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Veröffentlicht am 29.05.2023

Realistische Katastrophen

Blue Skies
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Eine Katastrophe nach der anderen. Das ist das Fazit, das ich schon nach einigen Seiten des Romans ziehen konnte. Es handelt sich um Klimakatastrophen, wie sie schon jetzt aktuell sind und für die baldige ...

Eine Katastrophe nach der anderen. Das ist das Fazit, das ich schon nach einigen Seiten des Romans ziehen konnte. Es handelt sich um Klimakatastrophen, wie sie schon jetzt aktuell sind und für die baldige Zukunft erwartet werden können. Und es handelt sich um große und kleine Katastrophen, die eine amerikanische Familie in Florida und in Kalifornien betreffen. Ottilie und ihr Mann leben in Kalifornien. Dort wird es unerträglich heiß und trocken. Temperaturen um 40 Grad sind die Regel. Florida dagegen, wo die Tochter der beiden lebt, wird von dauernden Unwettern heimgesucht.

Und wie reagieren die Personen? Ottilie, zum Beispiel, will den Fleischkonsum reduzieren und züchtet Insekten zum Verzehr. Aber dass ihr Swimmingpool vielleicht auch nicht ganz unschuldig an der Umweltkatastrophe ist, kommt ihr nicht in den Sinn.

T. C. Boyle beschreibt die Vorgänge in einem sarkastischen Realismus in der Sicht eines unbeteiligten Zuschauers von außen. Da passieren auch amüsante Dinge. Aber das Lachen darüber bleibt einem oft in der Kehle stecken.

Ich habe das Buch gern gelesen und kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Mittendrin

Das Licht im Rücken
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Das Licht im Rücken sollte man haben, wenn man ein Foto macht. Um Fotografieren dreht sich alles im Roman von Sandra Lüpkes. Genauer, um die Leica. Oskar Barnak hat Anfang des 20. Jahrhunderts bei den ...

Das Licht im Rücken sollte man haben, wenn man ein Foto macht. Um Fotografieren dreht sich alles im Roman von Sandra Lüpkes. Genauer, um die Leica. Oskar Barnak hat Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Leitz Werken in Wetzlar, die vorher vor allem durch Mikroskope bekannt waren, die erste Leica konstruiert. Diese Leica und die Mitglieder und Freunde der Familie Leitz spielen die Hauptrollen in diesem Roman nach historischen Tatsachen.

"Mittendrin" habe ich diese Rezension überschrieben. Und dieses eine Wort kennzeichnet die Schreibweise Sandra Lüpkes. Sie selbst beschreibt im Nachwort, dass sie nach dem Fund eines Albums mit ersten Aufnahmen der neuen Leica mittendrin im damaligen Geschehen war. Es kennzeichnet ihr schriftstellerischen Talent, dass sie es spielerisch schafft, uns mitzunehmen mitten ins Geschehen. Man ist bei den einzelnen Personen und muss einfach mitfühlen. Auch als die NSDAP immer mehr das tägliche Leben bestimmt, sind wir mit dabei. Wir erleben mit, wie Vertrauen zerstört wird und manch unbedachte Äußerung verraten wird. Doch wir lesen auch viel über selbstlose Unterstützung von jüdischen Mitbürgern durch Mitglieder der Familie Leitz.

Ein Roman, den ich gern gelesen habe und uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Geruhsam

Das Café ohne Namen
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Robert Simon steht im Mittelpunkt dieses Romans, der in den 60er Jahren in Wien spielt. Er verdient als Gelegenheitsarbeiter gerade genug zum Leben. Sein Traum ist es, ein eigenes Café zu eröffnen. Er ...

Robert Simon steht im Mittelpunkt dieses Romans, der in den 60er Jahren in Wien spielt. Er verdient als Gelegenheitsarbeiter gerade genug zum Leben. Sein Traum ist es, ein eigenes Café zu eröffnen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und bietet ein überschaubares Sortiment an Getränken an. Es gibt auch etwas zu essen, vor allem Schmalzstullen und Salzgurken. Die Bewohner des Viertels in Wien nehmen das Angebot an. Aber Sorgen bleiben.

Robert Seethaler schreibt auf eine sehr geruhsame und bedächtige Art wie ein neutraler Berichterstatter. Die Schilderungen sind sehr plastisch. Er schafft es, durchgehend interessant zu schreiben, auch an Stellen, wo nicht viel passiert.

Ich habe es normalerweise nicht gern, wenn am Ende etwas offen bleibt, ein Cliffhänger. Seethaler lässt am Ende etwas offen. Aber ich muss sagen, dieses offene Ende passt hier.

Unbedingt empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Ein Leben wie ein Roman

Solange wir leben
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"Nie wäre ich auf die Idee gekommen, über meine Eltern zu schreiben, wenn sie nicht das Leben von großen Romanfiguren geführt hätten", so schreibt David Safier selbst über seinen Roman. Es stimmt. Das ...

"Nie wäre ich auf die Idee gekommen, über meine Eltern zu schreiben, wenn sie nicht das Leben von großen Romanfiguren geführt hätten", so schreibt David Safier selbst über seinen Roman. Es stimmt. Das Leben von Joschi und Waltraud verläuft so, dass man meinen könnte, das hat sich der Autor ausgedacht. Aber es ist die echte tragische Geschichte seiner Eltern.

Optisch durch zwei Schriftarten getrennt berichtet er abwechselnd über Joschis und Waltrauds Leben. Wir erfahren etwas über Joschis Leben in Wien, seine Flucht vor den Nazis, den Tod der meisten seiner Familienmitglieder und sein Leben beim Militär in Israel, bevor er dann zur See fährt.

Waltraud wächst in ärmlichen Verhältnissen in Bremen auf, macht eine Lehre bei Karstadt, heiratet Friedrich und bekommt eine Tochter. Doch dann erkrankt Friedrich schwer und stirbt.

Es ist ein Zufall, dass sich Waltraud und Joschi treffen. Sie heiraten und alles scheint gut zu sein. Aber so einfach ist das Leben nicht. "Leben heißt leiden" sagt Waltraud immer wieder.

Joschi und Waltraud bekommen einen Sohn, David. David Safier berichtet auch über ihn, wie über die anderen Mitglieder seiner Familie, mit einem Blick von außen. Erst im letzten Kapitel wendet er sich direkt als David an die Leserin oder den Leser. Ist es ein Happy End? Lesen Sie selbst. Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Ungewöhnlicher Stil

Dschomba
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Von pajo47

Dschomba heißt eigentlich Dragan Dzomba, ein Serbe, der im November 1954 in Eferding an der Donau auftaucht. Die Dörfler nennen ihn der Einfachheit wegen nur Dschomba. Er wird zunächst vom ...

Von pajo47

Dschomba heißt eigentlich Dragan Dzomba, ein Serbe, der im November 1954 in Eferding an der Donau auftaucht. Die Dörfler nennen ihn der Einfachheit wegen nur Dschomba. Er wird zunächst vom Dechanten Eferdings aufgenommen. Später bezieht er eine Hütte auf dem Serbenfriedhof in der Nähe. Er sucht nach Spuren seines verschollenen Bruders.

Etwa 20 Jahre später, Dschomba ist im Dorf einigermaßen integriert. Denn er nimmt auch im Wirtshaus am Stammtisch Platz. Die Wirtstochter bewundert ihn insgeheim. Sie erzählt uns die Geschichte um Dschomba und ihr Dorf Eferding.

In dieser Wirtstochter finden wir die Autorin Karin Peschka wieder. Sie ist in Eferding als Wirtstochter aufgewachsen und erzählt uns in zwei Zeitebenen die Geschichte ihres Dorfes.

Dazu benutzt sie einen ungewöhnlichen Stil. Unvollständige und grammatikalisch falsche Sätze, oft nur einzelne Brocken, die Fortsetzung muss man sich und kann man sich denken. Mir kam es so vor, als ob sie Gedanken unreflektiert und unformuliert einfach zu Papier gebracht hat. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber dann wirkt es um so authentischer.

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