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Veröffentlicht am 15.09.2016

Märchenhaft ist anders

Zwischen Schnee und Ebenholz (Die Märchenherz-Reihe 1)
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Alex White ist siebzehn, lebt bei ihrer Großmutter und kommt nur mit wenigen Leuten ihrer Altersgruppe klar. Sie hat eine Freundin namens Lily Hunt, das war's auch schon. Ihre Oma verdient sich ihr Geld ...

Alex White ist siebzehn, lebt bei ihrer Großmutter und kommt nur mit wenigen Leuten ihrer Altersgruppe klar. Sie hat eine Freundin namens Lily Hunt, das war's auch schon. Ihre Oma verdient sich ihr Geld als Märchenvorleserin. Alex ist zwar wunderschön mit ihrer blassen Haut und ihrem Schneewittchenlook, wird aber in der Schule gemobbt. (Ja, klar, logisch.) Das ändert sich auch nicht, als der neue Referendar William Grimm an dieser Schule beginnt, doch Alex fühlt sich sofort zu ihm hingezogen. Und dann sind da noch seltsame Zwillinge, bei denen sie nicht weiß, was es mit ihnen auf sich hat.

Falls sich jemand NICHT über die englischen Namen wundert, sollte er es jetzt tun. Das Ganze spielt nämlich in Deutschland. Dass Alex kaum Freunde hat, verwundert wenig. Sie ist eine Heulsuse, die sich stets und ständig selbst bemitleidet und dafür, dass sie als intelligent beschrieben wird, sich nur dumm anstellt. Wie sie zu so einer relativ coolen Freundin wie Lily kommt, erscheint rätselhaft. Überhaupt hätte Lily als Protagonistin viel besser funktioniert, denn im Gegensatz zu Alex hat die wenigstens ein bisschen literarisches Fleisch auf den Knochen. Die restlichen auftauchenden Leute sind aus der Klischeeschmiede für Anfänger entnommen. Die liebevolle Oma, der mobbende Sportler, der sexy Angehimmelte.

Das Lektorat bestand laut Angaben aus zwei Personen, die sich jedoch offensichtlich darauf verließen, dass der jeweils andere seinen Job erledigte. Anders ist nicht zu erklären, dass immer wieder Rechtschreibfehler auftauchten und sich Wiederholungen häuften, die einem geradezu ins Gesicht sprangen.

Dieses Märchen war nichts. Es funktioniert auf keiner Ebene, weder romantisch noch erzählerisch. Dankend verzichte ich auf jegliche Nachfolger.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Trantüte trifft Traumtypen

Moonlit Nights 1: Gefunden
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Eigentlich wäre mit der Überschrift schon alles gesagt, aber da eine Rezension ja doch noch aus ein bisschen mehr bestehen sollte, versuche ich mal, meine Ein-Stern-Bewertung zu begründen.

Emma ist 16, ...

Eigentlich wäre mit der Überschrift schon alles gesagt, aber da eine Rezension ja doch noch aus ein bisschen mehr bestehen sollte, versuche ich mal, meine Ein-Stern-Bewertung zu begründen.

Emma ist 16, graue Maus und billige Arbeitskraft im Obstladen ihres Vaters. In ihrer Klasse ist sie nicht gerade ein Star, ernst nehmen oder sie beachten tut keiner. (Was nach ein paar Seiten aber verständlich wird, dieses Mädchen ist phlegmatisch, nicht gerade ... ich sag es mal vorsichtig: die Klügste ... und quält sich mit schwerwiegenden Gedanken über schwer wiegende Obstkisten herum.) Dann - wow, völlig neues Konzept! - kommt ein gutaussehender Jüngling in die Stadt geritten, hievt das Mädchen in den Sattel seines weißen Pferdes und reitet mit ihr in den Sonnenuntergang. Ja, schon gut. Es stimmt nur der erste Teil mit dem gutaussehenden Jungen. Ein Pferd hat er auch nicht. Dafür schenkt er all seine Aufmerksamkeit der kleinen grauen Maus, die dafür so dankbar und hin und weg ist, dass sie bei jeder (wirklich! JEDER!!!) Begegnung bemerkt, WIE gutaussehend er ist. Dafür nimmt sie auch hin, dass er manchmal extrem seltsam ist und über Fähigkeiten verfügt, die so bei normalen Menschen nicht ganz üblich sind. (Oder besser: Wenn sie sich tatsächlich Gedanken darüber macht, dann nicht lange. Wird schon nichts sein, immerhin ist er so gutaussehend! Und so stark, der kann schwer wiegende Obstkisten schleppen!) Auf einmal bekommt das Mädchen auch ein bisschen Aufmerksamkeit von ihren Mitschülern. (Message des Buches: Das ist wichtig!) Und ihre Mutter ist ihr vor ihrem gutaussehenden Freund peinlich. Dabei ist das die coolste Person im ganzen Buch.

Wir Leser haben zwar schon beim ersten Auftritt des Jünglings begriffen, mit wem wir es zu tun haben, Emma schafft es wirklich das ganze Buch hindurch, das nicht mitzuschneiden. Ich weiß nicht, warum in Jugendfantasybüchern immer so richtig dumme Mädchen als Ideal angepriesen werden, soll das eine Art Gehirnwäsche sein, damit die Gleichberechtigung nicht allzu viele Befürworter bekommt? Was auch immer: In diesem Buch passiert null, das Mädchen verliert beim Anblick ihres gutaussehenden (ich hoffe, ich habe es jetzt ausreichend erwähnt) Freundes jedes Mal auch noch ihren letzten Rest von Verstand, und es trieft vor Klischees und Kitsch auf jeder Seite. Originalität? Fehlanzeige. Keine Empfehlung, nicht mal für Hardcore-Twilight-Fans, auf die dieses Buch wohl abzielt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tod der Logik und des guten Schreibstils

Totenfrau
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Blum ist Bestatterin, ihr Mann Polizist. Sie lieben sich sehr, haben zwei Kinder, ein Haus, einen alten Vater, der bei ihnen wohnt. Topleben also. Dieses Topleben endet abrupt, als eines Tages Blums Mann ...

Blum ist Bestatterin, ihr Mann Polizist. Sie lieben sich sehr, haben zwei Kinder, ein Haus, einen alten Vater, der bei ihnen wohnt. Topleben also. Dieses Topleben endet abrupt, als eines Tages Blums Mann überfahren wird. Blum glaubt nicht an einen Unfall mit Fahrerflucht, also macht sie sich auf, seine letzten Tage zu rekonstruieren. Dabei stößt sie auf Widersprüche in seinen Ermittlungen, auf eine Gruppe Männer, die sich Frauen und Männer als Sklaven halten, auf Korruption in den Reihen der Polizei. Ihr hilft dabei nicht nur Reza, der Bursche für alles in ihrem Haushalt, den sie und ihr Mann mal irgendwann aufgenommen haben, sondern auch ihre Vergangenheit als kaltblütige Mörderin.

Gott, was für ein Schrott. Der Schreibstil soll wohl besonders innovativ sein, tatsächlich zeichnet er sich durch Langeweile und Stakkatostil aus. Wiederholungen liebt ja der Herr Aichner. Spätestens beim 400. Mal Blum und Mark wollte ich nur noch schreien. Und wie Blum bei ihren Nachforschungen immer alles in den Schoß gefallen ist! Man hätte auch Micky Maus lesen können, obwohl Doing, Platsch, Plumps, Däng spannender gewesen wäre. Der Autor ergötzt sich an einem perversen Polizisten, dem einer abgeht, wenn er Fotos von Leichen ansieht, allgemein sind die Protagonisten dieses Buches alle pervers. Da nehme ich schon gar nicht Blum und ihren ach so ehrenwerten ermordeten Polizistenehemann aus, der wusste, dass er eine widerliche Mörderin heiratet.

Ach, das war alles so ein Humbug und eine Zeitverschwendung, dass ich nichts weiter darüber sagen möchte.

Veröffentlicht am 21.05.2024

Stalker

Haunting Adeline
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Adeline ist Autorin und lebt allein in dem großen Haus, das einst ihrer Großmutter gehört hat. Diese ist vor vielen Jahren unter ungeklärten Umständen ermordet worden, doch sie findet heraus, dass sie ...

Adeline ist Autorin und lebt allein in dem großen Haus, das einst ihrer Großmutter gehört hat. Diese ist vor vielen Jahren unter ungeklärten Umständen ermordet worden, doch sie findet heraus, dass sie einen Stalker hatte. Auch Adeline wird plötzlich von einem Stalker verfolgt, der nicht nur dauernd auf der Veranda herumsteht und sie beobachtet, sondern auch ins Haus eindringt, wenn sie schläft. Und dann dringt er nicht nur weiter in ihrer Privatsphäre ein, sondern auch in ihren Körper.

Ich weiß nicht mal, wo ich hier anfangen und enden soll. Ich glaube, wenn ich alles an Ekel rauslasse, was dieses Buch in mir ausgelöst hat, werde ich in drei Tagen nicht fertig und die Rezension ist länger als das Buch, das ohnehin viel zu lang, zu langgezogen und zu widerwärtig ist. Deshalb versuche ich, mich kurzzufassen. Erst mal vorneweg für alle, die das scheinbar nicht checken: Dark Romance bedeutet, dass das Loveinterest (meistens der Mann) ein morally grey charakter ist, aber nicht, dass er der Heldin etwas antut. Nun, dieser Zade - der Mann - ist tatsächlich ein morally grey charakter, denn er tötet so, wie andere nach der Fliegenklatsche greifen. Und eigentlich hätte ich auch nichts gegen seinen blutigen Feldzug in der Welt, weil er behauptet, missbrauchte Mädchen aus den Händen von Mädchenhändlern zu befreien. Soweit wäre das noch gut. Aber dann sieht er Adeline und denkt sich: Hey, cool. Die nehme ich mir. Ob sie will oder nicht. Und sie will nicht. Sie sagt ihm nicht nur einmal, nicht nur zweimal, nicht nur dreimal: Nein. Geh weg. Ich will das nicht. Interessiert diesen "Helden" nicht. Er, der große Held, der Mädchen vor Missbrauch rettet (ob das stimmt, kann ich nicht sagen, glaube ich auch nicht, weil er mir nicht wie ein zuverlässiger Erzähler vorkommt, so, wie er sich seinem "Loveinterest" gegenüber benimmt), findet es total witzig und cool, Adeline zu missbrauchen.

Nicht nur das. Als Liebesbeweis schickt er ihr Drohungen und die abgeschnittenen Hände eines Typen, mit dem Adeline was hatte. R4p3 mit dem Lauf seiner Knarre ist sein Vorspiel, ihr die Luft mit seinem Gürtel abzuschnüren und sie zu einem Bl0wjob zu zwingen sein Liebesbeweis, von den restlichen Malen, die er sie quält und sie zwingt, ihm zu Willen zu sein, mag ich gar nicht mehr reden. Alter! Nein heißt Nein. Wann geht das nicht nur in die Schädel von reellen Vergew4altigern, sondern auch in die von AutorInnen? Das ist keine Liebe. Das ist höchstens noch Stockholm-Syndrom. Und selbst das Feuchtwerden des Opfers ist kein Beweis, dass es ihr gefällt, sondern eine natürliche Reaktion des Körpers, der Natur, die versucht, noch größere Schäden als die ohnehin schon angerichteten zu verhindern. Das ist ein krankes Buch, das schlimme Dinge ohne Reflektion oder wenigstens einem erläuternden Nach/Vorwort als Dark Romance verkauft.

Falls es irgendwer noch nicht begriffen hat:

Nein heißt Nein. Alles andere ist Zwang, Brutalität und zu Recht eine Straftat.

Veröffentlicht am 17.04.2023

Einmal Fast & Furious in toxisch

The Ravenhood - Flock
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Cecilias Eltern leben getrennt; ihre Mutter ist psychisch nicht stabil, deshalb soll sie ein Jahr lang bei ihrem Millionärsvater leben. Wenn sie in der Zeit in einer seiner Fabriken arbeitet, bekommt sie ...

Cecilias Eltern leben getrennt; ihre Mutter ist psychisch nicht stabil, deshalb soll sie ein Jahr lang bei ihrem Millionärsvater leben. Wenn sie in der Zeit in einer seiner Fabriken arbeitet, bekommt sie einen Teil seines Vermögens, das sie natürlich nur haben will, um ihre Mutter finanziell unterstützen zu können. Gleich am ersten Tag in der Fabrik lernt sie Sean kennen, einen megaheißen Supertypen, der sich für sie interessiert. Er nimmt sie mit zu seiner Gang, lauter megaheißen Supertypen, die total mysteriös sind und mysteriöse Dinge tun. Zum Beispiel in einer Autowerkstatt abhängen, Gras rauchen und keine Fragen beantworten. Alle haben megacoole schnelle Autos und am megacoolsten ist Dominic, der megacoole, noch mysteriösere Freund von Sean. Cecilia verliebt sich in beide und fängt auch mit beiden was an, bis die mysteriös und cool ihr Arrangement beenden.

Ich brauche echt Gehirnbleiche, um diesen Mist aus meinem Gedächtnis zu löschen. Eine krankere, toxischere Beziehung als das hier habe ich selten gelesen. Sean behauptet zwar ständig, dass alles Cecilias Wahl ist, aber er manipuliert das kleine Dummchen dermaßen, dass ich schreien wollte. Er verbietet ihr das Handy, redet ihr jeden Quatsch ein und sie immer noch so: Oh, tut mir leid. Alles meine Schuld! Ja, nee, klar. Das ganze Buch ist völlig logikbefreit. Oh, meine Ma und ich haben voll das gute Verhältnis. Okay, sie zieht jetzt zu ihrem neuen Macker, der auch voll okay ist, nur mich nicht dabei haben will. (Nach ein paar Seiten habe ich das durchaus verstanden, allerdings nicht, wie ihre Mutter sie quasi im Körbchen aussetzen konnte.)

Die Typen machen was mega Geheimnisvolles, über das sie natürlich nicht sprechen dürfen, aber sie sind bestimmt die Guten. Sie behandeln Cecilia wie Dreck, aber sie erzählt was von "hach, was werde ich von zwei megaheißen Typen soooo geliebt!". Die Subintelligenz der Prota war schwer zu ertragen.

Ich stelle mir die ganze Sache so vor. Die Autorin hat eines Tages mal Bingewatching von allen bis dahin rausgekommenen Fast & Furious Filmen gemacht. Dabei hat sie sich unsterblich in Dominic und Brian verliebt und sich gedacht: Geil, schreib ich mal eine Fanfiction drüber, in der ich mit beiden Typen rummache. Allerdings sind mir die Frauencharaktere bei F & F viel zu cool, stark und selbstständig, ich mache mal einen auf kranke Sub, die darauf steht, wie Dreck behandelt zu werden. Gibt ja noch viel zu wenige Bücher mit toxischen Beziehungen. Gesagt, getan. Und das auch noch irgendwo gepostet. Aus irgendeinem mir unverständlichen Grund fand dieses Buch nicht nur Beachtung, sondern wurde auch noch gehyped. Keine Ahnung, was mit den Mädels heutzutage nichts stimmt.

Am Ende hat sich die Autorin übrigens mit Dom und Brian wohl gelangweilt, denn jetzt bringt sie auch noch Deckard Shaw ins Spiel. Ganz sicher darf der sich auch noch mit der Prota vergnügen und sie als das behandeln, was sie ist: ein dummes, dummes Mädchen.