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Veröffentlicht am 19.04.2023

Die neuen Laubenpieper

Rosenkohl und tote Bete
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Manne Novak hat eigentlich gedacht, Karl wäre sein bester Freund, vor einem halben Jahr war plötzlich alles anders. Sogar seine Parzelle im Schrebergarten hat er gekündigt. Eben die soll nun neu vergeben ...

Manne Novak hat eigentlich gedacht, Karl wäre sein bester Freund, vor einem halben Jahr war plötzlich alles anders. Sogar seine Parzelle im Schrebergarten hat er gekündigt. Eben die soll nun neu vergeben werden. Manne, der Vereinsvorsitzende und ehemalige Polizist, will eigentlich keine Neuen. Doch die Liste der Kandidaten ist lang. Und nun kommen die Neuen. Die junge Familie von Ribbeck. Widerwillig muss Manne einsehen, sie sind ganz sympathisch. Doch der Feuereifer, mit dem sich Vater Eike ans Umgraben macht, erscheint Manne etwas übertrieben. Richtig entsetzt ist er jedoch als Eike bei seiner Aktion eine Leiche ans Tageslicht befördert.

Obwohl Manne Novak kein Polizist mehr ist, hat er seine Fähigkeiten natürlich nicht verloren. Dass er selbst wegen der Leiche auf der Parzelle nebenan unter Verdacht gerät, bringt ihn doch aus der Fassung. Den Vorschlag seiner neuen Nachbarin Caro von Ribbeck, sie sollten gemeinsam nach dem wahren Täter suchen, findet Manne etwas skurril. Doch bleibt ihm etwas anderes übrig. Die Polizei schient sich auf Manne eingeschossen zu haben. Und nun ermitteln Manne und Caro gemeinsam, was nicht so einfach ist für Privatleute. Einige alte Kontakte kann Manne Novak noch nutzen und so werden Manne und Caro zu Privatdetektiven.

Es macht nichts, wenn man das Pferd von hinten aufzäumt und den zweiten Fall vor dem ersten kennenlernt. Denn so bringt einen der zweite Fall zum ersten. Manne Novak und Caro von Ribbeck sind schon ein Team, von dem man gerne liest. Sie etwas hibbelig, aber pfiffig, er mit mehr Lebenserfahrung, der manchmal etwas bremst, im richtigen Moment aber zielstrebig vorgeht. Das Setting in einer Berliner Kleingartenkolonie macht ein anheimelndes Gefühl, ein ruhiges Eckchen in der hektischen Großstadt. Dass ausgerechnet dort ein Verbrechen geschieht, ist ein echter Schlag. Und wie der schockierte Manne sich des Verdachts erwehrt ist spannend, aber auch mit einer Portion Humor geschildert. Dabei lernt er noch eine Seite von Karl kennen, die diesen in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Und so gibt dieser Reihenstart eine gute Mischung aus liebenswerten Akteuren und einen Fall, der sich als komplexer erweist als zunächst gedacht.

Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein sicherer Ort

Ganz gewöhnliche Monster – Dunkle Talente
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Die Talente werden aufgespürt, sie haben etwas Besonderes wie sie heilen von selbst, sie leuchten, sie können sich unsichtbar machen und noch andere wunderbare Dinge. Alice Quicke und Frank Coulter sind ...

Die Talente werden aufgespürt, sie haben etwas Besonderes wie sie heilen von selbst, sie leuchten, sie können sich unsichtbar machen und noch andere wunderbare Dinge. Alice Quicke und Frank Coulter sind diejenigen, die sich auf den Weg machen, um die Talente zu suchen und zum Cairndale Institut in Schottland zu bringen. Die Reisen sind im Jahr 1882 etwas beschwerlich, auch weil sie die beiden beinahe um die ganze Welt führt. Nicht nur das Reisen an sich ist gefährlich, auch eine unheimliche dunkle Gestalt scheint hinter den Talenten her zu sein, besonders hinter dem achtjährigen Marlowe.

Bei diesem Ritt durch viele Genre handelt es sich um den ersten Teil der Talente Trilogie. Die Kinder und Jugendlichen mit ihren besonderen Eigenschaften fallen in ihrer Umgebung auf und sind deshalb häufig gefürchtet oder verhasst, Der Ruf an das Institut wirkt da wie ein Versprechen ins gelobte Land. Im Institut bekommen sie Unterricht, sie lernen, ihre Talente zu beherrschen und sie sollten sicher sein. Die Siegel des Instituts sollten sie schützen. Doch besonders Marlowe scheint auch innerhalb der Mauern in Gefahr zu sein. Doch seine neuen Freunde und er halten zusammen und vielleicht retten sie die Welt.

Manchmal denkt man, man liest einen Western oder einen Eastern, dann befindet man sich in einem spannenden Krimi und irgendwann packt einen der Horror. Das hat echt was. Auch wenn es hin und wieder ein wenig brutal zugeht, macht das Lesen dieses Romans richtig Spaß. Der kleine Marlowe, sein Freund Charlie und auch die anderen Talente sind liebenswerte Geschöpfe, die zeigen, was Freundschaft bedeuten kann. Die Geschichte hat es auch in sich, Nichts ist so wie es scheint, die Grenzen zwischen Gut und Böse sind fließend. Und die Lektüre gerät darüber überraschend und mitreißend. Man möchte zwar nicht dem Gemetzel beiwohnen, aber wie diese Staubmäntel beim Gehen hinterher wedeln, dass möchte man sich richtig gerne vorstellen und so kann man getrost auf den zweiten Teil warten.

Veröffentlicht am 13.04.2023

Mit dem Herzen sehen

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Silberlinge
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Harry Dresden schwitzt Blut und Wasser, ein TV-Studio ist einfach kein Aufenthaltsort für einen Magier. Doch wenn er etwas über seine Ex-Freundin Susan Rodriguez erfahren kann, kennt er kein Halten. Sie ...

Harry Dresden schwitzt Blut und Wasser, ein TV-Studio ist einfach kein Aufenthaltsort für einen Magier. Doch wenn er etwas über seine Ex-Freundin Susan Rodriguez erfahren kann, kennt er kein Halten. Sie soll sich in Peru aufhalten. Allerdings muss Dresden auch Geld verdienen und als er von einem Pater der katholischen Kirche beauftragt wird, nach einen gestohlenen Relikt zu suchen, nimmt er die Aufgabe an. Als ob das nicht genug wäre, wird er von einem wichtigen Mitglied des roten Hofes zum Duell gefordert. Es lauern also reichlich Gefahren hinter jeder Ecke und der Tod ist Harry gewiss.

Zum Glück umfasst die Reihe, deren fünfter Band jetzt in sehr schöner Gestaltung neu aufgelegt wurde, noch etliche Bände, so dass man darauf vertrauen kann, dass Harry den Gefahren trotzen wird. Für Harry gibt es ein Wiedersehen mit Susan Rodriguez, die ihrer Wandlung zum Vampir immer noch widersteht. Es wird ihr jedoch immer schwerer. Dennoch hilft sie Harry als ein vermeintlicher gedungener Mörder auf ihn losgeht. Von den Aufgaben, die Harry übernehmen wollte, ist er damit erstmal abgelenkt. Kümmern muss er sich aber, um einen Sekundanten für das Duell und eine Spur des Relikts will er auch aufnehmen.

Wieder tauchen neue Gegner für Harry Dresden auf, die Denarier, dreißig von ihnen gibt es, einen für jeden Silberling, den der Verräter erhalten hat. Das zeugt von dem Ideenreichtum des Autors. Und auch alte Bekannte haben erfreulicherweise wieder mal einen Auftritt. Da sind Susan Rodriguez und Michael Carpenter, die Dresden unterstützen. Hat der Autor von vorne herein ein Konzept für die Reihe gehabt? Man könnte es annehmen, denn immer wieder gibt es Hinweise, dass noch eine größere Aufgabe auf ihn wartet. Nun, in diesem Band gibt es eine rasante Story oder sogar zwei, die vage miteinander verflochten sind. Etwas bittersüß verläuft seine Beziehung zu Susan Rodriguez, deren Kampf gegen die Wandlung immer schwieriger wird. Man wünscht, es möge für die Beiden eine Zukunft geben, aber sicher ist das nicht. Harry Dresden wächst an seinen Aufgaben und die Reihe enthüllt häppchenweise einige Zusammenhänge. Man will einfach mehr wissen und freut sich auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 10.04.2023

Das beste Heim

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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Die Pflegekraft Sybille Bullatscheck hat ganz schön zu tun. Der Sohn von Otterle senior hat übernommen und der kommt aus dem Management. Jetzt wird einiges umgekrempelt im Heim, das Ziel ist, Heim des ...

Die Pflegekraft Sybille Bullatscheck hat ganz schön zu tun. Der Sohn von Otterle senior hat übernommen und der kommt aus dem Management. Jetzt wird einiges umgekrempelt im Heim, das Ziel ist, Heim des Jahres zu werden. Weder auf die Pflegekräfte noch auf die Bewohner nimmt er dabei viel Rücksicht. Und mehr Personal einstellen möchte er auch nicht. Da kann es schon mal notwendig werden, dass Sybille zum Speed-Dating ein paar Senioren mitnehmen muss. Aber auch einer Pflegekraft muss mal ein Privatleben gegönnt werden. Nur auf der Dating-Plattform für Pflegekräfte will es nicht so recht klappen.

Dies ist der erste Roman von Sybille Bullatscheck. Von ihrem Haus Sonnenuntergang gibt es jedoch noch mehr. Es lohnt sich, einen Blick auf die web.site zu werfen. Sybille ist schon eine Marke, Pflegekrafte sind bei ihr auch Pflägekräfte, sie kommt nämlich aus dem Schwabenländle. Mit ihren Kolleginnen versteht sie sich meist gut, besonders mit ihrer Freundin Evelin. Der neue Chef ist allerdings nicht so der Bringer und von Empathie hat er auch noch nicht viel gehört. Da sind die alten Leutchen machmal liebenswerter, auch wenn es mit ihnen nicht immer leicht ist. Leider sind nicht mehr alle so fidel, doch einige sind noch richtig flott.

Der Titel des Buches fällt einem sofort auf, man hat gleich Bilder vor Augen, wie ein paar alte Herrschaften oder Frauschaften auf einer Hüpfburg suchen. Das Cover tut ein Übriges dazu. Wenn man so liest, kommt man auf den Gedanken; Flöhe hüten ist leichter. Manchmal werden die alten Menschen wieder wie Kinder und dann haben die Pflegekräfte oder auch die Verwandten ganz schön zu tun. Hin und wieder sind die alten Damen oder Herren auch noch geistig fit und für einen Spaß zu haben, dann können sie besser feiern als die Jungen. Dass es in der Pflege ganz schön stressig zugeht, kommt in diesem Roman gut rüber. Aber es ist wohl auch ein wenig, was man daraus macht und so kann man einiges auch von der lustigen Seite sehen. Im Haus Sonnenuntergang geht es manchmal recht chaotisch zu und es hört so mittendrin auf, dass man meint, es müsste noch weitergehen. Ein etwas anderer Roman, der so manchen Lacher hervorruft.

Veröffentlicht am 07.04.2023

Mädchenpensionat

Jenseits der Mur
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Im Jahr 1882 hat es Ida Fichte gleich zwei Mal gewagt, Heiratsanträge abzuwehren. Und nun ist sie in einem der wenigen Berufe tätig, die Frauen offen stehen. Im Mädchenpensionat der gestrengen Oberlehrerin ...

Im Jahr 1882 hat es Ida Fichte gleich zwei Mal gewagt, Heiratsanträge abzuwehren. Und nun ist sie in einem der wenigen Berufe tätig, die Frauen offen stehen. Im Mädchenpensionat der gestrengen Oberlehrerin Stieglitz. Nach einem der seltenen Tanzvergnügen in den Räumen des Hauses wird eine Schülerin tot aufgefunden. Sie trägt ein weißes Gewand mit rosa Schleifen, dabei hat sie Rosa überhaupt nicht gemocht. Und nun ist selbstverständlich die Polizei da. Der ansehnliche Gendarm Wilhelm Koweindl und seine Kollegen sollen herausfinden, wieso die junge Dame getötet wurde. in den Augen der Schulleiterin Stieglitz geht dieser entsetzliche Vorfall glimpflich aus, weil nicht gleich alle Mädchen von der Schule genommen werden.

Bei Ida Fichte handelt es sich um ein gewitztes und intelligentes Frauenzimmer. Sie macht sich eigene Gedanken, die sie gerne mit Wilhelm Koweindl teilt. Der Gendarm glaubt zunächst nicht, dass eine Frau etwas Hilfreiches zu seinen Untersuchungen beitragen kann, schnell stellt er jedoch fest, dass er sich da mächtig getäuscht hat. Das fängt schon bei den rosafarbenen Bändern an, deren Tönung er wegen seiner Farbenblindheit nicht genau erkennen kann. So richtig kommen die Untersuchungen zunächst nicht voran. Allgemein scheinen alle froh zu sein, dass sie weiter im Pensionat sind und bald herrschen wieder die gewohnten alltäglichen Abläufe.

Wenn man die schönen Blumen auf dem Cover sieht, denkt man, das passt zum Frühling. Ganz so frühlingshaft geht es in dem Krimi allerdings nicht zu. Es wird schon sehr deutlich, dass Frauen es alles andere als leicht hatten, ein eigenständiges Leben zu führen. Die Mädchen werden für die Ehe ertüchtigt. Einem Mörder sollen sie natürlich nicht begegnen. Doch die Lehrerin Ida Fichte erweist sich als kluge Ermittlerin, die sich schon bald auf den Austausch mit dem Gendarmen freut. Das zarte Pflänzchen an Gefühlen zwischen den beiden ist der Zeit angemessen zurückhaltend geschildert, ebenso wie die kleine Tolpatschigkeiten des Wilhelm Koweindl, der das Herz am rechten Fleck hat. Die Sprache, die die Autorin in ihrem Roman verwendet, ist der Zeit angemessen, in der die Handlung angesiedelt ist. Zu Beginn benötigt man etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, später hilft es eher, sich in die Zeit hineinzuversetzen. Im Spätsommer kann ein zweiter Band mit diesen sympathischen Ermittlern erwartet werden.