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Veröffentlicht am 19.05.2023

Großartiger Roman

Sehnsuchtsjahre (Band 1)
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Wow, das ist mein erstes Buch der Autorin und ich muss sagen, dass mir "Was wir im Dunkeln sehen - Sehnsuchtsjahre" wirklich sehr gut gefallen hat.

Bonn 1938. Helene, Daniel und Ulrich sind zusammen aufgewachsen ...

Wow, das ist mein erstes Buch der Autorin und ich muss sagen, dass mir "Was wir im Dunkeln sehen - Sehnsuchtsjahre" wirklich sehr gut gefallen hat.

Bonn 1938. Helene, Daniel und Ulrich sind zusammen aufgewachsen und seit ihrer Kindheit beste Freunde. Doch nachdem Ulrich sich begeistert bei der HJ betätigt, hat er Daniel die Freundschaft gekündigt. Helene nimmt daraufhin von Ulrich Abstand, denn sie kann nicht verstehen, dass ihm die Überzeugung der Nazis wichtiger ist, als die enge Verbindung zwischen den drei Freunden. Ulrich wird ein stolzer Soldat, der endlich seinem Vater beweisen kann, was in ihm steckt. Dieser ist ein bekennender Nazi, bei dem sein Sohn keine liebevolle Kindheit erlebte. Bisher musste er immer hinter seinem Bruder Georg zurückstecken, mit dem er in den Augen seines Vaters nicht mithalten kann. Doch dann passiert etwas Schlimmes.....
Auch für Daniel werden die Zeiten immer schlechter. Als die Repressalien gegen die Juden immer schlimmer werden und Daniel und seine Familie eines Tages verschwunden sind, erhofft sich Helene trotzdem Hilfe von Ulrich. Doch dieser hat ganz andere Pläne und fordert von Helene Unmögliches...

Was für eine emotionale Geschichte! Ich habe diesen Roman verschlungen, der abwechselnd aus der Sicht der drei Protagonisten erzählt wird. Ich habe mitgezittert, gebangt und gehofft, aber auch voller Entsetzen über die Unmenschlichkeit vieler Menschen gelesen. Natürlich ist dies nicht mein erstes Buch über den Zweiten Weltkrieg und doch kann ich immer wieder Neues aus allen Geschichten zum Thema #gegendasvergessen ziehen.
Es ist erschreckend, wie schnell Menschen andere verurteilen, denunzieren oder sogar eigene Familienmitglieder an die Gestapo verraten. Plötzlich stehen sich Freunde als Feinde gegenüber. Man braucht nur aktuell einen Blick auf die Ukraine zu werfen....

Claudia Meimbergs Schreibstil hat mich mitgerissen und die Handlung völlig gefangen genommen. Alle drei Hauptcharaktere sind sehr lebendig und tiefgründig beschrieben. Ich konnte mich in die Figuren hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen.
Helene ist eine sehr starke und mutige junge Frau, die an das Gute glaubt. Doch immer wieder muss sie Tatsachen ins Auge blicken, die ihren Glauben an die Menschheit erschüttert.
Daniel muss nur aufgrund seiner Abstammung sehr viel Leid erleben und kämpft ums nackte Überleben. Manchmal hatte ich auch Mitgefühl mit Ulrich, der im Herzen kein schlechter Mensch ist - ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Georg, der das Abbild eines perfekten SS-Mannes ist.
Die weitere Entwicklung der ehemaligen Freunde hat mir sehr gefallen und hat mir spannende und emotionale Lesestunden gebracht.
Nun bin ich gespannt auf den nächsten Band. Für alle zukünftigen Leser: Dieser Band ist für sich abgeschlosen und endet nicht, wie so viele Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe, mit einem Cliffhanger. Ein weiteres sehr positives Detail!

Fazit:
Eine großartig erzählte Geschichte, die von einer dunklen Zeit berichtet, in der man sich die Frage stellt, was Freundschaft wirklich ausmacht und in der sich Hass und Liebe die Hand geben. Ein Roman voller spannenden und emotionalen Momenten. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Sehr berührend

Solange wir leben
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Dies ist nicht mein erstes nicht-humoristisches Buch aus der Feder von David Safier. Vor Jahren hat er einen Jugendroman über das Warschauer Ghetto und den Holocaust geschrieben: "28 Tage lang", den ich ...

Dies ist nicht mein erstes nicht-humoristisches Buch aus der Feder von David Safier. Vor Jahren hat er einen Jugendroman über das Warschauer Ghetto und den Holocaust geschrieben: "28 Tage lang", den ich sehr gut fand. Kann ich deshalb jedem empfehlen, der noch mehr in diese Richtung lesen möchte.

Nun widmet sich David Safier wieder diesem Thema und hat eine Art biografischen Roman über seine eigene Familie geschrieben. Im Mittelpunkt stehen dabei seine Eltern.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog aus dem Jahre 1997 und beginnt anschließend im Jahre 1937, genau sechzig Jahre zuvor. David Safiers Vater Joschi ist Student und wächst in Wien auf. Er ist ein kleiner Hallodri, ein Draufgänger, der bei den jungen Frauen nichts anbrennen lässt. Seine Schwester Rosl liebt das Theater. Die beiden haben eine sehr enge Verbindung zueinander. Als die Verhaftungen und Deportationen beginnen, werden Joschi und sein Vater von der Gestapo verhaftet. Rosl bekommt durch die jüdische Gemeinde schon früh die Ausreisemöglichkeit nach Palästina. Sie setzt alles daran Joschi nachzuholen, was ihr auch gelingt. In Palästina fasst Joschi nicht wirklich Fuß, doch nach Wien oder Deutschland möchte er auf keinen Fall zurück. Er kann nicht vergessen, dass seine Eltern und fast alle seine Verwandten während des dritten Reiches getötet wurden. Wie und warum er dennoch in Deutschland seine Waltraud findet, müsst ihr selbst lesen.

David Safiers Mutter Waltraut wächst in Bremen als Arbeitertochter auf. Sie und ihr Bruder Klaus sind Kinder, als der Krieg ausbricht. Nach dessen Ende fristeten sie ihr Dasein in einem Eisenbahnwaggon. Bis sich Waltraud und Joschi treffen, dauert es eine Weile. Der fast zwanzig Jahre ältere Joschi, der als Zahlmeister auf See unterwegs ist, verliebt sich Hals über Kopf in die junge hübsche Frau, die bereits verwitwet und Mutter eine kleinen Tochter ist.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die sich auch in der Schriftart unterscheiden. Wir begleiten David Safiers Eltern bis an das Lebensende und erleben viele Hochs, aber noch mehr Tiefs mit. Das Schicksl meinte es nicht wirklich gut mit ihnen.
David Safier berichtet ungeschönt über die nicht nur guten Seiten einiger Familienmitglieder. Man fühlt mit ihnen mit und einige Szenen sind sehr emotional. Die Charaktere besitzen Tiefe, sowie Ecken und Kanten. Auch der damalige Zeitgeist ist wunderbar eingefangen. Angefangen von der Judenverfolgung, der Zeit in Palästina, die Nachkriegszeit, Wirtschaftswunder bis in die Achziger- und Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Am Anfang und Ende des Buches sind verschiedene Fotos der Familie Safier abgebildet. Dazu hätte hätte ich mir noch Bildunterschriften gewünscht.
Leider bin ich auch über ein paar Fehler gestolpert, die das Lektorat wohl übersehen hat. Das sind aber auch schon die einzigen Kritikpunkte, die ich benennen kann. Ein Roman, den ich jedem ans Herz lege!

Fazit:
Ein berührender Roman über Familienbande, Schicksalsschläge, die Liebe und natürlich auch über den Holocaust. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Erschütternd

Ahmići
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Thomas Obruca war von 2002-2007 als Sonderermittler beim Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien tätig. In seinem Roman erzählt er über den Angriff der kroatischen HVO-Truppen auf das Dorf ...

Thomas Obruca war von 2002-2007 als Sonderermittler beim Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien tätig. In seinem Roman erzählt er über den Angriff der kroatischen HVO-Truppen auf das Dorf Ahmici am 16. April 1993 in Bosnien und die Geschichte des damals 13-jährigen Adnan.
Thomas hat das Massaker an 116 Frauen, Kindern und älteren Menschen für das Internationale Jugoslawien-Tribunal in Den Haag untersucht. Das Schicksal von Adnan, und dessen eiserner Wille zu überleben, hat ihn nie losgelassen. Nach Rücksprache mit dem nun erwachsenen Mann, erzählt er dessen Geschichte in diesem Buch.

Als das Dorf mitten in der Nacht völlig unerwartet angegriffen wird, kann sich der 13-jährige Adnan schwer verletzt retten. Er ist Zeuge der brutalen Ermordung seiner Eltern und seiner Schwester und versteckt sich im ausgebrannten Haus eines Nachbarn, während die Soldaten weiter Jagd nach Überlebenden machen. Es ist kaum vorstellbar, dass eine Woche zuvor Kroaten und Muslime gemeinsam im Ort Ostern gefeiert haben. Es ist erschreckend, dass Menschen, die trotz unterschiedlichen ethnischen Gruppen und Religionen friedlich nebeneinander lebten, innerhalb kurzer Zeit zu Feinde werden und sich gegenseitig verraten und ermorden.
Auch für Adnan und seine Familie kommt dieser Anschlag völlig unvorbereitet. Acht lange Tage versteckt er sich vor den kroatischen Soldaten, bis er von UNO-Friedenstruppen gefunden und gerettet wird.

Die Erzählung wechselt zwischen distanzierter neutraler Beschreibung der Umstände und den Gedanken und Träumen von Adnan in kursiver Schrift. Dabei denkt der 13-jährige zurück an seine Familie und erinnert sich an besondere Begebenheiten. Er träumt sich aber auch in eine heile Welt und denkt an die Zukunft, die auf ihn und seine Familie gewartet hätte. Besonders sein Vater hat Adnan geprägt. Immer wieder muss er an seine Worte denken, die ihm neue Kraft geben und ihn nicht verzagen lassen. Mit unglaublichem Lebenswillen überlebt er diese acht Tage schwer verletzt, bei dem wir ihn lesetechnisch begleiten.
Obwohl dieser biografische Roman/Sachbuch über diese schlimme Zeit nur 144 Seiten hat, musste ich immer wieder Pausen einlegen, um die begangenen Gräueltaten sacken zu lassen, bevor ich weiterlesen konnte.

Thomas Obruca, der sein Buch 2019 zu schreiben begann, sagt in einem Interview, dass er sich zu diesem Zeitpunkt nie vorstellen hätte können, dass es schon bald wieder zu einem ähnlichen Krieg in Europa kommen könnte. Leider scheint der Mensch nie aus der Vergangenheit zu lernen.
Anlässlich des 30. Gedenktages des Massakers jetzt im April 2023 wird das Buch auch in bosnischer Sprache erhältlich sein.

Fazit:
Diese Erlebnisse des erst 13-jährigen Adnan Zec, erzählt von Thomas Obruca, zeigt die ungeschminkte Realität des Krieges aus der Sicht eines Kindes. Erschütternd, beklemmend und trotz allem mit einem kleinen Funken Hoffnung. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Wir dürfen nicht vergessen

Ich war das Mädchen aus Auschwitz
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Nach längerer Zeit habe ich mich wieder einmal an eine Biografie bzw. biografischen Roman einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust gewagt. Gelesen habe ich dazu schon sehr viel. Mit "Ich war das Mädchen ...

Nach längerer Zeit habe ich mich wieder einmal an eine Biografie bzw. biografischen Roman einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust gewagt. Gelesen habe ich dazu schon sehr viel. Mit "Ich war das Mädchen aus Auschwitz" erzählt Tova Friedman von ihrer Zeit im Ghetto und im Konzentrationslager Auschwitz. Tova wurde 1938 in Ggdynia, Polen, geboren. Sie war vier Jahre alt, als man sie gemeinsam mit Mutter und Vater nach Auschwitz-Birkenau deportierte. Von den 50.000 jüdischen Kindern der polnischen Stadt Tomaszow Mazowiecki, in der sie mit ihrer Familie wohnte, ist sie nur eine von fünf überlebenden Kindern.

Die mittlerweile 85jährige Tova gehört in der heutigen Zeit zu den wohl allerletzten Zeitzeugen. Beim Lesen ihres Schicksals musste ich oftmals innehalten und ein anderes Mal ungläubig den Kopf schütteln. Wie viel Glück im Unglück Tova hatte, ist unbeschreiblich. Und es ist ihr ein großes Anliegen darüber zu berichten, damit wir nicht vergessen....
Tova hat sich dazu entschlossen nicht nur ihre Lebensgeschichte gemeinsam mit Co-Autor Malcolm Brabant zu erzählen, sondern sie ist auch mit ihrer Enkelin auf TikTok unterwegs. Sie gehört zu den engagiertesten Stimmen gegen das Vergessen. Tova erzählt nicht nur in den Sozialen Medien über ihr Schicksal, sondern auch in Schulen, nachem sie erfahren musste, dass 2/3 der jungen amerikanischen Bevölkerung mit dem Ort Auschwitz und dem Holocaust nichts anfangen können. Wie erschreckend ist das bitte?

Tova erzählt aus der Zeit im polnischen Ghetto und ihrem Aufenthalt im Konzentrationslager Auschwitz. Manche mögen sich fragen, wie sich eine damals 4-jährige so genau an viele Dinge erinnern kann. Ich denke viele Ereignisse haben sich in ihre kindliche Seele gebrannt, aber vorallem die genauen Tagebucheinträge ihres Vaters haben diese Zeit festgehalten. Nachdenklich machte mich auch der Gedanke, dass Tova die ersten Jahre ihres Lebens nichts anderes kannte, als das Leben im Ghetto, Krieg, Hass und Vernichtung. Beeindruckt hat mich vorallem die Stärke ihrer Mutter Reizel, die Tova viele wichtige Verhaltensweisen einprägte, die ihr sicherlich auch geholfen haben zu überleben.
Diese Biografie endet nicht bei der Befreiung aus dem Konzentrationslager, sondern wir erfahren auch mehr über Tovas Leben nach dem Krieg, ihr Aufwachsen in New York und Israel. Erschütternd ist, dass sie auch im späteren Leben immer wieder auf Krieg und Antisemitismus trifft.

Mehr möchte ich über den Inhalt gar nicht schreiben, denn jeder sollte dieses Buch #gegendasvergessen lesen. In der Mitte gibt es einige Fotografien von Tova, ihrer Familie und späteren Besuchen in Auschwitz-Birkenau, wie zum Beispiel beim 75. Jahrestag der Befreiung.

Eine solche Biografie zu bewerten ist eigentlich unmöglich und steht mir auch nicht zu. Für diverse Plattformen und weil es es ein Reziexemplar ist, vergebe ich hiermit meine 5 Sterne.

Fazit:
Eine schonungslose Erzählung von einer der letzten Zeitzeugen, die ich jedem ans Herz lege. Erschütternd und authentisch. Wir dürfen nicht vergessen, was damals passiert ist und müssen gegen jeglichen Rassismus vorgehen.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Stars und Sternchen der Sechziger Jahre

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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Auf die neue Dilogie von Teresa Simon war ich schon sehr gespannt. Die Autorin entführt uns diesmal in die späten Sechziger Jahre und in die Welt des Journalismus. Für mich ein sehr spannendes Thema, denn ...

Auf die neue Dilogie von Teresa Simon war ich schon sehr gespannt. Die Autorin entführt uns diesmal in die späten Sechziger Jahre und in die Welt des Journalismus. Für mich ein sehr spannendes Thema, denn ich habe selbst einige Zeit Berichte für unsere Bezirkszeitung geschrieben.

Unsere Protagonistin Marie Luise möchte, hingegen im Gegensatz zu mir, hoch hinaus und eine gefragte Gesellschaftsreporterin werden. Im Mai 1962 sitzt sie jedoch an der Uni und soll Pharmazie studieren, um in die Apotheke ihrer Eltern einzusteigen und diese später zu übernehmen. Das Studium langweilt sie furchtbar. In ihrer Freizeit versucht sie sich an Artikeln, denn das Schreiben liegt ihr im Blut. Heimlich bewirbt sie sich bei diversen Zeitungen für ein Praktikum. Erst nach einigen Rückschlägen bekommt sie tatsächlich die Chance bei der neugegründeten Zeitung "Der Tag" unterzukommen. Ihre konservativen Eltern sind jedoch nicht begeistert von der journalistischen Tätigkeit ihrer Tochter und werfen sie aus der elterlichen Wohnung. Unterstützung erfährt sie von ihrem großen Vorbild, dem Gesellschaftsjournalist Viktor Bárthoy. Doch Marie bemerkt bald, dass nicht alle in der Redaktion Frauen in diesem Metier gutheißen. Gegen ein unbezahltes Praktikum haben die wenigsten Männer etwas, aber danach soll die Frau wieder den Platz hinter dem Herd einnehmen, was Marie noch nicht wirklich vor hat. Sie durchläuft alle Ressorts und freundet sich mit dem Sportjournalisten Freddy an. Ihr großes Vorbild Baron Bárthoy unterstützt sie ebenfalls und weiht sie in einige Geheimnisse des Gesellschaftsjournalismus ein. Aus Marie Luise wird Marlou und schließlich "die Gräfin".

Ich bin bei der Geschichte nur so durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil von Teresa Simona alias Brigitte Riebe ist lebendig, bildhaft und fesselnd. Sie hat den Zeitgeist der 1960iger Jahre großartig eingefangen.
Bekannte Stars aus den Sechziger Jahren, wie Pierre Brice (Winnetou), Peter Kraus und Conny Froboes begleiten uns durch die Geschichte. Musik und Kunst, Theater und Oper - aber auch die damalige Politik wird zum Thema. Der Besuch von Charles de Gaulle oder der Queen sind gesellschaftliche Höhepunkte, aber besonders bei de Gaulle auch politisch brisant. Der Mord an JFK fällt ebenso in diese Zeit und gleich zu Beginn treffen wir bei den „Schwabinger Krawallen“ auf Andreas Baader. Die Probleme durch den noch immer gültigen §175 und die Konflikte zwischen der Kriegs- und der Nachkriegsgeneration finden in der Geschichte ebenfalls Platz.

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet. Marie mochte ich von Beginn an. Sie lebt für ihren Traum und hat ehrliches Interesse an ihren Interviewpartnern. Sie erkämpft sich mit Fleiß und Charme einen besonderen Platz beim Tag. Nur im Privatleben scheint sie kein Glück zu haben.
Roswitha, genannt Roxy, ist Maries beste Freundin. Sie ist das Gegenteil von Marie: lebenshungrig, unüberlegt und sprunghaft. Sie wechselt ihren Style je nach Lust und Laune (und Partner). Großonkel Julius ist Marie's Fels in der Brandung und immer für sie da. Auch einige Kollegen unterstützen Marie in vielen Bereichen, wie der Fotograf Sammy, Sportredakteur Freddy oder Kollegin Adrienne. Trotzdem muss Marie einige Rückschläge einstecken und hat nicht jedermann auf ihrer Seite.

Zusätzlich gibt es noch ein kleines Familiengeheimnis, dem ich allerdings bald auf auf die Schliche gekommen bin. Das hat aber meinen Lesegenuss nicht wirklich gestört. Allerdings endet der erste Band mit einem wirklich miesen Cliffhanger, bei dem sich das Warten auf den Folgeband im August noch länger anfühlt. Ich kann es kaum erwarten!

Fazit:
Eine fesselnde Geschichte um eine junge Frau in den Sechziger Jahren, die ihren Traum verwirklichen möchte. Der Zeitgeist wird perfekt eingefangen und der lebendige Schreibstil lässt einem durch die Seiten fliegen. Der fiese Cliffhanger am Ende macht das Warten auf Band zwei umso schwerer. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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