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Veröffentlicht am 26.05.2018

Gute Ideen, weniger gute Umsetzung

Die Glaszauberin
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Hier haben wir mal wieder ein Beispiel dafür, was man an einem Inhaltstext alles falsch machen kann. Nicht nur, dass der Text jedes, aber auch wirklich jedes potenzielle Geheimnis dieser Geschichte schon ...

Hier haben wir mal wieder ein Beispiel dafür, was man an einem Inhaltstext alles falsch machen kann. Nicht nur, dass der Text jedes, aber auch wirklich jedes potenzielle Geheimnis dieser Geschichte schon verrät, nein er greift sogar Ereignisse aus dem Nachfolgeband vor, ganz nach dem Motto: „Wir erzählen dem Leser jetzt alles, was im Buch passiert, damit er nicht von irgendeiner Wendung überrascht ist und am Ende gar Spannung empfindet, das wollen wir ja mal gar nicht und noch besser: wir erzählen auch gleich die Hälfte vom zweiten Band, sicher ist sicher.“

Meine Meinung


Aber genug gemeckert, kommen wir zum Wesentlichem, dem Buch. Leider konnte mich dieses auch nicht Hundert Prozent überzeugen und ehrlich gesagt viel mir die Bewertung recht schwer, denn auf der einen Seite hat es mich neugierig auf den Nachfolger gemacht, auf der anderen Seite habe ich doch einige Kritikpunkte.

Eine interessante Idee
Was mir gut gefallen hat, war die Grundidee. Tirzahs Gabe die Stimme des Glases zu hören und so wunderschöne filigrane Kunstwerke erschaffen zu können fand ich faszinierend und auch die Pyramide und ihre Geheimnisse weckten meine Neugierde. Leider haperte es dann ganz schön bei der Ausarbeitung dieser gelungenen Ideen.
Bestes Beispiel sind hier die Magier. Ihre Magie basiert auf mathematischen Grundsätzen, was ebenfalls kein schlechter Einfall ist. Ich mag es, wenn Magie gewissen Regeln und „Naturgesetzten“ unterworfen ist. Leider wird weder beschrieben wie genau die Magie eigentlich funktioniert, noch was die sogenannten Magier damit machen können. Sie werden von allen ehrfurchtsvoll die Magier genannt, aber nirgendwo steht was sie eigentlich können und bis auf eine kleine Szene im Buch übt auch kein Magier seien Magie aus. Können sie Feuerbälle verschießen? Schweben? Wer weiß?
Auch die wenigen Beschreibungen der Grundprinzipien ihrer Weltanschauung waren für mich schwer zu begreifen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das an den mangelnden Details liegt, oder ob ich einfach zu doof war es zu verstehen. Mathe war noch nie meine Stärke.

Es fehlt die Liebe zum Detail
Leider ging es mit vielen Ereignissen, Hintergründen und Charakteren in diesem Buch so. Überall fehlten Details, vieles war unzureichend ausgearbeitet und manchmal wirkt es regelrecht so, als hätte die Autorin einfach keine Lust gehabt sich eine schlüssige Begründung einfallen zu lassen. Ganz besonders unrealistisch fand ich es zum Beispiel, dass Tirzah nachdem sie zwei Wochen lang in der Sklavenkarawane den Wärtern zugehört hatte plötzlich deren Sprache perfekt beherrscht. Nochmal um mitschreiben: Sie hatte bis dato noch nie ein Wort dieser Sprache gehört, und Wärter einer Slavenkarawane, die durch einen sagende Wüste reisen sind wohl weder besondere Plaudertaschen, noch ist anzunehmend, dass sie sich besonders wortgewaltig ausdrücken. Dennoch beherrscht Tirzah die Sprache anschließend nahezu perfekt und mit einem solch umfassenden Vokabular, dass sie sich sogar problemlos mit den gehobenen Magiern unterhalten und mit den Handwerkern fachsimpeln kann. Ist klar. Wenn Sprache lernen (Selbst mit einigermaßen ausgeprägten Sprachtalent) so einfach wäre, könnten alle Sprachschulen dieser Welt dicht machen.
Und diese Liste der mangelnden Ausarbeitung könnte ich leider noch eine ganze Weile weiterführen, besonders auch in der Liebesgeschichte, zu der ich zwar nicht viel sagen kann ohne zu spoilern, die aber definitiv ebenso fadenscheinig und nicht nachvollziehbar ist. Schade. Insgesamt wirkt es oft wie eine Fantasyversion eines Groschenromans.

Das klingt jetzt alles ziemlich harsch und lange Zeit tendierte ich auch eher zu zwei, statt drei Dreiecken. Doch dummerweise oder glücklicherweise, wie man‘s nimmt, hat mich die Geschichte als Ganzes und besonders das Ende doch so neugierig gemacht, dass ich trotzdem wissen will, wie es denn nun ausgeht mit der Pyramide und Tirzah.

Fazit


Die Glaszauberin ist ein sehr kurzweiliges, fast schon Heftroman ähnliches Buch, dass zwar mit einer interessanten Idee und einer relativ spannenden Geschichte aufwarten kann, jedoch unter mangelnder Ausarbeitung und der fehlende Liebe zu Details sehr zu leiden hat.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Kann man lesen

Kismet Knight, Vampirpsychologin
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Die Vampirwelle ist am Abklingen und da man nicht mehr alle drei Nase lang einen Vampirroman hinterher geschmissen bekommt, hatte ich mal wieder richtig Lust drauf. Da kam mir dieser Roman in meiner lieblings-Secondhand ...

Die Vampirwelle ist am Abklingen und da man nicht mehr alle drei Nase lang einen Vampirroman hinterher geschmissen bekommt, hatte ich mal wieder richtig Lust drauf. Da kam mir dieser Roman in meiner lieblings-Secondhand Buchhandlung gerade recht. Der Klapptext ließ mich auf einen richtig schönen klassischen Romantasy Roman hoffen: Vampire, Liebe ,Witz, Erotik und eine starke Heldin. Das volle Programm eben. Leider hielt der Klapptext dann doch nicht ganz, was er verspricht und daran ist hauptsächlich die Heldin schuld.

Unsere Protagonisten ist die Psychologin Dr. Kismet Knight. Sie lebt ihren Beruf mit Leidenschaft aus, ist bodenständig, stur und hat einen deutlichen Hang zum Sarkasmus und zur Ironie, was uns bereits auf den ersten Seiten einige lustige Gedanken ihrerseits beschert. Als dann ihre erste Vampirlehrling-Patientin reinmarschiert und freizügig von dem ortsansässigen Vampirclan erzählt ist sie von dieser neuen Art von Wahnvorstellung fasziniert und hat die Idee daraus ein Buch zu machen, um die Karriereleiter weiter aufzusteigen. Als der Vampir Deveraux aka Love Interest 1 in ihre Praxis unvermittelt auftaucht, bestärkt das Kismet nur diese Wahnvorstellung weiter zu verfolgen. Soweit so gut. Der Anfang des Buches war wirklich gut. Auch als der Vampirmörder jagende FBI-Agent Allan aka Love Interest 2 auftaucht, ist noch alles gut.

Dann wird Kismet aber immer weiter in die Vampirszene hineingezogen, sieht allerhand übernatürliche Dinge und wird das Ziel diverser Angriffe. Und hier zeigt sich, wie schwer Kismet manchmal als Protagonisten, deren Gedanken man direkt vorgesetzt bekommt, zu ertragen ist. Denn selbst bei all dem übernatürlichen Tralla ums sie herum im Sinne von Leute verpuffen direkt vor ihr, weigert sich sich felsenfest von ihrer Wahnvorstellungs-Theorie abzuweichen und die Existenz von Vampiren anzuerkennen.
Während das in den ersten Kapiteln noch amüsant war, wurde es in den späteren Kapiteln einfach nur nervig. Denn Abgesehen von ihrer Sturheit hat Kismet auch einen bemerkenswerten Kontrollzwang und muss alles ganz genau wissen. Man möchte ihr manchmal zuschreien, sie solle doch einfach mal die Klappe halten und nicht alles bis in's kleiste Detail hinterfragen.
Wäre das nicht noch anstrengend genug, hat Kismet ebenfalls ernsthafte Schwierigkeiten ihren Verstand bei Anwesenheit eines männlichen Wesen bei sich zu behalten. Sobald einer von ihnen in der Nähe ist, sei es Love Interest 1, 2 oder ihr Ex schaltet ihr Hirn offensichtlich auf Vagina um. Man darf es ihr aber nicht übel nehmen. Immerhin hatte sie eine zweijährige Durststrecke was Männer angeht, wie sie selbst immer wieder betont. Also ist es nur gerechtfertigt, dass sie gedanklich alles anspringt,was bei drei nicht aufm Baum ist. Sarkasmus aus

Der Grund, warum das Buch dennoch ganz okay ist, ist vor allem der Schreibstil, denn wenn man sich nicht gerade über Kismet aufregt, ist man doch in der Regel am Lachen oder Schmunzeln. Lynda Hilburn schafft es die Gedankenwelt von Kismet anschaulich rüberzubringen und gerade die witzigen Metapher und Vergleiche machen das Lesen so angenehm. Zusammen mit der recht schnellen Handlung lässt sich das Buch trotz der Zähigkeit die von Kismet ausgeht, gut und flüssig durchlesen.

Fazit:


Wer mal wieder Lust auf ein Vampir-Romantasy Roman hat und dabei vor allem Wert auf Humor und weniger auf die Romantik legt, für den ist Kismet Knight ein super Buch für zwischendurch.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Leider der schwächste Band der Reihe

Royal 5: Eine Hochzeit aus Brokat
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Leider muss ich sagen, dass "Eine Hochzeit aus Brokat" der schwächste Band der gesamten Reihe ist. Der Hauptgrund dafür, ist die mangelnde Spannung.
Der Spannungsbogen der am Ende des Vorgänger noch gekonnt ...

Leider muss ich sagen, dass "Eine Hochzeit aus Brokat" der schwächste Band der gesamten Reihe ist. Der Hauptgrund dafür, ist die mangelnde Spannung.
Der Spannungsbogen der am Ende des Vorgänger noch gekonnt aufgebaut wird, verliert sich hier auf den ersten Seiten, das überraschende Ereignis wird lose und unspektakulär "aufgelöst" und abgetan. Schade.

Was folgt, sind langweilige Gespräche rund um die letzte Entscheidung, die aber leider nichts Neues beizutragen haben und die Seiten unnötig strecken. Mit der Entscheidung selbst kommt dann glücklicherweise wieder etwas Leben in die Bude. Trotz Liebesbekundung seitens Phillip wird Tanya im Regen, oder besser gesagt im Brautkleid auf dem Laufsteg, stehen gelassen. Die Wendung war zwar zu erwarten gewesen, das ändert aber nichts an ihre Emotionalität, die die Autorin überzeugend darstellt. Man fühlt mit Tanya mit. Ihren Schmerz, die Scham und die Wut.

So gut und mitreißend das zunächst noch ist, wird es dann aber leider übertrieben. Die nächsten gefühlten 50 Seiten ließt man nur noch, wie Tanya apathisch versucht Routine in ihr "neues" altes Leben zu bringen. Ohne großen Erfolg. Wenn, man dann denkt, man ist erlöst als Henry auftaucht und Tanya zu einer Wächterausbildung überredet, liegt man falsch.
Auch die Schilderung der Ausbildung ist nur eine Aneinanderreihung von Trainingseinheiten und Lehrstunden. Und die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wo das Alles hinführen soll. Dazu muss ich auch sagen, dass ich zunehmend ein Problem mit Henry hatte. Er war mir persönlich zu perfekt. Immer Gentleman, immer fürsorglich, immer langweilig. Das er nach Phillips Abservierung nun eine zunehmend größere Rolle spielt und die Komplimente und Süßholzraspeleien zwischen Tanya und ihm nur so herflogen, ging mir gehörig auf die Nerven. Bei den wenigen Momenten, wo Tanya dann doch nochmal auf Phillip trifft, wird die Geschichte bedauerlicherweise auch nicht vorangetrieben.

Besserung war ab der Hochzeit in sich. Clair, Fernand und Charles, lockerten das Ganze mit ihren unverwechselbaren Charme wieder auf und wenigstens die Überraschung am Ende war gelungen.

Fazit


Der schwächste Band der Reihe, aufgrund langer monotonen Passagen, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben. Lediglich das Ende, lässt auf ein spannendes Finale hoffen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Habe ich das nicht schonmal gelesen?

Schnee wie Asche
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Auf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder ...

Auf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder bin ich leider nicht ganz so begeistert wie der Großteil der anderen Leser.

Die grobe Handlung von Schnee wie Ache ist schnell erzählt. Wir befinden uns in Primoria, dass unterteilt ist in 4 Jahreszeiten Königreiche, in denen jeweils nur eine Jahreszeit herrscht, da sie sich auf einem Quell von Magie befinden und 4 Rhythmus Königreiche, die weiter abseits liegen und dadurch alle Jahreszeiten im Jahr durchlaufen. Protagonistin Meira ist Winterianerin. Ihr Heimatland ist vom tyrannischen König von Frühling eingenommen worden und Meira, plus ein paar weitere Flüchtlinge zu denen auch der Thronerbe gehört, kämpfen darum ihr Königreich zurück zu erobern.

Das Spiel mit den Jahreszeiten ist beliebt in der Jugendbuch/Fantasy Szene. Die Idee, dass es magische Länder gibt, in denen jeweils eine Jahreszeit herrscht ist ebenfalls recht bekannt. Das allein ist ja noch nichts Schlimmes. Man kann ja das Rad nicht neu erfinden und es kommt auf die Umsetzung an. Doch leider haben wir es hier zusätzlich mit einem recht gängigen Plot zu tun: Die Protagonistin fühlt sich rastlos und unvollständig, einen bösen Tyrann gilt es zu bekämpfen, dazu muss ein magischer Gegenstand gefunden werden. Am Ende stellt sich natürlich heraus, dass die Protagonistin natürlich etwas ganz Besonderes ist. Fühlte sich alles nach „Schon mal gelesen“ an.

Diese absolute Durchschnittlichkeit setzt sich auch in den Charakteren fort, die praktisch alle gängigen Fantasy Klischees erfüllen.

1. Das Waisenmädchen
Meira ist ein Waisenmädchen, fühlt sich unvollständig und will unbedingt ihren Wert beweisen. Im laufe der Handlung stellt sich raus, dass sie ja eine sooo special snowflake ist (hihi, schlechter Wortwitz). Das nervige daran ist, dass man als Leser bereits nach drei Kapitel weiß was mit ihr ist, sie selbst es aber erst ganz am Ende rausbekommt. Die Autorin gibt hier keine subtilen Hinweise, sondern winkt gleich mit dem ganzen Zaun. Nebenbei, fällt keinem anderen auf, wie dämlich Meiras Waffe ist? Sie benutzt ein Chakram, eine Art metallene Frisbeescheibe die als Wurfwaffe dient. Da hat wohl jemand zu viel Xena, die Kriegerprinzessin geschaut. Diese Waffe gibt es zwar in Indien wirklich, aber so wie sie hier beschrieben wird macht sie gar keinen Sinn. Denn das Ding ist kreisrund messerscharf geschärft und Meira packt es einfach und wirft es? Wie zum Teufel soll das funktionieren ohne sich die Hand aufzuschlitzen?

2. Der General
Klassischer Fall von harte Schale, weicher Kern. Der typische grimmige Mentor. Mehr gibt e zu ihm nicht zu sagen.

3. Prinz/König Nr.1 aka Love Interest 1
Zukünftiger König, hat an der Last der Verantwortung zu kämpfen. Liebt das Waisenmädchen aber darf natürlich nicht mit ihr zusammen sein.

4. Prinz Nr.2 aka Love Interest 2
Der gutmütige Prinz, der lieber dem Palast entfliehen würde und insgeheim total dichterisch und verträumt veranlagt ist, doch von seinem Daddy zum König erzogen wird und sich eingeengt fühlt.

Wie man sieht beleibt also auch das obligatorische Liebesdreieck nicht aus und es bietet alles was Liebesdreiecke zu unausstehlich machen: Die Herren fechten einen kindischen Eifersuchtsstreit aus, Die Prota will ja das alle gar nicht und es ist ja ach voll schrecklich, dass ich zwei Prinzen um sie kloppen. Entscheiden kann sie sich selbstverständlich nicht. Beide sind ja so super heiß und voll lieb.
Alles in allem bietet kein Charakter wirklich Spannung oder einen interessanten Charakterentwurf. Sie sind zwar weder schlecht, noch nervig, aber eben so durchschnittlich, dass sie mir nur ein müdes Gähnen entlocken konnten.

So harsch sich meine bisherigen Worte auch anhören. Bis hier hin hätte ich noch ganz gut Gefallen an dem Buch gefunden und wahrscheinlich 4 Dreiecke vergeben, wenn die Handlung wenigstens spannend gewesen wäre.

Das ist sie jedoch nur mäßig. Wie bereist erwähnt ist vieles vorhersehbar und die großen geheimnisse hat man schnell raus, während sich deren Aufdeckung im Buch zieht wie Sirup.
An vielen Stellen ist die Handlung leider auch unlogisch. Oft greift die Autorin vor, macht seltsame Sprünge und lässt Meira zu Erkenntnissen kommen, die sie mit ihren derzeitigen Informationen gar nicht haben dürfte. Auch geht vieles einfach zu glatt. Ein General der feindlichen Armee durchsucht seine Gefangene nicht auf Waffen und setzt sie einfach auf ein Pferd? Noch dazu packt er den Gegenstand den er unbedingt schützen soll einfach so in seine Satteltasche? Und ein König plaudert Wildfremden Leuten nebenbei all seine Pläne und Ziele aus. Vieles wird sich so zurechtgebogen wie es halt gerade gebraucht wird, ohne Rücksicht auf Logikfehler oder unrealistisches Verhalten.

Die Autorin erwähnt in ihrer Widmung, dass sie den ersten Entwurf mit zwölf geschrieben hat. Ehrlich gesagt wirkt das ganze Buch so, als sei es seitdem nur unwesentlich überarbeitet. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl etwas überlesen zu haben und es wirkte auf mich einfach unausgereift.

Fazit:
Die drei Dreiecke gibt es noch, weil Leser, die im Fantasybereich noch nicht so bewandert, sind sicher ihren Spaß mit diesem Buch haben werden. Für routinierte Leser dieses Genre, wie mich, kann ich es aufgrund seiner Vorhersehbarkeit, den flachen Klischeecharakteren und der Unausgereiftheit an vielen Stellen, nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 22.04.2023

Zerschnippelte Antigone

Die Unheimlichen: Antigone
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Im Januar 2022 las ich ja die Antigone Adaption aus der Mythen der Antike Reihe und war schwer begeistert. Daher war ich sehr neugierig, als ich diese weitere Comicadaption der Tragödie entdeckte und war ...

Im Januar 2022 las ich ja die Antigone Adaption aus der Mythen der Antike Reihe und war schwer begeistert. Daher war ich sehr neugierig, als ich diese weitere Comicadaption der Tragödie entdeckte und war gespannt, wie jemand anderes den Stoff adaptiert.

Die Märtyrerin und der Tyrann
Antigone gegen Kreon. Die heldenhafte und edle Märtyrerin gegen den bösen bösen Mann, äh, Tyrann, äh ach egal, wird hier sowieso beides gleichgestellt. Das ist im Grunde die gesamte Zusammenfassung dieser Adaption. Auf den gerade mal 64 kleinformatigen Seiten ist jedoch nicht viel Platz, um dieser Tragödie den nötigen Raum zu bieten, daher wird gnadenlos gekürzt. Das Erste, was dem Rotstift zum Opfer fällt, ist das Ende, pff wer braucht das auch schon. Lieber einfach genau da aufhören, wo man den größten (Blut)Schocker schildern kann, das muss reichen. So, wo können wir noch kürzen? Ah ja, die Einsicht Kreon, dass er falsch lag. Männer Tyrannen sind pööse, die sehen gar nichts ein, also weg damit.

Und so geht es immer weiter. Sophokles Werk wird gestaucht, zusammen geschnippelt, gekürt und vor allem vereinfacht. Was im Original ein Konflikt auf mehrere Ebenen ist, nämlich göttliches Recht gegen weltliches Recht, Verpflichtung gegenüber dem Blut gegen Verpflichtung gegenüber dem Staat/der Gemeinschaft, Rebellion gegen Gesetz, weiblicher Widerstand gegen männliche Herrschaftsansprüche, wird in dieser Comicadaption lediglich auf letzteres reduziert. Kreon wird zum absoluten Feindbild erklärt, Antigone hingegen verklärt. Das vereinfach das Ganze meine Meinung nach viel zu sehr und raubt dem Stück auch den Charakter einer Tragödie.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es durchaus ok, klassische Stücke zu modernisieren und den Fokus auf die weibliche Perspektive zu legen finde ich sogar richtig klasse, trotzdem muss man sich meiner Meinung nach mit dem Original beschäftigen und diese Auseinandersetzung hat in meinen Augen hier nicht stattgefunden. Als Beispiel, was ich genau meine, könnte man kurz Madeline Miller betrachten. Sie stellt auch weibliche Figuren der Mythologie in ein neues Licht und hinterfragt patriarchale Strukturen, aber nicht, indem sie einfach die Hälfte des Stücks/des Mythos ignoriert, sondern indem sie Vorhandenes weiterdenkt und vertieft. Sie erweitert die Handlung, statt sie herunterzubrechen, wie es bei dieser Adaption geschehen ist.

Was mir gut gefallen hat, um diese Rezension auch mit was Positivem zu beenden, war die grafische Ausarbeitung des Comics. Besonders der gezielte Einsatz von rot in dem ansonsten schwarzweiß gehaltenen Comic war sehr stimmig und auch die Figuren mochte ich, da sie trotz des recht einfachen Stils überraschend ausdrucksstark wirkten.

Fazit:


Die Adaption von Sophokles Antigone konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Die Tragödie wird drastisch gekürzt, die verschiedenen Ebenen des Konflikts auf eine plumpe Art runtergebrochen und auf “Männer sind böse Tyrannen” reduziert. Einen Punkt gibt es noch, weil prinzipiell die feministische Interpretation des Mythos eine völlig legitime und gerechtfertigte Betrachtung ist, wenngleich sie hier mangelhaft ausgeführt wurde und den anderen gibt es für die die doch stimmige visuelle Darstellung.

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