Genügt Gnade?
Dieser geistliche Klassiker enthält drei kurze Erzählungen, die in der gleichen Kirchengemeinde spielen, jeweils um etwa zwei Generationen zeitversetzt. In jeder Geschichte steht ein junger Pastor im Mittelpunkt, ...
Dieser geistliche Klassiker enthält drei kurze Erzählungen, die in der gleichen Kirchengemeinde spielen, jeweils um etwa zwei Generationen zeitversetzt. In jeder Geschichte steht ein junger Pastor im Mittelpunkt, der beim Antritt seiner ersten Stelle als Hilfspfarrer feststellen muss, dass sein im Studium erworbenes Wissen nicht ausreicht, um eine Gemeinde zu führen.
Im Jahr 1808 wird der Hilfsgeistliche Savonius an ein Krankenbett gerufen. Widerwillig löst er sich von einer ausgelassenen Feier, um diese unangenehme Aufgabe wahrzunehmen. Doch am Bett dieser sterbenden Person schämt er sich. Er merkt, wie selbstsüchtig er ist, und wie hilflos angesichts der geistlichen Not dieses Kirchenmitglieds. Diese Erfahrung verändert ihn. Doch nicht jedem ist seine Verwandlung recht. Und am Ende muss Savonius feststellen, dass ihn diese Erneuerung nicht vor Selbstgerechtigkeit bewahrt.
Im Jahr 1879 tritt der bekehrte Fridfeldt seine Stelle als Hilfspastor an. Er meint viel frommer zu sein als sein Vorgesetzter, auf den er insgeheim verächtlich herabblickt. Doch mit der Zeit stellt er fest, dass er von seinem neuen Chef viel lernen kann, gerade wenn es um den Umgang mit streitenden Gemeindemitgliedern geht.
Und schließlich befindet sich der Leser im Jahr 1937. Der junge Pastor Torvik ist entmutigt. Gemeindearbeit passt einfach nicht zu ihm, er möchte lieber ganz in Ruhe hochgeistliche Inhalte studieren. Doch wegen einem eindeutigen Berufungserlebnis, entscheidet er sich doch in seiner Pfarrei zu bleiben. Wegen den Entscheidungen eines guten Freundes, muss er neu bedenken, inwieweit die Bibel die Richtschnur seines Leben ist.
Diese Geschichten spielen in einer lutherischen Kirchengemeinde, und sie setzen sich einerseits mit dem Pietismus und andererseits mit der Bibelkritik auseinander. 1941 geschrieben, ist die Schreibweise ungewohnt. In Romanform werden geistliche Fragen untersucht. Dazu gibt es mehrere Passagen mit längeren Dialogen oder Predigtausschnitten. Das Ergebnis ist trotz der ausgefallenen Form gut lesbar und spannend, und die aufgeworfenen Fragen und Probleme sind auch heute, nach fast einhundert Jahren, aktuell.
Jede Erzählung besteht aus drei längeren Kapiteln, die die Jungpfarrer in verschiedenen Phasen ihres Dienstes zeigen. Nach einer Bekehrung erwachsen neue Zweifel, aus einer bereinigten Freundschaft entsteht ein neuer Konflikt. Die Erzählungen enden mit Weisheiten, die zum Nachdenken anregen. Wichtige Themen sind Gnade und Gesetz, Barmherzigkeit und Selbstgerechtigkeit, Gehorsam und Scheinchristentum.
Fazit: In diesem wertvollen Werk stecken tiefe geistliche Wahrheiten, eingebettet in Erzählungen, die menschliche Eigenarten anschaulich darstellen. Sehr empfehlenswert!