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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2023

Bewegende Familiengeschichte

Aenne und ihre Brüder
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Reinhold Beckmann lässt den Leser teilhaben ein einem Teil seiner Familiengeschichte. Es ist der Teil seiner Mutter Anna Maria, genannte Aenne, die im 2. Weltkrieg vier ihrer Brüder verlor. Den Verlust ...

Reinhold Beckmann lässt den Leser teilhaben ein einem Teil seiner Familiengeschichte. Es ist der Teil seiner Mutter Anna Maria, genannte Aenne, die im 2. Weltkrieg vier ihrer Brüder verlor. Den Verlust und das fehlende Wissen um den Verbleib von Angehörigen, haben viele Familien nach dem Ende des 2. Weltkrieges verarbeiten müssen. Viele haben nie über diese schmerzhaften Wunden gesprochen, Aenne Beckmann jedoch nicht. Sie hat den Briefwechsel ihrer Brüder über Jahrzehnte aufbewahrt, hat immer wieder über ihre Brüder gesprochen und so die Erinnerung an ihre Liebsten aufrecht erhalten.

Entstanden ist so ein sehr berührendes und aufwühlendes Buch, welches die Lebenswege dieser Geschwister nachzeichnet. Die abgedruckten Briefe geben einen lebendigen Eindruck dieser jungen Menschen, die um einen großen Teil ihres Lebens gebracht wurden, weil sie in einen barbarischen und aussichtslosen Krieg gerissen wurden. Die Briefe erzählen von ganz unterschiedlichen Charakteren, von Träumen, Wünschen und Hoffnung; von Niedergeschlagenheit, Ängsten und Desillusionierung. Von Kriegshochzeiten und Weihnachtsfeiern. Von zwischen den Zeilen versteckten Aussagen zum Kriegsgeschehen, den unsäglichen Zuständen an der Ostfront.
Aber auch Aennes Leben wird erzählt und ihrem Heimatort Wellingholzhausen. Dem Zusammenhalt der Dorfgemeinde, dem kirchlichen Einfluss auf das alltägliche Leben und Aennes schwierigem Start ins Leben.

Ich war von dem Buch sehr ergriffen, auch von den zwischendurch gesetzten, sehr persönlichen Kommentaren Beckmanns zu dem Geschehen.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Ein rundweg schönes Buch

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Mir hat das erste Buch der Autorin unheimlich gut gefallen. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch. Und sie mit mich wieder begeistern können. Ich mag ihren Stil, der so angenehm leicht zu lesen ...

Mir hat das erste Buch der Autorin unheimlich gut gefallen. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch. Und sie mit mich wieder begeistern können. Ich mag ihren Stil, der so angenehm leicht zu lesen und dabei doch sehr feinfühlig ist. Alena Schröder transportiert mit dieser Art für mich sehr viele Emotionen. Mit jeder Figur konnte ich auf die eine oder andere Art mitfühlen und habe mich einfach mittendrin in dieser Geschichte gefühlt. Ich finde es wunderbar, welche Details mit eingearbeitet werden. Die Musik auf Rüdigers heimlicher Lieblingskasette hatte ich ständig im Ohr, die Kosmetik-Runde habe ich bildlich vor mir gesehen. Ich hatte das Gefühl, die Stille zu hören und den Staub zu riechen, habe Tante Betti mit ihrem roten Auto vor Augen gehabt. Überhaupt hatte ich sehr viel Kopfkino beim Lesen. Ich liebe das!

Ja, man kann erahnen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird und so richtig große Überraschungen gibt es nicht. Das tut für meinen Geschmack dem Gesamtpaket aber keinen Abbruch. Für mich ist es ein schöner Schmöker, der mir auch ans Herz gegangen ist und einfach nur Spaß gemacht zu lesen.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Absoluter Nervenkitzel

Die letzte Nacht
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Heiliges Kanonenrohr, das war mal ein Thriller, der mich wirklich Nerven gekostet hat!
Die Story ist unheimlich packend und spannend, zieht den Leser von der ersten Seite total in seinen Bann und lässt ...

Heiliges Kanonenrohr, das war mal ein Thriller, der mich wirklich Nerven gekostet hat!
Die Story ist unheimlich packend und spannend, zieht den Leser von der ersten Seite total in seinen Bann und lässt einen auch bis zur letzten Seite nicht mehr los. Den Spannungsbogen finde ich perfekt ausgearbeitet. Selbst die ruhigeren Zwischenphasen, in denen man glaubt, kurz durchatmen zu können, kommen mit einer unterschwelligen Spannung daher. Man ist immer in der Erwartung, dass gleich die nächste wichtige Entdeckung kommen wird, versucht selbst nebenbei auf die Lösung bzw. die Zusammenhänge zu kommen. Ab einem gewissen Punkt gelingt einem das auch, aber der Weg bis zu diesem Punkt ist wirklich nervenaufreibend. Das Erzähltempo ist dabei gar nicht so hoch, aber ich stand trotzdem die ganze Zeit permanent unter Strom, war angespannt - kurzum: emotional hat es mich unfassbar mitgerissen. Mein Puls lag höchstwahrscheinlich nicht mehr im Normbereich.
Ich liebe es, wenn eine Autorin/ein Autor mir Figuren präsentiert, die ich mit richtig viel Hingabe hassen und verabscheuen kann. Das ist Karin Slaughter hier richtig gut gelungen. Gleichzeitig hat es mich gezwungen an diesem Punkt meine eigenen Gefühle genauer zu überdenken.

Dazu kommt die Aktualität des Grundthemas. Gewalt, Vergewaltigungen, sexuelle Belästigung sind auch in unseren westlichen Gesellschaften viel zu häufig an der Tagesordnung und werden in vielen Fällen nicht umfassend aufgeklärt. Slaughter greift hier außerdem die immer mehr Zulauf erhaltende Incel-Bewegung auf. Es ist sehr wünschenswert, dass über diesen Weg mehr Sensibilisierung für das Thema erfolgt.
Einige oder sogar viele der im Buch verwendeten Sätze dürften hauptsächlich Frauen in ihrem Leben bereits begegnet sein. Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass sich Personen dadurch getriggert fühlen. Diese Sprache gibt dem Buch eine vulgäre, nicht auf den ersten Blick erkennbare Brutalität - der eigentliche Horror das Alltags.

Karin Slaughter ist hier ein absoluter Pageturner gelungen, der mir persönlich extremst an die Nieren gegangen ist und mir zwei pulsbeschleunigte Lesenächte beschert hat.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Eine Zeitreise

Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)
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Ich mag diese Buchreihe um außergewöhnliche Frauen sehr gerne und sie hat mir auch schon den einen oder anderen Anstoß gegeben, mich genauer mir einigen Frauen zu beschäftigen.
Und jetzt also die großartige ...

Ich mag diese Buchreihe um außergewöhnliche Frauen sehr gerne und sie hat mir auch schon den einen oder anderen Anstoß gegeben, mich genauer mir einigen Frauen zu beschäftigen.
Und jetzt also die großartige Greta Garbo. Eine Frau, deren Schönheit bis fasziniert, die in jeder Hinsicht als Ikone gilt. Das ist keine allzu leichte Aufgabe. Aber ich finde, der Autorin ist der Spagat zwischen gesicherten Fakten und kursierenden Gerüchten gut gelungen.

Den Glamour der frühen Hollywoodjahre wird man in dem Buch vergeblich suchen. Dafür liegt der Fokus ganz klar auf "der Garbo" und ihrer Entwicklung von der jungen Theaterschauspielerin zum gefeierten Star. Kristina Lüding hat hier wirklich mit Fingerspitzengefühl die Ängste ihrer Hauptfigur rausgearbeitet. Ihre Unsicherheiten, ihre Beklemmungen, Ängste, das Gefühl überrumpelt zu werden - alles sehr nachvollziehbar geschrieben. Ebenso ihr häufig steiniger Weg, die emotionale Abhängigkeit von Mauritz Stiller. Das ging mir oft sehr zu Herzen. Jedes Gefühlschaos, jede Trauer hat mich gleichzeitig auch traurig gemacht. Denn obwohl man es als Leser ja eigentlich schon von beginn an weiß, möchte man diese zerbrechlich wirkende Frau einfach in den Arm nehmen und wünscht ihr, dass sie ihr persönliches Glück im Leben noch finden wird.

Und wer bisher noch nie einen Film mit Greta Garbo gesehen hat, dem kann ich dies nur wärmstens empfehlen nachzuholen. Denn die hier viel beschriebene besondere Präsenz und die Wirkung auf den Zuschauer, die hat sie ohne jeden Zweifel ausgestrahlt und die Menschen in ihren Bann gezogen. Und tut es bis heute.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Eine starke Geschichte

Die einzige Frau im Raum
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Das Buch hat mir unheimlich gut gefallen.
Die ganze Geschichte ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt. Das ist eigentlich nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählart, aber hier passt es sehr gut. ...

Das Buch hat mir unheimlich gut gefallen.
Die ganze Geschichte ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt. Das ist eigentlich nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählart, aber hier passt es sehr gut. Alle Schilderungen wirkten dadurch sehr viel intensiver auf mich.
Mich hat die Lebensgeschichte dieser bemerkenswerten Frau sehr berührt und die Wandlung, die sie im Laufe der Zeit durchmacht, fand ich sehr bewundernswert. Ich finde, man merkt deutlich, dass die Autorin alles versucht hat, um Hedy Lamarr in all ihren Facetten gerecht zu werden. Sowohl der jungen Hedy, wie auch später der erwachsenen Frau, die sehr darunter leidet nur als hübscher Sidekick angesehen zu werden, der jedoch niemand zutraut mehr als zwei zusammenhängende Gedankengänge zu haben. Von der Entwicklung einer weltverändernden Erfindung ganz zu schweigen.
Dazu ist das Buch in einem sehr gefälligen Stil geschrieben, der bei mir eine totale Sogwirkung entfaltet hat. Einfach mal so zwischendrin aufhören, war mir gar nicht möglich.

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