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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2023

In zu großen Schuhen

Mein Leben in deinem
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Ein neues Buch von Jojo Moyes...endlich wieder! Obwohl ich die letzten Bücher der Autorin nicht gelesen habe, war ich schon gespannt auf ihren neuen Roman, dessen Klappentext mich neugierig gemacht hat.

Es ...

Ein neues Buch von Jojo Moyes...endlich wieder! Obwohl ich die letzten Bücher der Autorin nicht gelesen habe, war ich schon gespannt auf ihren neuen Roman, dessen Klappentext mich neugierig gemacht hat.

Es geht um zwei sehr unterschiedliche Frauen, die im Fitnesstudio ihre Sporttaschen verwechseln. Sam, die noch schnell den geschenkten Gutschein für eine Sporteinheit eingelöst hat, fühlt sich dort eigentlich etwas deplaziert. Sie hat noch einen wichtigen Termin und will auf jeden Fall pünktlich sein, denn seitdem sie einem neuen Chef unterstellt ist, hat sie Probleme im Job. Dieser mobbt sie, wo er nur kann. Dabei fällt ihr nicht auf, dass sie die falsche Tasche mitnimmt. Zuhause wartet ein depressiven Mann, der keinen Finger krümmt und eine typische Teenagertochter, die ihr ebenfalls das Leben schwer macht. Und dann gestaltet sich die Rückgabe der falschen Sporttasche schwieriger als gedacht. Während Sam mit ihren Problemen kämpft, hat die Eigentümerin der anderen Tasche ganz andere Probleme. Nishas Mann hat ihr die Bankkonten gesperrt, um mit seiner Geliebten ein neues Leben anzufangen.

Der Schreibstil ist wieder bildhaft und emotional. Jojo Moyes hat mir ihre Charaktere sehr schnell näher gebracht und ich bin auch direkt in die Geschichte eingetaucht. Es dauert allerdings sehr lange, bis sich die beiden Frauen wieder begegnen. Bis dahin erfährt man abwechselnd, was im Alltag von Sam und Nisha passierte.

Nisha kommt zwar aus ärmlichen Verhältnissen, hat es aber ganz nach oben geschafft. Sie führt an der Seite ihres Mannes ein Luxusleben, umgeben von Bodyguards und fühlt sich in der Scheinwelt der Reichen und Schönen wohl. Als sie entdeckt, dass ihre Louboutins und ihre Chanel-Jacke verschwunden sind und sie stattdessen ausgetretene Halbschuhe in ihrer Sporttasche findet, rastet sie aus. Sie denkt sofort an Diebstahl. Doch es kommt noch schlimmer! Als sie versucht ihren Mann zu erreichen, erkennt sie schnell, dass sie in große Schwierigkeiten steckt. Er hat ihr sämtliche Konten gesperrt und sie hat keinen Zugriff mehr auf ihre Kreditkarten und Dokumente. Nisha steht völlig mittellos da und kommt plötzlich (wieder) im realen Leben an. Sie war mir anfangs sehr unsympathisch. Was für eine oberflächliche und rücksichtlose Zicke! Erst im weiteren Verlauf der Geschichte dürfen wir hinter ihre Fassade blicken.

Mit Sam habe ich mitgelitten. Sie zerreißt sich förmlich zwischen Job, den Problemen zuhause und ihren Eltern, die von ihr verlangen 2x die Woche ihre Wohnung zu putzen, um Geld zu sparen! Außerdem kämpft ihre beste Freundin Andrea gegen den Krebs. Am liebsten hätte ich Sam gedrückt und ihre rücksichtslose Familie geschüttelt. Doch mit den High Heels an ihren Füßen fühlt sie sich plötzlich selbstbewusster und wie eine andere Frau.

Nach und nach nimmt die Handlung mehr Fahrt auf und vorallem die Nebencharaktere runden die Geschichte perfekt ab. Vorallem Jasmine und Andrea bringen mehr Pep in den Roman und ließen mich immer wieder schmunzeln. Sie sind sehr stark gezeichnete Figuren.

In "Mein Leben in deinem" geht es um den Zusammenhalt zwischen Frauen, aber auch um falsche Freundschaften, Mobbing im Job, Betrug und Verrat, sowie das Leben im Allgemeinen. Neben einigen lustigen Episoden gibt es auch viele traurige und emotionale Momente. Die Entwicklung der beiden Hauptfiguren ist gelungen, wenn auch etwas klischeehaft und konstruiert. Obwohl einiges unrealistisch wirkt, mochte ich die Geschichte trotzdem gerne und vorallem am Ende wird es noch einmal richtig spannend. Ich sag nur "Frauenpower"....


Fazit:
Die Geschichte lässt sich sehr gut lesen, jedoch ist sie etwas klischeehaft und manche Dinge sind reiflich überspitzt dargestellt. Die Charaktere entwickeln sich weiter und Jojo Moyes gelingt es trotz der genannten Kritikpunkte, dass man immer wieder gerne weiterliest und das Buch kaum aus der Hand legt.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Emotionaler Trilogieabschied

Der Winzerhof – Die goldenen Jahre
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Im dritten und letzten Teil rund um die Winzerfamilie Herzberg befinden wir uns im Jahre 1956. Die Sektkellerei hat in der letzten Zeit Gewinne erzielt und Henni und Georg überlegen zu exportieren.
Bille ...

Im dritten und letzten Teil rund um die Winzerfamilie Herzberg befinden wir uns im Jahre 1956. Die Sektkellerei hat in der letzten Zeit Gewinne erzielt und Henni und Georg überlegen zu exportieren.
Bille hat sich frisch verliebt und erwartet Zwillinge, Lisbeth hingegen sieht dem Ende ihrer Ehe entgegen und hat einfach auch weiterhin kein gutes Händchen mit den Männern und Henni findet wiederum kaum Zeit für ein Privatleben...
Doch auch diesmal schlägt das Schicksal zu. Nicht nur beruflich, sondern vorallem in der Familie geschehen tragische Ereignisse, die das Leben der Schwestern auf den Kopf stellt.

Es war schön wieder bei den Herzbergs vorbeizuschauen und die vertrauten Familienmitglieder anzutreffen. Der locker leichte Schreibstil von Linda Winterberg ließ mich wieder durch die Seiten fliegen. Obwohl es sich um eher leichte Literatur handelt, fesselt die Geschichte. Die Autorin bringt immer wieder unerwartete Wendungen und Dramatik in die Handlung, was den Spannungsbogen erhalten lässt. Die Figuren sind authentisch dargestellt. Nicht alle sind Sympathieträger.

Die Schauplätze rund um den Rheingau sind wieder sehr bildhaft und detailliert beschrieben, genauso wie die Arbeit in der Sektkellerei, die diesmal aber ein bisschen mehr in den Hintergrund tritt.
Wie auch schon in den vorangehenen beiden Teilen ist auch dieser dritte Teil emotional und dramatisch. Zu viel möchte ich nicht verraten, aber Linda Winterberg schreckt wirklich vor nichts zurück...

Fazit:
Schade, dass die Geschichte um die Herzberg Schwestern nun zu Ende ist. Der Finalband rundet diese Trilogie hervorragend ab und lässt mich auf eine sehr schöne Trilogie zurückblicken, die mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Wieder ein Pageturner

Amissa. Die Vermissten
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"Amissa - die Vermissten" ist der zweiten Band der Reihe von Frank Kodiak alias Andreas Winkelmann um die Privatdetektive Jan und Rica Katzius. Auch diesmal sind sie wieder dem Menschenhandel auf der Spur.
Jan ...

"Amissa - die Vermissten" ist der zweiten Band der Reihe von Frank Kodiak alias Andreas Winkelmann um die Privatdetektive Jan und Rica Katzius. Auch diesmal sind sie wieder dem Menschenhandel auf der Spur.
Jan erhält einen Tipp, dass man über "Missing Order" jede beliebige Personen einfach "bestellen" kann. Man muss nur die richtige Summe überweisen und schon hat man was man möchte. Nachdem sich Jan mit der Zeugin getroffen hat, die ihm diese unvorstellbare Nachricht übermittelt hat, wird diese getötet. Und als Jan nach Hause kommt, erlebt er die nächste böse Überraschung: Rica ist verschwunden.

Anfangs gibt es eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse aus Band 1. Danach wird man wieder von der ersten Seite an sofort in die Thrillerhandlung gezogen. Kodiak erzählt aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen. Vor allem Issy fand ich super interessant. Ihr Strang ist der neben Rica und Jan am meisten dominierende. Issy sucht nach ihrem verschwunden Bruder und lässt dabei nichts unversucht. Jan und Rica wenden auch diesmal einige Methoden an, die sich am Rande der Legalität befinden. Frank Kodiak hat hier ein wirklich sehr spezielles Ermittlerpaar erfunden.

Der Schreibstil ist temporeich und der Thriller wieder ein absoluter Pageturner. Durch die vielen Figuren, die wir neben Jan und Rica begleiten, wird die Geschichte ziemlich komplex. Erst nach und nach geben die einzelnen Puzzleteile ein Gesamtbild, um zum Ende hin wieder durch einige unerwartete Wendungen zu punkten. Man kann sich gar nicht vorstellen, wozu Menschen fähig sind! Dieser Teil ist auf jeden Fall nichts für schwache Nerven! Ich fand ihn sehr spannend, aber einige Szenen fand ich zu actionreich und unglaubwürdig. Es ist ein Kritikpunkt, den ich immer öfters bei Thrillern habe. Ich möchte keine Geschichte, wie in einem Actionfilm lesen, sondern einfach glaubwürdige und spannende Lesestunden haben, die zum Schluss ein plausibles Ende haben.
Leider gibt es auch im zweiten Teil keine wirklich neuen Antworten, wie die Organisation Amissa in die dubiosen Machenschaften verstrickt ist.

Am Ende gibt es einen ganz fiesen Cliffhanger, der mich schon zum dritten Band greifen hat lassen. Die Rezension kommt also bald.

Fazit:
Der zweite Teil ist wieder sehr temporeich und nichts für schwache Nerven! Man sollte auf jeden Fall zuerst Band 1 gelesen haben, denn die Reihe baut auf sich auf. Ein Pageturner, der manchmal etwas zu viel will.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Von Träumen und Schäumen

Als wir von Schönheit träumten
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Rudi und Elli Salomon besitzen eine Maßschneiderei und sind bekannt für ihre ausgefallenen Modelle. Die Reichen und Schönen zählten zu ihrer Kundschaft. Doch dann wird die Mauer gebaut und die einstmals ...

Rudi und Elli Salomon besitzen eine Maßschneiderei und sind bekannt für ihre ausgefallenen Modelle. Die Reichen und Schönen zählten zu ihrer Kundschaft. Doch dann wird die Mauer gebaut und die einstmals führende Modeschneiderei kämpft ums Überleben. Die Möglichkeiten an gute Stoffe und Materialien zu kommen, werden immer weniger, denn die Salomons weigern sich der Partei beizutreten. Die jüngere Tochter Hanka hat die Liebe zur Schneiderei im Blut. Sie liebt es Kleider zu entwerfen. Ihre Schwester Annekathrin hat ein Auge für die Fotografie. Hanka schneidert ihre Modelle selbst, Annekathrin fotografiert sie - mit Hanka als Model. Bald wird die Modezeitschrift "Sibylle" auf die beiden Aufmerksam. Zuerst nur auf Hanka, die vom Magazin als Model gebucht wird und damit ihr Studium an der Hochschule finanziert. Doch dann wirft der verheiratete Redaktuer Hartmut ein Auge auf Hanka und ihr Leben kommt aus dem Gleichgewicht...
Auch Annekathrin steht vor einer Gewissensfrage. Die Fotografie ist ihr Leben und immer mehr Menschen interessieren sich für ihre Aufnahmen. Doch dann werden einige persönliche Umstände von Hanka und Annekathrin vom Staat genauer unter die Lupe genommen und vorallem Hanka scheint sich einen Feind gemacht zu haben....

Ines Thorn erzählt in ihrem neuen Roman über Wünsche und Träume, die durch äußere Umstände, wie der Staat oder falsche Beziehungen, schnell zu Bruch gehen können. Die Figuren sind liebenswürdig und differenziert gezeichnet. Man bekommt einen guten Einblick in die unterschiedlichen Lebensarten in der Deutschen Demokratischen Republik. Dabei fühlt man sich mit Hanka und Annekathrin verbunden, auch wenn beide sehr unterschiedliche Charaktere sind. Hanka ist voller Ideen, emotional, kreativ und lehnt sich gegen das System der DDR auf. Sie sieht im Osten keine Zukunft für sich.
Annekathrin ist eher ruhig, geht vollkommen in ihrer Fotografie auf, will aber ebenfalls nicht auf ihren Traum verzichten. Sie versucht alle Möglichkeiten, die sich in ihrer Situation bieten, auszuschöpfen und sich auch im Arbeiter- und Bauernstaat eine Zukunft aufzubauen.

Mir hat es gefallen, wie die Autorin zwei Lebensentwürfe in der ehemaligen DDR aufzeigt und gleichzeitig diese beiden Frauen, die unterschiedliche Wege einschlagen, dem Leser näher bringt. Ihr Schreibstil ist leicht, flüssig und lebendig. Man fühlt sich direkt in der Zeit angekommen, in der der Roman spielt. Gerne hätte ich noch etwas mehr über Hanka und Annekathrin gelesen. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung?

Fazit:
Ein Roman über zwei junge Frauen, die ihre Träume in den Sechziger Jahren im Arbeiter- und Bauernstaat leben wollen und an ihre Grenzen stoßen. Ob und wie sie diese verwirklichen können, müsst ihr selbst herausfinden. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen!

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Vom Kuhstall auf den Laufsteg

Der Traum vom Leben
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Auf die Romane von Katharina Fuchs warte ich immer schon sehnsüchtig, denn besonders ihre ersten drei Bücher waren absolute Highlights für mich. Das letzte hat mich dann ein bisschen enttäuscht. Wie ich ...

Auf die Romane von Katharina Fuchs warte ich immer schon sehnsüchtig, denn besonders ihre ersten drei Bücher waren absolute Highlights für mich. Das letzte hat mich dann ein bisschen enttäuscht. Wie ich den neuen Roman "Ein Traum vom Leben" nun finde, erzähle ich euch jetzt.

Katharina Fuchs hat sich wieder von einer wahren Geschichte inspirieren lassen und diese als Basis für ihren neuen Roman genommen. Sie entführt uns zuerst in den hohen Norden Deutschlands und anschließend in die Glitzer-Glamourwelt der Fashionmodels nach Paris. Zwei Locations so verschieden wie Tag und Nacht.

1992. Luise Jensen lebt auf den Bauernhof ihrer Eltern und fühlt sich inmitten ihrer geliebten Kühe, Katzen und anderem Getier sehr wohl. Ihr Alltag ist geprägt von harter Arbeit. Die sehr groß gewachsene und dünne junge Frau ist in Nils, den Sohn des Großbauern im Ort verliebt, doch der Vater von Nils setzt der Liebelei ein Ende. Für ihn kommt nur eine reiche Bauerntochter als zukünftige Schwiegertochter in Frage.
Die als Friseurin arbeitende Luise wird von ihrer Chefin zu einem regionalen Wettbewerb geschickt, wo sie Star Friseur Udo Hammer auffällt und er von ihrem Können begeistert ist. Er schlägt ihr vor, dass sie ihn als seine Assistentin zur Fashion Week nach Paris begleiten soll. Luise, die noch nie aus Ostfriesland herausgekommen ist, träumt schon länger davon, etwas mehr von der Welt zu sehen und nimmt ihre Chance wahr. Sie reist mit Udo Hammer nach Paris, wo sie den Models für die Prêt-à-porter-Shows der großen Modedesigner den richtigen Look verpassen soll.

Louise ist ein echtes Landei und mit ihrer Fahrt nach Paris änderts sich ihr Leben von heute auf morgen radikal. Sie erlebt eine Art Kulturschock und wird in die Glitzerwelt der Haute Couture hineingestoßen, als sie kurzfristig für ein Model, welches nicht erscheint, einspringt. Dies ist der Beginn einer neuen Karriere, denn Louise erhält einen Vertrag bei der Modelagentur ELLE und nennt sich von nun an Lou.

Eine Geschichte wie vom Tellerwäscher zum Millionär. Und auch wenn dies heutzutage immer weniger vorkommt, gibt es diese unglaublichen Lebensläufe immer wieder. Dass Katharina Fuchs von dieser Lebensgeschichte angetan war und sie in einem Roman verarbeitet hat, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Die bodenständige Louise ist anfangs schüchtern und naiv, was logisch und verständlich ist. Sie findet jedoch schnell Anschluss und besonders in Aydin, einen sehr guten Freund. Doch die große weite Welt glänzt nicht nur, sondern hat auch ihre Schattenseiten, die Louise bald kennenlernt.

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und auch die bildhafte Darstellung von Ostfriesland und der schillernden Mode-Metropole Paris ist ausgezeichnet gelungen. Der Autorin gelingt es perfekt den starken Kontrast zwischen dem harten, entbehrungsreichen Landleben und der faszinierenden Scheinwelt auf dem Laufsteg zu vermitteln.

Wir lesen von großen Designer- und Modelnamen, die jedem aus der damaligen Zeit ein Begriff sind. Louise läuft mit Naomi, Cindy, Linda und Claudia auf den Laufstegen großer Designer. Die berühmten Models der Neunziger Jahre waren mehr als nur "Kleiderstangen". Sie wurden wie Schauspielerinnen gefeiert und waren auch außerhalb der Modeszene Berühmtheiten.
Katharina Fuchs beschreibt die Aufregung, die Hektik und das bunte Treiben hinter den Kulissen packend und mitreißend. Die Mode und der Zeitgeist der Neunziger Jahre wird perfekt eingefangen. Ich erinnerte mich an viele ausgeflippte Kreationen, dachte mit Wehmut an den großen Karl Lagerfeld und trällerte die Neunziger Hits mit, die die Autorin miteinfließen ließ. Die kulinarischen Köstlichkeiten und eingestreuten französischen Sätze haben mich gedanklich nach Paris befördert und ich habe das "savoir vivre" sehr genossen. Man spürt deutlich die Verbundenheit der Autorin zu Paris und Frankreich.

Es gibt aber auch ein paar kleine Kritikpunkte. Die Zeitspanne, die Katharina Fuchs hier beschreibt, ist mir für den kometenhaften Aufstieg von Lou etwas zu kurz. Innerhalb von Tagen läuft sie bei hochdotierten Luxuslabels. Wenn ich so an die Anfänge einiger Mädels bei einer ganz bestimmten Show im TV denke, die nach zwei Wochen noch immer nicht auf ihren High Heels laufen können, kommt mir das etwas gewagt vor. Auch die nicht vorhandenen Französischkenntnisse sind innerhalb einer kurzen Zeit fast bis zum flüssigen "parlez francais" angewachsen. Louise muss ein wahres Supertalent sein! Trotzdem kann ich hier noch ein Auge zudrücken.

Vermisst habe ich die Kontaktaufnahme zu Louises Eltern. Sie hat zwar Heimweh, aber im Roman meldete sie sich kaum bei ihrer Familie, die kein Internet besitzen und es noch keine Handys gibt. Sie erfahren kaum etwas über ihre Tochter. Ebenso verlief die Nebengeschichte um das Mädchen Pilar ins Leere und ist in meinen Augen deshalb auch überflüssig.

Fazit:
Ein Roman, wie ein Märchen. Die Traumkarriere eines Mädchens vom Lande, die vom entbehrungsreichen Leben in Ostfriesland zum Top-Model in der schillernden Metropole Paris aufsteigt. Ein Blick hinter die Kulissen der Modewelt der Neunziger Jahre und ein bildhafter Streifzug durch Paris. Ich bin eingetaucht in die glamuröse Welt der Mode und habe diesen Roman sehr gerne gelesen.

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