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Veröffentlicht am 22.05.2023

Skurril, aber ziemlich amüsant

Schloss Horroscu
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Die Jagd nach dem Buch der Mächte oder auch: In jedes Reiseproviant gehören Cognacbohnen.

Während gemunkelt wird, warum ein angesehener Mann unter seinem Stand heiratet (Hexerei?), wird im Geheimen statt ...

Die Jagd nach dem Buch der Mächte oder auch: In jedes Reiseproviant gehören Cognacbohnen.

Während gemunkelt wird, warum ein angesehener Mann unter seinem Stand heiratet (Hexerei?), wird im Geheimen statt besagter Hochzeit die Gründung der verborgenen Gesellschaft gefeiert. Eine erfolgreiche Mission jagt die nächste, doch dann entwischt ein besonders fähiger Schurke, verbreitet flüssige Dunkelheit und schickt einen summenden Spion…

Unser Ziel ist Schloss Horroscu im Tepes Tal – na, klingelt es bei Tepes? Genau: Es geht nach Transsilvanien! 🦇 Die Andeutungen sind mal mehr, mal weniger subtil: Aus „Lowcrafts Kompendium der Anderen Wesen“ lernen wir z. B., dass Vermisstenfälle, bei denen nur ein einzelner Schuh gefunden wird, ein Indiz für eine Ogerplage sind. 🧅

Zusätzlich werden wir mit Tipps & Tricks versorgt: Sollte jemand in eurer Nähe eine Mütze tragen, obwohl das Wetter nicht danach aussieht, seid gewarnt: Vielleicht werdet ihr belauscht. Bei Pelzmützen ist die Richtung, in die sich die Haare neigen ein verräterisches Anzeichen. Und auch Büroklammern haben versteckte Talente: Am Ohr getragen informieren sie darüber, wenn andere in Schwierigkeiten stecken: Bei Gefahr kneifen sie. 🖇️ Ein paar Spitzen sind auch dabei, z. B. dass die größte Gefahr an den Ghulen unter dem Berliner Innenministerium ist, dass sie sich unter die Abgeordneten mischen und bizarre Vorschläge machen, denen im Zweifel sogar zugestimmt wird. Diese wilden Ideen haben mir gut gefallen!

Was mich allerdings gestört hat, war die Sprache eines Agenten. Er reist viel, hat mit anderen Agent:innen eine ausgezeichnete Ausbildung genossen und nutzt trotzdem konstant eine andere Grundwortstellung (»Vielleicht er weiß, dass Sie mögen Tiere«). Für mich war‘s weder plausibel noch angenehm zu lesen.

Insgesamt ist das Buch etwas eigenwillig & damit perfekt dafür geeignet, um von mir vorgestellt zu werden. 🤌🏼 Wenn euch ein paar überspitze Darstellungen und ein nicht immer subtiler Humor (»War böse bis in die Knochen. Nur gut, dass sie so morsch waren.«) nicht stören, sollte einem unterhaltsamen Lesenachmittag nichts im Wege stehen.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Wenn fehlende Gerechtigkeit zu Vergeltung wird

Wer Furcht sät
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Was braucht es, damit aus Täter:innen Held:innen werden? Wann überlagert das Verlangen nach Vergeltung alles andere?

In „Wer Furcht sät“ muss sich Detective Max Wolfe einem Fall stellen, der auf viele ...

Was braucht es, damit aus Täter:innen Held:innen werden? Wann überlagert das Verlangen nach Vergeltung alles andere?

In „Wer Furcht sät“ muss sich Detective Max Wolfe einem Fall stellen, der auf viele Arten herausfordernd ist: Ein Kollektiv, der Club der Henker, jagt in London diejenigen, die dem Recht entkommen sind und führt sie der von ihnen als gerecht angesehenen Strafe zu: Tod durch Erhängen. Auf die Mithilfe der Öffentlichkeit kann sich Max nicht verlassen, denn durch die Vergangenheit der Opfer und der zuvor ausgebliebenen Gerechtigkeit erfährt der Club der Henker und dessen Lynchjustiz großen Zuspruch. Während ihn die Spurensuche durch längst vergessene Orte führt, muss er schließlich am eigenen Leib erfahren, wie schmal der Grat zwischen Unschuld und Schuld ist…

Max ist grundsätzlich ein recht typischer Ermittler: Gebeutelt vom Leben und mit einem Bein in der Vergangenheit. Daher fand ich den Versuch einen Anker im „Jetzt“ einzubauen (er ist alleinerziehender Vater) recht geschickt.

Thematisch war der Fall sehr spannend und auch die zwischenmenschlichen Konflikte kamen mir überwiegend authentisch vor – abgesehen von der kurzen Episode zum Anbandeln mit einer am Fall beteiligten Person, das war für mich höchst eigenartig zu lesen.

Dafür waren die historischen Exkurse zu z. B. unterirdischen Flüssen, stillgelegten Bahnhöfen und einem berüchtigten Henker ausgesprochen interessant. Diese Bezüge haben den Krimi für mich merklich aufgewertet und zur unheilvollen Atmosphäre beigetragen.

Einige Szenen waren zwar etwas wunderlich (z. B. die inneren Zerwürfnisse über die potentielle Kastration seines Hundes und dessen mögliche Gedanken hierzu), aber grundsätzlich habe ich „Wer Furcht sät“ als gelungene Zuglektüre empfunden.

(Das Buch ist der dritte Teil einer Reihe, was mir erst im Nachgang aufgefallen ist. Inzwischen habe ich den Auftakt ebenfalls gelesen: Man verpasst nichts.)

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Etwas skurril, aber ziemlich witzig!

Lasst uns schweigen wie ein Grab
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Was tun, wenn die Direktorin und ihr Bruder das Sonntagsessen überraschenderweise nicht überleben? Sofort die Polizei benachrichtigen und zu den ungeliebten Familien zurückgeschickt werden oder die Angelegenheit ...

Was tun, wenn die Direktorin und ihr Bruder das Sonntagsessen überraschenderweise nicht überleben? Sofort die Polizei benachrichtigen und zu den ungeliebten Familien zurückgeschickt werden oder die Angelegenheit vertuschen? Klarer Fall! Das St. Etheldra Mädcheninternat wird kurzerhand von sieben Mädchen geführt und auf das frische Grab ein Kirschbaum gepflanzt. Daraus ergeben sich bloß zwei Probleme: Zum einen gestaltet sich die geheime Unabhängigkeit viel schwieriger als gedacht & zum anderen ist der Mörder noch auf freiem Fuß.

Das war skurril! Die Leichen sind noch nicht unter der Erde, schon kommt die halbe Nachbarschaft vorbei. Da ist Improvisationstalent gefragt, was wiederum zu einigen absurden Situationen führt. Außerdem will der Mordfall aufgeklärt werden! Für mich ein typisches Zwischendurch-Buch, wenn es nicht zu komplex und ein bisschen amüsant sein darf.

Mit der eigenwilligen Namensgebung der Protagonistinnen hatte ich allerdings meine Probleme. Da wären:

▫️ Roberta »Liebenswert« Pratley
▫️ Mary Jane »Ungeniert« Marshall
▫️ Martha »Einfältig« Boyle
▫️ Alice »Robust« Brooks
▫️ Kitty »Schlau« Heaton
▫️ Louise »Pockennarbig« Dudley
▫️ Elinor »Düster« Siever

Auf die Mädchen wird mit dem Vor- und Beinamen verwiesen. Zum einen liest sich das eher gewöhnungsbedürftig und zum anderen hat mich der Fokus auf ein einzelnes Merkmal gestört. Das Konzept dahinter scheine ich insgesamt nicht so recht verstanden zu haben. Hätte man diesen Teil weggelassen, wäre übrigens trotzdem klar gewesen, dass z. B. Elinor eine Schwäche für Vergänglichkeit und Kitty kluge Einfälle hat.

Das Anbandeln der Mädchen mit den Jungen aus dem Dorf hätte man für mich ebenfalls reduzieren können, aber es war ganz süß zu sehen, wie unterschiedlich die Charaktere mit ihren Gefühlen umgehen. Martha rennt beispielsweise einfach weg als sie feststellt, dass sie sich merkwürdig ausgedrückt hat. Darüber musste ich ziemlich lachen. Vielleicht hätte mich das in einigen Situationen auch schon gerettet.

Für mich war’s insgesamt unterhaltsam und genau richtig für einen gemütlichen Sofaabend!

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Nah am Original, aber interessant!

Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
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Die Märchendaption von Rumpelstilzchen ist zum Teil recht nah an der ursprünglichen Fassung orientiert, sodass beim Lesen oft klar ist, was als Nächstes passieren wird. Die Ergänzung um einen Funken Magie ...

Die Märchendaption von Rumpelstilzchen ist zum Teil recht nah an der ursprünglichen Fassung orientiert, sodass beim Lesen oft klar ist, was als Nächstes passieren wird. Die Ergänzung um einen Funken Magie und Feen war allerdings interessant zu lesen. Auch die Atmosphäre hat für mich wunderbar funktioniert. Die düsteren Gegenden konnte ich mir beim Lesen so vorstellen als wäre ich direkt dabei – ob man das wirklich möchte, ist in diesem Fall eine andere Frage.

Farah war aus meiner Sicht zu Beginn leider deutlich zu unbedacht (ihre Entwicklung war dafür schön zu sehen) und die Liebesgeschichte hat für mich weniger gezündet. Vielleicht hätten den Protagonist:innen ein paar Jahre mehr auf dem Buckel gutgetan – allerdings kommen Abenteuer vermutlich immer dann, wenn man sie nicht erwartet. (Berit & den Waschbären mochte ich sehr!)

Ich hätte es zudem schön gefunden, wenn für die Geschichte rund um Thomas etwas mehr Raum gewesen wäre. Zu Anfang werden wir in sein Geheimnis eingeweiht, im weiteren Verlauf werden seine Sorgen jedoch nicht näher thematisiert.

Eine Szene hat mich besonders überrascht. Wie die entsprechende Figur habe ich erwartet, dass mit Vorwürfen auf ein Geständnis reagiert wird. Stattdessen wird vermittelt, dass das Ausschließen anderer viel mehr Spannungen erzeugen kann als die Wahrheit es je könnte. Die positive Bestärkung hat mir sehr gut gefallen, auch wenn der Weg dahin etwas holprig war.

Insgesamt hat mich Schattengold gut unterhalten, an einigen Stellen hätte für mich jedoch etwas mehr Feenmagie zwischen den Seiten hängen können.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Der Tod als ständiger Begleiter

Winterstern (Anthologie)
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Nachdem meine Begeisterung für Kurzgeschichten wieder entflammt wurde, habe ich mich sehr auf Winterstern gefreut. Besonders interessant finde ich, dass sich die Autor:innen ganz unterschiedliche Zugänge ...

Nachdem meine Begeisterung für Kurzgeschichten wieder entflammt wurde, habe ich mich sehr auf Winterstern gefreut. Besonders interessant finde ich, dass sich die Autor:innen ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema Winterstern gesucht haben. Dadurch hatte jede Geschichte etwas Eigenes. Es geht z. B. um einen Spuk, magische Fähigkeiten sowie – was ich viel zu selten lese – Zwerge und Drachen!

Ich hatte erwartet, mich mit der Anthologie auf die besinnliche Jahreszeit einstimmen zu können. Dem war zum Großteil nicht so. Dies lag für mich insbesondere an den weniger leichten Themen, denn die starke Präsenz von Tod & Verlust haben mir persönlich gar nicht gefallen. Es gab durchaus Geschichten, denen das bittersüße Gefühl gestanden hat, für mich hat es insgesamt aber nicht dazu gepasst, dass die Anthologie „zum Lachen, Lieben, Gruseln, Träumen, Hoffen und Bangen“ einlädt. Das macht die Kurzgeschichten nicht weniger lesenswert, ich hätte mir jedoch einen anderen Klappentext und ggf. TW (z. B. Suizid) gewünscht.

Lassen wir meine Erwartungen einmal außen vor: Einige Geschichten konnten mich direkt für sich gewinnen, bei anderen hatte ich meine Schwierigkeiten. Ich sehe diesen Punkt allerdings eher als Vorteil, denn die Vielfältigkeit an Ideen und Schreibstilen führt sicher dazu, dass für jede:n ein Highlight dabei ist. Hervorheben möchte ich vor allem:

Allein – Eine Protagonistin, die auf wenige magische Fähigkeiten zurückgreifen kann, es aber durch Köpfchen wettmacht.

Hölzern – Thematisch stach die Geschichte für mich am meisten heraus. Es geht um einen Puppenspieler und seine Puppen. Cooles Thema!

Außerdem gibt es eine wirklich süße, wenn auch vorhersehbare, queere Geschichte, die mir viel Spaß gemacht hat.

Insgesamt finde ich, dass Anthologien eine tolle Möglichkeit sind, neue Autor:innen zu entdecken. Bei Winterstern haben meine Erwartungen und der tatsächliche Inhalt nicht zusammengepasst und die Geschichten waren für mich eher durchwachsen. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Thema sei nachträglich hinzugefügt worden. Einige haben mich dafür aber sehr gut unterhalten!

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