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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Ein letztes Mal zu Gast in der Mulberry Mansion

No Longer Alone - Mulberry Mansion
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Nachdem ich die anderen beiden Teile der Reihe regelrecht verschlungen habe, habe ich mir bei dem Abschlussband der Reihe erhofft, dass alles Bisherige getoppt wird. Der krönende Abschluss sozusagen.

Zuversichtlich ...

Nachdem ich die anderen beiden Teile der Reihe regelrecht verschlungen habe, habe ich mir bei dem Abschlussband der Reihe erhofft, dass alles Bisherige getoppt wird. Der krönende Abschluss sozusagen.

Zuversichtlich habe ich den Roman begonnen, musste mir aber nach einigen Kapiteln eingestehen, dass diese Hoffnung (für mich) vorerst nicht erfüllt wurde. Lange konnte ich mich nicht in die Geschichte einfinden, weil ich keinen Bezug zu Willow gefunden habe – aus ihrer Sicht ist der Großteil des Romans verfasst, daher fand ich es als Leserin sehr befremdlich, dass die Protagonistin sogar mich auf Distanz und Abstand hielt. Maxton hingegen war einfacher in seinem Wesen. Er strahlte innere Ruhe, Sanftheit und Ausgeglichenheit aus. Das war ein perfekter Gegensatz zu Willow, die mir an einzelnen Stellen sogar etwas derb vorkam.

Ich bin sehr froh, dass ich trotz der eher zurückhaltenden Begeisterung und Ernüchterung weitergelesen habe (die Geschichte rund um die Studentenverbindung hat mich natürlich auch sehr neugierig gemacht), denn irgendwann habe ich ein, zwei turning points erreicht, von denen aus mir die Geschichte deutlich besser gefallen hat - und zwar so, wie ich sie mir von Anfang an erhofft habe.
Abgesehen davon hat mich Merits außergewöhnlicher und poetischer Schreibstil wieder auf jeder einzelnen Seite verzaubert. Mit präzise gesetzten Adjektiven erzeugt sie durchweg eine wunderbar atmosphärische, malerische und idyllische Umgebung rund um die Mulberry Mansion. Durchzogen wird alles mit eindrucksvollen, unkonventionellen und eingängigen Vergleichen. Ein Beweis für ihre starke Ausdruckskraft liegt eigentlich schon darin, wie noch auf der ersten Seite die Wolfsstunde beschrieben wird. Nein, der erste Satz des Romans reicht schon dafür. Merit schafft es, mich mit ihren Worten in eine dicke, flauschige Wolke zu packen und mich rundum wohlig und behaglich zu fühlen.

Als Fazit kann ich wohl leider nicht sagen, dass mit „No longer alone“ der beste Teil der Reihe vorliegt – allerdings ist das nichts Schlechtes! Die Geschichte brauchte für mich eben etwas mehr Anlauf, aber steht den Vorgängern in absolut Nichts nach. Ich mochte es sehr, ein letztes Mal in der Mulberry Mansion zu Besuch zu sein und nehme wehmütig Abschied davon.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Roadtrip mit Wohlfühlfaktor

Morgen mach ich bessere Fehler
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Mit „Morgen mach ich bessere Fehler“ habe ich meinen ersten Roman von Petra Hülsmann gelesen. Eher ohne Erwartungen, aber mit der Einstellung „Noch so eine Roadtrip-Story“ bin ich an die Geschichte herangegangen ...

Mit „Morgen mach ich bessere Fehler“ habe ich meinen ersten Roman von Petra Hülsmann gelesen. Eher ohne Erwartungen, aber mit der Einstellung „Noch so eine Roadtrip-Story“ bin ich an die Geschichte herangegangen und wurde eines Besseren belehrt.

Elli, ihre Tochter Paula, Onkel Heinz und der Rechtsanwalt Cano finden sich durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle zusammen in einem altersschwachen Passat auf dem Weg von Hamburg nach München wieder. Vier unterschiedliche Charaktere, die anfangs miteinander natürlich auch ihre Schwierigkeiten haben. Und schon bald ist klar, dass die Fahrt länger als gedacht dauern wird, da das Quartett unterwegs mehrmals gezwungen ist, Pausen einzulegen.

Während die vier immer mehr Zeit miteinander verbrachten, veränderten sich auch viele Einstellungen und Sichtweisen. Der Roadtrip entwickelte sich nach und nach zu einer Geschichte mehrerer Selbstfindungen mit viel Selbstreflexion, Überwindung von Vorurteilen, vielen Lebensweisheiten, Eingeständnissen und Erkenntnissen. Schon relativ am Anfang konnte ich den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen und wollte ein Teil des Roadtrips sein.

Unter anderem lag das daran, dass die Geschichte – entgegen meiner Befürchtung – kein bisschen vorhersehbar war, aber auch an dem flüssigen, leicht zu lesenden und mit viel unaufdringlichem Humor gespickten Schreibstil. Oft musste ich schmunzeln, habe mich (auf eine positive Weise) fremd geschämt und habe mich als Leser voll und ganz in die Geschichte eingebunden gefühlt. Neben dem Humor haben mich aber auch echte Gefühle gepackt, sodass für mich die volle Bandbreite abgedeckt war.

Für die Geschichte hat sich Petra Hülsmann an vielen Klischees bedient und humoristisch verpackt, was mich im Wesentlichen nicht sehr gestört hat. Die Klischees waren nämlich in einen Rahmen eingebunden, der sie mich kritisch hat hinterfragen lassen. Einzig irritiert hat mich der Zwischenstopp in Franken. Auch hier wurde sich, um die Veranstaltung vor Ort anscheinend authentisch beschreiben zu wollen, an vielen Klischees bedient – unter anderem auch der Dialekt wurde (versucht) authentisch wiederzugeben. Tatsächlich bin ich selbst Fränkin (Oberfranken, um genau zu sein, was natürlich jetzt auch wieder den Unterschied ausmachen könnte) und war stellenweise sehr über den Dialekt verwundert. Ich habe beispielsweise hier noch nie jemanden „Gönig“ sagen hören. Auch unser „fei“ war eher zufällig in die Sätze eingeschoben, ganz so, als müsse man unbedingt die Klischee-Liste abarbeiten. Die erzwungene Authentizität konnte mich an dieser Stelle leider für den Moment nicht überzeugen.

ABER – ich bin mir natürlich im Klaren, dass das jetzt Meckern auf hohem Niveau ist. Und wie gesagt, in anderen Teilen Frankens mag man vielleicht auch wirklich so sprechen (Fragezeichen). Wir sagen im Übrigen eher „Könich“…

Alles in einem ist „Morgen mach ich bessere Fehler“ jedenfalls durchweg sehr unterhaltsam, lesenswert und eine gelungene Mischung aus Humor und Gefühlen. Auf eine unbeschwerte Weise wird gezeigt, dass es nie zu spät ist, um sich zu ändern oder den eigenen Platz in der Welt zu finden. Und natürlich – der Titel des Romans sagt es ja eigentlich schon – dass es auch okay ist, Fehler zu machen. Für mich eine klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Worte, die Berge versetzen können

Eine Handvoll Worte
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(Kurzrezension) Als zentrale Themen des Romans stehen ganz klar die Liebe und Ehe, aber auch Freundschaft, die Stellung in der Gesellschaft, das eigene Selbstwertgefühl und die Rollenbilder der damaligen ...

(Kurzrezension) Als zentrale Themen des Romans stehen ganz klar die Liebe und Ehe, aber auch Freundschaft, die Stellung in der Gesellschaft, das eigene Selbstwertgefühl und die Rollenbilder der damaligen Zeit im Mittelpunkt. Es wurden Grenzen ganz genau definiert, aber auch überwunden.

Der Roman hat mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt und berührt. Jennifer Stirling ist für mich eine charmante und intelligente Frau, die mehr als nur die hübsche Begleitung ihres wohlhabenden Ehemannes (in den 60er Jahren!) sein möchte. Nach einigen Rückschlägen steht sie dafür mit viel Kraft und Mut ein, überwindet Bequemlichkeit und Gewohnheit, falsche Loyalität und folgt ihrem Herzen in eine ungewisse Zukunft – in dem Bewusstsein, dass sie vieles verlieren wird. Diesen Schritt finde ich bewundernswert.

Die Liebesbriefe von „B“, die Jennifer nach ihrem Autounfall findet, sind voller Leidenschaft und Gefühl. Ich habe mir mehr von ihnen über den Roman hinweg gewünscht. Auch die Beziehung zu „B“ war sehr ergreifend. Wie viele Rückschläge und Missverständnisse hält eine Liebe aus? Wie viel Herzschmerz hält der Leser dabei aus? Der Roman lebt von verpassten Chancen und von Zweifeln, aber auch von Hoffnung und großer Leidenschaft und zieht den Leser nur so mit sich.

Die Brücke zwischen den 60er Jahren und der „Gegenwart“ mit Ellie hat mir dann doch manchmal Probleme bereitet. Ich musste sehr genau lesen, um ein neues Kapitel in die richtige Zeit einzuordnen. Nichtsdestotrotz war es sehr gelungen, wie die beiden Zeitstränge miteinander verflochten wurden, und wie aus der Vergangenheit plötzlich eine Gegenwart geworden ist.

Ich mochte den Roman wirklich sehr. Der Schreibstil war flüssig, mit einem Hauch von Poetik, voller Emotionen und hat mir gezeigt, dass mit nur einer Handvoll Worte Berge versetzt werden können. Ebenso waren die Geschichte und die Hauptfiguren lebhaft dargestellt. Leser:innen, die eine gute Portion Herzschmerz und ein sagenhaftes Happy End suchen, sind hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Kleinstadtromantik mit einer besonderen Atmosphäre

A Place to Love
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Juniper (June) McCarthy lebt zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern Lilac und Poppy und ihrer Mutter auf der Obstfarm der Familie in Colorado. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters hat sie die Leitung ...

Juniper (June) McCarthy lebt zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern Lilac und Poppy und ihrer Mutter auf der Obstfarm der Familie in Colorado. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters hat sie die Leitung der Farm übernommen und arbeitet dort aufopferungs- und hingebungsvoll für das Familienunternehmen. Was niemand weiß: Drei Jahre zuvor hat sie sich unter einem Vorwand von Henry, ihrer großen Liebe, getrennt, um die Obstfarm und das damit verbundene Vermächtnis ihres Vaters zu erhalten und um Henry bei der Erfüllung seiner Träume nicht im Weg zu stehen. Als Henry jedoch plötzlich auf der Veranda ihres Hauses auftaucht, steckt June nicht nur in Erklärungsnot ihrer Familie gegenüber.

Das Cover von „A place to love” ist wunderschön. Ich mag den schlichten Hintergrund, von dem sich die goldenen Streifen besonders hervorheben. Auch die farblich abgestimmten Blüten sind ein Blickfang, ohne das Cover überladen wirken zu lassen. Auch gefällt mir gut, dass jeder Kapitelbeginn mit eigenen Verzierungen gestaltet ist und damit zum Cover passt.

Juniper, die von jedem nur June genannt wird, habe ich sehr schnell gemocht. Sie ist eine Macherin, ist bodenständig und packt überall mit an. Sie trägt mit der Leitung der Farm große Verantwortung, derer sie sich durchaus bewusst ist, die sie aber auch zu überfordern droht. Diese Verantwortung abzugeben oder wenigstens zu teilen, fällt ihr sehr schwer. Trotz des Drucks ist sie liebenswert, selbstlos und sehr angenehm im Umgang. Im Vergleich dazu wirkte mir Henry leider ohne nennenswerte Tiefe. Über ihn und seine Gefühlswelt habe ich weniger erfahren. Er ist hilfsbereit und überraschend humorvoll. Punkt. Ach ja, und er liebt Juniper.

Die Beziehung der beiden hat sich sehr natürlich angefühlt. Vielleicht etwas plötzlich, aber da ich als Leserin mehrere Einblicke in ihre gemeinsame Vergangenheit bekommen habe, konnte ich den Prozess trotzdem nachvollziehen. Die Lösung ihres Kernproblems war schlüssig. Auch die Entwicklung von June war klar und verständlich. Nur bei Henry habe ich wieder den Eindruck gehabt, dass er auf der Strecke geblieben ist. Bei ihm habe ich leider keine Entwicklung gesehen. Ja, er war anfangs June gegenüber distanziert, doch sagt er selbst, dass er es ihr nur nicht so einfach machen wollte. Okay, das lassen wir so stehen. Hier spricht für ihn, dass es keine künstlichen Dramen gab. Auch das war schlichtweg schön und erfrischend: im Roman gab es keine Traumata, die tränenreich überwunden werden mussten, und keine überzogenen Dramen. Der Roman war wie seine Figuren: bodenständig und liebenswert.

Darüber hinaus hat mir leider nicht gefallen, dass das Kernproblem eigentlich gelöst war, dann wieder aufgewärmt wurde für Runde zwei und dann wieder mit derselben Lösung behoben wurde. Mir hätte etwas Abwechslung mehr gefallen.

Das Setting der Geschichte war sofort ein wesentlicher Aspekt, weshalb ich den Roman regelrecht verschlungen habe. Es kam mir vor wie eine typische Netflixromanze mit goldenem Filter über den Bildern. Lilly Lucas hat mich sofort glauben lassen, ich sei auf der Obstfarm Cherry Hill zuhause und hat mich mit der Kleinstadtidylle verzaubert. Ich habe mich sehr wohl und behaglich gefühlt. Auch Junes Schwestern und weitere Figuren des Romans haben mich herzlich willkommen geheißen. Sie waren genau im richtigen Maß präsent und in die Geschichte integriert. Auch der Sprachstil hat gepasst. Flüssig, leicht zu lesen und sehr anschaulich. Mir ist nur irgendwann aufgefallen, wie oft die Phrase „ins Ohr raunen“ verwendet wurde – auch da wäre etwas Abwechslung nett gewesen.

Mit „A place to love“ habe ich eine Geschichte und ihre sympathischen Figuren kennengelernt, die mir Lust auf mehr gemacht haben. Möglicherweise empfinde ich sogar so etwas wie Heimweh und kann es daher kaum erwarten, mit Band 2, „A place to grow“, fortzufahren.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Das grausamste Raubtier ist... der Mensch

Die Stimme der Lüge
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(Kurzrezension) Ich wünschte, ich könnte bei „Die Stimme der Lüge“ sagen, dass der Thriller on point ist. Er ist nah dran, doch es gibt den ein oder anderen Aspekt, der den Lesegenuss minimal beeinträchtigt ...

(Kurzrezension) Ich wünschte, ich könnte bei „Die Stimme der Lüge“ sagen, dass der Thriller on point ist. Er ist nah dran, doch es gibt den ein oder anderen Aspekt, der den Lesegenuss minimal beeinträchtigt hat.

Warum Francis Ackerman jr. eine meiner liebsten literarischen Figuren ist, muss ich wahrscheinlich nicht bis ins Detail erörtern. Die Mischung aus seinem Charme, seiner Intelligenz und dem mörderischen und perfekten Raubtier spricht mich sehr an. In diesem Roman ist er Teil einer Realityshow und muss verschiedene Prüfungen überleben. Das Spiel fängt für mich sehr langatmig und zäh an, entwickelt sich jedoch weiter, bis die Geschwindigkeit der Geschehnisse endlich an Fahrt aufnimmt und man mit einer morbiden Faszination Francis blutige Spur verfolgt – und wenn man ehrlich ist, liest man doch genau deshalb die Geschichten rund um Francis Ackerman jr.

Diesmal jedoch lag der Fokus nur auf Francis und seinem Gegenspieler Demon; Nadia Shirazi und Marcus haben nur eine kleine Nebenrolle erhalten. Daneben wurde die Sidestory mit „Chamäleon“ groß angekündigt und aufgebaut, doch letztendlich haben mich der Verlauf und Ausgang unbefriedigt zurückgelassen.

Der Roman ist eingangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, da sich einer anspruchsvolleren Sprache und stellenweise eines nicht alltäglichen Vokabulars bedient wird, doch dieses Niveau passt wiederum perfekt zu der Geschichte.

„Die Stimme der Lüge“ fügt sich sehr gut in die bisherige Reihe und lässt trotz anfänglicher Startschwierigkeiten in den Punkten Spannung, Überraschung und Unterhaltung nicht zu wünschen übrig.

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