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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2017

Atemlos

Zugzwang – Joshua Trempes erster Fall
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Joshua Trempe fliegt zu Hause raus. Seine Frau kann es nicht mehr ertragen, sich ständig um ihn zu sorgen, wenn er im Einsatz ist. Er liebt seine Frau, kann ihre Einwände verstehen, gleichzeitig liebt ...

Joshua Trempe fliegt zu Hause raus. Seine Frau kann es nicht mehr ertragen, sich ständig um ihn zu sorgen, wenn er im Einsatz ist. Er liebt seine Frau, kann ihre Einwände verstehen, gleichzeitig liebt er auch seinen Job und gerät prompt wieder in einen gefährlichen Einsatz, bei dem er verletzt wird.
Die Ermittlungen entwickeln sich rasant, trotzdem lässt Trempe sich nicht von den anfänglich guten Ergebnissen einlullen. Er hat ein schlechtes Gefühl dabei und ermittelt weiter, auch in die Richtungen, die von „oben“ nicht erwünscht sind.
Da er nicht nach Hause kann, benötigt er eine andere Unterkunft und das führt dazu, dass er seine Kollegen besser und vor allem von einer anderen Seite kennenlernt.
Thematisch streift der Krimi verschiedene Aspekte, unter anderem geht es auch um Börsenmanipulationen, Werbung und Manipulation im weiteren Sinne.
Obwohl das eher trocken klingt, ist der Krimi alles andere als das.
Nachdem die Handlung einmal ins Rollen gekommen ist, geht es atemlos weiter. Gut, dass es ein wenig Ruhe gibt, wenn Trempe an seine Familienprobleme denkt.
Insgesamt ist dies ein spannender Krimi, mit Figuren, die überraschen, ihre Brüche haben und die einem nach und nach ans Herz wachsen, auch wenn es sich nicht um geborene Sympathieträger handelt.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Skurril

Saufen nur in Zimmerlautstärke
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Schon der Titel ist seltsam, und so seltsam beginnt die Geschichte auch. Adam erleidet im Zoo einen Herzanfall, er wird zwar gerettet, aber seine Retter haben nichts damit zu tun. Sie flirten lieber.
Auch ...

Schon der Titel ist seltsam, und so seltsam beginnt die Geschichte auch. Adam erleidet im Zoo einen Herzanfall, er wird zwar gerettet, aber seine Retter haben nichts damit zu tun. Sie flirten lieber.
Auch seine Frau ist wenig an den wahren Umständen interessiert, warum ihr Mann der Arbeit ferngeblieben ist. Schließlich ist er schon einmal fremdgegangen und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Genauso ergeht es ihm mit seinem Schwiegervater, der zu allem Unglück auch noch sein Arbeitgeber ist. Adam sieht einen Ausweg in der vom Arzt empfohlenen Auszeit. Also reist er mit einer fingierten Überweisung zu einem (nicht existierenden) Herzspezialisten nach Island. Dort erwartet ihn (überraschend) seine Ex-Geliebte, mit der er jedoch nichts anfängt.
Stattdessen fährt er am nächsten Tag aufs Land, wird über eine Klippe geweht und von einem Mann gerettet, der sich selbst als Troll bezeichnet.
Leichtfertig verspricht Adam ihm, dass er ihn mitnimmt.
Dann muss er ihn tatsächlich mitnehmen, bis nach Berlin und plötzlich ist seine in die Brüche gehende Ehe nicht mehr Adams größtes Problem.
Soviel zum Inhalt. Rath erzählt mit sehr trockenem Humor, erzeugt immer skurrilere Situationen und bringt seinen Helden in immer absurdere Situationen.
Es macht viel Spaß, Adams Erlebnisse zu lesen, trotzdem bleibt man ein wenig ratlos zurück und fragt sich nach Ende des Buches: und nun?
Es endet irgendwie unspezifisch. Schade.

Veröffentlicht am 25.09.2017

Rasant

Hamstersaurus Rex
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Eines Morgens findet sich plötzlich ein Hamster in Sams Klasse. Sofort schließt er ihn in sein, auch wenn er ziemlich bald wieder verschwunden ist. Sam will ihn wiederfinden und für ihn sorgen.
Dazu hat ...

Eines Morgens findet sich plötzlich ein Hamster in Sams Klasse. Sofort schließt er ihn in sein, auch wenn er ziemlich bald wieder verschwunden ist. Sam will ihn wiederfinden und für ihn sorgen.
Dazu hat er auch allen Grund, denn die Streberin Martha Cherie und der Rowdy „Miefer“ Vanderkoff haben es auch auf ihn abgesehen. Martha, weil sie Hamsterbeauftragte ist (nach eigenem Wunsch) und Miefer, weil er sich an Sam rächen will.
Kompliziert wird die ganze Angelegenheit, als der Hamster sportmedizinische Aufbaupräparate des Sportlehrers in großen Mengen frisst und daraufhin zum Hamstersaurus Rex mutiert. Mit seiner Hilfe gewinnt Sam ein schräges Sportturnier, in dem es ausschließlich um Kraft geht.
Es gelingt ihm auch, sich gegen Miefer zu behaupten, obwohl der sich wirklich fiese Überraschungen ausdenkt. Allerdings verliert Sam durch all das auch die Freundschaft und vor allem das Vertrauen seiner Freundin Kim.
Je mehr Sam versucht, geheim zu halten, dass er weiß, wo sich Hamstersaurus aufhält, umso mehr verstrickt er sich in Widersprüche und mutiert selbst zu einem Jungen, der er eigentlich nicht sein will.
Am Ende kommt es sogar zu einem Showdown zwischen Hamstersaurus und Boa Constrictor, bei dem mehr als nur die Exponate der Science Night kaputt gehen.
Insgesamt handelt es sich um einen witzigen Roman für junge Leser, der Schule als Grundlage für viele skurrile Ideen, Charaktere und Schauwettkämpfe verwendet.
Da es sich um einen Roman aus dem englischsprachigen Ausland handelt, passt natürlich einiges nicht so wirklich zum deutschen Schulsystem und damit dem Erfahrungsschatz der Leser, aber das gilt wohl für die ganze Geschichte.
Zwischendurch hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass ich eigentlich ganz gern wenigstens mal einen normalen Menschen entdecken würde … Abziehbildlehrer, Eltern, die keine Ahnung haben und Schüler, die mehr Klischee sind als alles andere … andererseits haben wir es hier natürlich mit einem deutlich überzeichneten Werk zu tun. Andernorts würde der Hamster wohl nicht mutieren.
Trotzdem bleibt ein zwiespältiges Gefühl – tolle Idee, viel Witz, kein feinsinniger Humor, mehr Haudrauf. Da Sam uns die Geschichte selbst erzählt, sind wir nah dran an seinen Gedanken und Gefühlen, und da wird es glücklicherweise ein wenig differenzierter, denn Sam denkt viel nach und erkennt auch, was er falsch macht, auch wenn er nicht sofort weiß, wie er es besser machen kann.
Auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen bereichern das Buch, sie sind auch passend, weil Sam selber gern zeichnet, am liebsten Karikaturen. Sie lockern den locker gesetzten Text weiter auf und ermuntern zum Weiterlesen.
Dinofans werden bestimmt ihre Freude an dem Buch haben.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Schlafmangel?

Pech für den Puppenspieler
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Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige ...

Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige Tage später erfährt Ed, der Ich-Erzähler, dass Tom nachts nackt überfahren wurde. Er hinterlässt eine Frau und ein Kind.
Ed sucht sie auf, will helfen, ist aber irgendwie hilflos. Doch ihn lässt die Frage nicht los, wieso Tom dort und in diesem Zustand überfahren wurde. Er beginnt zu ermitteln.
Dabei erfahren die Leser Vieles über das Leben in Schönberg.
Tom hat Schaufensterpuppen aufgekauft und zu Skulpturen verarbeitet. Sie sehen toll aus, verkauften sich aber nicht so gut. Woher stammte also das Geld, das Tom nicht nur Ed, sondern auch anderen Freunden zurückgegeben hat?
Ed hat seine ganz eigene Perspektive auf die Welt, und die teilt er freigebig mit den Lesern. Sein Ton passt zur Geschichte und zum Thema des Krimis. Er liest sich angenehm, nicht überzogen, belehrend oder anbiedernd. Je weiter die Geschichte fortschreitet, umso spannender wird die Handlung. Ed gerät in Gefahr, wurschtelt sich aber (beinahe) rechtzeitig aus der Gefahrenzone.
Was der Krimi auch vermittelt, ist ein Gefühl, das zurückbleibt, nachdem der Fall abgelesen ist. Beim nächsten Besuch in einer Berliner Kneipe fragt man sich vermutlich. „Ist das da vielleicht Ed?“ Er ist mir ans Herz gewachsen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Niedlich

Die Hobis auf der Jagd nach dem Regenbogenblatt
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Noki, Rina und Bimpf sind Hobis. Hobis haben die große Aufgabe, im Herbst alle Blätter in den schönen Herbstfarben anzumalen. Doch Noki ist traurig, weil immer weniger Menschen in den Wald kommen.

Deshalb ...

Noki, Rina und Bimpf sind Hobis. Hobis haben die große Aufgabe, im Herbst alle Blätter in den schönen Herbstfarben anzumalen. Doch Noki ist traurig, weil immer weniger Menschen in den Wald kommen.

Deshalb kommt er auf die grandiose (?) Idee, einige Blätter so ungewöhnlich einzufärben, dass die Menschen nur noch staunen können und dann in Scharen in den Wald kommen. Rina und Bimpf sind dagegen, sie befürchten, dass die Menschen dann hinter das Geheimnis der Hobis kommen könnten. Doch Noki lässt sich nicht davon abbringen.
Dann findet das Mädchen Lena das „Regenbogenblatt“, das Noki in vier ungewöhnlichen Farben eingefärbt hat. Plötzlich wird ihm klar, dass das ein Fehler war. Gemeinsam mit Rina und Bimpf, der sehr gerne nascht, macht er sich auf, das Blatt zurückzuholen. Dabei bekommen sie Unterstützung, geraten aber auch in Gefahr.
Hobis sind eichenhörnchenartig, wie man auf den liebevollen Illustrationen von Martina Mair erkennen kann. Das Buch ist an vielen Stellen farbig illustriert. Als Schrift hat der Autor (das Buch ist im Selbstverlag erschienen) Comic Sans gewählt, eine breit laufende Schrift, die trotz fehlender Serifen leicht zu lesen ist. So wirken die Seiten luftig und schrecken auch Leseanfänger nicht ab.
Die Geschichte, die mit liebevollen Details und skurrilen Gestalten gespickt ist, ist spannend, aber nicht so, dass sie sich nicht als Vorlesegeschichte für den Abend eignen würde. Fantasievoll spinnt der Autor sein Abenteuer um die spannende Grundidee, die sicherlich zu zahlreichen Gesprächen Anlass geben kann.
Thematisch geht es um Freundschaft, ums Zusammenhalten, auch um übermütige Abenteuer, ums sich Ausprobieren, aber auch darum, Fehler einzugestehen und wieder gut zu machen.
Gleichzeitig macht das Buch Lust darauf, wieder einmal in den Wald zu gehen – vielleicht auch, um einen Hobi zu entdecken?