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Veröffentlicht am 20.04.2023

Chronik eines angekündigten Todes

Stille blutet
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Wenige Worte machen die aufstrebende Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just über Nacht berühmt: Vor laufender Kamera kündigt sie ihre Ermordung an – zwei Stunden später ist sie tot! Ebenso ergeht es ...

Wenige Worte machen die aufstrebende Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just über Nacht berühmt: Vor laufender Kamera kündigt sie ihre Ermordung an – zwei Stunden später ist sie tot! Ebenso ergeht es dem Blogger Gunther Marzik nach einer ganz ähnlich lautenden Ankündigung. Während die österreichische Medienwelt kopfsteht, trendet der Hashtag #inkürzetot, Nachahmer-Beiträge und Memes fluten das Netz. Wie soll die junge Ermittlerin Fina Plank im fünfköpfigen Team der Wiener »Mordgruppe« zwischen einer echten Spur, einem schlechten Scherz oder schlichtem Fake unterscheiden? Schließlich rückt Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins Zentrum von Finas Ermittlungen, ein aalglatter Werbefachmann und Weiberheld, der verzweifelt seine Unschuld beteuert. Während sich die Schlinge um Tibors Hals langsam zuzieht, beobachtet von allen unbemerkt ein weiterer Spieler mit Interesse das Geschehen – und bereitet einen raffinierten Schachzug vor...

Fina Plank hat es nicht leicht als Neue im Team. Besonders ihr Kollege Oliver nimmt sie nicht ernst. Kaum Erfahrung, eine Frau und dann auch noch mit diesem Vornamen: Serafina. Unter einem Engel stellt er sich etwas Anderes vor. Aber Fina will nicht aufgeben und zeigen, was in ihr steckt.
Die Morde deuten ziemlich eindeutig auf Tibor Glaser als Täter hin, aber Fina ist skeptisch. Was ist sein Motiv? Ihr Bauchgefühl rät ihr zu weiteren Untersuchungen, auch ohne Unterstützung des Kollegen.

Die Geschichte wird überwiegend aus zwei Perspektiven erzählt. Da ist einmal die Ermittlerseite, in erster Linie aus Finas Sicht. Dann gibt es den Hauptverdächtigen, Tibor, dem die Autorin auch viel Raum gibt und der sich das Hirn zermartert, warum ihm jemand so etwas antut. Wer will ihm so sehr schaden, sein Leben ruinieren, in dem er ihm mehrere Morde anhängt? Die Verzweiflung, die mit jedem Tag mehr wächst, ist wirklich gut beschrieben und fast greifbar. Und es wird sehr deutlich, welche Macht das Internet heute hat und welchen Einfluss die Medien.

Und dann gibt es da noch eine mysteriöse Stimme aus dem "Off", ein geheimnisvoller Erzähler, der geschickt an Fäden zieht, die nur der Leser sieht. Diese Person soll wohl auch in weiteren Teilen eine Rolle spielen.

Insgesamt hat mich der Thriller gut unterhalten. Die Idee, dass die Opfer ihren eigenen Tod ankündigen, ist sicher nicht neu, hier aber interessant umgesetzt. Die Autorin beschreibt lebendig und farbig den "Spielort" Wien, anschaulich auch für Ortsunkundige. Spannung ist durchweg vorhanden, es gibt immer wieder interessante Wendungen.
Einzig die Auflösung des Falls finde ich ein bisschen zu konstruiert, aber das ist meine Meinung.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Unterhaltsamer Thriller

Letzte Worte
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Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht - und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an ...

Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht - und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an die Zellenwand: "Ich war's nicht." Als Sara Linton davon erfährt, ist sie außer sich. Die Polizistin Lena Adams muss den Jungen zu einem falschen Geständnis und in den Selbstmord getrieben haben. Sara will sie ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um Hilfe.

Eigentlich will Sara Linton nur ihre Familie zu Thanksgiving besuchen. Seit dem Tod ihres Mannes, Polizeichef Jeffrey Tolliver, hat sie der Stadt den Rücken gekehrt. Auch nach vier Jahren ist sie überzeugt, ohne Lena Adams würde ihr Mann noch leben und sie kann ihr das nicht verzeihen.
Mittlerweile arbeitet Sara als Ärztin in einer Klinik in Atlanta und hat dort vor einiger Zeit Will Trent kennengelernt. Da ihr klar ist, dass den Fall des toten Jungen eine neutrale Behörde untersuchen muss, bittet sie das GBI um Hilfe. Eigentlich hätte Will Urlaub und ist schon deswegen anfangs nicht so wirklich begeistert, dass ausgerechnet er geschickt wird. Aber nach und nach wird klar, dass mehr hinter dem Fall steckt, als es scheint.

Ich kannte bisher von Karin Slaughter nur ihr erstes Buch der Sara Linton-Reihe, "Belladonna". Es hat mir damals zwar gut gefallen, aber ich habe die Reihe danach nicht weiterverfolgt. Will Trent ist die Hauptfigur ihrer anderen Reihe und irgendwann hat sie beide Figuren zusammengeführt und gemeinsame Fälle bearbeiten lassen. "Letzte Worte" ist der zweite Band dieser Zusammenführung.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, aus Saras Sicht, aus Wills und aus Lenas. So erhält man einen größeren Überblick über den Fall und kann gewisse Dinge gut nachvollziehen.
Der Anfang war ein bisschen zäh, aber mit der Zeit nimmt das Ganze Fahrt auf und die Spannung baut sich auf.

Interessant fand ich die Auflösung und Hintergründe des Falls. Auch die Erklärungen zu Medikamentenversuchen und die Machenschaften der Pharmaindustrie fand ich sehr lehrreich und aufgrund der letzten drei Jahre auch leider sehr realistisch. Das war der Autorin damals natürlich noch nicht bewusst, denn geschrieben hat sie das Buch bereits 2010.

Sara kannte ich wie gesagt bereits aus "Belladonna", Will ist mir hier zum ersten Mal begegnet. Ich bin mir nicht sicher, ob Menschen mit einer Schreib- und Leseschwäche wirklich eine Chance hätten, bei der Polizei oder ähnlichen Behörden angenommen zu werden. Auf jeden Fall meistert Will seinen beruflichen Alltag trotz dieses Handicaps sehr gut, was ihn sympathisch macht.
Und der Charakter Lena Adams zeigt, dass es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, sondern auch viele Grauzonen und mehrere Seiten einer Geschichte.

Fazit: Ein unterhaltsamer Thriller mit ein paar Längen, der aber nach etwa einem Drittel spannend wird.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Historischer Krimi aus Wien

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, ...

1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, als er Besuch vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt bekommt. Herzfeldt braucht einen Todes-Experten: Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Der Totengräber hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Er weiß, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien ein abergläubischer Serientäter um? Der Inspektor und der Totengräber beginnen gemeinsam zu ermitteln und müssen feststellen, dass sich hinter den Pforten dieser glamourösen Weltstadt tiefe Abgründe auftun …

Mit "Das Buch des Totengräbers" ist Oliver Pötzsch ein spannender und atmosphärischer historischer Krimi gelungen. Gleich zu Beginn taucht man in die Geschichte ein und begleitet Herzfeldt und Rothmayer bis zum Schluss durch Wien kurz vor der Jahrhundertwende. Es sind Zeiten des Aufbruchs, die Technik macht Fortschritte. Auch die Technik in der Kriminalistik, was altgediente Polizisten allerdings eher misstrauisch macht. Leo war in Graz Untersuchungsrichter und sein Mentor ist Hans Gross, Autor des "Handbuchs für Untersuchungsrichter". Dieser geht ganz neue Wege in Bezug auf technische Hilfsmittel, Beweismittelsicherung und Tatortfotografie. Im Nachwort des Autors steht, dass z. B. das FBI heute immer noch auf Gross' Erkenntnisse zurückgreift.

Es war interessant, mal einen historischen Roman mit dem Setting in Wien zu lesen. Ich war zwar noch nie dort, aber durch die lebendige Erzählweise des Autors sah ich die Stadt genau vor mir. Auch der Zentralfriedhof wird sehr anschaulich beschrieben.

Der Fall und die Auflösung sind sicher nicht neu und wer viele Krimis liest, kennt so etwas in der einen oder anderen Weise. Aber durch die interessanten Figuren wie z. B. den schrulligen Totengräber Augustin passt das Gesamtbild und ich habe mich während des gesamten Buches gut unterhalten gefühlt. Und ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Winter auf Norderney

Friesenherzen und Winterzauber
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Ellen Carstens wollte eigentlich ihre Beziehung mit Laurits auf eine "nächste Stufe" bringen, aber bei einem Essen kurz vor Weihnachten sagt er ihr, dass Zusammenziehen nicht sein Ding ist. Da kommt der ...

Ellen Carstens wollte eigentlich ihre Beziehung mit Laurits auf eine "nächste Stufe" bringen, aber bei einem Essen kurz vor Weihnachten sagt er ihr, dass Zusammenziehen nicht sein Ding ist. Da kommt der Anruf von Ellens Mutter gerade richtig. Sie ist zur Kur in St. Peter-Ording und vermisst einen Pullover. Anstatt diesen mit der Post zu schicken, bringt Ellen ihn persönlich an die Nordsee und gönnt sich eine Auszeit. Die Krimi-Autorin braucht außerdem dringend eine Inspiration, denn ihr Verlag möchte gerne, dass sie zur Abwechslung mal einen Liebesroman schreibt. In St. Peter Ording ist sie sofort verzaubert von der winterlichen Landschaft, den vereisten Salzwiesen und dem endlosen Strand. Im Teeladen von Martina findet sie nicht nur ein gemütliches Gästezimmer, sondern mit der Ladenbesitzerin auch eine neue Freundin samt Familie. Aber findet sie an der eisigen Nordsee auch eine Inspiration für ihren Roman? Als sie am Böhler Leuchtturm einen alten Briefkasten entdeckt, vertraut sie ihm in einem Brief ihre Gefühle an und obwohl sie niemals damit gerechnet hätte, findet sie dort am nächsten Tag eine Antwort. Wer ist der geheimnisvolle "Leuchturmwärter"? Vielleicht der Buchhändler Ayk? Und dann ist da auch noch Martinas Bruder, der vor ein paar Jahren einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat.

Seit ein paar Jahren lese ich gerne die Winterromane von Tanja Janz. Obwohl ich noch nie dort war, ist mir St. Peter-Ording alleine durch die anschaulichen und wunderschönen Beschreibungen schon sehr vertraut. Man merkt der Autorin an, dass sie diesen Küstenort liebt und das spiegelt sich auch in den Figuren wider.
Die Menschen, die dort leben, lieben ihre Heimat und sind tief mit ihr verbunden.

Die winterliche und vorweihnachtliche Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Martinas gemütlichen Teeladen würde ich gerne besuchen und mich von ihr beraten lassen. Und natürlich Ayks Buchladen. Der spielt übrigens in einem späteren Roman der Autorin noch mal eine größere Rolle und zwar in "Wintermeer und Dünenzauber". So eine Verknüpfung von Figuren aus anderen Büchern mag ich auch. Das ist, als würde man alte Bekannte wiedertreffen.

Fazit: Eine Wohlfühlgeschichte für die Adventszeit, perfekt zur Einstimmung auf Weihnachten.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Tee und Scones in Südengland

Der Duft von Tee und Winter
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Zufällig stößt Laura auf ein wunderschönes altes Buch über die Welt des indischen Tees. Darin entdeckt sie das Sepia-Foto eines jungen Mannes – und den Namen der ehemaligen Besitzerin des Buchs, Agatha ...

Zufällig stößt Laura auf ein wunderschönes altes Buch über die Welt des indischen Tees. Darin entdeckt sie das Sepia-Foto eines jungen Mannes – und den Namen der ehemaligen Besitzerin des Buchs, Agatha Sperlich. Die alte Dame reagiert abweisend, als Laura ihr das Foto zurückzubringen will. Doch dann beginnt Agatha zu erzählen: von ihrer Kindheit in England und Jeevan, ihrer großen Liebe, mit der sie nicht zusammen sein durfte. Auf der Suche nach Jeevan reist Laura schließlich nach Kent. Umgeben von der winterlichen Landschaft und den britischen Teegenüssen deckt sie mithilfe von Jeevans Großneffen Joshua ein lang gehütetes Familiengeheimnis auf. Doch kann es eine Zukunft für zwei Menschen geben, deren Schicksale so verschieden sind? Während sich Laura diese Frage stellt, wird ihr bewusst, dass sie dabei auch an Joshua denken muss …

Allein das Cover und der Titel versprechen für mich eine wunderschöne, winterliche Geschichte. Auch der Klappentext legt das nah.
Allerdings ist das nur teilweise der Fall. Ja, die Geschichte spielt kurz vor und an Weihnachten und ja es wird auch die englische Landschaft erwähnt und auch Tee spielt eine Rolle. Aber ich muss sagen, ich hatte etwas Anderes erwartet. Mehr Winter, mehr Weihnachten, einfach ein Buch, das man am besten in dieser Zeit liest.

Was aber nicht heißt, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat. Ich mag ja Bücher, die auf zwei oder mehreren Zeitebenen spielen und wo es um Familiengeheimnisse in der Vergangenheit geht. In der Vergangenheit wird die Geschichte von Agatha und Jeevan in den Vierziger und den Fünfziger Jahren erzählt. Wie die beiden sich trafen, dass sie eigentlich Seelenverwandte waren, aber aufgrund der damaligen Umstände nie zusammen sein durften und was für Konsequenzen daraus entstanden sind.

In der Gegenwart geht es um Laura, die bisher immer eine ganz klar geplante Zukunft vor sich hatte, nun aber ins Grübeln kommt, ob das alles überhaupt noch das Richtige für sie ist. Laura trifft auf die ältere Agatha, die ihr irgendwann rät, nicht den gleichen Fehler zu machen wie sie und dass sie nicht ein Leben leben soll, das nicht ihres ist. Nach und nach wird klar, warum Agatha heute so abweisend ist und sich einen Schutzpanzer zugelegt hat.
Auch die weiteren Charaktere, wie Joshua, seine Familie und Lauras Freundinnen sind sehr facettenreich beschrieben und alle haben eine Geschichte, niemand bleibt farblos oder eine Randfigur.
Bis auf den englischen Winter, was ich leider ein wenig schade finde, da ich das Buch mit anderen Erwartungen gelesen habe. Aber das ist wohl mein eigenes Problem.

Aber die schönen Rezepte am Ende trösten ein wenig und das Short Bread habe ich tatsächlich schon ausprobiert. Lecker!

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