berührend und ziemlich "schwere Kost" für einen Roman
Der LiebendeDie Geschichte beginnt sehr gemütlich - ein pensionierter katholischer Seelsorger, der zurückgezogen fernab der Heimat in Brüssel lebt, kümmert sich noch vereinzelt um einzelne "Schäfchen" seiner Gemeinde, ...
Die Geschichte beginnt sehr gemütlich - ein pensionierter katholischer Seelsorger, der zurückgezogen fernab der Heimat in Brüssel lebt, kümmert sich noch vereinzelt um einzelne "Schäfchen" seiner Gemeinde, ist aber sonst nicht mehr tätig. Er sohn zurückgezogen in seiner Dachgeschoßwohnung in Brüssel und beobachtet die neu eingezogene Nachbarin. Die beiden lernen sich sehr langsam ein wenig besser kennen, und dann zieht das Tempo der Geschichte ein wenig an und wird ungemein tiefer, als ich zuerst erwartet hätte. Gemeinsam reisen sie an die Nordsee.
Madame Jannsen ist das Gegenteil von dem zurückgezogenen Seelsorger. Als Diplomatin kam sie viel herum, reise um die Welt, arbeitete hart und landet nun in Brüssel. Sie ist in der Beziehung die, die das Tempo vorgibt und die Richtung. Sie weiß, was sie vom Leben will. Diese Stärke zieht sich durch das ganze Buch.
Beide Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet und ich finde auch sehr treffend beschrieben. Man merkt, dass der Autor die Schauplätze gut kennt und selbst ein genaues Bild der Schauplätze und Protagonisten vor Augen hat. Was mich in der Geschichte nicht so ganz abholen konnte, war das Tempo. Plätscherte die Geschichte anfangs eher so dahin, änderte sich das schlagartig. Wie in einem Strudel wurde man immer tiefer in die Geschichte gezogen und so wirkte die Geschichte schonungslos und ungeschönt aus dem Leben gegriffen. Darauf muss man sich in dieser Geschichte einlassen. Wenn man dies tut, erwarten einen wunderschöne Lesestunden mit durchaus ernsten Themen und einer sehr zarten, ja fast zerbrechlichen Liebesgeschichte.