Es ist an der Zeit...
Zwei Fälle: „Big Ger“ Cafferty, Widersacher und Rebus‘ Nemesis, bittet diesen um einen Gefallen. Er soll einen seiner ehemaligen Geschäftspartner finden, der ihn gelinkt hat und danach abgetaucht ist. ...
Zwei Fälle: „Big Ger“ Cafferty, Widersacher und Rebus‘ Nemesis, bittet diesen um einen Gefallen. Er soll einen seiner ehemaligen Geschäftspartner finden, der ihn gelinkt hat und danach abgetaucht ist. Aber es gibt Gerüchte, dass er sich mittlerweile wieder in Edinburgh aufhält. In Clarkes Fall geht es um einen Ex-Polizisten, dem häusliche Gewalt vorgeworfen wird. Eigentlich ein klarer Fall, wenn er seine Gewalttätigkeit nicht durch die Prägung entschuldigen würde, die er in seinem alten Revier Tynecastle erfahren häbe. Um das zu untermauern, ist er bereit, seine ehemaligen Kollegen hinzuhängen. Und es wäre durchaus möglich, dass dabei auch der Name von John Rebus fällt, obwohl dieser dort nicht stationiert war.
Rankin schildert diese Ermittlungen souverän, auch wenn die eine oder andere Verbindung eher undurchsichtig und gewollt wirkt, was sich auch aus dem riesigen Personentableau ergibt, in dem gefühlt jede/r, dem wir in den vorhergegangenen Bände der Reihe begegnet sind, einen Auftritt hat. Aber wie immer sind zum Ende hin alle offenen Fragen hinreichend geklärt. Bis auf diejenige, mit der „Das Erbe der Toten“ eröffnet. Wird es Rebus gelingen, die Schlinge abzustreifen, die sich immer enger um seinen Hals legt?
Als ich „Das Erbe der Toten“ zuklappte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich Ian Rankin mit seiner Rebus-Reihe auf der Zielgeraden befindet. Unterstützt wurde dieses Gefühl durch eine Meldung im „Scotsman“ von 2022, an die ich mich erinnerte. In ihr stand, dass der Autor einen Vertrag mit seinem Verlag über lediglich zwei weitere Bücher der Reihe unterzeichnet hätte.
Wenn man nun bedenkt, dass Knots and Crosses, der erste Band der Reihe, 1987 erschienen ist (Verborgene Muster, 2000 in der Übersetzung) und wir seit damals in Echtzeit die Laufbahn des Protagonisten verfolgen konnten, scheint mir das eine schlüssige und nachvollziehbare Entscheidung zu sein, denn mittlerweile ist Rebus seit einigen Jahren im Ruhestand, hat zahlreiche gesundheitliche Probleme, was ihn aber nicht daran hindert, sich immer wieder in Ermittlungen seiner ehemaligen Kollegin DI Siobhan Clarke einzumischen. Gefühlt wäre es jetzt an der Zeit, Abschied zu nehmen, denn mittlerweile wirkt Rebus mit seiner nicht immer rühmlichen Vergangenheit und seinen Kontakten zur Unterwelt stellenweise wie ein Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche, und so sollte es durchaus möglich sein, dass John Rebus den Staffelstab an Siobhan Clarke weiterreicht.