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Veröffentlicht am 17.04.2023

von einem Sommer, der alles verändert

Unser letzter Sommer am Fluss
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Dieser Roman von Jane Healey ist ein sanfter Roman über das Verhältnis von Mutter und Tochter, ihren Begehrlichkeiten und einigen Geheimnissen zwischen ihnen.

Die 17jährige Maeve war viele Jahre krank, ...

Dieser Roman von Jane Healey ist ein sanfter Roman über das Verhältnis von Mutter und Tochter, ihren Begehrlichkeiten und einigen Geheimnissen zwischen ihnen.

Die 17jährige Maeve war viele Jahre krank, musste Chemotherapien über sich ergehen lassen. Sie ist nun aber geheilt und nachhause zurückgekehrt. Ihre Mutter Ruth und Ihr Vater zogen nach über zwanzig Jahren in das prachtvolle Anwesen von Ruths Eltern zurück. Hier werden Erinnerungen wach und es finden Begegnungen statt.

Ruth erinnert sich an ihre Jugend 1973, als sie hier mit ihren Freundinnen alte Gemälde darstellten, welche quasi neu arrangiert auf Fotos gebannt wurden. Alle freuen sich an diesem Spiel und Ruth verliebt sich hier in ihren Jugendfreund Stuart.

24 Jahre später, zurück auf dem viktorianischen Anwesen, erhält die Familie Besuch von Stuart, dem alten Jugendfreund von Maeves Eltern. Er wird eingeladen, einige Zeit hier zu verbringen. Stuart ist Fotograf und hat ähnlich vor, wie damals, Motive alter Gemälde für die Linse zu arrangieren. Maeve ist fasziniert von diesem Menschen. Ihren Vater, Ruths Ehemann, hingegen scheint sie zu hassen.

Vielleicht sollten manche Geheimnisse nie ans Tageslicht kommen.

Der Schreibstil von Jane Healey ist leicht und locker. Der Roman ist als Sommerlektüre geeignet. Sowohl 1973 als auch in der Romangegenwart gibt es keine von außen hereinkommenden Konflikte. Die Figuren sind ganz mit sich und ihren Gedanken beschäftigt.

Seine Spannung bezieht der Roman aus einer Ahnung, die einen von Beginn an beschleicht. Die Beziehung von Ruth und ihrer Tochter Maeve zu Stuart wird lange Zeit völlig unabhängig voneinander erzählt. Als Leser scheint man etwas zu ahnen. Aber man wird von der Autorin noch nicht darin bestätigt. Man muss einfach abwarten bzw. weiterlesen, bis man die Auflösung erfährt und eine ziemlich große Überraschung erlebt. Das ist superb gemacht.

Erzählt wird jeweils aus beiden Perspektiven, der von Ruth und der von Maeve. Und in beiden Strängen dreht sich alles um Stuart. Die Leichtigkeit der Erzählung erinnerte mich an die Bücher des amerikanischen Schriftstellers Truman Capote. Als lockere Lektüre ist dieser Roman allemal zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 31.03.2023

Wenn Engel schweigen

Der Junge von Angel Falls
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Dieser Roman von Kristin Hannah ist wieder ein berührender, romantischer und unheimlich dramatischer Roman über eine Familie, die sehr überraschend aus ihrem Leben herausgerissen wurde.»Der Junge von Angel ...

Dieser Roman von Kristin Hannah ist wieder ein berührender, romantischer und unheimlich dramatischer Roman über eine Familie, die sehr überraschend aus ihrem Leben herausgerissen wurde.»Der Junge von Angel Falls« von Kristin Hannah ist ein berührender, romantischer und unheimlich dramatischer Roman über eine Familie, die sehr überraschend aus ihrem Leben herausgerissen wurde.

Bret ist neun Jahre alt. Es ist Halloween und er zieht schon am Morgen im Pferdestall seine Cowboykleidung an, in der er am Abend um Süßes und Saures schnorren möchte.

Seine Mutter Mikaela kommt in den Stall, um auf ihrem Lieblingspferd eine einen kleinen Ritt zu machen. Das Pferd muss bewegt werden. Mika peppelt heruntergekommene Pferde wieder auf und ist glücklich damit.

Das Pferd erschreckt sich, bäumt sich auf und Mika fällt herunter. Sie schlägt mit dem Kopf gegen den Zaun. Bret eilt zu ihr und bleibt starr, als er nur das geöffnete Auge seiner Mutter sieht. Sie bewegt sich nicht mehr.

Liam und Jacey, Brets Vater und Schwester, eilen herbei und rufen den Notarzt.

Die Mutter liegt wochenlang im Koma und ihre Familie versucht alles, sie in die Welt zurückzuholen. Doch alle Versuche, zu ihr durchzudringen, scheinen zu scheitern.

Kristin Hannah erzählt von den verworrenen Gefühlen und Beziehungen dieser lieben Menschen, die versucht haben, eine Familie zu sein. Liam wusste zwar, dass er nicht der erste Ehemann für Mikaela war. Aber Mika hat ihm und den Kindern nie erzählt, wer ihr erster Mann war.

Die Tochter Jacey, die Liam kennengelernt hatte, als sie 4 Jahre alt war, erfährt, dass alles in ihrem Leben eine Lüge war.

Bret versteht nicht, was mit seiner Mutter passiert ist. Er hält sie für tot, will sie auch nicht besuchen und kann mit ihrem Komazustand gar nicht umgehen. Wie soll er es mit 9 Jahren auch?

Alle sind froh, dass Mikas Mutter Rosa gekommen ist, um die kleine Familie zu unterstützen. Liam hätte nicht gewusst, wie er es allein hätte schaffen sollen.

Kristin Hannah erzählt sinnlich und feinfühlend. Man kann die Reaktionen und das Verhalten der agierenden Figuren vor dem inneren Auge sehen und sehr gut nachvollziehen. Obwohl sich viel in den Gedanken der Leute abspielt, gibt es in der Handlung stets neue Überraschungen. Die zentrale Frage wandelt sich von „Wird Mika aufwachen?“ zu „Wird die Familie zerbrechen?“

Die dramatischen Konflikte sind unübersehbar und sehr gut von Kristin Hannah gefühlsbetont an die Leser gebracht.

Es ist ein herzzerreißender Roman, bei dem die Romantik nicht einfach nur zu einem Liebesroman führt. Ein toller Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Familien in zwei Diktaturen

Mit aller Macht
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Dieser Roman von Rainer Wittkamp ist posthum erschienen und herausgegeben aus seinem Nachlass von Günter Butkus und Alexander Häusser. Für die Veröffentlichung dieser Geschichte, die sich der jüngeren ...

Dieser Roman von Rainer Wittkamp ist posthum erschienen und herausgegeben aus seinem Nachlass von Günter Butkus und Alexander Häusser. Für die Veröffentlichung dieser Geschichte, die sich der jüngeren deutschen Historie annimmt, war dem Schriftsteller und Drehbuchautor leider keine Zeit mehr geblieben. Er starb 2020 überraschend und viel zu früh.

Peter Körber, Kind aus dem Zweiten Weltkrieg, wächst bei seinen Stiefeltern in Ostberlin auf. Sein Stiefvater ist linientreu der Partei und dem Staat gegenüber. Er lenkt Peter auf den richtigen Weg, fördert dessen Karriere. Eine frühe Begegnung mit dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, prägt Peters Lebensweg. Bis zu einem entscheidenden Ereignis, in dem er von seinem leiblichen Vater erfährt.

Sein leiblicher Vater war in der Zeit des Nationalsozialismus Henker im Auftrag der deutsche Regierung.

Die Geschichten von Vater und Sohn sind weitestgehend als zwei separate Geschichten erzählt. Die des Vaters beginnt, nachdem der Sohn von seinem leiblichen Vater erfährt. Aber erst in einem dritten Teil erfährt der Leser, wie der Sohn mit dem Wissen um seinen leiblichen Vater umgehen wird. Überraschungen sorgen für weitere Spannung und bieten ein überraschendes Ende.

Rainer Wittkamp erzielt einen Familiendrama über zwei Generationen hinweg. Detailliert zeigt er den Zwiespalt zwischen den privaten Interessen einerseits und dem vom Staat aufgezwungenen Erfordernissen andererseits. Vater und Sohn werden zu Schritten gedrängt, die sie im Innersten nicht wirklich wollten. Aber um Leben zu können, fügen Sie sich in die Notwendigkeit und scheinen daran zu zerbrechen.

Anhand beider Figuren zeigt der Autor nachvollziehbar, wie aus unbescholtenen zukunftsgewandten Menschen ohne ihr wirkliches Wollen Täter werden. Und trotzdem stellen siech auch diese Täter die Frage, ob das denn wirklich so schlimm war, was sie gemacht hatten. Schließlich mussten sie es doch machen.

Besonders den Teil um Peter Körber im Berlin der DDR fand ich sehr authentisch und nachvollziehbar geschrieben. Eine Fähigkeit, die nicht jedem im Westen geborenen Autor liegt. Rainer Wittkamp beweist mit dieser Geschichte, dass er es konnte.

Der Roman versucht, die Schwarz-Weiß-Sichtweise, wie sie auch heute immer wieder praktiziert wird, in viele Grautöne aufzulösen. Er zeigt, dass man Menschen nicht immer nach dem ersten Bild beurteilen sollte.

Ein beeindruckender und lesenswerter Roman, der bei Pendragon erschienen ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Entwicklung einer Demokratie – fiktional nicht ohne Humor und Spannung präsentiert

Die Tochter der Rebellion
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Dieser historische Roman von der britischen Historikerin Miranda Malins ist der zweite Roman der Reihe „Cromwells Töchter“, der jetzt bei Rowohlt erschienen ist.

Der Roman handelt von und beschreibt die ...

Dieser historische Roman von der britischen Historikerin Miranda Malins ist der zweite Roman der Reihe „Cromwells Töchter“, der jetzt bei Rowohlt erschienen ist.

Der Roman handelt von und beschreibt die Familie des Oliver Cromwell, wie auch die anderen Romane dieser Reihe. Cromwell hatte Mitte des 17. Jahrhunderts das britische Parlament angeführt und Krieg gegen den König geführt.

Erneut überrascht Miranda Malins mit ihrem Erzählstil, der für einen historischen Roman etwas ungewöhnlich. Aus der Perspektive der ältesten Tochter Bridget, genannt Biddy, als Ich-Erzählerin im Präsenz. Näher am Geschehen kann ein Leser nicht sein. Wir erleben die Ereignisse im britischen Parlament und in der Familie hautnah mit den Augen und Ohren dieser jungen Frau.

Francis, die erzählende Tochter des ersten Buches »Die Tochter des Königsmörders« ist in diesem Roman noch ein Kind, weshalb die jetzige Handlung vor der des ersten Bandes steht. Da der Roman aber starken Biografiecharakter hat und an den historischen Fakten nicht vorbei kommt, spielt das beim Lesen kaum eine Rolle. Beide Bücher ranken sich zwar um dieselben historischen Fakten, beleuchten das Geschehen und die Familie Oliver Cromwells aus einer völlig anderen Sichtweise.

In diesem Roman ist es Bridget (Biddy), die älteste Tochter Oliver Cromwells, die uns das Geschehen im England Mitte des 17. Jahrhunderts aus ihrer Sicht schildert. Der Handlungsbogen erstreckt sich von 1636 bis 1653. Der König beutet das Volk aus. Cromwell versucht, ein Parlament zu etablieren. Außerdem soll sich eine freiere Kirche als die der Katholiken manifestiert werden. Es werden viele Kriege und Schlachten geführt, bei der auch Brüder von Biddy sterben.

Doch die Kämpfer für ein Parlament sind sich nicht einig, ihre Soldaten werden nicht entlohnt, im Gegenteil sogar bestraft. Der König zögert immer wieder Vereinbarungen hinaus und hält sich nicht an Versprechen. Kräfte in der Armee wollen noch mehr Demokratie und Mitbestimmung des Volkes. Biddy fühlt sich zu ihnen hingezogen. Schließlich wird der König Charles I. hingerichtet.

Neben all dem historischen Geschehen beginnt eine Liebe zu blühen. Bridget bewundert den Mitstreiter Henry Ireton, ein unumstößlicher und diplomatischer Kämpfer für Parlament und Demokratie. Er überrascht sie mit einem Heiratsantrag. Biddy ist hin- und hergerissen, wird als seine Ehefrau aber doch eine starke Unterstützerin seiner Arbeiten. Hiermit legt Miranda Malins einen zweiten spannenden Strang in die Handlung, neben dem Kampf um das Parlament.

Wer sich für die Geschichte Englands interessiert, findet sehr viel Spannung in dem politischen Geschehen. Der Abschluss wird gekrönt mit der Frage, ob Bridgets Vater Oliver Cromwell zum König gekrönt werden soll. Offenbar ist das Volk noch nicht bereit für ein Parlament und bevorzugt die starke Hand eines Königs. Doch wie sich herausstellt, findet Cromwell auch hier einen diplomatischen Weg.

Als historischer Roman ist dieses Buch sehr interessant und vielen mit vielen Details gefüllt. Miranda Malins ist in der Lage, humorvolle Szenen und Wortwechsel zu bieten. Sie gibt sehr viel innere Zerrissenheit und menschliches Gefühl preis und versteht es, das Ende trotz aller Tragik und Dramatik versöhnlich klingen zu lassen.

Ein historischer Roman, der etwas anders als viele andere Romane dieses Genres und trotzdem sehr lesenswert ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 31.12.2022

hervorragend spannende Unterhaltungslektüre

In Sachen Signora Brunetti
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In diesem Jahr hat der Sommer endlich Deutschland erreicht und ich dachte mir, bei diesen sommerlichen Temperaturen, müsste ein Donna- Leon-Roman zum Wetter passen. Und richtig warְ’s.

Es beginnt mit ...

In diesem Jahr hat der Sommer endlich Deutschland erreicht und ich dachte mir, bei diesen sommerlichen Temperaturen, müsste ein Donna- Leon-Roman zum Wetter passen. Und richtig warְ’s.

Es beginnt mit dem Klingeln des Telefons am frühen Morgen. Brunetti wird nicht zum ersten Mal aus dem Schlaf geholt, wenn es um dienstliche Belange geht. Doch diesmal scheint ihm der Grund des Anrufers aus dem Präsidium etwas übertrieben: Es ist ein Akt von Vandalismus verübt worden. In einem Reisebüro wurden die Scheiben eingeworfen. Doch bevor sich Commissario Brunetti über diese Lappalie von nächtlicher Ruhestörung aufregen kann, muss er feststellen, dass der Täter kein kleiner Ganove ist. Sein Kollege aus dem Präsidium eröffnet ihm, dass es sich um eine Täterin, und zwar Signora Brunetti, handelt. Der Kommissar ist sprachlos. Auch ahnt er noch nicht, dass dies zu einem ausgewachsenen Konflikt mit seiner Frau werden kann. Doch sie hat für sich handfeste Gründe, die im Sextourismus begründet sind, warum sie das Reisebüro attackiert hat. Brunetti denkt im ersten Moment an den Skandal, den seine Frau damit hervorrufen kann und an seine Karriere, die damit wohl bei der Polizei beendet sein wird. Doch dann passiert etwas ganz Unvorhergesehenes: Der Inhaber des Reisebüros wird tot aufgefunden, der Mörder hat einen Bekennerbrief hinterlassen, in dem er sich gegen Pädophilie ausspricht. Für Signora Brunetti wird es eng.

In gewohnter Weise führt die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon, die in Italien lebt, die Leser durch ihr Venedig. Neben dem Rätsel, welches es aufzuklären hilft, gestaltet sie die Familiengeschichte von Paula und Guido Brunetti und deren Kinder in geschickter Weise weiter. Der venezianische Kosmos um die Questura spart auch nicht die Konflikte aus, die Brunetti mit seinen Kollegen auszufechten hat, als da wären Scarpa oder sein Chef Vice-Questore Patta. Hilfe bekommt Brunetti von seinem Partner Sergente Vianello und von der liebreizenden Sekretärin des Vice-Questore, Signorina Elettra. Die Welt des Commissarion Brgunetti ist eine in sich abgeschlossene Welt, in denen immer wieder neue Figuren einbrechen und Unruhe stiften.

Donna Leon schafft es hervorragend, eine spannende Unterhaltungslektüre kreieren, die man sehr gerne gelegentlich zum Ausgleich in die Hand nimmt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015