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Veröffentlicht am 05.05.2023

Die Handschrift der Mörder

Als wir die Maikäfer waren
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„Und jetzt stand ich hier, ein alter Mann, der die Welt wie durch einen Regenschleier sah, weil er weinte und weinte. Niemand sagte ein Wort, und auch der Reporter hatte seine Kamera vergessen.“ (Seite ...

„Und jetzt stand ich hier, ein alter Mann, der die Welt wie durch einen Regenschleier sah, weil er weinte und weinte. Niemand sagte ein Wort, und auch der Reporter hatte seine Kamera vergessen.“ (Seite 51)

Christoph Heubner ist Schriftsteller und hat im Rahmen seiner Tätigkeit als Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees viele Menschen kennengelernt, anhand deren Erinnerungen er Geschichten geschrieben hat; es sind Erzählungen gegen das Vergessen. Das vorliegende Buch ist der dritte Band seiner Trilogie der Auschwitz-Erzählungen. Es geht um Menschen, die das Grauen erlebt und überlebt haben, die Zeit ihres Lebens gekämpft haben mit Erinnerungen, Scham, Trauer, Hass, Zorn und Wut.

Die Storys haben mich tief bewegt, besonders die titelgebende Geschichte brachte mich zum weinen und beschäftigte mich noch lange danach. Die Grausamkeit und Kaltschnäuzigkeit erschüttern mich immer noch, während ich darüber schreibe, riesig ist mein Entsetzen, mein Mitgefühl, mein Mitleid und auch meine Wut.

„Du musst nix sagen, sagt sie zu mir. Und ich sage leise: Drei Mädchen, zusammengebunden, mit einem Seil. Ich bin zwölf.“ (Seite 15)

Das Grauen ist schwer in Worte zu fassen, umso wichtiger ist es, den Überlebenden eine Stimme zu geben und dies hat der Autor mit viel Fingerspitzengefühl und auf einem hohen sprachlichen Niveau geschafft. Ein schmales, feines, leises Buch, das umso lauter ist, während man es liest und danach. Es ist richtig und wichtig, vor allem aber ist es notwendig, dass man diese Zeit nie vergisst. Lest es!

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Verdrängung

Saubere Zeiten
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Der Großvater von Jakob Auber war Erfinder und Tüftler, im Deutschland der Nachkriegszeit ist er berühmt und reich geworden mit einer bekannten Waschmittelmarke, hat den großen Reichtum allerdings wieder ...

Der Großvater von Jakob Auber war Erfinder und Tüftler, im Deutschland der Nachkriegszeit ist er berühmt und reich geworden mit einer bekannten Waschmittelmarke, hat den großen Reichtum allerdings wieder verloren, schon bevor Jakob auf der Welt war. Als sein Vater im Sterben liegt, fährt Jakob nach Hause und findet in seinem früheren Kinderzimmer ein Tonbandgerät mit Kassetten vor, die sein Vater besprochen hat. Die Wände des Zimmers sind mit alten Fotografien bedeckt und im Regal stehen Notizbücher seines Großvaters. Jakob macht sich auf die Reise in die Vergangenheit und findet erstaunliches über seine Familie heraus.

„Dieses Buch ist nicht die Geschichte meiner Familie. Es ist auch nicht meine Geschichte, die ich hier erzähle. Aber es könnte die Geschichte vieler sein. Und die Geschichte vieler Familien in Deutschland.“ (Seite 381, Nachwort)

Der Autor weist im Nachwort darauf hin, dass die Geschichte mit dem Waschmittel stimmt, er sich den Rest jedoch ausgedacht hat. Bereits diesen Fakt fand ich reizvoll und wollte das Buch auch deswegen unbedingt lesen. Den Schreibstil fand ich sehr angenehm, die Art und Weise der Erzählung ungewöhnlich und außerordentlich interessant gewählt. Der Ich-Erzähler Jakob war mir hierbei nicht immer sympathisch, wie ich zugeben muss, zu zerrissen und kompliziert fand ich seinen Charakter, aber faszinierend war er dabei immer. Der Wechsel der Zeitebenen hielt die Spannungskurve konstant oben, auch die Perspektivwechsel, die abrupt und mitten im Kapitel erfolgten, fand ich erfrischend anders und sehr modern gewählt. Nie hatte ich dabei das Gefühl, überfordert zu sein, bereits nach wenigen Worten war klar, um welche Zeit und Person es sich dreht.

Was für eine großartige Geschichte, was für eine grandiose Vater- und Sohn-Story, verbunden mit der Geschichte einer Unternehmerfamilie, wie sie vor und während des Zweiten Weltkrieges sowie danach so oder so ähnlich unzählige Male passiert sein kann und sicherlich massenhaft passiert ist. Die Sprachlosigkeit, die nach Kriegsende in den Familien herrschte und herrscht, die Frage nach Schuld, Strafe und Gerechtigkeit; all dies und noch viel mehr hat Andreas Wunn in sein Romandebüt eingearbeitet und dies tat er mit großem Talent. Ich hoffe, es dauert nicht zu lange, bis wir wieder vom Autor hören. Volle Punktzahl mit extra Sternchen sowie eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Sommer, Sonne, Drama

Malibu Rising
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Die einmal im Jahr stattfindenden Partys bei Nina Riva sind legendär, und das nicht nur wegen der Promidichte. Einladungen gibt es nicht; wer die Adresse kennt, ist automatisch eingeladen. Dieses Jahr ...

Die einmal im Jahr stattfindenden Partys bei Nina Riva sind legendär, und das nicht nur wegen der Promidichte. Einladungen gibt es nicht; wer die Adresse kennt, ist automatisch eingeladen. Dieses Jahr würde Nina die Party am liebsten absagen, denn ihr Mann Brandon hat sie betrogen und verlassen; ausgerechnet mit Carrie Soto! Ihre drei Geschwister sind allerdings bereits mitten in den Vorbereitungen und so fügt sich Nina in ihr Schicksal, ohne zu ahnen, dass diese Nacht unvergesslich wird.

Dies ist mein zweites Buch von der Autorin und ich hätte nicht gedacht, dass dieses noch besser als das letzte wird! Passenderweise habe ich zuerst die Geschichte von Carrie Soto gelesen, die hier zwar nur am Rande eine Rolle spielt, aber einige Ereignisse im letzten Buch auf unterhaltsame Art in Erinnerung bringt. Man muss „Carrie Soto is back“ nicht zwingend gelesen haben, um diese Ereignisse zu verstehen, aber wenn man das Buch kennt, wird man sicherlich das ein oder andere mal schmunzeln, wie ich es getan habe.

Das Buch erzählt die Geschehnisse in der Partynacht mit Sprüngen in die Vergangenheit, die dazu beitragen, dass ich die Familie besser kennenlernen kann. Die Story setzt dort zu dem Zeitpunkt an, als der Vater von Nina und ihren Geschwistern ihre Mutter kennenlernt. Anfangs sind die Sprünge in vergangene Zeiten dadurch viel unterhaltsamer und spannender als die Gegenwart, allerdings gleicht sich dies im Laufe der Geschichte an, denn die Partynacht entwickelt sich ganz anders als gedacht.

Das Verhältnis der Geschwister untereinander, die unterschiedlichen Charaktere, die auf dem Fest erscheinen, die Berühmtheit von Mick Riva, dem Vater der vier Geschwister, und einige andere Vorfälle, die ich ungerne spoilern möchte, machen aus dem Buch ein unterhaltsames, abwechslungsreiches und stellenweise sehr amüsantes Werk, das mir tolle Lesestunden beschert hat. Dazu gab es auch einige Stellen, die mich berührt und emotional sehr bewegt haben. Dieser Mix aus Familiengeschichte, Drama, einer Prise Liebe und einem Schuss Humor machte einen großen Reiz aus und steigerte das Lesevergnügen ungemein. Dafür gibt es von mir fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Spurlos verschwunden

Going Zero
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Fusion, das Privatunternehmen des Social-Media-Moguls Cy Baxter, startet ein Projekt, an dem US-Geheimdienste beteiligt sind, um zu beweisen, dass es nicht möglich ist, dreißig Tage lang unauffindbar zu ...

Fusion, das Privatunternehmen des Social-Media-Moguls Cy Baxter, startet ein Projekt, an dem US-Geheimdienste beteiligt sind, um zu beweisen, dass es nicht möglich ist, dreißig Tage lang unauffindbar zu bleiben. Ziel ist es, in Zukunft Verbrechen nicht nur zu minimieren, sondern im Vorfeld zu vereiteln. Zehn Personen, sogenannte Zeros, haben die Möglichkeit, dem Betatest von Fusion beizuwohnen, an dessen Ende es für einen möglichen Sieger drei Millionen Dollar zu gewinnen gibt. Sollte Cy Baxter gewinnen, wovon er fest überzeugt ist, folgt ein 10-Milliarden-Vertrag mit der CIA. Eine der zehn KandidatInnen ist Kaitlyn Day, eine unscheinbare Bibliothekarin aus Boston. Diese hat eigene Pläne und ist fest entschlossen, diese auch umzusetzen, koste es, was es wolle.

Anfangs hatte ich Bedenken, dass die Geschichte gegebenenfalls verwirrend und technologisch zu kompliziert sein könnte, aber diese waren vollkommen unbegründet. Die Technik, die im Buch geschildert wird, mag ausgefeilt sein, der Autor hat aber ein großes Talent dafür, die Einzelheiten verständlich zu erklären. Durch den Wechsel der Perspektive konnte ich beiden Seiten folgen, bekam Einblick in Gedanken und Gefühle vieler Personen. Dies war interessant und spannend zu verfolgen, stellenweise gab es dazu einen feinen Humor, der passend eingesetzt wurde. Bereits früh klebte ich an den Seiten, konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Immer wieder gab es Neues zu entdecken, passierte etwas, das die Spannungskurve konstant oben hielt. Ich habe mitgefiebert und Daumen gehalten, war gespannt, wer die Nerven behält und wer unachtsam wird.

Lange Zeit dachte ich, ich wüsste, worauf die Geschehnisse zusteuern, als es eine Wendung gab, die so unerwartet und überraschend kam, dass ich kaum glauben konnte, was folgte. Als klar wurde, in welche Richtung es geht, war ich entsetzt. Dies also war das Ziel! Das dachte ich jedenfalls, aber so einfach war es natürlich nicht, denn trotzdem hat der Autor es noch mehrmals geschafft, mich zu verblüffen und baute Komponenten ein, die so raffiniert waren, dass ich nur staunen konnte. Die Auflösung war stimmig, das Ende brutal. Vielleicht war dies aber nicht der Abschluss, das wäre allerdings fatal! Volle Punktzahl und ein extra Sternchen gibt es von mir, eine Leseempfehlung versteht sich von selbst. Highlight!

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Einmal Hölle und zurück

Seventeen
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Seventeen ist der gefürchtetste Auftragskiller der Welt, er löste Sixteen ab, allerdings nicht wie üblich dadurch, dass er ihn ausgeschaltet hat, denn Sixteen ist verschwunden und niemand weiß, warum und ...

Seventeen ist der gefürchtetste Auftragskiller der Welt, er löste Sixteen ab, allerdings nicht wie üblich dadurch, dass er ihn ausgeschaltet hat, denn Sixteen ist verschwunden und niemand weiß, warum und wohin. Der nächste Auftrag für Seventeen wird es sein, seinen Vorgänger aufzuspüren und zu eliminieren, was sich einfacher anhört, als es ist, denn Sixteen trickst den Auftragskiller aus und plötzlich wird dieser vom Jäger zum Gejagten. Erschwert wird das Ganze zusätzlich dadurch, dass der Auftraggeber die Seiten gewechselt zu haben scheint. Seventeen muss dringend herausfinden, wem er überhaupt noch trauen kann.

Seventeen ist der Ich-Erzähler, ich bekomme aber durch kurze Wechsel der Perspektive zwischendurch auch immer wieder Einblick in parallel ablaufende Geschehnisse geboten. Der Fokus liegt allerdings überwiegend auf Seventeen, der mir bis zum Schluss seinen echten Namen nicht verrät, wie es sich für einen echten Auftragskiller gehört. Mit einem Grinsen im Gesicht folge ich der Geschichte, denn der Humor ist göttlich, und habe das Gefühl, einen Actionfilm in Buchform vor mir zu haben, was mir wahre Glücksgefühle beschert, weil ich solche Bücher sehr gerne lese, diese aber rar geworden sind. Dieses Buch wollte ich eigentlich nicht lesen, weil mich die Leseprobe nicht so richtig überzeugt hatte. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich geistig umnachtet gewesen bin, weil mir dadurch fast dieser grandiose Thriller entgangen wäre. Der Autor steht nach Beendigung des Buches für mich auf einer Stufe mir Harlan Coben, Simon Kernick und Greg Iles, wenn es um rasante, spannende, dabei aber auch humorvolle Action- und Agententhriller geht.

Die Story ist nicht neu, aber durch die interessanten Charaktere, den lockeren Ton und den unglaublich spannenden Plot bin ich für Stunden gefesselt und höre nicht auf zu lesen, bis die letzte Seite erreicht ist. Man merkt, dass der Autor Drehbücher schreibt, was bei einem Agententhriller natürlich von Vorteil ist. Ich bin begeistert und möchte mehr davon, da trifft es sich gut, dass John Brownlow bereits an einer Fortsetzung schreibt. Der Titel wird, wenig überraschend, voraussichtlich Eighteen sein. Ich kann es kaum erwarten und freue mich drauf. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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