Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2023

Die Verwandlung des netten Herrn Heinlein

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
0

Mit seinem Roman „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ gelang Stephan Ludwig ein ganz besonderer Krimi, eine absonderliche Mördergeschichte, spannend und unterhaltsam zugleich.

Klappentext:
Norbert ...

Mit seinem Roman „Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller“ gelang Stephan Ludwig ein ganz besonderer Krimi, eine absonderliche Mördergeschichte, spannend und unterhaltsam zugleich.

Klappentext:
Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit. So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann. Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht. In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen. Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein. Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben – Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus …

Bereits das Cover assoziiert ein wenig die weiße Weste des Täters, die mit Blut bekleckert wird; ebenso wie der immer mehr ins Blutrot verschwimmende Titel. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt während eines Zeitraums von ca. einem Dreivierteljahr, beginnend im Frühjahr, in einem nicht näher festgelegten Jahr der Gegenwart.

Das Buch ist in vier Abschnitte geteilt, wie ein Menü in mehrere Gänge, im vierten Abschnitt wird die Rechnung präsentiert. Innerhalb der Abschnitte wird in 70 relativ kurze Kapitel unterteilt. Von Abschnitt zu Abschnitt steigert sich die Spannung, es häufen sich die Ereignisse, man kann fast sagen, sie überschlagen sich letzten Endes. Die Handlung ist voll von Überraschungen und unerwarteten Wendungen.

Der Schreibstil ist flüssig. Mit Liebe zum Detail wird man in das aus der Zeit gefallene Ambiente des Pastetenbäckers Heinlein eingeführt, beobachtet seinen von Disziplin und Eintönigkeit geprägten Alltag und erlebt so nach und nach, von Leiche zu Leiche, wie die Stimmung sich wandelt. Diese Mischung aus heiler Welt, makabren Todesfällen, grausigen Details stürzt einen als Leser auch in ein gewisses Gefühlschaos. Denn einerseits mag man diesen höflichen, hilfsbereiten Mann, der aufopferungsvoll seinen dementen Vater versorgt und sich um einen autistischen jungen Menschen kümmert, man empfindet Mitleid mit ihm, als er quasi unschuldig in eine Mordsache schlittert. Aber andererseits erlebt man seine bedenkliche charakterliche Wandlung, vom harmlosen Menschen zum skrupellosen Mörder. Erstaunlich, welch kriminelle Energie er mit der Zeit entwickelt! Wie soll das nur gut für ihn ausgehen? Das ist die spannende Frage, die man sich bis zum Ende stellt – bis zur überraschenden Lösung.

Die Charaktere wirken lebendig, auch Nebenfiguren sind gut vorstellbar gezeichnet. Nicht nur Heinlein, sondern vor allem auch Marvin entwickelt sich im Laufe der Ereignisse, in ihm steckt ein wahres Spektrum an verborgenen Eigenschaften und Fähigkeiten.

Ich fand das Buch spannend, sogar etwas gruselig, aber auch sehr unterhaltsam, wobei man die Geschichte nicht zu realistisch betrachten darf. Die Story ist fantasievoll, facettenreich an mehr oder weniger arrangierten Unfällen, reich an skurrilen Situationen und unvorhersehbaren Entwicklungen. Aber es schwingen auch leise ernste Töne mit.

Gerne empfehle ich das Buch all jenen weiter, die einmal einen etwas anderen Krimi lesen wollen, etwas Originelles, voller Fantasie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2023

Einbruch- und Mordserie in Koppelried

Salzburger Männerherzen
0

„Salzburger Männerherzen“ von Natascha Keferböck ist ein typischer Regionalkrimi, wo sich Lokalkolorit mit Spannung und Humor verbindet. Es ist bereits der 3. Band dieser Reihe.

Worum geht es?
Kauzige ...

„Salzburger Männerherzen“ von Natascha Keferböck ist ein typischer Regionalkrimi, wo sich Lokalkolorit mit Spannung und Humor verbindet. Es ist bereits der 3. Band dieser Reihe.

Worum geht es?
Kauzige Charaktere treffen auf schrägen Humor und Salzburger Charme. Als am Eröffnungsabend des jährlichen Volksfests ein umstrittener Lokalpolitiker tot aufgefunden wird, drängt sich die Frage auf: War es ein Mord aus Eifersucht, oder war der Mann in ein krummes Ding verstrickt? Kommissar Aigner stürzt sich kopfüber und mit zweifelhaften Methoden in die Ermittlungen und bekommt es mit unwirklich schönen Schönheitschirurgen, Kleinkriminellen und zwielichtigen Oldtimerliebhabern zu tun.

Da es schon eine Weile her war, dass ich den ersten Band „Bierbrauerblues“ gelesen hatte, waren mir Details ziemlich entfallen, sodass ich mich wie ein Quereinsteiger erst wieder mit dem Personenkreis vertraut machen musste. Wegen des roten familiären Fadens rund um den Protagonisten Raphi Aigner kann ich nur empfehlen, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ich kam aber dennoch rasch in die Handlung hinein und fühlte mich nach wenigen Seiten wieder heimisch in Koppelried. Nichtsdestotrotz wäre ein Personenverzeichnis recht angenehm gewesen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailliert. Das Salzburger Lokalkolorit wird durch Volkstümliches, auch typisch Kulinarisches, unterstrichen sowie durch typisch österreichisches Vokabular, für das es am Ende des Buches ein Glossar gibt. Sprachlich wird gut differenziert, denn abgesehen vom Dialekt fand ich auch den Jargon der Jugendlichen sehr authentisch. Die Kapitel haben eine angenehme Länge; sie sind mit dem jeweiligen Wochentag übertitelt, wodurch die Ermittlungszeitspanne von eineinhalb Wochen gut nachvollziehbar ist. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Das Buch erschien 2023.

Die Ereignisse werden aus Sicht von Chefinspektor Aigner, dem Leiter der Polizeistelle Koppelried, in Ich-Form erzählt. Von Beginn an ist man voll in sein Privatleben und in der Folge in die Ermittlungen integriert. Der Fall erweist sich von Anfang an als rätselhaft. Hat auch die Einbruchserie mit dem Mord zu tun? So nach und nach tröpfeln Erkenntnisse, finden sich Spuren und Verdächtige kristallisieren sich heraus, es ergeben sich unerwartete Wendungen. Das bietet viel Raum für eigene Theorien und zum Miträtseln, was ich sehr schätze. Es passiert auch sonst noch so einiges in dem scheinbar so friedlichen Ort, was nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern auch die Spannung anfeuert – bis zum dramatischen Showdown, der einen unerwarteten Täter offenbart.

Abgesehen von der in einem Krimi erwarteten Spannung, haben mich vor allem auch die immer wieder eingestreuten humorvollen Szenen bestens unterhalten, mich nicht nur zum Schmunzeln, sondern sogar zu herzhaftem Lachen gebracht.

Die handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben, die meisten sind sympathisch gezeichnet, doch wie im wahren Leben gibt es auch ungute Charaktere. Alle wirken lebendig und authentisch. Die Mischung Ermittlungsarbeit und Privatleben ist gut ausgewogen. Man spürt den familiären Zusammenhalt und gut funktionierendes Teamwork in der Polizeistation. Am meisten begeisterte mich Chefinspektorin Gescheitmeier – ich sage nur dazu: nomen est omen.

Für mich war es ein köstliches Lesevergnügen, das ich gerne all jenen weiterempfehlen, die amüsante Regionalkrimis mögen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2023

Lilous erster Fall als Commissaire

Lavendel-Zorn
0

„Lavendel-Zorn“ von Carine Bernard ist ein wunderbar stimmiger Cosy-Regionalkrimi.

Worum geht es?
Eine junge Frau ertrinkt am selben Tag in einem See, an dem ihr Chef, ein Notar, Selbstmord begeht. Eigentlich ...

„Lavendel-Zorn“ von Carine Bernard ist ein wunderbar stimmiger Cosy-Regionalkrimi.

Worum geht es?
Eine junge Frau ertrinkt am selben Tag in einem See, an dem ihr Chef, ein Notar, Selbstmord begeht. Eigentlich völlig klare Fälle, doch Lilou Braque kommen bei ihren ersten Fall als Commissaire gewisse Zweifel an den Todesursachen, sie vermutet außerdem, dass die beiden Fälle zusammenhängen.

Bereits das Cover stimmt sehr eindrucksvoll auf das Umfeld ein, in dem der Krimi spielt. Das Buch erschien 2023 und ist bereits der 5. Band dieser Reihe mit Lilou Braque als zentrale Protagonistin. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Flair der Provence kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien, anschauliche Beschreibungen der Landschaft, des dörflichen Treibens und insbesondere von verlockenden kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart.

Von Beginn an ist man voll in die Ermittlungen integriert und mit den rätselhaften Komponenten konfrontiert. Wie Lilou tappt man voll im Dunkeln, ahnt, dass da etwas nicht stimmt und kann es sich doch nicht erklären. Viel Raum für eigene Theorien und zum Miträtseln, was ich sehr schätze. Im Prinzip ergeben die zwei scheinbar unabhängigen Fälle, die noch dazu von verschiedenen Polizeibehörden bearbeitet werden, zwei Handlungsstränge, die nach und nach zueinander finden. Der Spannungsbogen hält sich bis zuletzt auf gutem Niveau. Letztendlich klärt sich alles schlüssig und die Falle schnappt für den Mörder zu.

Das polizeiliche Ermittlerteam ist generell sehr sympathisch gezeichnet, durch freundschaftlichen Umgangston, Teamarbeit, aber auch Empathie und Interesse an privaten Problemen. Lilou, seit kurzem erst Commissaire, muss sich erst Respekt verschaffen innerhalb der männlichen und teils älteren Kollegen, aber sie ist selbstbewusst, zielgerichtet und durchsetzungsstark. Ihr Privatleben ist nur peripher erwähnt, der rote Faden fehlte mir ein wenig, weil ich die Vorgängerbände (noch) nicht kenne.

„Lavendel-Zorn“ war ein Krimi genau nach meinem Geschmack: Wohlfühlambiente kombiniert mit Spannung und ein bisschen Reisesehnsucht. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Fälle mit Lilou und möchte die anderen Bände nachlesen.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.04.2023

Dunkle Machenschaften in Venedig

Venezianische Finsternis
0

„Venezianische Finsternis“ von Daniela Gesing ist ein spannender Whodunit-Krimi mit sehr stimmigem Venedig-Flair.

Worum geht es?
Während ganz Venedig aufgrund eines merkwürdiger halbstündigen Stromausfalls ...

„Venezianische Finsternis“ von Daniela Gesing ist ein spannender Whodunit-Krimi mit sehr stimmigem Venedig-Flair.

Worum geht es?
Während ganz Venedig aufgrund eines merkwürdiger halbstündigen Stromausfalls in völliger Finsternis liegt, wird in einem Antiquitätengeschäft eingebrochen, der Tresor ausgeraubt. Und ein Nachbar, der Geräusche vernommen und nachgeschaut hat, wird brutal niedergeschlagen. Am nächsten Morgen findet man den ermordeten Inhaber des Antiquitätengeschäfts. Er wurde durch einen Schuss mitten ins Herz getötet, davor längere Zeit gefoltert, vermutlich um den Zugangscode für den Tresor zu bekommen. Was war derart Wertvolles in dem Tresor, für das jemand zu töten bereit war?

Das Buch erschien 2023 und ist bereits der 8. Band dieser Reihe mit Commissario Luca Brassoni im Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Ambiente der Stadt Venedig kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien, anschauliche Beschreibungen architektonischer Besonderheiten oder von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart.

Der Spannungsbogen ist von Beginn an gegeben und hält sich bis zuletzt auf gutem Niveau. Nicht nur Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, es mangelt auch nicht an brenzligen Situationen und Action. Da sich relativ bald mehrere Verdächtige herauskristallisieren, gibt es ausreichend Spielraum fürs Miträtseln und das Erstellen eigener Theorien. Die polizeilichen Recherchen erweisen sich als mühsam, doch so nach und nach offenbaren sich die Zusammenhänge, wird so manches Geheimnis enthüllt und schließlich klärt sich alles schlüssig und die Falle schnappt für den Mörder zu.

Das polizeiliche Ermittlerteam ist generell sehr sympathisch gezeichnet, durch gute Zusammenarbeit und private Kontakte zueinander. Auch das Familienleben der Kommissare ist geprägt von Verständnis, Teamgeist und Harmonie. Endlich einmal ein Krimi, wo es weder einen unguten Leiter der Mordkommission gibt noch Kommissare mit Beziehungsproblemen. Inwieweit es eine Entwicklung der Protagonisten gibt, kann ich nicht beurteilen, weil ich die Vorgängerbände (noch) nicht kenne.

„Venezianische Finsternis“ war ein Krimi genau nach meinem Geschmack: Wohlfühlambiente kombiniert mit Spannung und ein bisschen Reisesehnsucht.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2023

Winzerfehden - Winzerträume

Winzerblut
0

„Winzertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

Klappentext:
Vor ...

„Winzertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

Klappentext:
Vor dem Neustadter Saalbau stirbt auf bizarre Weise ein Student. Zunächst sieht alles nach einem Unfall aus - eine tödliche Mischung aus jugendlicher Ausgelassenheit, Leichtsinn und zu viel Alkohol. Hauptkommissar Achill will den Fall schnell schließen. Doch Privatschnüffler André Sartorius und Oberkommissarin Bertling ermitteln auf eigene Faust entlang einer mysteriösen Blutspur weiter. Sie dringen in die Geheimnisse des Weinbaus vor und stoßen auf ein weiteres ungewöhnliches Verbrechen.

„Winzerblut“ ist bereits der 5. Band dieser Reihe. Mir waren die Protagonisten vom Vorgängerband bereits vertraut, doch ich denke, auch als Quereinsteiger kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Zudem ist das Personenverzeichnis sehr hilfreich, um auch die zahlreichen Nebenfiguren zuordnen zu können. Das Buch ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Datums- und Zeitangaben. Letztere sind bei diesem Fall wegen der stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden auf frühere Geschehnisse essentiell. Das Buch spielt im Herbst 2021, Corona wird minimalst erwähnt.

Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern begeisterte mich auch sprachlich, weil wunderbar differenziert wird – z.B. sprechen manche Winzer und die alte Großmutter breiten pfälzischen Dialekt, der Franzose Deutsch mit Akzent und Irina bedient sich vieler flapsiger Ausdrücke der Jugendsprache. Insbesondere die humorvollen, schlagfertigen Dialoge zwischen der jungen Studentin Irina und dem (wie sie ihn nennt) „alten Mann“ André amüsierten mich wieder sehr. Im Übrigen war der Dialekt auch für mich als Österreicherin gut verständlich.

Das Cover unterstreicht das Kernthema des Buches, denn der Autor erweist sich sehr versiert in punkto Weinsorten und Weinanbau. Dieses Fachwissen fließt jedoch so gut dosiert in die Handlung mit hinein, dass dadurch nie die Spannung einbricht. Auch als ein kaum Wein trinkender Mensch fand ich die Ausführungen äußerst interessant und wissenserweiternd. Für besonders Interessierte bietet der Autor im Nachwort noch zusätzliche ausführliche Erklärungen.

Der Fall ist ausgezeichnet konzipiert. Aus einem auf dem ersten Blick klaren Unfalltod erwächst aufgrund intensiver Recherchen ein komplexer, weit in die Vergangenheit reichender Kriminalfall. Dadurch dass diesmal nicht nur André in seinem Undercover-Einsatz, sondern auch Verena Bertling andere Spuren verfolgen als ihr Chef Achill, zum Teil hinter dessen Rücken, ergeben sich verschiedene Handlungsstränge, werden scheinbar zusammenhanglos immer mehr Geheimnisse gelüftet und Machenschaften aufgedeckt. Die stetigen Perspektivenwechsel, kurze Kapitel, immer wieder mit einem Cliffhanger endend, erzeugen nicht nur eine temporeiche Handlung, sondern lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. So fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis sich letztendlich in einem dramatischen Showdown alles klärt.

Im Gegensatz zum Vorgängerband, wo Irina durch einen Undercover-Einsatz im Mittelpunkt stand, lag diesmal der Fokus mehr auf Verena Bertling, die endlich aus dem Schatten ihres Chefs Frank Achill hervortritt, Eigeninitiative ergreift. Die Protagonisten sind generell sympathisch dargestellt, wirken lebendig und empathisch, zeigen Stärken und Schwächen. Über ihr Privatleben erfährt man eher wenig. Auch die diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben.

Mich hat „Winzerblut“ nicht nur von Beginn an gefesselt, sondern mir auch Einblicke in einen Lebensbereich gewährt, von dem ich bislang kaum etwas wusste. Ich habe das Miträtseln genossen und freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall des sog. Speyrer Kleeblatts. Ich empfehle das Buch gerne jedermann weiter, es ist nicht nur für Weinliebhaber spannend!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere