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Veröffentlicht am 02.07.2017

Willkommen in Junktown, der Stadt der Drogen

Junktown
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„Junktown“ von Matthias Oden ist ein Science-Fiction Krimi, in dem es um einen Mord an einer Brutmutter in einer Welt voller Drogen geht. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Heyne Verlag.

Solomon ...

„Junktown“ von Matthias Oden ist ein Science-Fiction Krimi, in dem es um einen Mord an einer Brutmutter in einer Welt voller Drogen geht. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Heyne Verlag.

Solomon Cain, ein Polizist im Dienste der Gemapo (Geheime Maschinenpolizei), wird zu einem Mord an einer jungen Brutmutter gerufen. Ihr Tod ist mysteriös und anfangs ahnt Cain nicht in was er da hineingeraten ist. Er lebt in einer Zukunft in der der Konsum von Drogen oberste Bürgerpflicht ist. Eine Diktatur in der bei monatlichen Drogentests überprüft wird, ob man seinen Pflichten nachkommt. Abstinenz gilt als Hochverrat und wird hart verfolgt. Das öffentliche Leben ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen und Maschinen bestimmen den Alltag.

Auch wenn ich normalerweise nicht so der Krimi-Fan bin, hat mich der Klappentext des Buches neugierig gemacht auf eine Welt oder eine Zukunft in der alle Menschen Drogen nehmen müssen.
Für mich eine echte Horrorvorstellung, da man in Junktown ja auch keine Wahl hat. In monatlichen Drogentests wird überprüft, ob man auf das geforderte Level an Drogenkonsum kommt. Reisen in andere Städte oder Länder gibt es nicht mehr. Die Menschen pflanzen sich nicht mehr selber fort, sondern dafür gibt es Zuchtreihen und sogenannte Brutmütter. Man kann auch Beziehungen zu diesen Brutmüttern haben, die sehr große Maschinen mit mehreren Stockwerken sind. Das Buch hat mir eine ganz schöne Bandbreite an Absurditäten geboten, die ich gar nicht alle aufzählen kann und die mich teilweise ein wenig verstört haben.
Diese Neugierde auf die Welt hat mich durch die erste Hälfte des Buches getragen. Für mich war das Buch zu dem Zeitpunkt nicht wirklich spannend, da es eben nur ein einfacher Mordfall war, der gelöst werden musste und die Lösung erschien recht offensichtlich und einfach. Der Fall entwickelt sich allerdings doch noch weiter und bekommt eine viel größere Dimension, die den ganzen Staat umfasst. Hier wurde es für mich dann auch spannend und interessant und gerade in der zweiten Hälfte wurde ich sehr schnell durchs Buch getragen. Solomon Cain ist mir als Ermittler mit seinem Schicksal letztendlich doch noch irgendwie ans Herz gewachsen und so wollte ich dann natürlich auch wissen wie es ausgeht.
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen, da ich so von den Absurditäten dieser Welt abgelenkt war. Dieser lies sich aber durchaus gut lesen. Von der Wortwahl her kommen natürlich viele Drogen vor. Von vielen habe ich schon mal gehört, von vielen wiederum auch nicht. Es ist daher möglich, dass in dem Buch ein paar neue Drogen erfunden worden sind. Die Zusammenhänge wurden aber gut und verständlich erklärt, so dass man dem Geschehen gut folgen konnte.
Ich denke wer viele Krimis liest, ahnt das Ende schon voraus. Für mich ist es dann oftmals so, dass ich im Nachhinein feststelle, ach ja stimmt, da habe ich nicht ganz aufgepasst, da hätte ich auch drauf kommen können. Ein guter Ermittler wäre aus mir also mit Sicherheit nicht geworden. Beim Ende hatte ich eine gewisse Vorahnung, dennoch hatte die Geschichte auch einige unvorhergesehene Wendungen für mich zu bieten.

Fazit: Ein solider Science-Fiction Krimi, der sich schnell zu mehr entwickelt und mich mit seinen Absurditäten sowohl geschockt als auch unterhalten hat. Wer Krimis mag und die Welt, die im Klappentext beschrieben wird, interessant findet, sollte das Buch auf jeden Fall lesen.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Eine solide Neuinterpreatation derArthus-Sae

Lancelot
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„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen. ...

„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen.

Britannien: Uther Pendragon liegt im Sterben. Seine Zeit ist vorüber und unstetige Zeiten beginnen. Alle Hoffnungen liegen auf Arthur, Sohn des Uther, dem vorausgesagt wird Britannien wieder zu vereinen. Herein geboren in diese Zeit wird Lancelot. Ein Junge, der seine gesamte Familie verloren hat und auf einem vergessenen Landflecken zum Krieger erzogen wird. Dort verbindet sich sein Schicksal mit dem Guineveres und Merlins. Als er Arthur das erste Mal sieht, weiß er sofort, dass er sein Leben für ihn geben würde und so wird er zum größten Krieger Britanniens.

Ein Buch, dass mir mal wieder gezeigt hat, das auf englisch lesen auch echt anstrengend sein kann. Letztes Jahr bei einer Angebotsaktion habe ich dieses Buch auf englisch erworben und als auf instagram zu einer Leserunde aufgerufen wurde, dachte ich mir, dass ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe packe. Ich lese sehr gerne Bücher in einer Leserunde, weil dies nochmal andere Perspektiven eröffnet.
Giles Kristian erzählt sehr imposant. Trotz meiner Schwierigkeiten mit dem Englisch entstand ein lebhaftes Bild vor meinem Auge. Es ist halt wirklich sehr ausführlich. Da geht es nicht nur in einen Wald, sondern die Bäume, Tiere und Pflanzen werden benannt. Ich kenne so die Standardsachen, aber wenn Tiere wie Rebhuhn oder Pflanzen wie Schafsgarbe vorkommen, komme ich mit meinen Englisch-Kenntnissen an meine Grenzen. In diesem Punkt braucht ihr also wirklich einen breit gefächerten Wortschatz oder Durchhaltevermögen so wie ich.
Das Buch hat sich sehr wie ein historischer Roman gelesen, aber es hat auch eindeutige Elemente aus der High Fantasy. Es geht sehr mittelalterlich zu, es gibt einige mystische Elemente und die Geschichte lässt sich Zeit. Ich habe Lancelots Kindheit miterlebt, war dabei wie er ausgebildet wurde und wie seine Ausbildung später zum Tragen kommt. Es gibt immer wieder spannende Ereignisse und Lancelot ist an einigen Schlachten beteiligt, die recht genau beschrieben werden. Dies ist alles natürlich fiktiv, da es sich bei König Arthur und seinen Rittern um Sagengestalten handelt. In dieser Hinsicht fand ich das Buch sehr gelungen. Es hat die Sage zum Leben erweckt.
Hierbei steht allerdings Lancelot im Mittelpunkt und das legt natürlich den Fokus deutlich anders. Mir hat es im Großen und Ganzen gefallen, weil ich dadurch dabei war, wie Lancelot zu dem wurde, der er ist. Diese Geschichte wurde für mich glaubwürdig erzählt. Andere Dinge sind dafür allerdings zu kurz gekommen. Morgana taucht nur kurz auf und auch die anderen großen Ritter an der Seite Arthurs erleben wir nur sporadisch, meist bei Schlachten und eben aus der Sicht Lancelots.
Giles Kristian hat sich recht frei an der Sage bedient und so weicht einiges natürlich vom Bekannten ab. Für mich war das ok, weil es ziemlich lange her ist, dass ich etwas mit Arthur und seinen Rittern gelesen habe. Es war eher so, ach ja, dieser Charakter gehört ja auch noch zur Arthus-Sage, daher hatte ich in dieser Hinsicht auch keine besonderes Erwartungen, sondern war einfach gespannt auf die Geschichte an sich.
Mit Lancelot habe ich die meiste Zeit mitgefiebert. Manches ist ihm ein bisschen zu sehr zugeflogen, bei seinem Training zum Kämpfer wurde dies glücklicherweise noch ein wenig korrigiert. Seine Freundschaft und Liebe zu Guinevere habe ich auf jeden Fall sehr gefühlt, aber auch da gab es die ein oder andere Szene, die eher weniger meinem Geschmack entsprach. Gerade zum Ende hin mit den Zeitsprüngen hatte ich Probleme. Es waren meist Zeitsprünge von mehreren Jahren und Lancelot befand sich damit auch an einem anderen Punkt im Leben und war dann anders. Beim Sprung vom Kind zum Erwachsenen hat das noch gepasst, aber der Sprung zu einem erfahrenen Kämpfer, der mittlerweile genug vom Kämpfen hat, war mir dann zu abrupt.
Merlin ist in diesem Buch ein sehr zwiespältiger Charakter, aber es ist gut gemacht. Ich wusste manchmal nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Denn auf der einen Seite steht er auf Arthurs Seite und unterstützt Lancelot auf seinem Weg, andererseits holt er die Menschen oftmals nicht ins Boot bei seinen Plänen, sondern platziert sie einfach auf seinem imaginären Schachbrett, dass er sich selber zurecht gelegt hat. Hiermit entspricht er dem typischen Druiden, dessen Wege manches Mal unergründlich erscheinen und der sehr geheimnisvoll rüberkommt.
Arthur und seine glorreiche Zeit kam mir in diesem Buch viel zu kurz. Als man ihm das erste Mal begegnet, ist die Begeisterung Lancelots greifbar und ich war da voll dabei, doch dieses Bild verändert sich recht schnell, weil es eben diese Zeitsprünge gibt. Wir bekommen alles wichtige von Arthurs Weg mit, aber es ist eben wie ein Schnelldurchlauf. Der zweite Teil dieser Reihe beschäftigt sich dementsprechend gar nicht mehr mit Lancelot und Arthur, sondern der nächsten Generation.
In einem kurzen Nachwort erfahren wir etwas zu den Beweggründen Giles Kristians die Arthus-Sage erneut zum Leben zu erwecken, obwohl es schon viele Bücher hierzu gibt. Diese Ausführungen fand ich äußerst interessant und runden den Roman wunderbar ab. Darüber hinaus gibt es noch ein kurzes Personenverzeichnis und eine kurze Leseprobe aus dem zweiten Band.

Fazit: Ein solider Roman über Lancelot und König Arthur, der mit seiner imposanten Kulisse zu punkten weiß. Das Ausführliche hat mir das Lesen dieses Buches auf englisch allerdings etwas beschwerlich gemacht. Empfehlenswert für alle, die Lust auf eine Neuerzählung der Arthus-Sage aus einer anderen Perspektive haben und die gerne epische Erzählweisen mögen.

Veröffentlicht am 15.04.2023

Trotz spannender Welt und Themen leider das Potenzial nicht voll genutzt

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
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„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses ...

„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses Buch als Hörbuch bei Audible erschienen und ich habe diesmal das Buch, das am 31. März 2023 bei Lübbe erschienen ist, gelesen.

Achtung! Zweiter Teil einer Reihe, daher Spoilerwarnung!

Nach den Enthüllung von Oracle alias Atlas ist das Syndikat zusammengebrochen. Die Welt befindet sich in einem Schwebezustand. Unruhen und Demonstrationen brechen aus. Beim Großkonzern Hypermind, der die Hives kontrolliert, wird ein neuer Vorstand eingesetzt und die Sicherheit der Technik soll in diesem Zuge erhöht werden. Doch dann gesteht Bennie Haloren einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Atlas macht sich zusammen mit Noah daran, den Fall aufzuklären. Hilfe hierbei erhält sie von unerwarteter Seite und sie schafft sich neue sehr mächtige Feinde. Denn sie stößt auf Geheimnisse, die sehr weit in die Vergangenheit reichen und ein System aufdecken, dass tief in die Abgründe der Menschheit reicht.

Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung dieser Reihe, die etwas hat auf sich warten lassen und die mich zum ersten Mal so richtig in ein Hörbuch hat abtauchen lassen. Diesmal habe ich allerdings das Buch als Medium meiner Wahl gewählt. Wer der Autorin auf instagram folgt, weiß welche Herausforderungen das Schreiben eines Buches mit sich bringt, dass in Folgen eingeteilt ist, die genau 1 Stunde gehen.
Der Stoff wurde für die Umsetzung als Buch nochmals überarbeitet, ist aber weiterhin in Folgen unterteilt, die als Buch dann wiederum Kapitel haben. Im Buch kann man sehr gut die Struktur des Hörbuches erkennen, was ich sehr spannend fand. Diese Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass diese Reihe als Hörbuch mit 10 Stunden für mich persönlich besser passt.
Ich bin gut ins Buch hineingekommen, allerdings habe ich nach der langen Pause durchaus gemerkt, dass mir einige Einzelheiten aus dem Vorgänger fehlen. Letzten Endes konnte ich der Geschichte dennoch gut folgen. Es ist eine direkte Fortsetzung des Vorgängers und es ist nicht all zu viel Zeit vergangen.
Neben Science-Fiction-Elementen bietet das Buch auch wieder Elemente aus einem Krimi. Ein Mordfall möchte endgültig aufgeklärt werden. In der düsteren Welt der Zukunft kommen allerdings andere Ermittlungsmethoden zum Tragen, die nicht immer legal sind. Und auch die allgemeine Situation im Buch trägt nicht unbedingt zur Erleichterung des Falles bei. Weitere Themen in diesem Buch sind der Handel mit Erinnerungen und dessen Einpflanzung in andere Menschen, Hive-Technologie und Supercomputer. Dabei wird es allerdings niemals zu technisch. Es geht um die Ideen dahinter und die sind gut erklärt.
Die Veränderung Atlas‘ ist in diesem Teil deutlich zu spüren. Ihr negativer Blick auf die Welt ist noch immer vorhanden und dennoch flucht sie nicht mehr so viel und sie hat gelernt, Menschen in gewissen Maße an sich heranzulassen. Dieser Teil hatte eine neue Herausforderung für sie parat, bei der sie sich noch mehr auf andere Menschen sowie ihre eigenen Instinkte verlassen muss und weniger auf die Errungenschaften der Technik setzen kann.
Noah ist auch wieder Teil der Geschichte. Dieser hat seinen Glauben an das Gute im Menschen noch immer nicht verloren und meiner Meinung nach, muss er die fast noch größere Herausforderung als Atlas bestehen. Wer den ersten Teil bereits gelesen hat, weiß was Noah passiert.
Das Gefüge zwischen Gut und Böse wird in diesem Buch auf den Kopf gestellt. Hier wäre glaube ich noch mehr möglich gewesen, wären hier nicht die Vorgaben für das Hörbuch gewesen. Das zwingt einen zur Kürze und ich denke hier hätte die philosophische Stärke der Autorin sehr zum Tragen kommen können.
Die Zukunftsversion in diesem Buch ist sehr düster. Wer am falschen Ende geboren worden ist, muss Verbrechen begehen, um zu überleben. Die Reichen wiederum nutzen ihren Reichtum teilweise sehr zu ihrem eigenen Nutzen aus. Dadurch das wir die Welt durch Atlas Augen betrachten, sind wir zusätzlich noch sehr auf ihre Sichtweise der Dinge beschränkt. Dies gibt dem Leser allerdings auch die Möglichkeit die eigene Sichtweise gemeinsam mit ihr zu hinterfragen.
Der Fall wird in diesem Buch abgeschlossen, dennoch gibt es ein Ende das auch eine Fortsetzung erlaubt. Zusatzmaterial wie ein Personenverzeichnis oder eine Danksagung gibt es keine. Die Personenanzahl ist übersichtlich, so dass man gut zurecht kommt. Gegen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Vorgänger hätte ich nichts gehabt. Mir hätte es den Einstieg glaube ich noch etwas erleichtert.

Fazit: Eine Geschichte, die sehr viel Potenzial hatte, das jedoch nicht ganz ausgereizt wurde. Die Themen und die Welt fand ich wieder spannend, dennoch fehlte mir das gewisse Etwas, dass einem ein Buch im Gedächtnis behalten lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
Veröffentlicht am 18.02.2023

Eine Familiensaga mit Höhen und Tiefen im schillernden Odessa

Grandhotel Odessa. Die Stadt im Himmel
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„Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel“ ist der Auftakt zur zweibändigen Reihe über Odessa und das titelgebende Hotel im 20. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman bei Droemer-Knaur im Januar 2021.

Odessa, ...

„Grandhotel Odessa - Die Stadt im Himmel“ ist der Auftakt zur zweibändigen Reihe über Odessa und das titelgebende Hotel im 20. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman bei Droemer-Knaur im Januar 2021.

Odessa, 1910: Ein besonderes Fest erwartet die Gäste des Grandhotel Odessa. Die junge Hotelerbin feiert ihren 21. Geburtstag und das soll gebührend gefeiert werden. Ein Ereignis, das noch viele Jahre in Erinnerung bleiben soll, allerdings anders als gedacht. Trotz ihrer Eifersucht auf die schöne Belle, verrät Oda ihrer Ziehschwester ihr großes Geheimnis: Sie hat sich in den neuen Star am Balletthimmel Odessas verliebt. Gemeinsam mit ihm möchte sie durchbrennen und ihren Vater vor vollendete Tatsachen stellen.

Ich gebe zu, ich mag diesen Trend hin zu Familiensagas im historischen Genre nicht wirklich. Gefühlt gibt es kaum noch etwas anderes. Manchmal gebe ich dem Genre allerdings noch eine Chance, wenn ich so wie hier, das Buch als Mängelexemplar entdecke. Odessa als Kulisse für einen historischen Roman fand ich spannend.
Der Schreibstil der Autorin lies sich angenehm lesen, allerdings war der melancholische Unterton nicht so ganz meins. Odessa wiederum fand ich toll beschrieben und ihr Status als ein Schmelztiegel der Nationen kam gut zu Geltung. Ich konnte mir gut vorstellen, eine Reise in diese Stadt zu unternehmen und dort meinen Sommerurlaub zu begehen. Aktuelle Ereignisse werden das wahrscheinlich für viele Jahre nicht mehr möglich machen.
Der Roman spielt hauptsächlich in der Zeit von 1910 bis 1917. Es gibt aber immer wieder Sprünge in die Vergangenheit zu den Hintergründen der Gründung des Hotels. Die Russische Revolution sendet seine Vorboten aus und es gibt einige Herausforderungen mit denen das Grandhotel in dieser Zeit umgehen muss. Der erste Weltkrieg bringt u.a. Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittelversorgung mit sich und die Stimmung gegen den Adel und Großgrundbesitzer verschlechtert sich.
Bei den Personen im Buch bin ich sehr zwiegespalten. Es gab für mich zumindest nicht die Identifikationsfigur. Ich gebe zu, dass ich das schon sehr mag, wenn es Personen in einem Buch gibt, die mir sympathisch sind und die ich einfach nur mag und die dann sicherlich ein bisschen zu gut dargestellt sind. Hier gibt es an jeder Person durchaus etwas, was ich gut finde, aber oft genug eben auch Dinge, die ich verachtenswert finde.
Oda beispielsweise ist sehr fixiert auf das Grandhotel Odessa und stellt dies über ihr persönliches Glück. Der Kontrast zwischen ihr und Belle ist ein zentrales Thema im Buch. Oda ist hässlich, Belle ist schön. Oda wird die Liebe ihres Vaters entzogen, Belle wird damit überhäuft. Oda zieht sich diesen Schuh allerdings auch an und steht sich so selber im Weg, dennoch ist es auch bewundernswert was sie im Buch mit dem Hotel erreicht.
Ihr Vater wiederum ist über einige Leichen gegangen, um das Hotel überhaupt Wirklichkeit werden zu lassen. In den Rückblenden war das einfach kein schöner Freundeskreis, der sich um ihn und seine Zwillingsschwester gebildet hat. Es war so viel Falschheit, so viel böse Gedanken drin, die teilweise durchaus reflektiert wurden. Das überhebliche Verhalten wurde aber dennoch beibehalten und doch hat er mit dem Grandhotel etwas erschaffen. Dieser Traum des Hotels hat mir gut gefallen. Der Weg dahin eher weniger.
Wie ihr seht, in diesem Buch gibt es familiensaga-mäßiges Drama. Es war ok, aber es ist eben nicht so ganz meins. Ich bin schon froh, dass es nicht dieses Ding gab von wegen sie ist anders als andere Frauen. Das Drama wird aus den Konfliktpunkten, die bereits in der Vergangenheit geschaffen wurden, gezogen und diese wiederum wirken sich bis in die Gegenwart des Buches aus. Die Autorin hat eine geschickte Personenauswahl getroffen, die genug Reibungspotenzial bietet, um interessant zu sein. Der historische Hintergrund mit der russischen Revolution und dem ersten Weltkrieg hat mir gefallen. Wenn ich den zweiten Teil mal in der Mängelexemplar-Kiste entdecke, werde ich diesen sicher mitnehmen, weil mich die Veränderungen, die bis ins Jahr 1935 geschehen, sehr interessieren.
Zu Beginn des Buches gibt es einige Hinweise zum historischen Hintergrund und am Ende ein Glossar mit historischen sowie russisch/ukrainischen Begriffen. Eine Karte von Odessa sowie ein Personenverzeichnis sucht man vergebens. Insgesamt war das Zusatzmaterial für mich ausreichend.

Fazit: Eine Familiensaga, die für mich Höhen und Tiefen hatte. Der historische Hintergrund war interessant, die Personen und die insgesamt eher melancholische Stimmung hat mich eher zwiegespalten zurückgelassen. Odessa als Schauplatz hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt eine Reihe, die man lesen kann, aber nicht unbedingt muss.

Veröffentlicht am 21.01.2023

Gruseliges Szenario, leider zu vorhersehbar und zu viele Wiederholungen

Nano
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„Nano - Jede Sekunde zählt“ von Phillip P. Peterson ist ein Katastrophen-Thriller, in dem es um sich selbst replizierende Nano-Maschinen geht. Erschienen ist der Roman bei Fischer TOR im November 2022.

Der ...

„Nano - Jede Sekunde zählt“ von Phillip P. Peterson ist ein Katastrophen-Thriller, in dem es um sich selbst replizierende Nano-Maschinen geht. Erschienen ist der Roman bei Fischer TOR im November 2022.

Der große Tag ist gekommen! Unter der Schutzschirm des Bundeskanzlers wurde lange Zeit zu Nano-Maschinen im Forschungszentrum Köln geforscht. Ein Experiment ist angesetzt, dass den Menschen in Deutschland und auf der Welt zeigen soll, dass Nano-Maschinen beherrschbar sind und mit ihnen ein neues Zeitalter anbricht. Es wurden hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Gefahr, dass Nano-Maschinen in die Umwelt gelangen, wurde als vernachlässigbar eingestuft. Doch niemand hat wirklich mit einem Anschlag gerechnet. Während das Experiment läuft, erschüttert eine Explosion das Forschungsgebäude und die ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen erweisen sich als nicht stark genug. Nano-Maschinen gelangen in die Umwelt und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Phillip P. Peterson. „Vakuum“ als auch „Universum“ konnten mich begeistern und so sind die neu erscheinenden Romane des Autors für mich gesetzt. Anders diesmal ist, dass es als Thriller beworben wird. Mit sich selbst replizierenden Nano-Maschinen kann man das Buch aber definitiv auch dem Genre Science-Fiction zuordnen.
Ich war schnell im Geschehen drin. Der Autor lässt sich relativ viel Zeit, um das Katastrophen-Szenario aufzubauen. Das Experiment und die Möglichkeiten sowie die Gefahren der neuen Technik werden ausführlich erläutert und lassen einen für den weiteren Verlauf des Buches Böses erahnen. Natürlich tritt das Szenario ein, dass mit 99,99% Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen worden ist und es hat das Potenzial ähnlich endgültig wie die endgültigste Katastrophe in „Vakuum“ zu werden.
Am Anfang fiel es mir sogar recht schwer weiterzulesen, weil dieses Szenario so gruselig war. Manche Szenen hatten echtes Alptraum-Potenzial. Mit der Zeit begann sich das allerdings abzunutzen und für meinen Geschmack wiederholte es sich zu sehr, nur halt im immer größeren Ausmaß. Ich habe tatsächlich zum Schluss auch einiges quer gelesen. Einige Entwicklungen habe ich bereits recht schnell geahnt, auch die Lösung war mir recht schnell klar und es ist dann auch genauso gekommen.
Was wiederum sehr realistisch dargestellt ist, ist das absolute Versagen der Politik und unsere schöne deutsche Bürokratie. Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie wir einfach kostbare Zeit verplempern, weil wir müssen uns ja an Vorgaben und Regeln halten. Ups, jetzt geht die ganze Welt unter. Sorry, wollten wir nicht, aber jetzt ist leider zu spät. Ich kann mir das so gut vorstellen und ich möchte nicht dabei sein, wenn das passiert.
Das dieses Szenario einiges mit der Bevölkerung anstellt, versteht sich von selbst. Die Entwicklungen in dieser Hinsicht waren dramatisch und sicher nicht unrealistisch, dennoch war mir hier das ein oder andere zu viel und für eine Person in diesem Buch fand ich es auch sehr schade, dass die Rolle für lange Zeit nur darauf reduziert war.
Der Autor hat einen interessanten Personen-Mix zusammengestellt. Wir haben Wissenschaftler, die für die neue Technik brennen und das große Potenzial in ihr sehen sowie welche, die die Gefahren nicht unterschätzt wissen wollen. Es gibt den ehrgeizigen Forschungsleiter, der seine Karriere unbedingt mit einem Erfolg krönen will. Politiker, die dem Ende ihrer politischen Laufbahn, eine positive Wende geben möchten. Einsatzkräfte, die sich streiten als auch welche die pragmatisch handeln. Ich habe mit einigen Personen mitgefiebert und hätte andere am liebsten geschüttelt.
Mit den selbstreplizierenden Nano-Maschinen hat das Buch ein wissenschaftliches Thema. Dies wird wie immer gut verständlich von Phillip P. Peterson erklärt. Niemand muss für dieses Buch ein Wissenschaftscrack oder Technikfreak sein. Wie die Nano-Maschinen bekämpft werden können/müssen, ist schnell erklärt. Viel mehr geht es in dem Buch um das ganze drumherum. Aber dazu habe ich weiter oben bereits etwas geschrieben.
Am Ende des Buches gibt es ein kurzes und prägnantes Nachwort des Autors, was meine Vermutung bestätigt hat, dass es zu diesem Thema natürlich echte wissenschaftliche Theorien gibt und daran geforscht wird. Etwas anderes hätte mich bei dem Autor auch gewundert.

Fazit: Leider konnte mich dieses Buch nicht so sehr begeistern, wie seine Science-Fiction Bücher. Das Szenario ist absolut gruselig, leider bietet es in der Bekämpfung zu wenig Varietät und so wiederholt sich das selbe Schema immer wieder. Für mich war es dadurch zeitweise ein wenig langweilig. Sehr realistisch war in jedem Fall das Versagen unserer Politik und die Starrheit unserer Bürokratie. Wenn ihr richtig Bock auf Katastrophe habt, gibt dieses Buch euch definitiv diese Katastrophe, aber ich habe schon bessere Thriller dieser Art gelesen.