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Veröffentlicht am 19.04.2023

Ein wundervolles Buch, das trotz ernster Thematik Hoffnung schenkt. Unbedingt lesen!

Der Stern vor meinem Fenster
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Von Onjali Q. Raúf habe ich schon ihre beiden Kinderromane „Der Junge aus der letzten Reihe“ und „Die Nachtbushelden“ gelesen und über alles geliebt. Für mich stand daher sofort fest, dass ich auch ihren ...

Von Onjali Q. Raúf habe ich schon ihre beiden Kinderromane „Der Junge aus der letzten Reihe“ und „Die Nachtbushelden“ gelesen und über alles geliebt. Für mich stand daher sofort fest, dass ich auch ihren neuen Titel „Der Stern vor meinem Fenster“ unbedingt bei mir einziehen lassen muss.

Nachdem ihre Mutter plötzlich verschwunden ist, ziehen die zehnjährige Aniyah und ihr fünfjähriger Bruder Noah zu einer Pflegemutter. Aniyah kann sich nicht daran erinnern, was es mit dem Verschwinden ihrer Mutter genau auf sich hat, sie ist sich aber vollkommen sicher, dass sie nicht für immer fort ist. Denn Menschen wie ihre Mutter, die besonders warm strahlende Herzen haben, verlassen ihre Liebsten nie ganz, sie werden zu strahlenden Sternen am dunklen Himmelszelt. Als Aniyah eines Tages in den Nachrichten von einem neu entdeckten Stern hört, weiß sie sofort, dass er ihre Mutter ist. Doch dann erfährt sie von einem Gewinnspiel, bei dem ein Name nach dem Stern gesucht wird. Aniyah ist fassungslos. Der Stern hat doch schon einen Namen! Das kommt überhaupt nicht infrage, dass er einen anderen erhält als den ihrer Mutter. Zusammen mit ihrem Bruder und den beiden Pflegekindern Ben und Travis macht sie sich auf den Weg zum Observatorium nach Greenwich, um zu verhindern, dass der Sternen einen falschen Namen bekommt. Ob sie es wohl rechtzeitig schaffen werden? Ein aufregendes Abenteuer beginnt...

Als ich mit dem Lesen begann, ist mir bereits auf der ersten Seite klar geworden, dass auch dieses Werk aus der Feder von Onjali Q. Raúf ein Herzensbuch für mich sein wird. Mein erster Eindruck sollte mich auch nicht getäuscht haben. Die britische Autorin hat auch mit „Der Stern vor meinem Fenster“ etwas ganz Besonderes und Wundervolles erschaffen, eine wahre Perle in der Kinderliteratur.

Onjali Q. Raúf ist einfach eine Meisterin darin, Kinder für schwierige Themen zu sensibilisieren. Sie scheut sich zum Glück nicht davor, Kinderbücher über die harte Realität des Lebens zu schreiben. Auch „Der Stern vor meinem Fenster“ ist so ein Buch.
Die Triggerwarnung zu Beginn ist auf jeden Fall angebracht, denn in der Geschichte geht es um die Folgen von häuslicher Gewalt und um Verlust. Ehrlich und direkt, zugleich aber auch sehr einfühlsam und sanft lässt Onjali Q. Raúf die 10-jährige Aniyah als Ich-Erzählerin davon berichten, was sie und ihr kleiner Bruder Noah Schlimmes erlebt haben und was sie dabei empfunden hat. Durch die kindliche Betrachtungs- und Denkweise wird jungen Leserinnen vermutlich zunächst gar nicht klar sein, was genau Aniyah da beschreibt, als Erwachsener jedoch liest man sofort heraus, von welcher Sache sie spricht. Ihre Schilderungen lesen sich oft herzzerreißend und gehen einem richtig nahe, sie werden aber niemals zu schmerzlich. Onjali Q. Raúf hat es wirklich mal wieder unglaublich gut geschafft, schwere Kost in eine kindgerechte Geschichte einzubetten. Neben der ganzen Tragik erzählt sie auch von Freundschaft, Zusammenhalt, Entschlossenheit und Geschwisterliebe. Sie nimmt uns Leserinnen auf eine unvergessliche, abenteuerliche Reise mit, die nicht nur bewegt und nachdenklich stimmt, sondern auch zum Mitfiebern einlädt und einen sogar manchmal schmunzeln lässt. Und sie schafft Lichtblicke. Lichtblicke darauf, dass es für jedes Kind ein glückliches und liebevolles Zuhause gibt.

Was „Der Stern vor meinem Fenster“ dann nur noch kostbarer macht, sind die Kontaktmöglichkeiten für Betroffene hinten im Anhang und dass die Autorin einen Teil des Bucherlöses an ihre Hilfsorganisation „Making Herstory“ weitergibt. Ein großes Lob gebührt natürlich auch der Übersetzerin Katharina Naumann, die den Erzählton so wunderbar getroffen hat, sowie der Illustratorin Pippa Curnick, deren Zeichnungen ebenfalls vortrefflich zur Geschichte passen. All dies vereint ergibt ein großartiges Gesamtpaket, das ich am liebsten ganz vielen Menschen in die Hand drücken möchte, damit sie es lesen.

Fazit: Mit „Der Stern vor meinem Fenster“ hat Onjali Q. Raúf ein weiteres ganz besonderes und vielschichtiges Buch geschrieben, bei dem ich nur sagen kann: Kauft es, lest es und empfiehlt es weiter! Es erzählt eine so wertvolle und traurig-schöne Geschichte über ein sehr wichtiges Thema, authentisch aus Kindersicht erzählt und gekonnt verpackt in einer warmherzigen Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte, die trotz der Ernsthaftigkeit Mut macht und Hoffnung schenkt. Ich kann dieses Buch jedem wirklich nur ans Herz legen, mich hat es tief berührt. Es ist so tröstlich und warm strahlend wie ein heller Stern am Nachthimmel, so kraftvoll und nachklingend wie ein flammender Asteroid, der an der Erde vorbeirast. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein märchenhafter Auftakt, der große Lust auf mehr macht!

Finsterwelt 1. Das verbotene Buch
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Als ich zum ersten Mal von „Finsterwelt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebe Internatsgeschichten und an Büchern, die in irgendeiner Weise mit Märchen zu tun haben, kann ich immer nur schwer ...

Als ich zum ersten Mal von „Finsterwelt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebe Internatsgeschichten und an Büchern, die in irgendeiner Weise mit Märchen zu tun haben, kann ich immer nur schwer vorbeigehen. Da mich Cover und Klappentext direkt ansprachen und mir meine bisherigen Werke von Katharina Herzog zudem seht gut gefallen haben, stand für mich schnell fest, dass ich ihre erste Kinderbuchreihe kennenlernen möchte.

Leonie geht seit kurzem auf das Internat Schloss Rosenfels, eine Schule für die Nachkommen von Märchenfiguren. Hier wird man nicht nur in langweiligen Fächern wie Mathe unterrichtet – man erfährt auch mehr über die Märchenwelt und spielt Völkerball auf fliegenden Teppichen. Hört sich doch toll an, oder? Wenn man aber vom Froschkönig abstammt und sich ständig unbeabsichtigt in einen Frosch verwandelt, ist das Ganze irgendwie nicht so cool. Leonie ist alles andere als begeistert als sie an ihrem 12. Geburtstag erfährt, dass ausgerechnet der Froschkönig ihr Vorfahre ist. Ihre ständigen Verwandlungen sind einfach nur nervig und oberpeinlich. Und wie soll es anders sein: Natürlich begegnet sie ihrem neuen Mitschüler Tristan zum ersten Mal in ihrer froschigen Gestalt. Na super. Dieser peinliche Vorfall ist jedoch schnell vergessen, als Leonie im Dornröschenturm ein verbotenes Buch findet und es öffnet. Am nächsten Tag ist ihre beste Freundin Marle spurlos verschwunden, es ist, als hätte es sie nie gegeben. Nur der geheimnisvolle Tristan erinnert sich noch an sie. Gemeinsam mit ihm versucht Leonie dem Ganzen auf den Grund zu gehen.

Geschichten über magische Schulen, an denen Kinder mit besonderen Fähigkeiten unterrichtet werden, gibt es mittlerweile ziemlich viele und auch Bücher mit Märchenanspielungen sind keine Seltenheit. Wer nun aber denkt, dass es sich bei „Finsterwelt“ um eine Story wie schon hundertmal gelesen handelt, hat falsch gedacht. Katharina Herzog hat mit ihrem Kinderbuchdebüt definitiv etwas Einzigartiges geschaffen. Sie hat gekonnt bekannte Elemente mit eigenen coolen Ideen verknüpft und als Ergebnis eine Geschichte aufs Papier gebracht, die sämtliche Zutaten enthält, die ein gutes Kinderbuch ausmachen. Und die gemeinsam mit den stimmungsvollen schwarz-weiß Vignetten von Nathalie Kranich ein rundum stimmiges Gesamtpaket ergibt.

Bereits die ersten paar Seiten, auf denen wir in das Setting eingeführt werden und unsere 12-jährige Hauptprotagonistin Leonie kennenlernen, konnten mich packen und begeistern. Mit dem Internat Rosenfels hat die Autorin einfach einen genialen Schauplatz erschaffen. Man lässt sich nur zu gerne in dieses burgähnliche Schloss mitnehmen und hat direkt das Gefühl, selbst dort zu sein. Dank der bildlichen Beschreibungen gelingt es einem wirklich spielend leicht, in diese zauberisch-düstere Kulisse einzutauchen. Gemeinsam mit unserer personalen Erzählerin Leonie streift man durch die Schule und den finsteren Fintserwald, man nimmt an außergewöhnlichen Fächern wie Märchenkunde und Braukunst teil und lernt dabei viele weitere Bewohnerinnen des Internats kennen.
Trotz meiner Faszination für diese magische Schule bin ich mir jedoch nicht sicher, ob ich mit Leonie hätte tauschen wollen. Es wird nämlich schnell deutlich, dass es gar nicht so prickelnd ist, wenn man aus einer Märchenfamilie kommt und dass eigentlich jeder der Internatsschüler
innen sein Päckchen zu tragen hat. So hat Leonie ihre Froschverwandlungen nicht unter Kontrolle, ihr Freund Hans (ein Abkömmling aus „Hans im Glück“) leidet an Tauschsucht und selbst die fiese Rosa, die von der liebreizenden Dornröschen abstammt, hat es nicht leicht. Die Geschichte zeigt somit, dass niemand von uns perfekt ist und man mit seinen Problemen nicht alleine ist. Zudem wird verdeutlicht, wie wichtig es ist zusammenzuhalten und einander vertrauen können und immer an sich selbst zu glauben.

Die Geschichte enthält so einige schöne Botschaften, geschickt verpackt in einem fantastischen Abenteuer voller Unvorhersehbarkeiten und rätselhafter Vorkommnisse und mit ein kleines bisschen Grusel. Langeweile kommt beim Lesen garantiert nicht auf. Es passiert einfach ständig etwas neues Aufregendes, sodass man ordentlich ins Mitfiebern gerät und sich immerzu fragt, wie wohl alles miteinander zusammenhängt: Was hat es mit dem Buch auf sich, das Leonie in der Märchenkammer findet? Was ist mit ihrer Freundin Marle passiert, die kurz darauf spurlos verschwunden ist? Und was hat der neue Schüler Tristan zu verbergen?

Neben der Spannung kommt auch der Witz nicht zu kurz. Die Geschichte kann mit so einigen amüsanten Einfällen und Szenen aufwarten wie beispielsweise ein mürrisches Einhorn namens Manfred und die bereits erwähnten froschigen Verwandlungen unserer Protagonistin. Bei letzterem ist einem zwar klar, dass Leonie darunter leidet, aber irgendwie kann man trotzdem nicht anders, als darüber zu schmunzeln.
Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die Autorin die Gebrüder Grimm mit eingebaut hat. Es werden nämlich nicht nur viele klassische Märchen erwähnt – auch über die Hintergründe ihrer Verfasser erfahren einiges. Natürlich hat sich Katharina Herzog dabei ein paar künstlerische Freiheiten erlaubt, aber ihrer Danksagung kann man entnehmen, dass manches auf realen Tatsachen beruht.

Überzeugend sind auch die vielen unterschiedlichen Charaktere. Leonie ist eine sympathische und authentische Protagonistin, die man mit ihrer aufgeweckten und mutigen Art einfach gernhaben muss. Ich habe sie im Nu in mein Herz geschlossen und auch der Großteil der weiteren Figuren mochte ich sehr. Es macht einfach nur großen Spaß, Zeit mit dieser Truppe zu verbringen, am liebsten würde man sich am Ende sofort ins nächste Abenteuer mit ihnen stürzen. Wie gut, dass wir uns auf dieses gar nicht allzu lange gedulden müssen. Der zweite Band soll voraussichtlich dieses Jahr im August erscheinen und ich freue mich schon sehr darauf!

Fazit: Mit ihrem Kinderbuchdebüt ist der deutschen Autorin Katharina Herzog ein wunderbarer Reihenauftakt gelungen, der von Anfang bis Ende fesselt und große Lust auf mehr macht. „Finsterwelt. Das verbotene Buch“ ist ein unterhaltsam-fantasievolles Internatsabenteuer voller märchenhafter Magie, Geheimnisse und Freundschaft, spannend und humorvoll erzählt und toll kombiniert mit historischen Fakten. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Wer Märchen und magische Schulgeschichten mag, der wird auch Finsterwelt mögen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Ein wunderbares Bilderbuch voller Vielfalt, Zusammenhalt & selbstverständlichem Miteinander.

Einfach buddeln!
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Da ich die Bilder von der Andrea Stegmaier sehr gerne mag, war ich augenblicklich Feuer und Flamme als ich zum ersten Mal von dem Bilderbuch „Einfach buddeln“ hörte, welches sie illustriert hat. Der Klappentext ...

Da ich die Bilder von der Andrea Stegmaier sehr gerne mag, war ich augenblicklich Feuer und Flamme als ich zum ersten Mal von dem Bilderbuch „Einfach buddeln“ hörte, welches sie illustriert hat. Der Klappentext konnte mich sofort überzeugen, die Geschichte klang einfach herzallerliebst. Für mich stand daher schnell fest, dass ich das Buch haben muss.

Ben wohnt in der Trübstraße, die genau so ist wie ihr Name: Trostlos, tristgrau und furchtbar langweilig. Bestimmt ist es überall sonst aufregender als hier. Als ihm dieser Gedanke kommt und sein Blick auf seinen Globus fällt, beginnt sich Ben zu fragen, wie es wohl auf der anderen Seite der Erde ist. Leben die Menschen dort verkehrt herum? Machen sie alles auf dem Kopf? Das muss unbedingt herausgefunden werden! Voller Neugier und Tatkraft geht Ben in den Garten und beginnt mit seinen Händen ein Loch zu graben – ein Loch, das so tief werden soll, dass es einmal quer durch die Welt reicht. Da lugt plötzlich ein Mädchen durch die Lücke im Zaun und als sie von Bens Vorhaben erfährt, schließt sie sich ihm mit einem Löffel an. Als das Loch schon so groß wie eine Badewanne ist, taucht ein Junge mit einem Bagger auf. Immer mehr Kinder aus der Nachbarschaft kommen mit den verschiedensten Werkzeugen dazu und zusammen buddeln sie. Und buddeln und buddeln und buddeln. Und das Loch wird tiefer und tiefer und tiefer...Ob sie es wohl schaffen werden, bis ans andere Ende der Welt zu gelangen?

Wie ist es wohl auf der anderen Seite der Erde? Ist dort alles verkehrt herum? Laufen die Menschen dort vielleicht auf dem Kopf? Diese Fragen haben sich bestimmt schon viele Kinder mal gestellt. Ich meine mich zu erinnern, dass auch ich mich früher irgendwann einmal gefragt habe, ob am anderen Ende der Welt wohl alles umgedreht ist. Ich bin dem Ganzen jedoch nie selbst nachgegangen, anders als der Junge Ben in diesem Buch. Doch wir er, hat es mich als Kind ständig nach draußen gezogen, auch bei schlechtem Wetter. Hach, was habe ich damals viel und gerne mit meinen Freundinnen und Schwestern in unserem Garten gespielt! Ich musste beim Durchlesen der Geschichte daher ständig an meine eigenen Gartenabenteuer denken, was ich zutiefst genossen habe. Aber nicht nur diese Nostalgiemomente haben mich glücklich gemacht, auch sonst hat mich dieses Bilderbuch komplett verzaubern können.

„Einfach buddeln!“ erzählt eine fantasievolle und lustige Geschichte über kindliche Neugierde, Tatendrang und Entdeckerlust, über Teamarbeit, Freundschaft und Gemeinschaft. Es zeigt uns, dass man zusammen viel mehr Spaß hat und mehr schaffen kann als alleine. Dass es sich lohnt offen und neugierig zu sein und durchzuhalten. Es feiert das gemeinsame Spielen und die Diversität und lädt zum Mitmachen und Erkunden ein. Zudem schafft es Raum für eigene Ideen und Projekte und inspiriert einen dazu, Zeit in der Natur zu verbringen...Und vielleicht auch ein eigenes Loch zu graben. Junge Kinder sollten den Hinweis hinten Buch nur unbedingt beherzigen und nicht einfach so ohne Erlaubnis und Aufsicht eines Erwachsenen drauf los buddeln. Tief in der Erde herumgraben ist schließlich nicht ungefährlich und als Eltern freut man sich über große Löcher im Garten vermutlich eher weniger.

Also ich bin wirklich begeistert davon, wie viel in diesem Buch steckt und auf was für eine schöne spielerische Art und Weise uns alles nähergebracht wird. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass so mancher kritisieren wird, dass man etwas mehr aus der Geschichte hätte machen können wie das Einbinden von ein paar Sachinfos, über Insekten oder die verschiedenen Bodenschichten zum Beispiel. Ich persönlich finde ich aber nicht, dass etwas fehlt, für mich ist dieses Buch genau richtig so wie es ist.

Es ist einfach das reinste Vergnügen, Ben auf seinem Buddelabenteuer zu begleiten und mitzuerleben, wie sich immer mehr Kinder dazugesellen. Wie sie sich gegenseitig ermutigen und die Zeit um sich herum vergessen und sie alle dazu beitragen, dass das Loch immer größer und größer wird. Man gerät dabei ordentlich ins Mitfiebern und fragt sich ganz gespannt, ob es die eifrigen Kinder wohl tatsächlich schaffen werden, sich bis ans andere Ende der Welt durchzugraben. Ob es ihnen gelingen wird, werde ich euch hier allerdings nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Zum Vorlesen ab 3 Jahren ist das Buch in meinen Augen ideal geeignet. Da die Sätze sehr einfach und kurz sind und der Fokus auf den Bildern liegt, sollten Kinder ab 3 Jahren der Handlung problemlos folgen können. Den Kleinen wird es jede Menge Freude bereiten, der mitreißenden Geschichte zu lauschen und die detailreichen Illustrationen zu betrachten. Und über den Satz „Und sie buddelten und buddelten und buddelten“, der im Verlauf öfters fällt, werden sie bestimmt entzückt sein. Solche Textwiederholungen kommen bei jungen Zuhörer
innen eigentlich immer gut an.

Die Gestaltung des Buches war für mich ein echtes Highlight. Die vielen ausdrucksstarken Bilder von Andrea Stegmaier sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und in warmen erdigen Farben gehalten, was einfach perfekt zur Geschichte passt. Besonders großartig ist aber, wie vielfältig und divers die Illustrationen sind. Die Kinder haben unterschiedliche Geschlechter und Hautfarben, eines besitzt ein Handicap...Je weiter die Handlung voranschreitet, desto bunter wird die Kinderschar, denn bei der Buddelaktion darf wirklich jeder mitmachen, ganz egal wie man aussieht oder wo man herkommt. Genial fand ich auch, dass man das Buch manchmal drehen muss. Langeweile kommt beim Durchlesen garantiert nicht auf und da die Begeisterung der Kinder für ihr gemeinschaftliches Projekt auf ihren Gesichtern wunderbar veranschaulicht wird und ihre Freude richtig ansteckend ist, buddelt man innerlich förmlich mit. Und buddelt und buddelt und buddelt...

Fazit: Mit „Einfach buddeln!“ bescheren uns Wenda Shurety und Andrea Stegmaier ein zauberhaftes Bilderbuch ab 3 Jahren, voller Vielfalt, Zusammenhalt und selbstverständlichem Miteinander und mit ganz viel tollem Buddel-Spaß. Es ist ein herrliches Mitmach-Gute-Laune-Buch für große und kleine Forscherinnen und für alle Buddlerinnen. Ich kann „Einfach buddeln!“ nur empfehlen und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Ein großartiges und wichtiges Buch! Ehrlich, einfühlsam und witzig.

Best Bro Ever!
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Seit meinem ersten Werk von Jenny Jägerfeld bin ich ein großer Fan der schwedischen Autorin und lasse jedes neue Buch von ihr bei mir einziehen. So war natürlich auch ihr zuletzt auf Deutsch erschienener ...

Seit meinem ersten Werk von Jenny Jägerfeld bin ich ein großer Fan der schwedischen Autorin und lasse jedes neue Buch von ihr bei mir einziehen. So war natürlich auch ihr zuletzt auf Deutsch erschienener Kinderroman „Best Bro Ever“ ein großes Muss für mich.

Der 11-jährige Måns wohnt eigentlich in Stockholm, aber da seine Mutter, die Synchronsprecherin ist, für Tonaufnahmen nach Malmö muss, verbringt er seinen Sommer in dieser fremden Großstadt. Als er am ersten Tag mit seinem Skateboard die Gegend erkunden möchte, trifft er auf den Jungen Mikkel. Was mit einem etwas unglücklichen Kennenlernen beginnt, endet sehr schnell in einer engen Freundschaft. Die beiden werden zu richtigen Blutsbrüdern, zu Best Bro Ever! Sie hängen gemeinsam ab, skaten und haben einfach Spaß zusammen. Alles könnte so schön sein, wenn da nicht diese eine Sache zwischen ihnen wäre. Denn Måns hat seinem Freund etwas über sich verschwiegen. Als Mikkel schließlich hinter Måns’ Geheimnis kommt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt...

Da ich mir die Werke von Jenny Jägerfeld inzwischen blind zulege, habe ich mir vorher nicht den Klappentext durchgelesen. Ich hatte also keine genaue Vorstellung davon, was mich in „Best Bro Ever“ erwartet und wurde von der Vergangenheit unseres Hauptprotagonisten Måns ziemlich überrascht. Mit der Thematik habe ich tatsächlich nicht gerechnet. Im ersten Moment fand ich es irgendwie etwas schade, dass sie in der Inhaltsangabe bereits verraten wird, da einem so der Überraschungseffekt genommen wird. Mittlerweile aber finde ich es doch besser. Zum einen, da Interessierte so schneller auf das Buch aufmerksam werden und zum anderen, weil es für mich dadurch leichter ist, eine Rezension dazu zu schreiben. Eine aussagekräftige Besprechung über den Inhalt zu verfassen, ohne das Hauptthema beim Namen zu nennen, stelle ich mir recht knifflig vor.

„Best Bro Ever“ handelt von dem 11-jährigen Jungen Måns, der bereits vor seinem 4. Lebensjahr wusste, dass er im falschen Körper geboren wurde. Dass er Måns ist und nicht Michelle. Jenny Jägerfeld befasst sich somit also auch diesmal mit einem hochaktuellen Thema – ein Thema, welches leider nach wie vor viel zu tabuisiert ist und über das es auch heute noch zu wenige Titel im Kinder- und Jugendbuchbereich gibt. Es hat sich in den letzten Jahren zwar zum Glück einiges auf dem Büchermarkt getan, aber die Einstellung vieler dazu ist auch heute noch ziemlich vorurteilsbehaftet und negativ. Ich finde es daher einfach großartig, dass Jenny Jägerfeld einen Kinderroman über einen Transjungen geschrieben hat. Und dass die Originalausgabe im Jahr 2016 erschienen ist – eine Zeit, in der diverse Kinder- und Jugendbücher noch Nischenliteratur war – macht es für mich nur noch herausragender.

Wie ich es von der schwedischen Autorin gewohnt bin, hat sie die Gratwanderung zwischen Ernst und Komik erneut mit Bravour gemeistert. Auf eine ehrliche, gleichzeitig aber auch sehr lockere und humorvolle Art und Weise lässt sie Måns als Ich-Erzähler von seinem Leben berichten und von den vielen Stolpersteinen, mit denen sein Weg gepflastert ist. Dabei wird deutlich, dass nicht er selbst das Problem ist, sondern dass es die anderen sind, unsere Gesellschaft, die auch heute noch in vielen Dingen viel zu engstirnig ist. Für Måns ist es etwas völlig Normales und Natürliches, dass er sich nicht als Mädchen fühlt. Diese Selbstverständlichkeit, mit der er über sich und seine Geschlechtsidentität spricht, ist wundervoll und beeindruckend. Sein Umfeld aber reagiert teils mit einer Menge Unverständnis und Ablehnung. Es ist erschütternd zu sehen, dass Måns nicht einfach so sein darf, wie er ist und sein möchte. Und dass seine Geschichte vermutlich die pure Realität widerspiegelt, macht das Ganze nur noch trauriger. Vor allem die Reaktion des Vaters, der – anders als die Mutter – die Identität seines Sohnes nicht akzeptieren kann, trifft Måns verständlicherweise besonders hart.

Obwohl sich Måns’ Erzählungen oft herzzerreißend lesen und nachdenklich stimmen, ist die Geschichte insgesamt total witzig und macht Spaß. Die jugendliche und authentische Sprache unseres Protagonisten sorgt für eine angenehme Leichtigkeit und mit Måns hat die Autorin einen echten Sympathieträger erschaffen, man muss ihn einfach gernhaben. Ich jedenfalls habe Måns direkt in mein Herz geschlossen und mich von Beginn an komplett in ihn hineinversetzen können.

Auch die Nebenfiguren wurden liebevoll ausgearbeitet und tragen mit ihren teils skurrilen Eigenschaften dazu bei, dass man eine wunderbare Zeit zwischen den Seiten verbringt wie Måns’ ziemlich peinliche Eltern und die Babysitterin Nora mit ihren merkwürdigen Ticks. Nicht zu vergessen Mikkel, der anfangs etwas seltsam wirkt, bei dem sich aber noch zeigt, was für ein toller bester Freund er ist.

Fazit: „Best Bro Ever“ ist ein lebensnaher und einfühlsamer Roman über das wichtige Thema Geschlechtsidentität, gekonnt verpackt in einer warmherzigen Freundschaftsgeschichte mit vielen liebenswert-schrägen Charakteren. Es ist ein Buch zum Mitfühlen, Nachdenken und Lachen, das trotz ernster Thematik lässig-leicht und positiv daherkommt und Hoffnung macht. Es wirbt für Offenheit und Toleranz und ist nicht nur für Kinder ab 10 Jahren absolut lesenswert, sondern auch für Erwachsene. Ich kann „Best Bro Ever“ nur empfehlen, mich hat Jenny Jägerfeld mal wieder vollauf begeistern können. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Ein absolutes Wohlfühlbuch und großes Muss für alle Bücherwürmer!

Zuhause in unserer Buchhandlung
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Als ich zum ersten Mal von dem Vorlesebuch „Zuhause in unserer Buchhandlung“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich es haben muss. Ich habe es förmlich „Lies mich!“ nach mir rufen hören. Ich ließ ...

Als ich zum ersten Mal von dem Vorlesebuch „Zuhause in unserer Buchhandlung“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich es haben muss. Ich habe es förmlich „Lies mich!“ nach mir rufen hören. Ich ließ es also nur zu gerne bei mir einziehen.

In einer Buchhandlung wohnen – welcher buchliebende Mensch träumt nicht davon? Toni hat das große Glück, diesen Traum leben zu dürfen. Sie ist vor kurzem mit ihrer Familie von Hamburg nach Wien gezogen, wo ihre Eltern eine kleine Buchhandlung gekauft haben. Dort wohnen sie zukünftig. Na ja, okay, sie wohnen nicht in der Buchhandlung, aber genau darüber. Toni muss nur eine Wendeltreppe heruntersteigen, dann ist sie schon in dem Laden, umgeben von ganz vielen Büchern, die alle ihr gehören. Oder zumindest fast. Hier verbringt die Zweitklässlerin so viel Zeit wie möglich. Toni hat schon früh das Lesen gelernt und tut nichts lieber als in fremde Welten einzutauchen. Wenn sie nicht gerade ihren Eltern im Geschäft hilft, macht sie es sich heimlich mit einem Buch im Lesesessel gemütlich und erlebt die tollsten Abenteuer: Sie fliegt gemeinsam mit dem Glücksdrachen Fuchur durch die Lüfte, reist mit Harry Potter nach Hogwarts, begibt sich zusammen mit den Fünf Freunden auf Verbrecherjagd...Wenn man Buchhändler als Eltern hat, wird das Leben wirklich nie langweilig.

Nachdem Petra Hartlieb bereits in ihrem autobiografischen Roman „Meine wundervolle Buchhandlung“ erstmalig über ihr Leben als Buchhändlerin geschrieben hat, nimmt uns die deutsch-österreichische Besteller-Autorin in ihrem ersten Kinderbuch nun also erneut nach Wien in ihren kleinen Buchladen mit. Dieses Mal jedoch wird das Ganze aus Kinderaugen geschildert.

Beginnen tut die Geschichte in Hamburg, als unsere junge Ich-Erzählerin Toni noch ein Kindergartenkind ist. Mit viel Herz und Humor berichtet sie uns von dem Umzug nach Wien und von ihrem neuen großartigen Zuhause. Sie lässt uns daran teilhaben, wie der Laden ihrer Eltern eröffnet, wie sie sich in Wien einlebt, Freunde findet, zu einer Neunjährigen heranwächst und wie sie erkennt, dass ein Leben inmitten von Büchern das wohl beste Leben der Welt ist. In einer Buchhandlung kann man einfach die tollsten Abenteuer erleben, zwischen all den Buchdeckeln schlummern die verschiedensten Geschichten, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Man spürt Tonis Begeisterung und Neugierde für die Buchwelt auf jeder einzelnen Seite und würde nur zu gerne mit ihr tauschen. Den ganzen Tag von Literatur umgeben zu sein und ständig den himmlischen Geruch von druckfrischen Büchern in der Nase zu haben – das muss einfach traumhaft sein. Als Buchliebhaberin kann man Toni wirklich nur beneiden, muss sie gleichzeitig aber auch fest ins Herz schließen. Man fühlt sich als Leseratte sofort mit ihr verbunden und da ihr kindlich-naives Denken realistisch und nachvollziehbar dargestellt wird, gelingt es einem spielend leicht, sich in Toni hineinzuversetzen.

Zusammen mit Tonis unterhaltsamen Erzählungen erhalten wir Leser
innen aber auch eine Menge interessante Einblicke in den Alltag von Buchhändler*innen wie die Suche nach Personal, das Dekorieren der Schaufenster, Bestellungen erledigen, neue Ware einräumen und der Kontakt mit Kunden. All das fließt gekonnt in die Handlung mit ein und ganz nebenbei lernen wir sogar noch ein paar österreichische Vokabeln wie Sackerl und Kassa.
Was natürlich ebenfalls genannt wird und zwar ordentlich: Buchtitel. Klassiker wie „Die unendliche Geschichte“und „Ronja Räubertochter“, bekannte Kinderbuchreihen wie „Harry Potter“, „Fünf Freunde“ und „Conni“ – so schön! Ich bin beim Lesen richtig nostalgisch geworden und habe es zutiefst genossen in Kindheitserinnerungen zu schwelgen. Dieses Buch sprüht nur so vor wunderbarem Bücherzauber und wird Kinder hoffentlich dazu anregen die bunte Welt der Literatur kennenlernen zu wollen.

Genauso liebevoll und heimelig wie die Geschichte sind auch die zahlreichen Illustrationen von Nini Alaska. Auch ihre verschieden großen und farbenfrohen Bilder lassen die Herzen aller bibliophilen Menschen höherschlagen und zaubern einem immerzu ein Lächeln ins Gesicht. Sie sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, sodass man auch nach mehrmaligem Betrachten auf etwas Neues stößt. So trifft man zum Beispiel gleich vorne im Buch auf das bekannte Pixie-Männchen mit seiner Schüssel, gefüllt mit lauter bunten kleinen Heftchen.
Man fühlt sich einfach direkt rundum wohl zwischen den Seiten und bekommt total Lust darauf, ausgiebig in einer Buchhandlung zu stöbern und es sich mit einem guten Buch gemütlich zu machen.

Fazit: „Zuhause in unserer Buchhandlung“ ist ein zauberhaftes Kinderbuch ab 5 Jahren, das Jung und Alt zeigt, was für herrliche und magische Orte Buchhandlungen sind und wie wundervoll das Lesen ist. Es ist eine absolute Wohlfühlgeschichte voller buchig schöner Nostalgiemomente und unentdeckter Abenteuer – warmherzig und authentisch aus Kindersicht erzählt und liebevoll illustriert. Ob zum Vorlesen oder zum Selberschmökern, ob Bücherwurm oder alle, die es noch werden wollen – ich kann dieses Buch jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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