangen. Das Buch weglegen – unmöglich! Das ist für mich die Definition von Pageturner.

Fazit: Ein intelligent ausgeklügelter Thriller, der mich emotional berührt und unglaublich gefesselt hat. Tolle Kulisse, perfide Story und Spannung von Anfang bis Ende. Das wird sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors sein!

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Ein außergewöhnliches Buch!

Der Märchenerzähler
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Worte auf Papier zu bringen, die den Leser in den Bann ziehen, ist eine Kunst für sich. Antonia Michaelis zeigt uns ihr ganzes Können mit ihrem Buch "Der Märchenerzähler". Es ist die Geschichte von Anna, ...

Worte auf Papier zu bringen, die den Leser in den Bann ziehen, ist eine Kunst für sich. Antonia Michaelis zeigt uns ihr ganzes Können mit ihrem Buch "Der Märchenerzähler". Es ist die Geschichte von Anna, einer 16-jährigen Schülerin, die sich von ihrer Familie und der Welt entfremdet fühlt. Und Abel, einem jungen Mann, der in einem verlassenen Haus lebt und seiner kleinen Schwester Märchen erzählt. Es ist eine von jenen Geschichten, die das Herz berühren und die man nie wieder vergisst.

Im Verlauf der Handlung entwickelt sich eine ungewöhnliche Beziehung zwischen der Schulschwänzerin und dem Drogendealer, die von Geheimnissen und mysteriösen Ereignissen umgeben ist. Die Autorin schafft damit eine atmosphärische und emotionale Stimmung, die einen förmlich mitreißt. Besonders beeindruckend sind die Erzählungen von Abel, die den Leser in eine Welt voller Magie und Fantasie entführen. Michaelis verknüpft hier geschickt Realität und Fiktion, überrascht und beflügelt zugleich. Doch was wäre, wenn die Märchen gar keine sind? Wenn Anna plötzlich mit einer grausamen Wahrheit konfrontiert werden würde?

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und sehr authentisch. Insbesondere die Beziehung zwischen Anna und Abel wird auf eine sehr einfühlsame Weise beschrieben. Die Themen, die im Buch behandelt werden, sind vielseitig und reichen von Liebe und Verlust über Einsamkeit bis hin zur Sehnsucht. Michaelis spricht dabei auch Themen an, die überaus kritisch und moralisch verwerflich sind. Betrachtet dies als Triggerwarnung (Missbrauch). Ob sie diese für ihren Plot wirklich gebraucht hat, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: "Der Märchenerzähler" ist ein Thriller voller Magie und Fantasie, der uns in eine andere Welt abtauchen lässt und gleichzeitig wichtige Themen anspricht. Düster, spannend, aber auch unheimlich ergreifend und poetisch. Eine Empfehlung an alle LeserInnen, die auf der Suche nach einem - nach DEM! - außergewöhnlichen Buch sind.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Dramatisch, fies, spannend

One of the Girls
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Lexi ist überglücklich. Sie wird bald ihre große Liebe Ed heiraten und freut sich auf den von ihrer Freundin Bella organisierten Junggesellinenabschied auf einer griechischen Insel. Alles scheint perfekt, ...

Lexi ist überglücklich. Sie wird bald ihre große Liebe Ed heiraten und freut sich auf den von ihrer Freundin Bella organisierten Junggesellinenabschied auf einer griechischen Insel. Alles scheint perfekt, doch nach und nach werden Geheimnisse unter den Mädels gelüftet, die besser verborgen geblieben wären…

Die Story wird abwechselnd aus Sicht der sechs Mädels erzählt. Diese sind nicht nur ganz schön unterschiedlich, sie beherrschen es auch alle, zunächst ihr Gesicht zu bewahren, bevor ihnen zum Ende hin keine Wahl mehr bleibt und ihre Masken fallen. Der Autorin ist es dabei prima gelungen, jeder Protagonistin die passende Tiefe zu verleihen. Ich fand alle Mädels auf ihre Art einzigartig, interessant und geheimnisvoll.

Spannungsmäßig nimmt das Buch leider erst ab der Hälfte an Fahrt auf. Davor ist man tatsächlich nur damit beschäftigt, alle sechs Protagonistinnen kennenzulernen. Doch als es dann richtig losgeht, gibt es für den Leser auch kein Halten mehr. Schlag auf Schlag werden Geheimnisse gelüftet, die ich nicht mal hätte erahnen können. Personen, die sich eigentlich nahestehen, streiten sich und geben Dinge zu, dir mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, und Clarke zerrt den neugierigen Leser mit ihrem packenden und bildhaften Schreibstil durch die Handlung. Dabei achtet sie präzise darauf, die Atmosphäre genau aufzugreifen und zu übermitteln. Hervorragend!

Der Schlussteil ist ziemlich nervenaufreibend und spannungsreich. Clarke holt hier nochmal alles raus und präsentiert dem Leser ein Ende, das sich gewaschen hat. Für mich ein gelungener Abschluss eines abenteuerreichen Buches.

Fazit: Ein gelungener Thriller, der mir mal wieder gezeigt hat, dass man niemandem außer sich selbst vertrauen sollte. Dramatisch, fies, spannend.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Dramatisch, spannend, atmosphärisch

Dinge, die wir brennen sahen
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Bereits der Titel hat mich angesprochen. Und vor allem das englische Original ist nach der Lektüre sehr viel greifbarer und auch sinniger. Denn in der Kleinstadt Durton, umgangssprachlich Dirt Town genannt, ...

Bereits der Titel hat mich angesprochen. Und vor allem das englische Original ist nach der Lektüre sehr viel greifbarer und auch sinniger. Denn in der Kleinstadt Durton, umgangssprachlich Dirt Town genannt, versteckt sich genau das: viel Schmutz. Häusliche Gewalt, Missbrauch, ungeahnte Beziehungen sind nur ein Bruchteil dessen, was im Laufe der Ermittlungen um das Verschwinden von Esther ans Tageslicht kommt.

Besonders gut haben mir die unterschiedlichen Erzählweisen gefallen. Auch wenn ich anfangs nicht genau wusste, was die Kapitel aus der Sicht „wir“ zu bedeuten haben und wohin Scrivenor mich damit führen wollte, hat sich am Ende auch das in das Gesamtbild eingefügt. Diese Kapitel waren in einer ganz eigenen, gleichzeitig passenden Sprache geschrieben und hatten ganz viel Herz.

Generell versteht die Autorin es, die Geschehnisse spannend darzustellen und einen Hammer nach dem anderen folgen zu lassen. Ich fand keine Stelle langatmig. Im Gegenteil, die Spannung war klug austariert. Gab es eine Stelle, die ins Belanglose abzukippen drohte, kam knapp vorher ein meist unerwarteter Twist. Gleichzeitig entstand eine bedrückende Atmosphäre, der die Schwere etwas durch den gefühlvollen Schreibstil genommen wurde.

Dadurch, dass die Bewohner der Stadt zu Wort kommen und ihre Sicht der Ereignisse schildern, gewinnt der Roman viel an Authentizität. Ebenso fiel es mir leicht, mich mit den verschiedenen Personen zu identifizieren und ihnen Glauben zu schenken. Besonders die Blickwinkel der Kinder sind zwar durch die ans Alter angepasste Sprache erfrischend zu lesen, gleichzeitig wird jedoch klar, dass zwischen den Empfindungen der Erwachsenen und denen der Kinder Welten liegen können. Hier kommt die schwere Tragweite der Ereignisse deutlich hervor.

Fazit: Das erste Vierteljahr ist um, und mein bisheriges Highlight ist definitiv dieses Buch. Für alle, die keinen großen Thrill brauchen, sondern auch atmosphärische Spannungsromane mögen, genau die richtige Lektüre!

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