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Veröffentlicht am 05.06.2023

Pageturner!

Wenn sie wüsste
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Millie Calloway benötigt dringend einen Job, nachdem ihr bei der Arbeitsstelle gekündigt wurde, sie ihre Wohnung verloren hat und seit einem Monat in ihrem Auto wohnt. Ein Volltreffer ist die Zusage für ...

Millie Calloway benötigt dringend einen Job, nachdem ihr bei der Arbeitsstelle gekündigt wurde, sie ihre Wohnung verloren hat und seit einem Monat in ihrem Auto wohnt. Ein Volltreffer ist die Zusage für die Stelle als Haushälterin bei der Familie Winchester auf Long Island!
Doch bald zeigt Nina Winchester ihr wahres Gesicht und Millie kann ihr nichts recht machen. Fast ebenso schlimm ist die neunjährige Cecelia, die Millie herumkommandiert und komplett verwöhnt ist. Nur Andrew, Ninas Mann, ist nett zu Millie, was wiederum Ninas Eifersucht schürt. Durchhalten oder den Job hinschmeissen? Aufgeben ist leider keine Option, da Millie dringend auf die Arbeit angewiesen ist. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse...

Der Prolog, der verrät, dass es ein Opfer in dem Hause Winchester geben wird, endet mit einem fiesen Cliffhanger. Meine Neugier war also schon nach zwei gelesenen Seiten geweckt. Dann springt die Handlung drei Monate zurück und man erfährt nach und nach, was vor diesem verhängnisvollen Prolog geschehen ist. Genau dann, als ich dachte, zu wissen, wer das Böse in der luxuriösen Villa verkörpert, hat die Autorin durch eine clevere Wendung in der Geschichte das bisher Gelesene in einem völlig neuen Licht dastehen lassen. Sehr durchdacht, überraschend und genial ist der Plot!

Millie Calloway ist eine junge Frau mit einer Vorgeschichte, die ich hier bedauerlicherweise nicht verraten darf. Millie ist gewohnt sich durch das Leben zu boxen und sie lässt sich erstmal von der tyrannischen Nina Winchester nicht unterkriegen. Hier prallen zwei Figuren aus zwei unterschiedlichen Welten aufeinander, die ich beide über lange Zeit nicht einschätzen konnte.
Nina, die sich durch die Ankunft der jungen Haushälterin bedroht fühlt (obwohl sie diese ja selbst eingestellt hat) und eifersüchtig über ihren attraktiven Mann Andrew wacht, zeigt Anzeichen einer psychischen Störung. Auch da muss ich Freida McFadden gratulieren, wie sie auch hier im Nachhinein und nach der Auflösung eine schlüssige Auflösung meiner Einschätzung Ninas hinterlassen hat.
Spürbar lauert das Böse immer hinter der nächsten Seite und ich wusste nicht, wer dieses Böse verkörpert. Diese Ungewissheit und das Wissen aus dem Prolog hat mich durch das Buch getrieben und war sehr fesselnd.

Ein wahrer Pageturner!

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Lieblingsbuch!

Zeilen ans Meer
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Als 18-Jährige verbringt Lena ein wunderbares Jahr in Perth, Australien. Dort wirft sie vor ihrer Abreise nach Deutschland eine Flaschenpost ins Meer, die 15 Jahre später vom Surfer Sam gefunden wird.

Er ...

Als 18-Jährige verbringt Lena ein wunderbares Jahr in Perth, Australien. Dort wirft sie vor ihrer Abreise nach Deutschland eine Flaschenpost ins Meer, die 15 Jahre später vom Surfer Sam gefunden wird.

Er kontaktiert Lena, die in München lebt und es entwickelt sich ein reger Briefwechsel. Aus der Brieffreundschaft wird Freundschaft und es entwickelt sich eine grosse Verbundenheit zwischen Lena und Sam.

Beide zögern jedoch dem anderen die Gefühle einzugestehen, denn schliesslich leben sie auf zwei verschiedenen Kontinenten.




"Zeilen ans Meer" hat mich komplett verzaubert, obwohl ich zuerst skeptisch war. Ein ganzes Buch lang in Briefform? Wird das nicht langweilig und wird da nicht nur über Gefühle gesprochen und die Handlung kommt zu kurz? Meine Skepsis hat sich in Luft aufgelöst und ich bin begeistert.

Tatsächlich wird die ganze Geschichte nur in Briefform bestritten. Sam schreibt Lena und Lena schreibt Sam. Erst ganz altmodisch Briefe, später kommen Mails dazu. Als Leser ist man hautnah dabei, wenn aus einem höflichen "Hallo, ich habe Ihre Flaschenpost gefunden" Sympathie, Freundschaft und später Liebe wird. Die Autorin beschreibt diese Entwicklung genau im richtigen Tempo, dass man diese als Leser nachvollziehen kann. Ich hatte jedoch nie das Gefühl, es werde forciert. Ich konnte regelrecht spüren, wie die Sehnsucht die beiden am Wickel hat. Ich habe mitgefiebert mit Lena, als Sam über Wochen keinen Mucks von sich gibt. Als Leser kann man nämlich anhand der Daten auf den Briefen wunderbar verfolgen, wie die Zeit vergeht. Die beiden schreiben sich von Mai 2015 bis August 2018, also über drei Jahre.

Die Autorin hat es geschafft, in mir Emotionen zu wecken und ich habe mich ertappt an Sam und Lena zu denken, auch wenn ich das Buch nicht in der Hand hatte. Ein Zeichen dafür, dass mich die Geschichte um die beiden, die in zwei völlig verschiedenen Welten leben, abgeholt hat.

Für mich ist dieses Buch eines der schönsten und romantischsten Bücher in diesem Genre. Dieses berührende und romantische Liebesgeschichte hat einen Platz in meinem Herzen erobert.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

WoW!

Die Schwester
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Eine Fachtagung für Onkologie ist am Wochenende für Lisa Bader Menzel geplant, als die junge Aerztin spurlos verschwindet. Ihre Schwester Mara passt an dem Wochenende auf die beiden Kinder von Lisa und ...

Eine Fachtagung für Onkologie ist am Wochenende für Lisa Bader Menzel geplant, als die junge Aerztin spurlos verschwindet. Ihre Schwester Mara passt an dem Wochenende auf die beiden Kinder von Lisa und Tim auf, da Tim auf einem Junggesellenabschied ist. Sonntagabend kommt Lisa nicht wie geplant zurück von der Tagung und die Familie macht sich grosse Sorgen.

Erst will die Polizei nicht ermitteln, denn schliesslich ist Lisa erwachsen. Ihre Familie lässt jedoch nicht locker und organisiert eine private Suche. Ist Lisa untergetaucht, obwohl sie in einer harmonischen Ehe gelebt hat. Oder wurde die junge Aerztin Opfer einer Gewalttat?


Petra Johann ist mit "Die Schwester" ein spannender und unter die Haut gehender Kriminalroman gelungen. Die Mischung aus Familiendrama und Thrillerelementen gefiel mir unheimlich gut und ich habe mitgefiebert. Bis fast ganz am Schluss der Geschichte steht die Frage nach dem Verbleib von Lisa im Raum. Lisa wird in den Erzählungen ihrer Schwester Mara und ihres Mannes Tim als beruflich engagiert, gefordert und glücklich in ihrem Leben beschrieben. Doch nach und nach treten Ungereimtheiten ans Tageslicht und man blickt als Leser hinter die Fassade, die Lisa errichtet hat. Der Grund für diese Fassade ist absolut beängstigend und hat mich sehr beschäftigt. Denn was da geschieht bei Lisa, wünscht man niemandem.

Meiner Meinung nach ist Kriminalroman die falsche Bezeichnung für den Inhalt dieses Buches. Psychothriller trifft es eher.

Die Autorin hat so viele überraschende Wendungen eingebaut, dass es trotz etliches an "Familienleben" nie langweilig wird. Dazu trägt sicher auch die Figur Mara bei, die ich erfrischend unkonventionell fand. Mara mischt die Geschichte mit ihrem Privatleben, das Verwicklungen mit einem ermittelnden Beamten zeigt, auf. Die Geschichte, das Verschwinden von Lisa, die Suche und schlussendlich die Ermittlungen werden chronologisch und mit regelmässig, jedoch dosiert eingesetzten Perspektivwechseln beschrieben. Dabei wird klar, wie verschieden die Schwestern sind und wie komplett unterschiedlich ihre Lebenseinstellung. Trotz Unterschiedlichkeit spürt man jedoch die Verbundenheit der Schwestern und die Verzweiflung, die Mara verbissen nach ihrer älteren Schwester suchen lässt. Ein absolutes WoW Erlebnis bescherte mir der Schluss des Buches und die Auflösung, was mit Lisa geschehen ist. Damit wird "Die Schwester" für mich zu einem dieser Bücher, die nachklingen werden!

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Nicht nur rosarot!

Sylt oder Süßes
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Als Direktorin eines Luxushotels ist Doreen Grünig sich gewohnt, hart zu arbeiten und entzückt, als ihr Chef ihr eine berufliche Veränderung ankündigt. Ihr neues Wirkungsgebiet ist jedoch weniger mondän ...

Als Direktorin eines Luxushotels ist Doreen Grünig sich gewohnt, hart zu arbeiten und entzückt, als ihr Chef ihr eine berufliche Veränderung ankündigt. Ihr neues Wirkungsgebiet ist jedoch weniger mondän als erhofft. Sie soll auf Sylt, in Hörnum, den Campingplatz Seemöwe in ein Luxus - Clamping - Resort umgestalten.

Damit die alteingesessenen Camper nicht gleich Sturm laufen, checkt sie mit einem geliehenen Bulli beim Campingplatz ein. Die Idee ist schwieriger umzusetzen als gedacht, denn die Zeit auf dem Campingplatz verändert Doreens Leben.


Schon im ersten Satz der Geschichte wird Doreens Charakter und Haltung klar. Sie ist zwanghaft organisiert, hat das Zepter über ihre Gesundheit und ihr Gewicht fest in der Hand und ihr Sportprogramm wird eisern durchgeführt. Dabei vergisst sie das Leben zu geniessen und auch mal spontan zu sein. Genau das lernt sie auf dem Campingplatz, der schon einmal bessere Zeiten gesehen hat. Doreen macht eine enorme Entwicklung durch und beginnt ihr Leben zu geniessen. Langsam aber sicher lässt sie sich ein auf das urbane Leben auf dem Campingplatz und die Freundschaft mit den Mitcampern.

Die Botschaft, das Leben zu geniessen, zieht sich durch das Buch und ich empfand Doreen zu Beginn und Doreen am Schluss, sowie ihre Entwicklung als überzeugend. Gefallen hat mir, dass die Erklärung, weshalb sie so zwanghaft, organisiert und asketisch lebt, mitgeliefert wird. Wie so oft ist die Wurzel ihres Verhaltens in der Kindheit zu suchen. Auffallend empfand ich, dass Claudia Thesenfitz nicht zum ersten Mal in einem Buch, das ich von ihr lese, eine Figur mit einem hohen Empfinden gegenüber ihrem Gewicht beschreibt. Dieses Mal jedoch nicht mit Gewichtsproblemen, sondern mit einer hart erarbeiteten Topfigur.

Das Leben auf dem Campingplatz wird humorvoll, aber auch authentisch dargestellt. Ich war auch schon Campen und genauso wie in "Sylt oder Süsses" läuft das auf vielen Plätzen ab. Natürlich ist nicht jeder Platz so idyllisch und auf Sylt gelegen. Auf dem Campingplatz Seemöwe würde ich sofort Ferien machen.

Es wird jedoch nicht nur rosarot über Sylt berichtet. Die Insel ist mit ihren Gezeiten, aber auch mit ihren Problemen, wie die herrschende Wohnungsnot für die arbeitende Bevölkerung, sehr gut in die Geschichte eingewoben. Der Fachkräftemangel vor allem in Restaurants und ein Einblick in die ökologische und soziale Problematik der Insel runden die kritische Seite der Story ab.

Der Untertitel "Ein Wohlfühlroman" auf dem Cover verspricht nicht zu viel. Ich konnte durch den tollen Schreibstil der Autorin komplett abtauchen in die Geschichte und Sylt. Es gibt wie immer in den Büchern der Autorin keine Perspektiv - oder Zeitwechsel. Die Story verläuft chronologisch und gradlinig. Dadurch liest sich diese relativ schnell und sehr flüssig. Nachdem mir das letzte Buch der Autorin weniger gefallen hat, vergebe ich für "Sylt und Süsses" die volle Anzahl Punkte. Die Seiten flogen nur so durch meine Finger und ich hatte das Buch in wenigen Stunden ausgelesen.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Lebe deinen Traum!

Träume aus Eis
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Ein Traum wird wahr für Erna und Josef Pankofer! Sie eröffnen an bester Lage in München eine Eisdiele. In der Kaufingerstrasse, im Hinterzimmer ihres Geschäfts, produzieren sie auch eigenhändig ihr Eis.

Hier ...

Ein Traum wird wahr für Erna und Josef Pankofer! Sie eröffnen an bester Lage in München eine Eisdiele. In der Kaufingerstrasse, im Hinterzimmer ihres Geschäfts, produzieren sie auch eigenhändig ihr Eis.

Hier tüftelt Josef auch an einer neuen Form der süssen Köstlichkeit: Eis am Stiel.

Familie Pankofer hofft, damit ihren grössten Konkurrenten auszustechen. Tochter Frieda verliebt sich ausgerechnet in Erich, dessen Vater das nahe, viel grössere und modernere Eiscafé führt. Gelingt Josef und Erna die Produktion des neuartigen "Steckerl - Eis"?




Die Geschichte handelt um 1929 und ist nicht nur von der damaligen Zeit, sondern auch von dem Willen, sich eine Existenz aufzubauen, geprägt. Man liest von Tanzcafés, Mädchen werden Backfische genannt und bleiben bis zur Heirat, die möglichst über dem Stand sein soll, bei ihren Eltern wohnen.

Josef Pankofer, der sich gegen seine Eltern gestellt hat, versucht seinen Traum zu verwirklichen. Innovativ tüftelt er an den verschiedensten Aromen der süssen Köstlichkeit und gibt sich nicht mit den üblichen Geschmacksrichtungen Vanille, Erdbeere und Schokolade zufrieden. Bis die Idee vom Eis am Stiel geboren wird, muss er einige Rückschläge einstecken.

Sehr fesselnd wird beschrieben, wie die Familie, knapp über dem Existenzminimum, in eher ärmlichen Verhältnissen lebt. Erna ist die starke Frau im Hintergrund und sie hat mich sehr fasziniert. Sie unterstützt ihren Mann und ihre Töchter, arbeitet hart und verliert trotzdem nie ihr abgeklärtes Naturell. Tochter Frieda, die sich Hals über Kopf verliebt, sorgt für die amouröse Seite der Geschichte. Nesthäkchen Lotte für die dramatische!

Die Autorin eröffnet uns Lesern die Welt der hart arbeitenden Familie in den 20er Jahren. Nicht nur die Weltwirtschaftskrise und der Bankencrash sind ein zentrales Thema, sondern auch der Kampf einer Familie um ihr Geschäft und ihre Geschäftsidee. Entbehrungen, Enttäuschungen, Todesfälle, Krisen, jedoch auch Liebe, Verbundenheit, Freundschaft und die Sorge umeinander... hautnah ist man als Leser dabei, wenn die Familie Pankofer versucht ihren Traum zu leben.

Normalerweise mag ich keine Dialekte in Büchern. Der bayrische Dialekt von der Küchenmamsell Fanny fand ich jedoch sehr charmant und passend in dieser Geschichte. Der Schreibstil ist authentisch und liest sich gut. Die Autorin hat wahre Begebenheiten geschickt in diesen Roman geflochten. Etwas, was mir grundsätzlich immer gut gefällt.

Das JOPA Eis am Stiel, das der Protagonist in diesem Roman erfindet und herstellt, wurde tatsächlich so vom deutschen Pionier Josef Pankofer bei der Erzeugung von industriell gefertigtem Speiseeis erfunden. Ich habe per Google viele Parallelen zwischen tatsächlich so Gewesenem und dem fiktionalen Roman gefunden.

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