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Veröffentlicht am 24.04.2023

Die Geister, die ich rief

Inselgeister
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Über Amrum scheint ein Fluch zu liegen, denn mit der ersten Fähre landen nicht nur Tourist:innen, sondern auch ein Toter auf der Insel an. Doch er ist nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern wurde ...

Über Amrum scheint ein Fluch zu liegen, denn mit der ersten Fähre landen nicht nur Tourist:innen, sondern auch ein Toter auf der Insel an. Doch er ist nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern wurde Opfer eines feigen Giftanschlags. Das ist längst nicht alles, denn eine Entführung hält die Insel in Atem. Auf den ersten Blick zwei unterschiedliche Fälle, aber beim genaueren Hinsehen stellt Nils Petersen fest, dass mehr dahinter steckt. Doch je tiefer er gräbt, desto gefährlicher wird es....


"Inselgeister" von Bent Ohle beschwört die Geister der Vergangenheit herauf und ist von der erste Seite an ein absolutes Krimi-Highlight. Es gelingt dem Auto nämlich, die Inselidylle ins Gegenteil umzuwandeln und zwischen Dünengras und Wellenglitzern die Gespenster der Vergangenheit ans Licht zu zerren. Dabei verbindet der Schreibende wahrhaftige Ereignisse mit Geschehnissen, die seiner Fantasie entspringen zu einer neuen Realität, die einen sehr aufregenden Einblick in ein Stück deutsch-deutscher Geschichte geben.

Seine Figuren bewegen sich sicher auf dem von Ohle geschaffenen Parkett , sind dabei sehr authentisch und glaubwürdig und vermitteln der Leserschaft, warum sie so handeln, wie sie handeln . Immer präsent - die erdrückenden Geheimnisse, die die Charaktere mit sich tragen und die wie Ungeziefer aus jeder Ecke und jedem Winkel ihnen nachkriechen. Es gelingt dem Schreibenden, seine Leser:innen vollkommen in die Handlung miteinzubeziehen und ihnen zu zeigen, was für ein immenser Antreiber Schmerz sein kann, der die Grenze zwischen Recht und Unrecht, Schuld und Sühne vollkommen verschwinden lässt.

Nils Petersen ist immer mittendrin und wirkt wie ein Lotse in einem dramatischen und packenden Fall, der nicht nur den Leser.innen einiges abverlangt. Faszinierende Fakten, präzise beobachtet, geben dem Plot genau die richtige Würze, um den komplexen, ja fast schon tragischen Krimi immer wieder mit Spannung zu füttern. Bent Ohle legt den Finger immer wieder in die Wunde, aber gerade so, dass es genug weh tut, um bei seinen Ermittlungen ans Ziel zu kommen.

Ein genialer, spannender und erkenntnisreicher Krimi, der von Seite eins an regelrecht süchtig macht.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Bringt Kinder und Erwachsene zum Lachen

Fritz Frosch pupst
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Ganz egal, ob Tag oder Nacht - Fritz Frosch kann es einfach nicht sein lassen und muss ständig pupsen. Dabei will er das doch gar nicht, aber nichts hilft und der Pups macht sich einfach selbständig und ...

Ganz egal, ob Tag oder Nacht - Fritz Frosch kann es einfach nicht sein lassen und muss ständig pupsen. Dabei will er das doch gar nicht, aber nichts hilft und der Pups macht sich einfach selbständig und fliegt aus seinem Froschpopo. Der Lehrer ist genervt, die Eltern möchten mit Fritz nirgendwo mehr hingehen und selbst der Froschdoktor weiß keinen Rat mehr. Da hilft wohl nur noch eines - nie wieder pupsen. Aber das hilft auch nicht wirklich, denn plötzlich wächst Fritz Frosch, wird immer runder, hebt an und schwebt wie ein Luftballon am Himmel. Was da wohl hilft ?


Kindern ist nichts peinlich und selbst der kleine Pups übt eine große Faszination auf sie aus. Gerade weil er uns Erwachsenen peinlich ist und wir diese Reaktion unseres Körper mehr oder weniger totschweigen, wollen Kinder noch mehr darüber wissen. Mit Fritz Frosch gelingt es Birte Müller, dieses Tabuthema unserer Gesellschaft äußerst witzig und ziemlich charmant für Kinder und Erwachsene aufzubereiten und dabei sind die Lacher definitiv vorprogrammiert. Vor allen Dingen gibt sie Kindern die Möglichkeit, das Pupsen als etwas völlig Normales und Alltägliches anzunehmen, weil es wirklich Jede/r macht...und es ist absolut in Ordnung, denn es gehört zu uns und unserem Körper dazu.

Die Geschichte wird in witzigen kurzen Sätzen erzählt und setzt dabei Frisch Frosch liebevoll in Szene, ohne ihn bloß zustellen. Jungen und Mädchen können sich sofort mit dem kleinen Frosch identifizieren, denn sie alle kennen die Situation, dass der ein oder andere Pups einfach aus dem Popo entweicht, obwohl sie das gar nicht wollen.

Die Zeichnungen sind kunterbunt und fröhlich, geben das Gelesene als Bild wieder und machen so das Ganze sehr lebendig. Sogar Vor- & Nachsatzblatt sind aufwendig und farbenfroh gestaltet, sodass das Buch nicht nur von der Erzählung her eine gewisse Faszination ausübt.

Ein witziges Bilderbuch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Lachen bringt.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Zwischen Faszination und anhaltender Gefahr

Vulkanmenschen
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Für die einen bedeuten Vulkane der Sitz ihrer Götter, für die anderen sind es schlicht touristische Ausflugsziele, die es auf der To-do-Liste abzuhaken gilt. Für Ulla Lohmann aber sind Vulkane Faszination ...

Für die einen bedeuten Vulkane der Sitz ihrer Götter, für die anderen sind es schlicht touristische Ausflugsziele, die es auf der To-do-Liste abzuhaken gilt. Für Ulla Lohmann aber sind Vulkane Faszination pur und sie begibt sich immer wieder auf Spurensuche. Sie versucht herauszufinden, wie das Leben mit der ungezähmten Urkraft unseres Planeten möglich wird und lernt dabei Menschen kennen, die ihr Leben mit dem Vulkan im Einklang er-leben.

Es sind faszinierende Geschichten, die Lohmann erzählt und die einen Einblick geben, was alles möglich ist, wenn der Mensch den Vulkan akzeptiert und sich nach dessen "Befindlichkeiten" richtet. Ein Leben mit dem Vulkan ist möglich, aber ein gewisses Restrisiko bleibt und somit auch die Gefahr, bei einem Ausbruch nicht zu überleben..

Die Autorin nimmt uns mit in verborgene Winkel der Erde, lässt uns am Leben indigener Völker teilhaben und zeigt den interessierten Leser.innen, wie an vielen Orten die fruchtbaren Vulkanböden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden. Rohstoffe wie Schwefel werden abgebaut, teils unter menschenunwürdigen und lebensgefährlichen Bedingungen, aber die Minenarbeiter sind stolz, weil sie mit ihrer Hände Arbeit ihre Familien ernähren können - der Vulkan gibt, der Vulkan nimmt.

Gekrönt werden sie aussagekräftigen und überaus informativen Sachtexte mit atemberaubenden Fotografien, die ein gelungenes Zusammenspiel von Feuer, Lava und Licht sind. Aus ihnen sprich die Energie und der magische, aber gefährliche Zauber, wenn die Erde brodelt und zischt und der Vulkan ausbricht.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Naturfotografie in Perfektion

Jäger des Lichts
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"Jäger des Lichts" ist für mich das Highlight des Jahres 2023, wenn es um Naturfotografie in absoluter Perfektion geht. Die Aufnahmen sind zum Weinen schön, zeigen die stillen Wunder der Schöpfung in einer ...

"Jäger des Lichts" ist für mich das Highlight des Jahres 2023, wenn es um Naturfotografie in absoluter Perfektion geht. Die Aufnahmen sind zum Weinen schön, zeigen die stillen Wunder der Schöpfung in einer nie da gewesenen Ästhetik und lassen mich sprachlos und staunend zurück.

Die Feinheiten in der Bildgestaltung machen die exzellenten Fotos zu echten Meisterwerken, zeigen überwältigende Momente, führen an Orte der Spiritualität und bedeuten so Meditation für Augen und Seele. Den Fotografen gelingt es, ihre eigenen Gedanken und Emotionen im flüchtigen Moment des Augenblicks einzufangen und für immer in ihren Aufnahmen festzuhalten. Dabei übertragen sich die Stimmungen vor Ort auf die Betrachtenden , lassen sie tief in dem Moment auf dem Foto eintauchen und ermöglichen ihnen so , die beeindruckenden Szenen ganz intensiv wahrzunehmen.

Es ist ein bewusstes Erleben der Jahreszeiten: Der Winter mal zarte Farben in die Landschaft und zaubert weiße Romantik, während der Herbst seine wunderschöne Farbpalette auspackt. Die Aufnahmen unter Wasser entführen in das mystisch-magische Reich von Poseidon und der Regenwald ermöglicht einen Einblick in das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems. Es sind faszinierende, mitunter sinnliche Motive und emotionalisierende Bildmomente, die diese visuelle Entdeckungsreise für uns Leser;innen bereithält.

Der Blick aus einer Bienenhöhle nach draußen, blau-türkis schimmernde Eisberge am schwarzen Lavastrand, ein angreifender Puma oder eine Oase inmitten der Sahara - die "Jäger des Lichts" fangen die einzigartige Vielfalt unserer Erde ein, zeigen die letzten Paradiese, in denen die Natur verschwenderisch schön ist. Denn sie alle haben eines gemeinsam: Durch den Klimawandel und die von Menschenhand herbeigeführte Zerstörung sind Flora und Fauna bedroht und es gilt, den Hebel umzulegen, um die Faszination Natur noch lange zu erhalten. Denn man kann nur schützen und bewahren, was man kennt und liebt.


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Veröffentlicht am 22.04.2023

Wien, Wien nur du allein...(Peter Alexander)

Verborgenes Wien
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Wenn Wien-Reisende ihre Tour durch Österreichs Hauptstadt planen, dann werden meist die bekannten Plätze und Orte wie Schloss Schönbrunn, Prater und Stephansdom auf der To-do-Liste abgehakt. Aber es gibt ...

Wenn Wien-Reisende ihre Tour durch Österreichs Hauptstadt planen, dann werden meist die bekannten Plätze und Orte wie Schloss Schönbrunn, Prater und Stephansdom auf der To-do-Liste abgehakt. Aber es gibt noch ein anderes, aufregendes Wien, das fernab von Donauwalzer, Sisi-Kitsch und Heurigen sein wandelbares Gesicht zeigen darf.

Michaela Lidinger öffnet verborgene Türen und Pforten, die weit weg von blank polierten Touristenfassaden und klingelnden Mitbringselkassen vergessene Geschichten erzählen. Durchhaus, Drehtür der Unschuldigen, falsche Idylle, Abhörkammerl, tausendjährige Eibe, Bestattungsmuseum oder auf den Spuren des "Dritten Mann" - es gibt so Vieles zu entdecken, das man in einem "normalen" Reiseführer eben nicht findet und das wirft ein ganz anderes Licht auf die Sehnsuchtsstadt Wien. Manchmal müssen die Reisenden den Kopf ein wenig recken, um Skurriles an den Fassaden (Steyrerhof) oder auf den Dächern (Wikingerschiff) zu entdecken oder sie staunen über unheimliche Dinge (Blumenstrauß mit Blüten aus Schmetterlingsflügeln), die schon ein wenig die Gänsehaut über die Arme scheucht.

Es ist eine äußerst interessante und abwechslungsreiche Ansicht von Wien, die die Stadt abseits der eingetretenen Pfade präsentiert. Natürlich gibt auch Hinweise auf die nicht so schönen Ecken und die unheilvolle Vergangenheit, aber auch die muss es geben, denn eine Stadt hat eben viele Gesichter und nur durch diese bekommt sie ihre Authentizität. Mit diesem Buch erhalten die Leser;innen einen respekt- & würdevollen Eindruck in die Stadtgeschichte und das formt in meinen Augen auch die Sichtweise , die den nächsten Wien-Besuch sicherlich nachhaltig prägt.

Nach dem Lesen dieses Reiseführers gelingt es nur sehr schwer, wieder den gedanklich gepackten Koffer auszupacken und aus der imaginären Unterkunft auszuchecken, denn mit dem Sprung ins kühle Nass des Donau-Oder-Kanals ist die literarische Reise nach Wien beendet. Wien hat viele verborgene Gesichter und die gilt es bei der nächsten Reise zu entdecken.

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