Platzhalter für Profilbild

Bianste

Lesejury Star
offline

Bianste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bianste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2017

Tiefschürfend

In tiefen Schluchten
0

Anne Chaplet hat hier eine andere Art Krimi geschrieben. Im Vordergrund steht nicht unbedingt die Ermittlung eines oder mehrerer Täter, sondern die Begleitumstände, die historischen Hintergründe, die lokalen ...

Anne Chaplet hat hier eine andere Art Krimi geschrieben. Im Vordergrund steht nicht unbedingt die Ermittlung eines oder mehrerer Täter, sondern die Begleitumstände, die historischen Hintergründe, die lokalen Besonderheiten. Verknüpft wird dies alles durch Tori Godon, eine deutsche Anwältin, frisch verwitwet, die sich in ihre französische Lebensumwelt einfinden will und muss. Sie hat mit ihrem (verstorbenen) Mann, Carl, ein sehr altes Haus gekauft, das Geschichte aus jeder Mauerfuge atmet und so einige Besonderheiten und Geheimnisse birgt.
Ausgelöst wird der aktuelle Fall durch das Verschwinden eines Holländers, der sich mit einem alten Franzosen unterhalten hat. Dieser Franzose, Didier Thibon, stirbt bald darauf unter ungeklärten Umständen. Weitere ominöse Todesfälle folgen.
Schließlich macht Tori sich auf, den Holländer zu suchen, da sich sonst niemand für sein Verschwinden zu interessieren scheint.
Ein Kampfhund spielt ebenso eine wichtige Rolle, genau wie ein Restaurateur, undurchsichtige Nachbarn und ein Polizist. Also, eigentlich ist alles da für einen Krimi. Doch Chaplet entwickelt die Geschichte betont beschaulich. Der Ort Belleville ist frei erfunden, doch das Vivarais an den Cevennen mit seiner hugenottischen Vergangenheit gibt es wirklich. Daraus webt die Autorin einen Fall aus Schuld, Verrat und Sühne, der sich spannend liest. Da die Ich-Erzählerin Tori genauso viel zu entdecken hat wie die Leser, ist man nah dran und gern bereit, Tori auf ihrem Weg zu folgen.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Mutiger Junge

Die Träne des Einhorns
0

In diesem fantasievollen Bilderbuch der Autorin Bettina Göschl wird von einem Einhorn erzählt, dass in einem Land lebt, in dem alle Einwohner glücklich sind. Doch eines Tages wird das Einhorn von einem ...

In diesem fantasievollen Bilderbuch der Autorin Bettina Göschl wird von einem Einhorn erzählt, dass in einem Land lebt, in dem alle Einwohner glücklich sind. Doch eines Tages wird das Einhorn von einem Ungeheuer entführt und in einen Turm gesperrt. Weil es so traurig ist, beginnt es zu weinen. Langsam aber sicher füllt sich das Tal mit den Tränen und die Einwohner werden immer unglücklicher.
Schließlich wird es dem kleinen Jungen Felix unerträglich und er beschließt, dass endlich etwas dagegen unternommen werden muss. Viele sind bereits gescheitert. Deshalb spricht Felix zuerst mit einer weisen Frau, bevor er sich mit seiner Uniform aus Papier auf den Weg macht, das Einhorn zu befreien.
Ich werde jetzt nicht beschreiben, ob und wie es ihm gelingt.
Die Geschichte ist jedoch sehr fantasievoll. Das Monster ist ein wenig gruselig, aber auch knuffig. Das Einhorn ist nicht süßlich weichgespült, sondern ein ernst zu nehmendes mythologisches Tier, wodurch eine Geschichte entsteht, die sich sowohl für Jungs als auch für Mädchen eignet. Sie ist spannend, aber nicht so aufregend, dass sie sich nicht als Vorlesegeschichte zum Einschlafen eignen würde.
Die Illustrationen sind einfach strukturiert, farbenfroh und erzeugen Freude beim Betrachten. Das Buch ist verspielt und rückt das in den Mittelpunkt, was allen Kindern großen Spaß macht: spielen, träumen, etwas bewegen, Neues ausprobieren, wachsen …
Felix ist kein Draufgänger, er ist mutig, er ist aber auch umsichtig, informiert sich vorher, bevor er in das Abenteuer aufbricht. Mut, Glück und Zufriedenheit stehen im Mittelpunkt, werden als erstrebenswerte Ziele dargestellt.
Das große Format (A4) bietet viel Raum zum Entdecken.


Veröffentlicht am 30.07.2017

Liebevoll

Bea macht blau
0

Bea ist mit Leib und Seele Mutter – jedenfalls denkt sie das. Doch dann zieht ihre Tochter nach dem Abitur mit einem jungen Mann in einer anderen Stadt als geplant zusammen, wird schwanger und will nicht ...

Bea ist mit Leib und Seele Mutter – jedenfalls denkt sie das. Doch dann zieht ihre Tochter nach dem Abitur mit einem jungen Mann in einer anderen Stadt als geplant zusammen, wird schwanger und will nicht mehr studieren. Zudem erfährt sie, dass ihr Mann sie betrügt und erkennt, dass ihre Ehe schon lange nicht mehr richtig funktioniert hat, eher eine Zweckgemeinschaft war.
Kurzentschlossen fährt sie ins Baskenland, in eine kleine Pension, in der sie schon als Kind ihre Ferien verbracht hat. Ihre Schwester wohnt auch irgendwo da in der Nähe. Der Kontakt ist allerdings schon länger abgebrochen.
Als Bea dort ankommt, ist nichts so wie erwartet.
Doch Bea will das nicht hinnehmen, sie beschließt, spontan darauf zu reagieren und endlich ihre eigenen Wünsche nach vorne zu stellen.
Das ist schwieriger als gedacht, denn erstens kann sie nicht so ganz aus ihrer Haut und zum anderen jagt ein Problem das nächste.
Trotzdem (oder gerade deswegen ?) ist dies ein rasanter Roman mit liebenswerten Figuren, die einem beim Lesen schnell ans Herz wachsen. Man gönnt Bea den Erfolg und hadert mit ihr, wenn etwas schiefgeht. Durch all die Probleme wird die Geschichte jedoch weder schwerfällig noch traurig, sondern eher spannend und überraschend, auch wenn Vieles vorhersehbar ist, alles dennoch nicht.
Es gelingt der Autorin, einen mitreißenden Frauen (?) – Roman zu schreiben, der eine Geschichte erzählt, die Mut macht, eigene Wege zu gehen – und zu erkennen.

Veröffentlicht am 12.07.2017

ungewöhnlich

Was man von hier aus sehen kann
0

Es ist ungewöhnlich, was die Autorin da serviert. Die Geschichte spielt im Westerwald, soweit so klar. Ihre Hauptfigur ist Luise. Selma ist deren Oma. Selma hat gelegentlich Visionen, zum Beispiel von ...

Es ist ungewöhnlich, was die Autorin da serviert. Die Geschichte spielt im Westerwald, soweit so klar. Ihre Hauptfigur ist Luise. Selma ist deren Oma. Selma hat gelegentlich Visionen, zum Beispiel von einem Okapi, immer, wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt innerhalb von 24 Stunden jemand aus dem Dorf.
Nun ist das Dorf besiedelt mit zahlreichen skurrilen Gestalten. Einer davon ist der Optiker, der in Selma verliebt ist, ist er jedoch noch nie gestanden hat, dafür aber einen ganzen Koffer gefüllt hat mit den Anfängen von Liebesbriefen, die er nie fertig geschrieben hat und der auch nie zugestellt hat.
Die Menschen in diesem Dorf erledigen nun alle das, von dem sie glauben, dass sie es unbedingt erledigt haben sollten, falls der Traum diesmal ihren Tod angekündigt haben sollte. Sie dabei zu beobachten ist gleichzeitig witzig, traurig und hintersinnig.
Die Autorin schreibt in einem ungewöhnlichen Stil, trocken, kurze Sätze, viele innere Monologe und trotzdem werden die Figuren greifbar, vielschichtig und nachvollziehbar.
Der Roman ist nicht leicht zugänglich, die Leserinnen und Leser müssen sich Mühe geben, mit ihm warm zu werden, doch diese Mühe lohnt sich. Das sind nicht nur die Figuren, mit denen man bald miterlebt, sondern auch allerhand skurrile Ideen und Weisheiten, die einem beim Lesen so unvorbereitet präsentiert werden, dass man innehält, zurückgeht und die Sätze noch einmal liest.
Es entwickelt sich sogar eine Spannung, wenn man sie sich wissen will, wen der Traum gemeint hat, nur um es dann eigentlich gar nicht mehr wissen zu wollen.
Fazit: Es lohnt sich, sich auf diesen ungewöhnlichen Roman einzulassen.

Veröffentlicht am 10.07.2017

aufregend

Seeblick kostet extra
0

Ines Fox begegnet den Leserinnen und Lesern im zweiten Teil der Kriminalkomödie rund um den Bodensee am Ende einer Gerichtsverhandlung. Der Mann, den sie für den Mörder ihres Mitarbeiters hält, wird freigesprochen ...

Ines Fox begegnet den Leserinnen und Lesern im zweiten Teil der Kriminalkomödie rund um den Bodensee am Ende einer Gerichtsverhandlung. Der Mann, den sie für den Mörder ihres Mitarbeiters hält, wird freigesprochen – mangels Beweisen oder weil seine Anwälte um so viel besser sind.
Ines kann das nicht verstehen und ist ziemlich erschüttert. Es dauert nicht lange, bis ein weiterer Mord, zumindest sie hält das von Anfang an dafür, sie auf andere Gedanken bringt. Sie ist sich hundertprozentig sicher, dass in diesem Fall der gleiche Täter verantwortlich ist. Doch das muss sie erst einmal beweisen.
Ihr zur Seite steht Dr. Frieder, ein Pathologe, der aus Norddeutschland stammt und entsprechend wortkarge daherkommt. Das weitere Personal des Krimis ist ebenso skurril wie ungewöhnlich. Scheinbar betreibt Ines Fox eine kleine Agentur, innerhalb dieses Romangeschehens arbeitet sie dort jedoch eigentlich nicht, dafür hat sie zuverlässige oder auch nicht? Mitarbeiterinnen.
Ines ist ein Wirbelwind und schert sich wenig um die Meinung anderer.
Viele Situationen und Szenen, die die Autorin beschrieben hat, wirken so, als wäre man selbst dabei. Man kann sie sich wunderbar vorstellen und fühlt sich in der Handlung wie zu Hause. Mich persönlich stören ihre Ausflüge aus ihrem Körper, die leider in diesem Band eine ganz besonders große Rolle spielen.
Vielleicht wäre es sinnvoll, mit dem ersten Band der Krimis um Ines Fox zu beginnen, doch es ist auch völlig unproblematisch, an dieser Stelle einzusteigen.
Bewundernswert sind die Fabulierkunst und der Ideenreichtum der Autorin.