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Veröffentlicht am 17.04.2023

Venedig im 2. Weltkrieg

Garten der Engel
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1999 – Der 15-jährige Nico besucht sein Großvater, zu dem er schon immer ein besonders inniges Verhältnis hatte, im Krankenhaus. Nonno Paolo hat nicht mehr lange zu leben und gibt Nico jede Woche einen ...

1999 – Der 15-jährige Nico besucht sein Großvater, zu dem er schon immer ein besonders inniges Verhältnis hatte, im Krankenhaus. Nonno Paolo hat nicht mehr lange zu leben und gibt Nico jede Woche einen von fünf Umschlägen, in denen er seine Geschichte erzählt. Und die ausschließlich für Nico bestimmt sind und hofft, dass sie ihm in Zukunft nützlich ist. Er soll die Vergangenheit verstehen und damit auch sich selbst.

1943 – Venedig ist seit 2 Monaten von den Deutschen besetzt, das Leben wird für alle immer unsicherer. Der damals 18-jährige Paolo hat seine Eltern bei einem Bombenangriff verloren und lebt nun allein in einer kleinen, runtergekommenen Weberei. Das Einzige, womit Paolo sich Geld verdienen kann, ist ein letzter Auftrag seiner Eltern. Er soll für einen wohlhabenden Kunden drei identische Banner aus Samt weben mit Venedigs traditionellen Löwen. Doch er ahnt nicht, wer sein Kunde ist. Nach dem tragischen Tod einer Jüdin ändert sich Paolos Leben schlagartig, er soll zwei flüchtigen, jüdischen Partisanen einen Unterschlupf gewähren. Paolo muss eine schwere Entscheidung treffen, die viel Mut von ihm verlangt.

Während Nico die Geschichte liest, fragt er sich immer mehr, weshalb ihm die Alten nichts über die damalige Zeit erzählen, auch scheint ihm die Last zu groß, die Nonno Paolo von ihm verlangt zu tragen. Er wird viele Jahre brauchen, sich seinem Erbe z stellen.

»Garten der Engel« ist ein bewegendes Porträt des venezianischen Lebens während der deutschen Besatzung. Aber ebenso eine Coming-of-Age-Geschichte, die einfühlsam viele Themen behandelt, Einsamkeit, Homosexualität, Verantwortung, Zivilcourage und Mut. Hewson hat sehr vielschichtige, lebendige Charaktere geschaffen, die in ihrer Zeit authentisch verankert sind.

Obwohl es ein Roman ist, der getragen wird von dem düsteren, beklemmenden Alltag im Krieg, hat er viele Spannungsmomente, die schon fast an einen Krimi erinnern. Denn am Ende erfährt Nico ein Geheimnis, das alles in Frage stellt, da konnte ich mir die Träne nicht mehr verdrückend.
Man spürt Hewsons Liebe zu Venedig und seine akribische Recherche hat die Geschichte sehr lebendig gemacht. Im Anhang finden sich interessante Fakten rund um die jüdische Gemeinde in Venedig, sowie ein Stadtplan, in dem die wichtigsten Schauplätze eingezeichnet sind. Das half mir ungemein, mich im Wirrwarr der Kanäle zurechtzufinden, die eine atmosphärische Kulisse schufen für den immer spannender werdenden Fortgang der Handlung.

Durch seine geografische Besonderheit und die vielen Kulturgüter blieb Venedig weitestgehend von Bombenangriffen verschont. Während rundherum in Europa der Krieg wütet, kommen hochrangige Nazis zum Feiern in die Lagunenstadt. Dennoch verfolgen sie hartnäckig ihr Ziel, auch hier die Juden zu deportieren, doch aufgrund der vielen Kanäle ist es nicht so einfach, deren Verstecke zu finden. Einmal mehr scheitern sie hier auch an dem Mut einzelner Menschen, im richtigen Moment das Richtige zu tun.

Interessant war für mich auch die Geschichte um die traditionelle Jacquardweberei von Samt. In einige Szenen sitzen wir mit Paolo und seiner Angestellten Chiara am Webstuhl und bekommen Einblicke in das kunstvolle und aufwendige Handwerk.

Insgesamt ein sehr lesenswerter, ergreifender Roman, den ich gern weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Eine Tragödie zu Kriegsbeginn

Drei Tage im September
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»Edith Lustig schlendert über das Promenadendeck des britischen Oceanliners und hat noch eine Minute zu leben.« S.7

So beginnt Rademachers Buch über den Untergang des Passagierschiffs Athenia, mit dem ...

»Edith Lustig schlendert über das Promenadendeck des britischen Oceanliners und hat noch eine Minute zu leben.« S.7

So beginnt Rademachers Buch über den Untergang des Passagierschiffs Athenia, mit dem er ein authentisches Zeitzeugnis über den Beginn des 2. WKs geschaffen hat. Dabei bedient er sich vieler Einzelschicksale und Momentaufnahmen, die diese Tragödie lebendig werden lassen.

1102 Menschen wollen mit der Athenia am 1. September Europa in Richtung Kanada verlassen. Unter ihnen sind amerikanische Touristen, deutsche und österreichische Juden, Verfolgte des Naziregimes, Geschäftsleute, Wissenschaftler und zahlreiche Familien. Das Schiff ist gnadenlos überladen, da alle anderen Passagierschiffe zu Kriegszwecken eingezogen wurden. Nur zwei Tage später wird die Athenia von einem deutschen U-Boot torpediert. Es beginnt ein Kampf ums Überleben.

Rademacher schildert, wie sich die politischen Ereignisse in Europa überschlagen, um Hitlers Einmarsch in Polen zu verhindern. Er zeichnet die letzten Tage vor Kriegsausbruch nach, das Scheitern diplomatischen Bemühungen, sowie Hitlers Überfall auf den Radiosender Gleiwitz.

Im Hauptteil widmet sich der Autor den einzelnen Schicksalen auf der Athenia namentlich. Fast minütlich zeichnet er die Ereignisse vom 1.–4. September an Bord nach. Die panische Flucht auf die Rettungsboote, bei der Familien getrennt werden, die Aufopferung einzelner, die andere zu retten versuchen, aber auch den Egoismus einzelner, die ihrem Nebenmann noch das letzte Hemd entreißen.

Ebenso beschreibt er die bedrückenden Verhältnisse auf dem U-Boot U-30, das im Nordatlantik liegt und auf eindeutige Befehle wartet. Letztlich wird der Kapitän den fatalen Feuerbefehl geben, die zu der Tragödie führen soll.

Rademachers Recherche beruht auf zahlreichen Quellen wie zum Beispiel Journalisten, die mit Überlebenden gesprochen haben, Zeitungsmeldungen, Biografien oder der Dokumentation des Nürnberger Prozesses. Im Mittelteil befinden sich Originalaufnahmen der Athenia und einigen Passagieren.
Die Aufzeichnung der politischen Zuspitzung fand ich persönlich manchmal etwas trocken, um sehr mehr fesselten mich die persönlichen Schicksale, was den Hauptteil spannender machte als einen Krimi. Ich denke, alle Geschichtsinteressierten werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Ein paar Fakten:
• von der 315-köpfigen Besatzung überlebten 296
• 1009 der 1102 Passagiere wurden gerettet
• insgesamt forderte die Tragödie 112 Tote, 27 Männer, 69 Frauen und 16 Kinder

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein unterhaltsamer Gauner

Allmen und die Libellen
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Johann Friedrich von Allmen (“Die Betonung liegt auf dem ‘A’!”) nennt sich selbst einen »Lebenschwänzer«. In einer täglichen Arbeit sieht der exaltierte Privatier und selbstgefällige Dandy keinen Sinn, ...

Johann Friedrich von Allmen (“Die Betonung liegt auf dem ‘A’!”) nennt sich selbst einen »Lebenschwänzer«. In einer täglichen Arbeit sieht der exaltierte Privatier und selbstgefällige Dandy keinen Sinn, daher ist es kein Wunder, dass er sein millionenschweres Erbe auf ein Minimum geschröpft hat. Die Villa samt Kunstsammlung längst verscherbelt, wohnt er nun im Gärtnerhaus, zusammen mit seinem guatemaltekischen Butler Carlos, der illegal im Land lebt und Mädchen für alles ist.
Doch Allmen ist nicht bereit, auf luxuriöse Annehmlichkeiten im Leben zu verzichten, lässt er überall anschreiben.

Regelmäßige Antiquariatsbesuche, in die er sich natürlich standesgemäß mit dem Taxi chauffieren lässt, sind nicht nur seiner Liebe zur Kunst geschuldet. Meist fällt ihm der eine oder andere Kunstgegenstand in die Tasche, den er bei Tanner, einem diskreten Antiquitätenhändler zu Geld macht, um seine Gläubiger zufriedenzustellen.
Ein recht penetranter Gläubiger sitzt ihm aber im Nacken und Allmen muss seinen Einsatz erhöhen. Als er sich unvermittelt in einem Verbrechen wiederfindet, weiß er auch hier, Profit für sich herauszuschlagen. Aus der Not entwickelt sich eine recht zweifelhafte Geschäftsidee.

Mit Allmen hat der schweizer Bestsellerautor Martin Suter einen außergewöhnlichen Charakter geschaffen, der hier im 1. Teil der Allmen-Reihe ausführlich mit all seinen Eigenheiten vorgestellt wird. Detailliert ausgefeilt, nimmt er auf amüsante Weise die Eigenarten der Möchtegernreichen auf den Arm und zeigt damit einmal mehr, welch brillanter Menschenkenner er ist. Virtuos, in gewohnt stilistischer Brillanz präsentierte Suter 2011 seinen ersten Krimi, dessen Spannung auf leiser Flamme köchelt, aber sehr lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Eine gelungene andere Perspektive

Kalmann
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Kalmann ist ein ganz besonderer Held und von so liebenswerter Einfältigkeit, dass man ihn einfach mögen muss. Man lernt, seine überschaubare Welt aus seinen Augen zu betrachten – denn in seinem Kopf laufen ...

Kalmann ist ein ganz besonderer Held und von so liebenswerter Einfältigkeit, dass man ihn einfach mögen muss. Man lernt, seine überschaubare Welt aus seinen Augen zu betrachten – denn in seinem Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Und das weiß er, also »kein Grund zur Sorge«.
In dem kleinen isländischen Dörfchen Raufarhöfn läuft auch einiges rückwärts, zum Beispiel die Einwohnerzahlen und die Fischfangquoten. Doch die restlichen Bewohner arrangieren mit dem harten Leben kurz vor dem Polarkreis. Das plötzliche Verschwinden des einzigen Hoteliers bringt etwas Aufregung in die Dorfgemeinschaft, denn es könnte verheerende Folgen für den Ort haben, da ihm auch die letzte Fangquote gehörte und er einen Plan hatte, Touristen in Islands Einöde zu locken. Und ausgerechnet Kalmann entdeckt die Blutlache. Das wird seinen beschaulichen Alltag gehörig durcheinanderbringen. Denn er will, dass alles seinen routinierten Gang geht. Na ja, eine Frau will er eigentlich auch noch.
Schmidt erzählt uns die Geschichte aus der Perspektive von Kalmann (34), dessen Weltsicht eine kindlich naive ist und doch von so einer bestechenden Logik. Alles, was er weiß, weiß er von seinem Großvater, bei dem er aufwuchs und der jetzt mit Demenz in einem Altenheim lebt. Ihm verdankt es Kalmann, dass er ein recht eigenständiges Leben führen kann, denn er ist leidenschaftlicher Haifischfänger und stellt den besten Gammelhai in der Gegend her. Kalmann wurde als Kind gemobbt, wird heute noch von den Bewohnern belächelt oder auch beschimpft, aber man akzeptiert ihn so wie er ist. Und er ist selbsternannter Sheriff des Dorfs, läuft nie ohne Cowboyhut, Sheriffstern und Mauser umher. Wenn man über ihn lacht, lacht er am liebsten mit – soviel hat er verstanden, dann fühlt er sich besser.

Aber Kalmann ist auch ein unzuverlässiger Erzähler, der manches durcheinanderbringt, ab und zu was vergisst und sich von seinen abschweifenden Gedanken leiten lässt. Für uns Leser macht es das nicht immer einfach, weil man sich ständig fragt, was er tatsächlich über das Verschwinden McKenzies weiß.
Wie anders Kalmann ist, kann man als Leser durchweg miterleben und spüren, denn Schmidt hat es sprachlich brillant umgesetzt. Es fühlte sich tatsächlich so an, als würde Kalmann denken und seine simple Logik brachte mich oft zum Schmunzeln. Doch er hat auch seine Schattenseiten, ist manchmal unwirsch, kann ziemlich heftig ausrasten und schreckt nicht davor zurück, sich und andere zu verletzen, wenn etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht. Schmidt zeigt auch, wie viel Einfühlungsvermögen es bedarf, Kalmann so zu nehmen, wie er ist, gerade für Außenstehende wie die Polizistin Birna, die nicht sicher scheint, ob er nur ein Zeuge ist.

Die Geschichte spielt vor der wunderschönen Kulisse Islands, seiner überwältigenden Landschaft, der Ruhe und Gemächlichkeit der Abgeschiedenheit. Das alles schildert Schmidt so eindrucksvoll bildhaft, dass ich verstehe, weshalb der Schweizer Island zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Er zeigt uns aber auch genauso eindringlich die Schattenseiten der abgelegenen Gegenden Islands, in denen die Menschen kaum noch eine Zukunft haben. Wohlgemerkt alles durch Kalmanns Augen, denn sogar der hat kapiert, das manch eine Entscheidung, die im entfernten Reykjavík getroffen wird, nicht zum Wohle aller ist.
Ein sehr außergewöhnliches Buch, das durch die einzigartige Perspektive besticht, ruhig und schnörkellos erzählt wird, mich sehr berührt hat und für das ich eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen möchte.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Gelungener Reihenauftakt!

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Eigentlich kann ich an alles, was einen guten Thriller ausmacht, einen Haken setzen.
Fazit: Raabe gehört für mich zu den besten Thrillerautoren, die Deutschland momentan zu bieten hat. In der Ouvertüre ...

Eigentlich kann ich an alles, was einen guten Thriller ausmacht, einen Haken setzen.
Fazit: Raabe gehört für mich zu den besten Thrillerautoren, die Deutschland momentan zu bieten hat. In der Ouvertüre der neuen Thrillereihe beginnt Raabe gleich mit einem Paukenschlag. Wer Tom Babylon mochte, wird Art Mayer lieben. Ruppig, kantig aber voller Empathie, mit einer Vergangenheit, über die er in seinem neuen Fall noch stolpern wird.
Eine eisige Nacht in Berlin. An der Siegessäule wird in einem Kleinlaster die Leiche einer Frau gefunden. Jemand hat mit Blut etwas auf ihren nackten Körper geschrieben – die Privatadresse des Bundeskanzlers Henrik Westphal. Und Arts Vergangenheit ist enger mit Westphal verknüpft, als es zunächst scheint.
Die Tote ist fatalerweise die Frau des Gesundheitsministers und in wenige Tage beginnt der G20-Gipfel. Verständlich, dass der Fall nicht an die Öffentlichkeit drängen soll, doch es läuft nichts nach Plan.
Am Tatort trifft Art auf seine neue Kollegin Nele Tschaikowski, frisch gebackene Kommissar-Anwärterin. Und Nele, jung, unerfahren aber voller Ehrgeiz, weiß sich von Beginn an in dem männerdominierter Team zu behaupten. Ihr Privatleben läuft nicht ganz nach ihren Vorstellungen und in ihrem Job hat sie gegen einige Vorurteil zu kämpfen.
Auf der zweiten Zeitebene lernen wir – allerdings nur mit Spitznamen – einige Jugendliche kennen, von denen einer der spätere Bundeskanzler werden soll. »Boxer« muss sich einer Mutprobe stellen, die aus dem Ruder läuft und das Leben der Clique beeinflussen soll.
Was in amerikanischen Thrillern gang und gäbe ist, nämlich das Regierungsoberhaupt direkt in einen Mordfall zu verstricken, liest man hierzulande eher selten. Doch wir bekommen hier keinen Polit-Thriller geboten. Hier wird ein Netz aus Geheimnissen, Abhängigkeit und Loyalität gesponnen.

Seinem mitreißenden und fesselnden Erzählstil bleibt Raabe treu, er schafft es, 588 Seiten voller Spannung aufzubauen, Vergangenheit und Gegenwart sauber zu verknüpfen, authentische und vielschichtige Charaktere lebendig werden zu lassen, überraschende Wendungen perfekt zu platzieren und uns eine saubere Auflösung zu präsentieren. Ich sagte ja bereits – Haken dahinter, alles richtig gemacht.
Auch lebt die Geschichte von einem aktuellen Zeitbezug. Der Ukrainekrieg, die Energiekrise, Verschwörungstheoretiker oder Corona fließen spielerisch in die Handlung ein, ohne dass der Leser das Gefühl bekommt: »Nicht schon wieder.«
Eine Sache hat mich persönlich beeindruckt. Wenn es um das Thema gendern geht, fühlen sich manche Bücher für mich wie Maßreglungen an, wirken steif wie ein Fremdkörper, wie ein Muss des Autors, sich davor nicht verschließen zu dürfen. Raabes zeigt, dass dieses Thema noch nicht überall in der Gesellschaft angekommen ist, dass der Mensch halt nicht so perfekt ist, und schnell in alte Verhaltensmuster zurückfällt. Nele schreckt nicht davor zurück, ihre Vorgesetzten zu korrigieren – auf eine gesunde Art und Weise, versehen mit gezielten Spitzen. Und ja, da sind sie, die Ignoranten, die Zyniker, die Sexisten aber auch die Lernfähigen, mit denen wir es auch im Alltag zu tun haben. Raabes Umgang mit dem Thema fühlt sich für mich realistisch an, nicht belehrend oder aufgesetzt. Das ist für mich die Tonart, die ich mir wünsche, danke dafür.

Zwei Kritikpunkte will ich noch ansprechen, die aber nicht in die Bewertung einfließt. Persönlich finde ich die grelle, pinke Aufmachung des Covers überhaupt nicht schön, okay, Geschmacksache. Der beißende Geruch nach Lösungsmitteln im schwarzen Farbschnitt war aber unerträglich. Vorablesen hat mir das Buch freundlicherweise umgetauscht, aber auch das andere riecht es sehr unangenehm. Für mich ein deutlicher Qualitätsmangel. Habe in einer Buchhandlung extra an anderen (auch schwarzen) Farbschnitten geschnuppert – keiner hat so penetrant gerochen.

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