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Veröffentlicht am 19.11.2023

Zeitloses Lesevergnügen

Der Weg nach Hause
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Sven Nordquist überrascht auch in dem neuen Buch „Der Weg nach Hause“ seine kleinen und großen Leser mit einer fantasievoll ausgestalteten Geschichte. Aus einer schlichten Idee - wie findet ein kleiner ...

Sven Nordquist überrascht auch in dem neuen Buch „Der Weg nach Hause“ seine kleinen und großen Leser mit einer fantasievoll ausgestalteten Geschichte. Aus einer schlichten Idee - wie findet ein kleiner Junge den Weg zurück zu seinem Zuhause? - macht Nordquist ein großes Vergnügen für alle Betrachter. Zahlreiche fantastische Geschöpfe bevölkern das großformatige Buch: winzige Leute und Tiere; Trolle; ein Riese, der Kathedralen aus Legosteinen baut; lebendige Spielzeuge. Viele von ihnen sind dem Kind behilflich, den Heimweg zu zeigen. Vor allem ein Rucksack, den ihm die kleinen Leute schenken, erweist sich als nützlich für die Reise.
Ganzseitige Bilder illustrieren die kurzen Textpassagen, farbenfroh und märchenhaft. Teilweise eingestreut sind auch kleinere, comicartige Bildsequenzen. Mit viel Liebe zum Detail stellt Nordquist ganz unterschiedliche Landschaften dar, von exotisch bis heimatlich - wie eine bunte Patchworkdecke.
Viele Nebenfiguren und –handlungen, die in den wunderschönen Illustrationen zu entdecken sind, laden zum längeren Betrachten ein und fordern geradezu zum Weitererzählen und Ausschmücken der Geschichte auf, so dass dieses Buch auch bei mehrmaliger Betrachtung nie langweilig wird. Das Thema und vor allem die fantasiereichen Bilder empfinde ich als „alterslos": es ist ein Buch, das auch Kinder viele Jahrzente später noch gerne in die Hand nehmen werden.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Mitreißend bis zum Schluss

Vom Himmel die Sterne
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„Vom Himmel die Sterne“ ist eines der Bücher, die man - einmal angefangen - nur schwer wieder zur Seite legen kann.
Walls siedelt ihren Roman in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. In ...

„Vom Himmel die Sterne“ ist eines der Bücher, die man - einmal angefangen - nur schwer wieder zur Seite legen kann.
Walls siedelt ihren Roman in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. In den Südstaaten der USA, im Bundesstaat Virginia, wächst Sallie Kincaid in einer Welt auf, in der nur die Männer das Sagen haben. Das Frauenwahlrecht ist zwar bereits durchgesetzt, aber ansonsten müssen Frauen noch hart kämpfen, wenn sie etwas erreichen wollen. So hat es auch die junge Sallie nicht leicht, sich einen Job zu erkämpfen, der nicht „ladylike" ist, obwohl sie als Tochter des Duke privilegiert ist. Doch die junge Frau - soeben aus dem Exil zurückgekehrt, in das ihr Vater sie lange Jahre verbannt hat - zeigt Willensstärke und Durchhaltevermögen; sie ist eine echte Kincaid, wie ihr Vater zugeben muss.
In einer packenden wechselvollen Familiengeschichte zeigt Jeannette Walls Sallies Entwicklung vom Kind und jungen Mädchen, das seinen Vater vergöttert, bis zur jungen Frau, die ihren eigenen Vorstellungen folgt und ihr eigener „Herr" bleiben will. Mit ihrem wunderbar leichten, mitreißenden Schreibstil lässt Walls uns in die Zeit der Prohibition eintauchen, in der Schwarzbrennen und Alkoholschmuggel an der Tagesordnung sind; in der Rassenvorurteile herrschen und Frauen meist vollkommen abhängig vom Ehemann sind. Sehr lebendig vermittelt sie die Atmosphäre jener Zeit, in der absolut nicht zimperlich mit den Menschen verfahren wird, wenn es um Geld und Einfluss geht.
Jeannette Walls ist wieder einmal ein Roman gelungen, der den Leser bis zum Schluss in Atem hält.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Zauberhaft

Vida und der Sommerzauber
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Kurzferien ganz allein beim Opa - das klingt für die Geschwister Vida und Karl nach einer spannenden Zeit, besonders, da Opa ihnen vorab ein Paket mit merkwürdigem Inhalt schickt. Wie erwartet gestaltet ...

Kurzferien ganz allein beim Opa - das klingt für die Geschwister Vida und Karl nach einer spannenden Zeit, besonders, da Opa ihnen vorab ein Paket mit merkwürdigem Inhalt schickt. Wie erwartet gestaltet sich der Miniurlaub aufregend und wird zu einem ganz besonderen Erlebnis für die Kinder…
Reuter, den ich bisher nur als Autor von Erwachsenenromanen kennengelernt habe, bedient sich in dieser bezaubernden Geschichte einer durchaus kindgerechten Sprache. In schlichtem, aber gehobenem Stil entwickelt er eine fantasievolle sommerliche Erzählung, in der alles möglich zu sein scheint. Mit viel Empathie und Humor schildert er, wie Karl und seine Schwester den überbordenden (Lügen-) Geschichten des Opas zwar skeptisch gegenüber stehen, sich aber aufgeschlossen zeigen für kleine Wunder und rätselhafte Ereignisse.
Zauberhafte farbige Illustrationen begleiten Reuters originelle Erzählung. Ursula Seebergs Bilder führen den kleinen Leser detailreich in Natur- und nordische Sagenwelt; sie zeigen Vidas und Karls heile Kinderwelt teils im großen, ganzseitigen Format, teilweise in liebevollen kleinen Abbildungen am Rande des Textes. Ihre Illustrationen sind mehr als Schmuck: sie ergänzen die Geschichte.
"Vida und der Sommerzauber" ist ein wirklich zauberhaftes Kinderbuch, in dem spürbar wird, wie sehr sich beide, Autor und Illustratorin, in die Kinderwelt hinein gedacht haben, Bilder und Text wirken als harmonische Einheit. Sehr lesenswert!


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Veröffentlicht am 25.04.2023

Leben

Das Café ohne Namen
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Endlich erfüllt sich Robert Simon einen Traum: in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert er ein heruntergekommenes Café am Karmelitermarkt in Wien. Bald wird das kleine Café zum beliebten Treffpunkt ...

Endlich erfüllt sich Robert Simon einen Traum: in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert er ein heruntergekommenes Café am Karmelitermarkt in Wien. Bald wird das kleine Café zum beliebten Treffpunkt ganz unterschiedlicher Menschen, darunter recht skurriler Charaktere.
So verschieden die Besucher sind, so bunt sind auch ihre Schicksale. Hier dient das kleine Marktcafé dem Autor als ideale Kulisse; denn neben dem Leben seiner Hauptfigur Simon ist es Seethaler wichtig, auch die Wege der Gäste zu schildern. Es sind die Freuden und Leiden der „kleinen Leute“, die ihn bewegen, die Lebenswege abseits des großen Weltgeschehens, die jedoch stets abhängig sind von den historischen Ereignissen. Seethaler, der selbst in einem Wiener Arbeiterviertel aufgewachsen ist, kennt die Sorgen und Nöte der Bewohner.
Er schreibt sachlich, unprätentiös und ohne große Emotionen, doch zwischen den Zeilen spürt der Leser deutlich die Empathie des Autors für seine Charaktere. Mit seiner bedächtigen Art und seinem unkompliziert fließenden Schreibstil, der nie oberflächlich wird, gelingt es ihm mühelos, den Leser teilhaben zu lassen am Alltag seiner Romanfiguren.
„Das Café ohne Namen“ ist ein wunderbares Buch, das ich allen Lesern wärmstens empfehle.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Löwe und Fuchs

Frankie
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Keine Schnörkel, kein Wort zuviel und dabei spannend: Michael Köhlmeier ist wahrhaft ein Meister in der Kunst, mit knappen Sätzen viel auszudrücken. So gelingt es ihm in seinem neuen Roman wieder einmal ...

Keine Schnörkel, kein Wort zuviel und dabei spannend: Michael Köhlmeier ist wahrhaft ein Meister in der Kunst, mit knappen Sätzen viel auszudrücken. So gelingt es ihm in seinem neuen Roman wieder einmal überzeugend, dem Leser die Entwicklung eines Teenagers sachlich und ohne eigene Wertung nahe zu bringen.
Die Geschichte: Kurz vor Franks vierzehntem Geburtstag wird sein Großvater aus dem Gefängnis entlassen. Er spürt die Angst seiner Mutter vor diesem Vater und möchte sich fernhalten von diesem rücksichtslosen und gewalttätigen Mann. Doch ebenso fühlt er sich angezogen von dessen Ausstrahlung und folgt ihm teils widerwillig, teils fasziniert…
Franks Hin- und Hergerissensein zwischen seinem bisherigen ruhigen Leben mit der Mutter und dem unsteten, gefahrvollen des alten Mannes erleben wir quasi aus erster Hand, aus Franks Sichtweise und seinen Gedanken, die seinem Alter etwas voraus sind. In seinem klaren, nüchternen Schreibstil schildert der Autor nur das Wesentliche und überlässt es dem Leser, ein Urteil zu fällen.
Er reißt die Fragen an, die sich Heranwachsende stellen, ihre Unsicherheit, verbunden mit dem Wunsch, den Erwachsenen ebenbürtig oder vielleicht gar überlegen zu sein. Das Sprichwort "Was der Löwe nicht kann, das kann der Fuchs" begleitet Frank und gewinnt gegen Ende des Romans immer mehr an Bedeutung. Wenn der Großvater ein Löwe ist, kann Frank vielleicht ein Fuchs sein?

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