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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2023

Sperrig und eigen

Goldschakal
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Arun, Aseem und Virendra haben es geschafft, die drei jungen Männer dürfen am Indian Institut of Technology studieren und haben damit die Chance, ihrem Leben der niedrigen Kasten zu entkommen. Als Aruns ...

Arun, Aseem und Virendra haben es geschafft, die drei jungen Männer dürfen am Indian Institut of Technology studieren und haben damit die Chance, ihrem Leben der niedrigen Kasten zu entkommen. Als Aruns Mutter von ihrem Mann verlassen wird, zieht Arun mit ihr in ein kleines Dorf im Himalaya, während seine Freunde ihr Leben in vollen Zügen genießen. Bis eine schreckliche Gewalttat dazu führt, dass sich Arun seiner Identität stellen muss.

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, da ich die indische Kultur faszinierend finde und gerne etwas mehr über das Leben dort, besonders das für mich völlig unübersichtliche Kastensystem, erfahren hätte. Der Ich-Erzähler Arun hat es diesbezüglich aber leider nicht geschafft, mich zu fesseln, geschweige denn, überhaupt für seine Erzählung zu begeistern. Abgesehen davon, dass es viele Wörter gab, die für mich keinen Sinn ergaben, weil ich nicht wusste, ob es Dinge oder umgangssprachliche Begriffe waren, gab es einfach zu wenige interessante Momente, die das Buch zu einem Genuss gemacht hätten. In Wellen kamen kurze Abschnitte, die mich hoffen ließen, der Knoten sei geplatzt und nun ginge es los, nur um wieder in Ausschweifungen zu enden, denen ich schlicht und ergreifend nicht folgen konnte. Ich fürchte, dass mir die Geschichte zu sachlich und eher für LeserInnen gedacht war, die mehr Vorwissen und Interesse haben, als dies bei mir der Fall war. Die goldene Mitte in der Bewertung ist damit nur gewählt, weil ich mir nicht anmaßen möchte, etwas zu bewerten, was für mich nicht verständlich war.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Mir persönlich zu konfus und überladen

Flüchtige Freunde
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Als die zweiundzwanzigjährige Charlotte an Halloween nach einer Party verschwindet, ist die Aufregung groß; von Entführung, Vergewaltigung und sogar Mord ist die Rede. Anfangs glaubt Leda, sie sei die ...

Als die zweiundzwanzigjährige Charlotte an Halloween nach einer Party verschwindet, ist die Aufregung groß; von Entführung, Vergewaltigung und sogar Mord ist die Rede. Anfangs glaubt Leda, sie sei die letzte Person, die Charlotte in dieser Nacht gesehen hat, aber sicher ist sie sich da nicht, zu verschwommen ist ihre Erinnerung, sie weiß selbst nicht, ob und was sie in dieser Nacht getan hat.

Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe vom Buch, allerdings eher einen Roman mit Spannungsmomenten und nicht ein Buch, in dem die Protagonistin über lange Strecken hinweg über ihr Leben nachdenkt, es seziert und daran scheitert. Daneben ist sie von der Suche nach Charlotte so eingenommen, dass es fast einer Manie gleicht, wenn man bedenkt, dass sie das Mädchen lediglich auf der besagten Party gesehen und kurz mit ihr gesprochen hat. Ich kann nicht sagen, worauf die Autorin hinauswollte; ging es um Familie, Freunde oder einfach nur um das Campusleben und die Auswirkungen davon auf die Studierenden? Ging es um eine Identitätskrise, das Fehlen einer solchen oder auch um etwas gänzlich anderes? Eine Bedrohung zieht sich durch das Buch, die aber nicht greifbar ist und die ich deswegen als unpassend wahrnehme. Es ist, als ob die Autorin selbst nicht wusste, worauf die Geschichte hinausläuft, als ob sie sich treiben ließe, um am Ende eine Auflösung zu konstruieren, die mich etwas ratlos zurücklässt. Vielleicht war es aber auch einfach nur nicht der richtige Zeitpunkt für mich und das Buch.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Sei (m)ein Star!

Idol in Flammen
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Die junge Schülerin Akari ist besessen von Masaki, der Mitglied in einer J-Pop Band ist, also einer japanischen Popmusik-Gruppe. Sie kauft alle CDs und DVDs der Band, die meisten doppelt und dreifach, ...

Die junge Schülerin Akari ist besessen von Masaki, der Mitglied in einer J-Pop Band ist, also einer japanischen Popmusik-Gruppe. Sie kauft alle CDs und DVDs der Band, die meisten doppelt und dreifach, führt einen Blog und spart alles, was sie in ihrem Nebenjob verdient, um Tickets für ein Konzert ihres Idols kaufen zu können. Als ein Skandal um Masaki die Nachrichten beherrscht, ist Akari entschlossen, alles zu tun, um noch ein besserer Fan zu sein.

Der Begriff J-Pop war mir bisher kaum geläufig, ich brachte diesen zwar mit Japan in Verbindung, aber was damit tatsächlich gemeint ist, war mir überhaupt nicht klar. Es wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen, sich vor dem Lesen dieses Buches darüber zu informieren, denn dann hätte sicherlich einiges mehr Sinn gemacht. Ich möchte also meinen Leseeindruck damit beginnen, dies interessierten LeserInnen nahezulegen, um diesen gesellschaftskritischen Roman rund um die Fankultur in Japan mehr verstehen und damit nachvollziehen zu können.

Im Nachhinein wird mir durch mein nachträglich angelerntes Wissen erst richtig bewusst, worauf die Autorin hinauswollte, wobei es schwierig für mich ist, dies wirklich zu verstehen, weil ich in jungen Jahren zwar ebenfalls ein Fan des ein oder anderen männlichen oder weiblichen Popstars gewesen bin, dies aber nie damit verbunden war, dass ich mich mit Fanartikeln dieser Person hätte eindecken wollen. Mir persönlich reichte da der lebensgroße Starschnitt oder ein Poster, um glücklich zu sein. Im Buch ist dies anders, das Verhalten von Akari fand ich befremdlich, um nicht zu sagen fanatisch, ihr Umfeld überfordert, die Marketingmaßnahmen, wenn es um Kinder und Jugendliche geht, überzogen und falsch. Anscheinend funktioniert diese Maschinerie hervorragend und die Schäden, die sie verursacht, sieht man erst, wenn es zu spät ist.

Dieser preisgekrönte Roman funktioniert wahrscheinlich besser in dem Land, in dem er spielt. Mir waren viele Andeutungen und Hinweise fremd, wodurch wahrscheinlich beim lesen einiges an Authentizität verloren ging. Dennoch hat mir das Buch gefallen, denn Japan fasziniert mich, seine Menschen und deren Kultur auch.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Gehen oder bleiben?

Das Liebespaar des Jahrhunderts
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Nachdem mich der erste Teil der autofiktionalen Trilogie von Julia Schoch vor kurzem begeistert hat, war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt und meine Erwartungen dementsprechend hoch. Diesmal ging es ...

Nachdem mich der erste Teil der autofiktionalen Trilogie von Julia Schoch vor kurzem begeistert hat, war ich auf die Fortsetzung sehr gespannt und meine Erwartungen dementsprechend hoch. Diesmal ging es um das Erlöschen der Liebe, um den Prozess, der dazu führt, die Gedanken und Erinnerungen, ein Resümee des Lebens. Dies ist in meinen Augen nur bedingt gelungen, denn trotz der Kürze des Buches war es für mich zu viel. Zu viel Bedauern, zu viel Wehleidigkeit, zu viel Kritik an sich selbst und dem Partner. Nun könnte das normal sein, wenn ein Kapitel nach dreißig Jahren zu Ende geht, aber ich hatte etwas anderes erwartet. Mir fehlte hier ein wenig der Kick, so richtig mitgerissen hat mich die Erzählung nicht.

Dies mag wahrscheinlich mit daran liegen, dass die Autorin versucht, allzu privates privat zu lassen, ich aber denke, dass ich dringend gerade das erfahren muss! So drehten wir uns also beide im Kreis und kamen uns nicht in die Quere, zusammengefunden haben wir so aber leider auch nicht. Schade, denn ich liebe den Schreibstil und schöne Sätze, die mich im ersten Band begeistert haben, findet man ebenfalls hier. Es war durchaus interessant, nicht dass wir uns falsch verstehen, aber für ein großartiges Leseerlebnis hat mir etwas gefehlt. So bleibt mir nur, auf den Abschlussband zu warten. Macht euch am besten selbst ein eigenes Bild.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Zu viel Drama, statt Thriller

Das Sanatorium
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Detective Inspector Elin Warner und ihr Lebensgefährte Will werden zur Verlobungsfeier von Elins Bruder Isaac in ein Luxushotel hoch in den Schweizer Bergen eingeladen. Das Fünf-Sterne-Hotel war früher ...

Detective Inspector Elin Warner und ihr Lebensgefährte Will werden zur Verlobungsfeier von Elins Bruder Isaac in ein Luxushotel hoch in den Schweizer Bergen eingeladen. Das Fünf-Sterne-Hotel war früher ein Sanatorium zur Behandlung von Tuberkulosepatienten und ein wenig von dem morbiden Charme ist auch nach dem Umbau übrig geblieben. Als Isaacs Verlobte Laure verschwindet, unternimmt Elin auf eigene Faust Ermittlungen, um sie wiederzufinden. Erschwert wird die Suche durch einen starken Schneesturm, der zu einem Lawinenabgang führt, was darin gipfelt, dass das Hotel evakuiert werden muss. Bevor der letzte Bus abfahren kann, gibt es einen erneuten Erdrutsch und die restlichen Gäste und Angestellten werden von der Außenwelt abgeschnitten. Als ein Mord geschieht, ist schnell klar, dass sich unter den eingeschlossenen Personen ein Mörder befindet.

Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits gab es viele Passagen, die interessant und durchaus spannend waren, andererseits gab es aber zu viele Kapitel, die so ausschweifend und ermüdend waren, dass ich mir eine rigorose Kürzung gewünscht hätte. Die Protagonistin Elin war hierbei ein Teil des Problems. Ihre Unsicherheit, ihre Rastlosigkeit und die Unfähigkeit, das eigene Potential anzuerkennen, sowie einige andere sprichwörtliche Baustellen ließen mich an vielen Stellen die Augen verdrehen. Es wurde immer wieder auf einigen Gegebenheiten rumgeritten, so dass ich es satthatte, auch nur eine weitere Seite zum Thema zu lesen. Dabei klang es toll; ein früheres Sanatorium, geheimnisvoll und mysteriös, eine verschwundene Person, ein Schneesturm, ein Mord und der Weg raus ist abgeschnitten. Hierzu noch so viele zusätzliche Komponenten einzubauen, wirkte konstruiert und überladen auf mich. Ich wollte zuletzt nur noch wissen, wie es ausgeht und bekam eine Lösung präsentiert, die mich zwar überraschte, aber auch enttäuschte. Damit habe ich nicht gerechnet und passend fand ich es persönlich ebenfalls nicht. Eine Andeutung zum Schluss lässt vermuten, dass dies noch lange nicht das Ende war. Es bleibt abzuwarten, was die Autorin sich für die Fortsetzung einfallen lässt.

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