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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Zwei Familien, zwei Lieben

Die Dame mit dem blauen Koffer
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In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und ...

In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und Justine, die mit ihrem Zwillingsbruder bei den mürrischen Großeltern aufgewachsen ist. Beide Charaktere lernen sich im Altenheim kennen und so erfährt der Lesende Stück für Stück die Geschichte ihrer Leben.

Während man bei Hélène (geboren 1917) bis zum zweiten Weltkrieg zurückgeht, um die Geschichte der großen Liebe, des Hasses und der Angst zu erfahren, reist man bei der 21jährigen Justine nicht so viele Jahre in die Vergangenheit. Beide Charaktere mussten Verluste erfahren. Sie wurden mit Geheimnissen und überraschenden Fakten konfrontiert, die die Sicht auf die bisherigen Begebenheiten verändern. Ganz langsam bringt die Autorin die Wahrheit hervor. Ich fand die Sprünge zwischen dem Hier und Jetzt und den Vergangenheiten von Hélène und Justine manchmal etwas zu abrupt. Es empfiehlt sich längere Passagen des Romans zu lesen, um gut in einen Lesefluss zu kommen.

Was ich an den französischen Romanen und Filmen mag, ist der leise und warmherzige Humor, die Liebe zum Detail ohne ins Kitschige zu verfallen und die Lust auf das Leben, egal, was passiert. Es wird immer wieder ein Ausweg, eine Zuflucht oder eine helfende Hand aufgezeigt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Eine lange und gute Geschichte

Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann
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Eine opulente Geschichte, die jetzt erst nach über 70 Jahren Verschluss ihre Veröffentlichung bekommt. Der Autor János Székely erzählt auf über 600 Seiten eine Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte ...

Eine opulente Geschichte, die jetzt erst nach über 70 Jahren Verschluss ihre Veröffentlichung bekommt. Der Autor János Székely erzählt auf über 600 Seiten eine Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Es gibt immer wieder Rückblicke in die Jahre 1514 und 1848. Sie erzählen stets von einem ungarischen Dorf, welches bereits seit Jahren von der Grafschaft unterdrückt und ausgebeutet wird. Jedoch wehren sich die Bauern kaum. Sie ertragen es, hungern und sterben in bitterer Armut. Aber es gibt auch immer wieder Männer und Frauen, die sich zur Wehr setzen und in der fortlaufenden Geschichte als Helden verehrt werden. Besonders Dani Kurucz taucht bei den Dorfbewohner:innen immer wieder in den Erinnerungen und Geschichten auf. Wird er auch 1944 wieder auftauchen und die Bauern beschützen?

János Székely hat bereits mit seinem Buch "Verlockung" gezeigt, was er für ein unglaublich guter Erzähler er ist. Er beschreibt die Charaktere und die Umgebung so detailliert und lebensnah, dass man sich schnell ein entsprechendes Bild erschaffen kann. Die Charaktere sind vielfältig und spiegeln die verschiedenen Gesellschaftsschichten Ungarns wider. Es gibt viele Charaktere, die man nur schwer ertragen kann und Charaktere, denen man gern folgt. Man lernt einiges über die politischen und gesellschaftlichen Konflikte, aber auch Traditionen von Ungarn.

János Székely hat dieses Buch nicht mehr veröffentlichen können. Es wurde erst jetzt entdeckt und von Ulrich Blumenbach übersetzt. Vielleicht hat man sich deshalb nicht an eine Kürzung des Textes gewagt, denn leider waren manche Szenen zu lang und ausschweifend. Andere Szenen wiederholten sich in den Jahren. Eine Straffung hätte der Geschichte gut getan. Ich kann jedoch auch verstehen, dass man posthum keine Kürzung vornehmen möchte bzw. kann.

Trotz mancher ausschweifenden Passagen ist es eine lesenswerte Geschichte, da János Székely ein phantastischer Erzähler ist, dessen Geschichten man gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 09.05.2023

Sparen auf japanisch

3000 Yen fürs Glück
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Was kann man mit Sparen erreichen und wofür sollte man sein Geld ausgeben? Welchen Einfluss hat Geld auf unser Leben und unseren Charakter?

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen ...

Was kann man mit Sparen erreichen und wofür sollte man sein Geld ausgeben? Welchen Einfluss hat Geld auf unser Leben und unseren Charakter?

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Familiengeschichte, die Einblicke in die japanische Kultur, der Blick auf die Traditionen und das Leben in Japan. Ich folgte gern den Charakteren bei ihrer Entwicklung. Die kulturellen Unterschiede, die man beim Lesen feststellte, waren spannend. Auch die ganzen Hintergrundinformationen zur Umgebung, zur Stadt und Japan selbst, waren schön beschrieben und interessant.

Auf der anderen Seite kam ich mir bei manchen Passagen wie bei einer Rentenberatung vor. Die Geschichte kippte von einem Roman in ein Sachbuch und nach dem Abschnitt wieder zurück. Die Ratschläge und die Berechnungen wirkten manchmal wie ein Fremdkörper in der Geschichte, was den Lesefluss etwas störte. Man wurde aus der Familie herausgerissen und in die Bankberatung hineingeworfen. Die Verbindung von beiden Seiten war leider nicht so gut gelungen. Die Tipps an sich, waren gut und nachvollziehbar.

Die Idee, ein Buch zum Thema Sparen und Altersvorsorge mit einer Familiengeschichte zu verbinden, ist gut, da es das Sparenthema greifbarer und verständlicher macht, aber leider war es nicht so gut umgesetzt worden.

Cheyenne Dreißigacker, die Übersetzerin, hat am Ende noch ein paar Worte zur Übersetzung hinzugefügt. Diese sollte man lesen, um bestimmte Verhaltensweisen besser zu verstehen. Auch das Glossar am Ende des Buches war hilfreich.

Veröffentlicht am 21.04.2023

Für Katzenfans

Auf Samtpfoten durch die Geschichte
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Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren ...

Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren von ihnen finden?

Zusammen mit der Katzendame Baba streift der Autor und der Lesende durch die (Welt-)Geschichte. Alles wird aus ihrer Sicht geschrieben, d.h. eine Katze erzählt die Geschichte. Für mich war das etwas befremdlich, da ich das Vermenschlichen von Tieren (außer in Kinderliteratur) nicht so mag. Auch fand ich leider keinen so richtigen Zugang zu den Bildern von Baba in historischen Kostümen, auch wenn sie sehr umfangreich und der Epoche entsprechend angepasst, gestaltet wurden. Am Ende des Buches beschreibt der Autor wie es zu den ganzen Kostümen und der Idee kam. Der Schreibstil war für mich schwierig. Die erzählende Katze konnte mich leider nicht einfangen. Da das Buch durchaus auch als Sachbuch angesehen werden kann, war für mich dieser Schreibstil nicht passend. Er kann aber durchaus Lesenden, die die "trockenen" Sachbücher nicht mögen, gefallen.

Die geschichtlichen Dokumente wie z.B. Zeitungsausschnitte, Poster, Texte und Kunstgegenstände, die zusätzlich hinzugefügt wurden, fand ich gut und interessant, da sie aufzeigen, welchen Einfluss die Katzen auf das Leben der Menschen hatten. Sie waren nicht nur für die Jagd gegen das Ungeziefer gut, sondern waren auch Vorbild für das Frauenbild (z.B. Kleopatra). Sie wurden geliebt, gefüttert und umsorgt. Jedoch nicht überall auf der Welt. In einigen Gebieten mussten sie sich ihren Platz erst erkämpfen und behaupten.

Der Lesende bekommt die (nicht allumfassende) Weltgeschichte aus Katzensicht präsentiert. Viele bekannte Namen von Herrscher:innen und Künstler:innen werden erwähnt und am Ende des Buches findet man noch Anregungen zu Büchern in denen die Katzen eine Rolle spielen.

Für Katzenliebhaber:innen ein schöner Schmöker mit vielen geschichtlichen Fakten. Wer weiß, ob nicht die eigene Katze schon mehr erlebt hat, als wir annehmen, denn die Katze hat bekanntermaßen sieben Leben.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Wohlfühlbuch

Madame Colette und das Talent zu leben
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Aurèlie Valognes hat ein typisches Wohlfühlbuch geschrieben. Mit einer Tasse Tee, einer Kuscheldecke und diesem Buch kann man wunderbar ein Wochenende auf der Couch verbringen.

Madame Colette ist eine ...

Aurèlie Valognes hat ein typisches Wohlfühlbuch geschrieben. Mit einer Tasse Tee, einer Kuscheldecke und diesem Buch kann man wunderbar ein Wochenende auf der Couch verbringen.

Madame Colette ist eine typisch französische Geschichte mit feinem, ironischen und scharfzüngigen Humor, einer guten Portion Gesellschaftskritik, einer Persönlichkeitsentwicklung und etwas Liebe als Kirsche obendrauf. Die Geschichte liest sich wie eine französische Komödie mit vielen tollen Charakteren, ein paar schrulligen Charaktereigenschaften und jede Menge Pariser Flair.

Das Zusammenspiel zwischen Rose und Colette ist herrlich. Sie wechseln immer wieder die Position. Für mich war Rose manchmal zu naiv, zu nachgiebig und gutmütig, aber sie entwickelte sich, dank Colette, in die richtige Richtung. Das Theater mit ihrem Sohn fand ich etwas überzogen (vor allem die Art des Sohnes). Leider überlagerten diese Passagen etwas die Hauptgeschichte von Rose und Colette. Durch die wenigen Seiten kratzt die Autorin gelegentlich nur an der Oberfläche und überlässt es dann den Lesenden, wie der Handlungsstrang ausgehen könnte.

Insgesamt hat mich die Geschichte trotzdem gut unterhalten und zum Schmunzeln gebracht. Manchmal braucht man auch nicht mehr.