Perfekter Abschluss der Tom-Babylon-Reihe
Raabe hat sich für den Abschluss der Tom-Babylon-Reihe noch mal so richtig ins Zeug gelegt. Chapeau! Oder war es doch noch nicht das Ende?
Tom wacht in einem Krankenhaus in London auf und hat keine Ahnung, ...
Raabe hat sich für den Abschluss der Tom-Babylon-Reihe noch mal so richtig ins Zeug gelegt. Chapeau! Oder war es doch noch nicht das Ende?
Tom wacht in einem Krankenhaus in London auf und hat keine Ahnung, wie er hierher kam. Dr. Harris, eine junge Ärztin, versucht telefonisch seine Familie und seinen Chef zu erreichen. Mit dem Ergebnis: Tom hat seinen Job als Polizist hingeschmissen, sein Vater ist bei einem Überfall in der U-Bahn ums Leben gekommen, Anna ist mit dem gemeinsamen Sohn Phil nicht zu erreichen und sein Haus wird gerade verkauft. Und Tom? Er wurde vor drei Tagen nackt und bewusstlos in einer Mülltonne gefunden.
Während Toms sich auf eigene Faust weiter auf die Suche nach seiner Schwester Viola macht, ist Sita Johanns unterwegs nach Traunstein ins Hochsicherheitsgefängnis, in dem Walter Bruckmann einsitzt – auch auf eigene Faust. Dort will sie ihn mit einigen Fragen konfrontieren. Denn Tom war klar, dass Bruckmann – wie auch immer – etwas mit dem Überfall zu tun hat. Nur Stunden später findet sich Sita fixiert in einer Zelle wieder. Und Bruckmann wird ihre einzige Möglichkeit sein, hier wieder rauszukommen.
Dieser Teil knüpft direkt an seinen Vorgänger an, in dem Tom ein Bild von Viola als erwachsene Frau findet. Es ist daher notwendig, alle drei anderen Teile vorher zu lesen. Raabe wirbelt nochmals alles gehörig durcheinander, nur um es dann präzise und lückenlos zu einem glaubhaften Ende zu führen. Immer wieder holt er alte, uns bekannte Szenen hoch, wodurch wir quasi die gesamte Reihe Revue passieren lassen können. Und trotzdem hält er die Spannung auf einem maximalen Level. Geschickte Zeit- und Ortswechsel tun ihr Übriges.
Gut durchdacht, mit anhaltend hohem Tempo hat er ein grandioses, stimmiges Finale hingelegt. Und keine Angst vor den 620 Seiten, die hatte ich in zwei Tagen durch, ging gar nicht anders. Ach ich sag jetzt einfach nichts mehr dazu, Raabe ist für mich – ja ich wiederhole mich gern – der beste deutsche Thrillerautor, den wir haben. Viel psychologischer Tiefgang, rasante und bildliche Sprache, lückenlose, komplexe Konstruktion und Charaktere mit Ecken und Kanten (auch die Nebenfiguren), wie sie sein sollten. Raabe beherrscht einfach alles – außer 0-8-15.
Ach ja, ich werde Tom Babylon echt vermissen, aber wer weiß, vielleicht hören wir irgendwann noch mal von ihm?