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Veröffentlicht am 18.04.2023

Umwerfende Geschichte

22 Bahnen
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Es gibt Bücher, die umreißen ein ganzes Leben und erreichen trotzdem nicht die Tiefe, die dieses Buch als Auszug aus dem Alltag einer Familie schafft. „22 Bahnen“ erzählt eine Geschichte von Pflicht und ...

Es gibt Bücher, die umreißen ein ganzes Leben und erreichen trotzdem nicht die Tiefe, die dieses Buch als Auszug aus dem Alltag einer Familie schafft. „22 Bahnen“ erzählt eine Geschichte von Pflicht und Verantwortung, vom Wunsch nach Freiheit und der Unwahrscheinlichkeit von Liebe in einer scheinbar ausweglosen Situation. Dieses Buch hat mich abgeholt und mitgenommen. Und als es vorbei war, blieb beklemmende Schwere und eine leise Hoffnung. Unbedingt lesenswert!

Zum Inhalt: Tilda schwimmt jeden Tag 22 Bahnen. Das ist ihr kleiner Ausbruch aus dem Alltag, der gezeichnet ist von einer alkoholkranken Mutter, der Verantwortung für ihre kleine Schwester Ida, dem Job im Supermarkt und ihrer Masterarbeit. Dann bekommt Tilda eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt und hinterfragt zum ersten Mal seit langem, was sie sich eigentlich erhofft vom Leben und ob sie sich diese Freiheit überhaupt erlauben darf. Und dann ist da noch Viktor, der genauso gezeichnet vom Leben ist wie Tilda. Können zwei ertrinkende gemeinsam Schwimmen lernen?

Diese Geschichte erzählt ungeschönt vom Leben, wie es sicherlich hinter vielen Häuserfassaden stattfindet. Es ist eine Geschichte, von einer jungen Frau, die ohne Vater aufwächst und deren Mutter immer wieder in die Alkoholsucht abrutscht, wegdriftet, sich verliert. Die Alltagsszenen sind sehr eindringlich erzählt, hautnah erfährt der Leser von den Schwierigkeiten und Sehnsüchten in Tildas Leben. Das zarte Annähern zwischen ihr und Viktor hat mir sehr gut gefallen, die Einbindung von Ida sorgte für zusätzliche Emotionalität, die ich als Leser sehr greifbar fand.
Generell ist Ida fast schon meine Lieblingsfigur in dieser Erzählung, ich liebe ihre Art, die Geschichten, die sie mit Tilda erfindet, besonders die vom Seemann und wie sie lernt stark zu sein. Die Autorin hat mit Tilda und Ida zwei sehr besondere Figuren geschaffen, die ans Herz gehen.

Die Geschichte wird als Ausschnitt erzählt, Rückblenden gibt es nur, wo es für die Handlung notwendig und hilfreich ist, das „danach“ bleibt offen und voller Möglichkeiten. Ich wollte nicht, dass dieses Buch endet, ich wollte wissen, wie es weitergeht, ob Tilda ihr Happy End bekommt und mit Ida ans Meer fährt. Aber so bleibt es sehr authentisch, ein Ausschnitt aus einem Leben.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Wunderschön schmerzhaft

Vor uns die Dämmerung
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„Vor uns die Dämmerung“ trügt mit seinem verträumten Äußeren über die hatte Wahrheit im Inneren hinweg. Dieses Buch steckt voller Schmerz, voller Wut und ganz großen Emotionen. Ein Buch, was nichts schönt ...

„Vor uns die Dämmerung“ trügt mit seinem verträumten Äußeren über die hatte Wahrheit im Inneren hinweg. Dieses Buch steckt voller Schmerz, voller Wut und ganz großen Emotionen. Ein Buch, was nichts schönt und beweist, dass es in der Realität nicht immer ein Happy End geben kann.

Zum Inhalt: nach dem Verlust ihrer Zwillingsschwester wächst Emery bei ihrer Mutter auf. Doch als bei Emery die selbe Krankheit diagnostiziert wird, die ihrer Schwester das Leben gekostet hat, droht die Kleinfamilie erneut zu zerbrechen. Deshalb beschließt Em zu ihrem Vater zu ziehen, um ihrer Mutter Raum zu geben. Und trifft dort auf Kaiden, der auch mit Verlusten zu kämpfen hat.

Verlust und Trauer sind zentrale Themen in diesen Buch. Die Emotionen und Gedanken die damit einhergehen sind sehr authentisch dargestellt und haben mich mehr als einmal zu Tränen gerührt. Emery ist sehr nahbar, versucht niemandem zur Last zu fallen und viel mit sich selbst auszumachen. Wie sie innerhalb der Geschichte aufblüht ist einfach wahnsinnig schön und erinnert an Bücher von John Green.

Kaiden ist der klassische Gegenpart- direkt und wütend. Aber auch in ihm steckt so viel mehr und gemeinsam sind die beiden einfach einfach eine wundervolle Kombination, die sehr gut funktioniert. Und obwohl es ein paar süße Momente gibt, bei denen ich Schmunzeln konnte, ist der Tenor der Geschichte eher düster und traurig.

Dieses Buch ist keine rosarote Liebesgeschichte, sie ist eher voll von tristem Grau, aber durchzogen von strahlendem Gelb. Die Geschichte tut beim Lesen beinahe weh, so gut wird der emotionale und körperliche Schmerz transportiert. Für mich ein Buch, dass auch nach dem Ende noch nachhallt.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Packende No-Exit Dystopie

Gameshow – Der Preis der Gier
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„Game Show- der Preis der Gier“ ist eine gelungene Mischung aus Survival- und Klassendystopie, wie man es schon aus Formaten wie Divergent oder Tribute von Panem kennt. Das Weltensystem funktioniert ganz ...

„Game Show- der Preis der Gier“ ist eine gelungene Mischung aus Survival- und Klassendystopie, wie man es schon aus Formaten wie Divergent oder Tribute von Panem kennt. Das Weltensystem funktioniert ganz ähnlich wie in diesen Geschichten und wie auch dort verbirgt sich hinter den Kulissen ein schreckliches Geheimnis.

Zum Inhalt: nach einem Verrat durch ihren eigenen Vater muss Cass im sozialen System von den Platins zu den Red absteigen, und wird damit von einer Gamblerin zur Gamerin degradiert. Nun muss sie in tödlichen Spielen nicht nur um ihr Leben, sondern um Coins spielen, um die Chance zu bekommen im sozialen System wieder aufzusteigen. Dabei trifft sie auf unerwartete Verbündete und macht eine erschütternde Entdeckung.

Das Weltensystem und die Sozialstruktur sind sehr interessant, aber auch wahnsinnig grausam und haben mich stark an „Tribute von Panem“ erinnert. Am Anfang waren mir Cass und ihre Freundin in ihrer naiven heilen Welt fast schon unsympathisch, aber Cass zeigt im Verlauf der Geschichte, was sie drauf hat. Sie ist stark, mutig, lässt sich nicht unterkriegen und bietet ordentlich Paroli. Sie ist eine Protagonistin, mit der man sehr leicht mitfiebern kann und ihre Gefühle und Gedanken wirken immer nachvollziehbar und sehr nahbar.

Die Spiele sind sehr vielfältig und total interessant beschrieben. Besonders die Art der Fallen und ihre Auswirkungen rangieren gefühlstechnisch bei mir zwischen Faszination und Ekel. Trotzdem muss man einfach weiterlesen, weil es auf voyeuristische Art sehr spannend ist. Dazu kommt noch eine Prise Drama in der Unterkunft der NoClans und mit Love Interest Jax.

Die verschiedenen Schicksale von Cass Verbündeten sind teilweise wirklich ergreifend. Diese emotionalen Stellen bieten einen starken Kontrast zur Grausamkeit der Spiele und der konstruierten Welt an sich. Insgesamt für mich eine gelungene Mischung, die eine packende Gesamtstory voller Verrat, Zweifel, Kampfgeist, Freundschaft und Liebe ergibt.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Für immer dein

Durch das große Feuer
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Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle zu diesem Buch in Worte fassen soll. Unbeschreiblich. Unbegreiflich. Unfassbar tragisch. Und so unglaublich nahbar. Kriegsgeschichten gibt es viele, aber ich glaube ...

Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle zu diesem Buch in Worte fassen soll. Unbeschreiblich. Unbegreiflich. Unfassbar tragisch. Und so unglaublich nahbar. Kriegsgeschichten gibt es viele, aber ich glaube ich habe noch keine gelesen, die derartiges Schrecken mit derartiger Poesie und Schönheit vereint.

Zum Inhalt: Ellwood und Gaunt wachsen wie viele privilegierte Sprosse im England des frühen 20. Jahrhunderts auf und besuchen gemeinsam eine Privatschule für Jungen. Als der Krieg sich verschärft, melde sich der großgewachsene, schroffe Gaunt zum Kriegsdienst. Um kein Feigling zu sein. Und um vor seinen Gefühlen für Ellwood wegzulaufen. Doch genau wie diese, folgt auch Ellwood ihm an die Front.

Ellwood und Gaunt sind einfach fantastische Protagonisten. Genau so, wie Jungen in dem Alter sein sollten- voller Übermut und Tatendrang, unbedacht und hungrig nach dem Leben. Es fiel mir so wahnsinnig leicht mit ihnen mitzufühlen- die Euphorie und den Schmerz. Der innere Wandel, den beide im Laufe der Geschichte durchmachen ist geradezu greifbar und tut fast schon körperlich weh. Und dann diese endlose Liebe, die alle Hindernisse zu überwinden scheint, sogar den Tod. Ich habs geliebt und jede einzelne Seite verschlungen.

Obwohl es ein glaublich starkes Stilelement ist, habe ich die Zeitungsbeiträge meist nur überflogen, einfach weil ich so sehr in der Geschichte drin war, dass ich Angst hatte einen bekannten Namen zu lesen und diese beklemmende Schwere, die mit den Listen und Nachrufen einhergehen, wirklich sehr authentisch transportiert wurde.

Die Geschichte strotzt vor bildgewaltigen Szenen aus dem Schützengraben, angefüttert von Angst und Anspannung. Aber sie ist auch voller Kameradschaft, unerwarteter Freundschaften und Heldenmut. Ich konnte das Buch nicht weglegen, so gebannt war ich von der Geschichte und dem Schicksal von Elly und Gaunt. Eine wirklich berührende Story, die ich wärmstens weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Spannung bis zum Schluss

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Wer Thriller liebt, kommt an Marc Raabe eigentlich nicht vorbei. Ich war schon großer Fan der Tom Babylon-Reihe und habe mich nun auf diesen neuen Reihenauftakt sehr gefreut.
Kleiner Wehmutstropfen an ...

Wer Thriller liebt, kommt an Marc Raabe eigentlich nicht vorbei. Ich war schon großer Fan der Tom Babylon-Reihe und habe mich nun auf diesen neuen Reihenauftakt sehr gefreut.
Kleiner Wehmutstropfen an diesem Buch: es hat einen schwarzen Farbschnitt, welcher allerdings etwas unangenehm riecht und die Seiten kleben dadurch sehr stark zusammen, teilweise war es richtig schwer diese voneinander zu lösen. Ansonsten kann ich nur sagen: Hochspannung und Nervenkitzel von der ersten bis zur letzten Seite, Band 2 dürfte gerne jetzt schon erscheinen.

Zum Inhalt: Ein Auffahrunfall an der Siegessäule und eine unbekleidete Leiche auf der Ladefläche des Unfallautos. Was von vornherein mehr als tragisch erscheint, entwickelt schnell politisch Brisanz als klar wird, um wen es sich bei der Toten handelt. Und nicht nur das, der Täter hat einen Hinweis auf dem Bauch der Toten hinterlassen- die Adresse des Bundeskanzlers. Es beginnt eine Hetzjagd durch Berlin, die droht, alte Wunde aufzureißen.

Art Mayer ist ein raubeiniger, aber überaus kompetenter Ermittler, der sich an einem Fall festzubeißen weiß und der aufgrund seiner Art und Auslegung moralischer Grundsätze aber auch gerne mal aneckt. Trotzdem bekommt der Leser auch die fürsorgliche, herzensgute Seite Mayers präsentiert, die ihm im Übrigen fantastisch zu Gesicht steht. Mayer ist für mich ein Protagonist, mit dem ich mitfiebern und mitfühlen kann, weil er eine Geschichte hat, eine Hintergrundstory die ihn verwundbar und überaus menschlich macht.

Die Geschichte wird in zwei Zeitachsen erzählt, in Rückblenden erfährt man viel über Art selbst und wie er zu den anderen handelnden Personen steht. Das hat mir richtig gut gefallen, denn diese Rückblenden sind nicht nur ein interessanter Einblick ins Arts eigene Geschichte und seinen Charakter, die gesamte Storyline der Vergangenheit ist wahnsinnig spannend und ich könnte mir vorstellen, dass sie für weitere Bücher auch nochmal relevant wird.

Der Fall selbst ist sehr packend konstruiert. Marc Raabe legt hier nicht nur ein ordentliches Tempo vor, es steckt auch eine schlüssig konstruierte Geschichte dahinter, die sehr glaubwürdig erzählt wird. Vor allem die Einbindung der Medien, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Polizeiapparate und das zweischneidige Schwert, wenn es darum geht, wer der Verdächtige ist, wirkten sehr authentisch und wirklich fesselnd.

Ein sehr spannendes Buch, mit einem sehr interessanten Thema rund um alte Loyalitäten, vergrabene Erinnerungen und die Frage nach der Schuld.

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