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Veröffentlicht am 17.04.2023

Der stählerne Bund

Der Paria
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Anthony Ryan gehört zu meinen Lieblingsautoren im Fantasy – Genre. Mit „Der Paria“ hat er eine Erzählung vorgelegt, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Ryan präsentiert eine mittelalterliche ...

Anthony Ryan gehört zu meinen Lieblingsautoren im Fantasy – Genre. Mit „Der Paria“ hat er eine Erzählung vorgelegt, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Ryan präsentiert eine mittelalterliche Welt mit wohl dosierten Fantasyelementen. Dieser Ansatz gefiel mir ausgesprochen gut, da alle „Zutaten“ perfekt miteinander kombiniert werden, insgesamt wirkt das Ganze sehr ausgereift.

Worum geht’s?

Alwyn Scribe (ein toller, sprechender Name!) ist ein Gesetzloser, der mit einer Diebesbande im Wald (hallo, Robin Hood) lebt. Als er verraten wird und in Gefangenschaft gerät, lernt er in den Erzminen Sihlda kennen, die ihn das Lesen und Schreiben lehrt. Es entsteht eine Gemeinschaft der Gefangenen, und als eine Flucht unausweichlich wird, trifft Alwyn auf die charismatische Evadine. Bald muss sich Alwyn die Frage stellen, ob er willens ist, für den König von Albermaine in die Schlacht zu ziehen…
Während der Lektüre musste ich unwillkürlich an die Romane eines Bernard Cornwell(seine historischen Romane sind sogar verfilmt worden, zuletzt „Seven Kings must die “, das Finale der Serienadaption „The Last Kingdom“) denken -
Sowohl Ryan als auch Cornwell haben ein Faible für ausufernde Schlachtszenen (obwohl sie sich stilistisch unterscheiden). Als Leser/in darf man nicht zimperlich sein, sonst wird man an „Der Paria“ keine Freude haben – kriegerische Auseinandersetzungen münden nicht selten in einem blutigen Gemetzel; da die Figurenzeichnung aber so gelungen ist, hat man nicht das Gefühl, dass es Ryan um bloße Schockeffekte geht. Er lässt sich beim Erzählen Zeit, daher sollte man schon etwas Geduld mitbringen. Wenn ich ehrlich bin, erfindet er das Rad nicht neu – Underdogs, die zu Helden werden, gibt es in der (Fantasy)Literatur wie Sand am Meer; auch Waisenkinder, die zu Höherem berufen sind (neu ist aber, dass eine Gruppe geschaffen wird, die auf den ersten Blick nichts gemein hat). Besonders gelungen ist das Worldbuilding (auch Religiosität spielt eine nicht unerhebliche Rolle) und - wie bereits angedeutet- die Ambivalenz der der nuanciert gezeichneten Figuren, zu Beginn gibt es keine Sympathieträger.
Fazit:
Anthony Ryan hat einen packenden Schmöker vorgelegt!
„Der Paria“ ist ein typischer Auftaktband. „Der Stählerne Bund“ ist eine Reihe, die zunächst nicht wie ein High-Fantasy-Epos wirkt, da übernatürliche Elemente eher sparsam eingesetzt werden (meines Erachtens ein großer Vorteil der Geschichte!). Man sollte als Leser/in über ein gewisses Sitzfleisch verfügen, da die ausführliche Exposition relativ viel Raum einnimmt; überhaupt ist „Der Paria“ trotz brutaler Szenen kein Actionkracher, der en passant gelesen werden kann, ich bin dennoch gespannt auf die Fortsetzung. Wenn man bereit ist, sich auf die Story einzulassen, wird man aber so gut unterhalten, wie man es von Anthony Ryan gewohnt ist. Ich spreche gerne eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

"Mit 66 Jahren..."

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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„Den Donnerstagsmordclub?“ fragt Mike. „Das haben Sie sich jetzt ausgedacht.“

Mit „Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ hat Richard Osman den dritten Teil seiner populären Reihe rund um rüstige ...

„Den Donnerstagsmordclub?“ fragt Mike. „Das haben Sie sich jetzt ausgedacht.“

Mit „Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ hat Richard Osman den dritten Teil seiner populären Reihe rund um rüstige Rentner vorgelegt. Die ersten beiden Teile habe ich regelrecht „verschlungen“, den dritten Band habe ich mir dieses Mal als Hörbuch angehört, obwohl es eigentlich mein zweitliebstes Medium ist, die Sprecher (Johannes Steeck & Beate Himmelstoß) machen ihre Sache aber wirklich gut, wenn es um Intonation & Interpretation geht. Auch die Stimmfarben der Sprecher gefielen mir! Band drei kann man als stand – alone lesen, ich denke aber, dass es nicht schaden kann, auch die ersten beiden Teile der Reihe zu kennen.
Worum geht’s?
Schauplatz Großbritannien:
Das Ermittlerquartett ist wieder gefragt! Ron, Joyce, Ibrahim und nicht zuletzt die Ex-MI 5 - Agentin Elizabeth strengen wieder ihre kleinen grauen Zellen an. Die Seniorenresidenz, in der die Protagonisten ihren Lebensabend verbringen, ist zwar komfortabel, aber das Leben in „Coopers Chase“ ist auch einigermaßen ereignisarm.
Dieses Mal knöpfen sich die scharfsinnigen Senioren einen wirklich besonderen Fall vor – die TV – Journalistin Bethany Waites wurde vor über zehn Jahren getötet, weil sie einem Steuerbetrug auf die Schliche gekommen war; ihre Leiche wurde indes nie gefunden. Ein interessanter Cold Case! Zunächst scheinen die Ermittlungen ganz klassisch zu verlaufen, dann wird es jedoch gefährlich – schnell werden die Jäger zu Gejagten - spätestens, als Elizabeth entführt wird, ist klar: Die Hobbydetektive verfolgen eine brandheiße Spur…

Auch in Band drei kommen bei Richard Osman keine Ermüdungserscheinungen auf, man merkt dem Autor die Erzählfreude und den Spaß am Sujet immer noch an, liebevoll und schwarzhumorig – britisch wird ein abwechslungsreicher plot entworfen, in dem auch das Menschliche nicht zu kurz kommt. Dabei kommt gehörig Spannung auf, unvorhergesehene Wendungen in der Geschichte sorgen dafür, dass beim Hörer (oder beim Leser) keine Langeweile aufkommt. Ich habe mich besonders über das Wiedersehen mit den skurrilen Nebenfiguren gefreut; überhaupt ist die Figurenzeichnung im Roman gelungen – die Protagonisten sind zwar exzentrisch, aber nicht flach. Wie richtige Menschen haben sie Stärken und Schwächen. Bei Osman gibt es definitiv keine Altersdiskriminierung, er idealisiert das Alter aber auch nicht. Insofern hebt sich der Krimi von anderen Cosy Crime Erzählungen ab, da es neben einer unterhaltsamen Geschichte (die nie ins Alberne abgleitet) auch eine Portion Tiefgang gibt. Über den Handlungsverlauf will ich nicht viel verraten, lest/hört am besten selbst, es lohnt sich!



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Veröffentlicht am 01.03.2023

Les Promises

Die marmornen Träume
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„Die marmornen Träume“ ist ein historischer Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack! Der Autor kombiniert hier einen spannenden Kriminalfall mit Einblicken in eine längst vergangene Zeit, ohne dabei ins ...

„Die marmornen Träume“ ist ein historischer Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack! Der Autor kombiniert hier einen spannenden Kriminalfall mit Einblicken in eine längst vergangene Zeit, ohne dabei ins Ahistorische abzugleiten. Die Haupthandlung setzt 1939 ein.

Worum geht’s?

„Träume waren Simons Leidenschaft.“
Schauplatz Berlin:
Simon Kraus ist eigentlich kein sympathischer Zeitgenosse – der Analytiker verdingt sich nebenher als Hobby – Gigolo, der seine Klientinnen erst verführt, um sie dann gnadenlos zu erpressen. Seine Gespielinnen sind mit hochrangigen Nazis verheiratet, daher wäre ein „Outing“ besonders pikant, zumal die Frauen zum illustren Zirkel der sog. „Adlon-Damen“ gehören. Als eines von Kraus‘ Opfern ermordet aufgefunden wird, spricht der SS-Offizier Franz Beewen bei ihm vor. Gemeinsam mit der Psychiaterin Minna von Hassel ermitteln die beiden, denn es bleibt nicht bei einem Opfer. Treibt ein Serienkiller sein Unwesen? Bald schon ist nichts mehr, wie es einmal war …
Die Figurenzeichnung ist die große Stärke des Romans. Gibt es überhaupt Sympathieträger in der Geschichte? Grangé entführt den Leser in eine dunkle Zeit – das Perfide dabei ist, dass viele der von ihm beschriebenen Gräuel eben nicht ins Reich der Fiktion gehören. Wer „Die purpurnen Flüsse“ gelesen hat (oder die Verfilmung mit Jean Reno gesehen hat), wird wissen, dass der Autor von der Nazizeit fasziniert und zugleich abgestoßen ist. Die Geschichte ist durchweg spannend, man sollte als Leser oder als Leserin jedoch auch über ein gewisses Sitzfleisch verfügen, ganz ohne Längen kommt der Krimi leider nicht aus, was mich aber nicht gestört hat, da „Die marmornen Träume“ sich angenehm vom Krimieinheitsbrei abhebt; der Roman kann auch stilistisch und sprachlich überzeugen, der Autor entwirft sehr gekonnt eine düstere, bedrückende Thriller – Atmosphäre. Allerdings ist die Erzählung definitiv nichts für Zartbesaitete, manche Passagen fand ich sehr brutal, andererseits hat mich die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, daher gibt es von mir eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Out on the wily, windy moors

Sturmhöhe
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Aus zwei Perspektiven werden im viktorianischen Klassiker „Sturmhöhe“ die Geschichten von drei Generationen erzählt - Nelly Dean ist Hausangestellte & die Haupterzählerin, Mr Lockwood, den es von der Stadt ...

Aus zwei Perspektiven werden im viktorianischen Klassiker „Sturmhöhe“ die Geschichten von drei Generationen erzählt - Nelly Dean ist Hausangestellte & die Haupterzählerin, Mr Lockwood, den es von der Stadt auf’s Land verschlägt, fungiert als zweite Erzählstimme. Interessant sind die gesellschaftlichen Unterschiede, hier niederer Stand (nicht ohne Feinsinnigkeit), dort ein gut situierter Beobachter „von außen“. Die Geschehnisse und die Gefühle der Protagonisten spiegeln sich in herrlichen Landschaftsbeschreibungen – Schnee und Sturm kündigen die tragischen Ereignisse an.

Worum geht’s?

Mr Earnshaws Anwesen „Wuthering Heights“ liegt im Hochmoor von Yorkshire. Eines Tages nimmt er das Findelkind Heathcliff auf, das gemeinsam mit seinen leiblichen Kindern aufwachsen soll. Auf der windigen Anhöhe erleben die Kinder die Urkraft der Natur. Heathcliff und seine Tochter Catherine werden Seelenverwandte und verlieben sich später ineinander, während sein Sohn den „Eindringling“ stets argwöhnisch beobachtet, gar hasst und gnadenlos quält. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Hindley seinen Ziehbruder nach seines Vaters Tod vertreibt.

Auch Catherine bleibt Heathcliff nicht treu und heiratet schließlich den wohlhabenden Nachbarn. Heathcliff lebt fortan nur noch für seine Rache…

1847 wurde die Erzählung unter dem Pseudonym „Ellis Bell“ veröffentlicht, sie soll Emily Brontës einziger Roman bleiben. Besonders beeindruckend ist die Ambivalenz der Figuren und die raffinierte Erzählstruktur, die Autorin war ihrer Zeit voraus, auch wenn Kritiker und Leserschaft das Werk ablehnten.

Man braucht etwas Geduld für die Lektüre und man sollte guter Stimmung sein, wenn man die Geschichte liest, denn „Wuthering Heights“ ist großes Kino – Liebe und Hass liegen nah beieinander, die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen wird abgebildet, es gibt Niedertracht und Verrat, falsche Entscheidungen vergiften die Leben auch der nachkommenden Generation. Eigentlich ist keine der Figuren sympathisch, wer glaubt, „Sturmhöhe“ sei ein kitschiger Liebesroman, irrt. Der plot ist hochdramatisch, als Leser/in durchlebt man ein Wechselbad der Gefühle, daher ist das Ende der Geschichte fast einen Tick zu sanft.

Fazit:

„Wuthering Heights“ ist sicher keine Wohlfühllektüre. Der Familienroman rund um Heathcliff & Catherine ist in seinem Kern ein gesellschaftskritisches Meisterwerk, das ganz klar fünf Sterne verdient hat!

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Lessons

Lektionen
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„Lektionen“ von Ian McEwan beginnt mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Wir Leser begleiten den Protagonisten Roland Baines. Er wurde (ebenso wie der Autor) im Jahre 1948 geboren. Als Sohn eines ...

„Lektionen“ von Ian McEwan beginnt mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Wir Leser begleiten den Protagonisten Roland Baines. Er wurde (ebenso wie der Autor) im Jahre 1948 geboren. Als Sohn eines Armeeoffiziers wächst er zunächst in Libyen auf - Im Roman wird seine Vita erzählt. Schlaglichtartig werden dabei die großen Ereignisse der Weltgeschichte beleuchtet – Kubakrise, Tschernobyl, Mauerfall, Pandemie, just to name a few. Das hört sich zunächst langweilig an – doch die Geschichte hat es in sich! Trotz gewisser Längen konnte mich die Erzählung begeistern, da der Autor ethisch-moralische Fragen aufwirft, die zum Nachdenken anregen. Mit großer Sensibilität und feinem Fingerspitzengefühl wird der plot entworfen. Rolands deutsche Frau Alissa lässt ihn und den kleinen Sohn Lawrence sitzen, um sich selbst zu verwirklichen (ich musste unwillkürlich an Michel Houellebecqs Romane denken). Doch dies ist nicht das einzige schlimme Ereignis, das Roland verarbeiten muss. Als vierzehnjähriges Kind wurde er in einem englischen Internat von seiner Klavierlehrerin missbraucht. Und erst spät wird ihm klar, wie sehr ihn dieses Erlebnis, für welches er lange nicht die richtigen Worte fand, geprägt hat und dass es eigentlich der Grund für seine Gelegenheitsarbeiten (unter anderem ist Roland Barpianist) ist. Auch Rolands Beziehungen zu Frauen gestalten sich schwierig, aber McEwan verfällt nie in Schwarzweißmalerei. Wie im richtigen Leben gibt es im Dasein des Helden Höhen und auch viele Tiefschläge. McEwans Geschichte ist insofern kein „Wohlfühlbuch“, aber es ist definitiv große Literatur, die der Autor präsentiert. Als Leser leidet man mit den Figuren, man erlebt aber auch die schönen Momente und man kommt definitiv ins Grübeln. Die nicht-lineare Erzählweise gefiel mir sehr gut, eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen hätte mich schnell gelangweilt; die verschiedenen Zeitebenen hielten mich ‚bei der Stange‘. Der Stil ist mal poetisch, mal banal, aber immer lesenswert! Ich spreche gerne eine Empfehlung aus.

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