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aoibheann

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2023

Absoluter Nervenkitzel

Die letzte Nacht
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Heiliges Kanonenrohr, das war mal ein Thriller, der mich wirklich Nerven gekostet hat!
Die Story ist unheimlich packend und spannend, zieht den Leser von der ersten Seite total in seinen Bann und lässt ...

Heiliges Kanonenrohr, das war mal ein Thriller, der mich wirklich Nerven gekostet hat!
Die Story ist unheimlich packend und spannend, zieht den Leser von der ersten Seite total in seinen Bann und lässt einen auch bis zur letzten Seite nicht mehr los. Den Spannungsbogen finde ich perfekt ausgearbeitet. Selbst die ruhigeren Zwischenphasen, in denen man glaubt, kurz durchatmen zu können, kommen mit einer unterschwelligen Spannung daher. Man ist immer in der Erwartung, dass gleich die nächste wichtige Entdeckung kommen wird, versucht selbst nebenbei auf die Lösung bzw. die Zusammenhänge zu kommen. Ab einem gewissen Punkt gelingt einem das auch, aber der Weg bis zu diesem Punkt ist wirklich nervenaufreibend. Das Erzähltempo ist dabei gar nicht so hoch, aber ich stand trotzdem die ganze Zeit permanent unter Strom, war angespannt - kurzum: emotional hat es mich unfassbar mitgerissen. Mein Puls lag höchstwahrscheinlich nicht mehr im Normbereich.
Ich liebe es, wenn eine Autorin/ein Autor mir Figuren präsentiert, die ich mit richtig viel Hingabe hassen und verabscheuen kann. Das ist Karin Slaughter hier richtig gut gelungen. Gleichzeitig hat es mich gezwungen an diesem Punkt meine eigenen Gefühle genauer zu überdenken.

Dazu kommt die Aktualität des Grundthemas. Gewalt, Vergewaltigungen, sexuelle Belästigung sind auch in unseren westlichen Gesellschaften viel zu häufig an der Tagesordnung und werden in vielen Fällen nicht umfassend aufgeklärt. Slaughter greift hier außerdem die immer mehr Zulauf erhaltende Incel-Bewegung auf. Es ist sehr wünschenswert, dass über diesen Weg mehr Sensibilisierung für das Thema erfolgt.
Einige oder sogar viele der im Buch verwendeten Sätze dürften hauptsächlich Frauen in ihrem Leben bereits begegnet sein. Es ist daher durchaus wahrscheinlich, dass sich Personen dadurch getriggert fühlen. Diese Sprache gibt dem Buch eine vulgäre, nicht auf den ersten Blick erkennbare Brutalität - der eigentliche Horror das Alltags.

Karin Slaughter ist hier ein absoluter Pageturner gelungen, der mir persönlich extremst an die Nieren gegangen ist und mir zwei pulsbeschleunigte Lesenächte beschert hat.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Eine Zeitreise

Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)
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Ich mag diese Buchreihe um außergewöhnliche Frauen sehr gerne und sie hat mir auch schon den einen oder anderen Anstoß gegeben, mich genauer mir einigen Frauen zu beschäftigen.
Und jetzt also die großartige ...

Ich mag diese Buchreihe um außergewöhnliche Frauen sehr gerne und sie hat mir auch schon den einen oder anderen Anstoß gegeben, mich genauer mir einigen Frauen zu beschäftigen.
Und jetzt also die großartige Greta Garbo. Eine Frau, deren Schönheit bis fasziniert, die in jeder Hinsicht als Ikone gilt. Das ist keine allzu leichte Aufgabe. Aber ich finde, der Autorin ist der Spagat zwischen gesicherten Fakten und kursierenden Gerüchten gut gelungen.

Den Glamour der frühen Hollywoodjahre wird man in dem Buch vergeblich suchen. Dafür liegt der Fokus ganz klar auf "der Garbo" und ihrer Entwicklung von der jungen Theaterschauspielerin zum gefeierten Star. Kristina Lüding hat hier wirklich mit Fingerspitzengefühl die Ängste ihrer Hauptfigur rausgearbeitet. Ihre Unsicherheiten, ihre Beklemmungen, Ängste, das Gefühl überrumpelt zu werden - alles sehr nachvollziehbar geschrieben. Ebenso ihr häufig steiniger Weg, die emotionale Abhängigkeit von Mauritz Stiller. Das ging mir oft sehr zu Herzen. Jedes Gefühlschaos, jede Trauer hat mich gleichzeitig auch traurig gemacht. Denn obwohl man es als Leser ja eigentlich schon von beginn an weiß, möchte man diese zerbrechlich wirkende Frau einfach in den Arm nehmen und wünscht ihr, dass sie ihr persönliches Glück im Leben noch finden wird.

Und wer bisher noch nie einen Film mit Greta Garbo gesehen hat, dem kann ich dies nur wärmstens empfehlen nachzuholen. Denn die hier viel beschriebene besondere Präsenz und die Wirkung auf den Zuschauer, die hat sie ohne jeden Zweifel ausgestrahlt und die Menschen in ihren Bann gezogen. Und tut es bis heute.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Eine starke Geschichte

Die einzige Frau im Raum
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Das Buch hat mir unheimlich gut gefallen.
Die ganze Geschichte ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt. Das ist eigentlich nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählart, aber hier passt es sehr gut. ...

Das Buch hat mir unheimlich gut gefallen.
Die ganze Geschichte ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt. Das ist eigentlich nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählart, aber hier passt es sehr gut. Alle Schilderungen wirkten dadurch sehr viel intensiver auf mich.
Mich hat die Lebensgeschichte dieser bemerkenswerten Frau sehr berührt und die Wandlung, die sie im Laufe der Zeit durchmacht, fand ich sehr bewundernswert. Ich finde, man merkt deutlich, dass die Autorin alles versucht hat, um Hedy Lamarr in all ihren Facetten gerecht zu werden. Sowohl der jungen Hedy, wie auch später der erwachsenen Frau, die sehr darunter leidet nur als hübscher Sidekick angesehen zu werden, der jedoch niemand zutraut mehr als zwei zusammenhängende Gedankengänge zu haben. Von der Entwicklung einer weltverändernden Erfindung ganz zu schweigen.
Dazu ist das Buch in einem sehr gefälligen Stil geschrieben, der bei mir eine totale Sogwirkung entfaltet hat. Einfach mal so zwischendrin aufhören, war mir gar nicht möglich.

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Eine wunderbare Geschichte

Die Bibliothek der Hoffnung
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Die Geschichte über die unterirdische Bibliothek in Bethnal Green war mir bisher völlig unbekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass in dieser U-Bahnstation quasi eine komplette Kleinstadt entstand. ...

Die Geschichte über die unterirdische Bibliothek in Bethnal Green war mir bisher völlig unbekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass in dieser U-Bahnstation quasi eine komplette Kleinstadt entstand. Umso mehr freue ich mich darüber, dass solche außergewöhnlichen Geschichten für die Nachwelt erhalten bleiben. Damit auch deutlich jüngere Menschen wie ich noch darüber staunen können.

Es ist eine hinreißende Geschichte, die mich schon nach den ersten Seiten nicht mehr losgelassen hat. Die Atmosphäre hat mich gleich gegriffen - ich war sofort im Londoner East End der Kriegsjahre. Zwischen den Menschen, die versuchen zu (über)leben, aufzuräumen, das Beste aus der Situation zu machen. Habe mit ihnen gelacht und war zutiefst ergriffen über ihre Schicksale. Die Figuren sind facettenreich und so lebendig geschrieben, da fällt es leicht sofort einen Draht zu ihnen zu haben.
Clara und Ruby sind zwar sehr unterschiedlich, wachsen dem Leser mit ihrer gefühlvollen und gleichzeitig zupackenden Art aber auch sehr schnell ans Herz.
Besonders der ins Leben gerufene Lesekreis und die Vorlesungen für die Kinder haben mein Herz im Sturm erobert. Sehr unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Meinungen und doch eine fest gewachsene Gemeinschaft.

Besonders schön finde ich jeweiligen Kapiteleinleitungen, in denen Zitate von Bibliothekar*innen vorangestellt werden. Worte, aus denen unverkennbar die Liebe zu den Büchern spricht.

Aber bei aller Euphorie - es ist kein reines Wohlfühlbuch. Die Geschichte spielt in den letzten Jahren des Krieges, die Entbehrungen, Ängste, Traumata und Gräuel sind allgegenwärtig.
Ein Buch für Bücher und gegen das Vergessen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein toller historischer Roman

Florentia - Im Glanz der Medici
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Ein wirklich schöner historischer Roman, der das Leben in Florenz des 15. Jahrhunderts und die Machtverhältnisse der führenden Familien in den Mittelpunkt stellt. Jede Menge Ränkespiele um die Vorherrschaft ...

Ein wirklich schöner historischer Roman, der das Leben in Florenz des 15. Jahrhunderts und die Machtverhältnisse der führenden Familien in den Mittelpunkt stellt. Jede Menge Ränkespiele um die Vorherrschaft in Florenz und um Beziehungen zum Vatikan und zum Pabst. Politische und wirtschaftliche Interessen spielen genauso eine Rolle wie zur Schau gestellter Reichtum oder eine passende Heirat, um den eigenen Machteinfluss zu erweitern.
Der Familie de Medici haftet ein gewisses Bild an. Machtbesessen und skrupellos, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, über Leichen gehend. Dieses Bild wird hier nur zu einem kleinen Teil bedient. Vielmehr werden die historischen Figuren etwas mehr von ihrer menschlichen Seite gezeigt. Es wirkt fast wie ein privater Einblick in diese faszinierende Familie.

Die Darstellung der Stadt und ihrer Mitbewohner ist ebenso gut gelungen. Die schön beschriebenen Märkte, das Stadtbild oder die jeweiligen Stimmungen der Bevölkerung sorgen dafür, dass ich mich wie mittendrin gefühlt habe.

Und wer an Florenz denkt, dem kommen natürlich diese tollen Kunstwerke jener Zeit in den Sinn. Und die Kunst kommt in dem Buch auch nicht zu kurz, denn einerseits ist mit Fioretta eine der Hauptfiguren eine angehende Malerin vertreten; zum anderen erlebt man auch die ersten Schritte von Sandro Boticelli und Leonardo da Vinci auf dem künstlerischen Parkett. Beide jung, beide lebens- und erfolgshungrig. Und nicht als die Super-Genies dargestellt, Man erahnt, welches Können bei beiden vorhanden ist - aber in erster Linie sind sie als junge Menschen mit Freuden, Sorgen und Nöten dargestellt.

Diese Mischung aus Intrigen, Politik, Kunst und ein bisschen Liebe hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.

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