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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2023

Trotz heftiger Handlung und tollem Plot sehr langsam und ziellos erzählt

Alles, was wir geben mussten
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Inhalt:
In Hailsham, einem ganz speziellen Internat, wohnen aussergewöhnliche Kinder. Kinder, die nur dafür geboren worden sind, einem Zweck zu folgen, den sie selber nicht kennen. Abgeschirmt vom Rest ...

Inhalt:
In Hailsham, einem ganz speziellen Internat, wohnen aussergewöhnliche Kinder. Kinder, die nur dafür geboren worden sind, einem Zweck zu folgen, den sie selber nicht kennen. Abgeschirmt vom Rest der Welt werden sie auf ein Leben vorbereitet, das gar nie ihr eigenes sein wird.

Meine Meinung:
Ich war sehr neugierig auf diese Geschichte, deren Verfilmung wohl ziemlich bekannt ist, die ich aber nie gesehen habe. Die ersten paar Seiten waren spannend, düster und ich wurde komplett im Ungewissen darüber gelassen, wohin die Handlung sich entwickeln würde. Und dann kam genau das Problem...die Handlung entwickelt sich leider so langsam, dass ich mir überlegt habe, das Buch abzubrechen. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt und was das Buch am Ende für mich bereithalten würde. Irgendwie hatte ich mit einer Art Moral gerechnet, einer Form von erhobenem Zeigefinger. Ich lag komplett falsch und das Ende bleibt eher offen und hat mich komplett ernüchtert (im positien Sinne, sofern das geht) zurückgelassen. Das ist in meinen Augen die definitiv beste Idee des Autors, das Buch hinterlässt nämlich eine grosse Leere und eine Enge, die ich wirklich gefühlt habe.
Auch die Charakterskizzen sind sehr tiefgründig und sehr genau beobachtend erzählt. Und trotz das heftigen Themas und der grandiosen Plotidee ist diese Geschichte einfach viel zu langsam und ausschweifend erzählt, vieles wird einfach so dahingestellt und wirkt dann leider doch wieder eher nichtssagend.

Fazit:
Das wäre fast ein Abbruch geworden und obwohl das bedrückende Ende mir eigentlich gut gefallen hat und ich beeindruckt bin von den Details bin, die Ishiguro in seine Personenbeschreibungen eingebaut hat, hat mir die sehr, sehr langsame und ziellose Erzählweise nicht zugesagt und das Buch kommt zurück in den Bücherschrank.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Billige Effekthascherei und ein verheerender Ermittlungsfehler

Tote Augen
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TW: Folter, sexualisierte Gewalt (an Kindern), Stalking

Inhalt:
Eine grausam gefolterte Frau wird - wohl auf der Flucht vor ihrem Peiniger - angefahren und bei der Untersuchung des Unfallorts stellt sich ...

TW: Folter, sexualisierte Gewalt (an Kindern), Stalking

Inhalt:
Eine grausam gefolterte Frau wird - wohl auf der Flucht vor ihrem Peiniger - angefahren und bei der Untersuchung des Unfallorts stellt sich heraus, dass es mindestens ein weiteres Opfer geben muss. Für das Ermittlertrio aus Sara Linton, Faith Mitchell und Will Trent beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.


Meine Meinung:
Das Buch lag schon lange lange auf meinem SuB und nachdem mich "Dreh dich nicht um" von Karin Slaughter vor einiger Zeit zwar unterhalten, aber nicht komplett überzeugen konnte, wollte ich der Autorin noch einmal eine Chance geben. Schliesslich kenne ich einige Leute, welche auf ihre Thriller schwören.
Der Anfang beginnt mit einem Schocker, dann zieht sich die Handlung über ca. 200 Seiten sehr, bis endlich wieder ein wenig Fahrt aufkommt. Was mich stört: der Fokus wird nicht so sehr auf den Täter und seine Motive, seine Handlungen, seine Spuren usw. sowie auf die Täterjagd an sich gelegt, sondern lediglich auf die Brutalität, mit der er seine Opfer foltert. Dies ist in meinen Augen reisserisch und der Handlung nicht dienlich geschrieben. Mir ist bewusst, dass wohl genau diese Schockerszenen bei einzelnenen Leser*innen sehr gut ankommen, weil sie definitiv für Gänsehaut sorgen, ein solide geschriebener Thriller beinhaltet für mich aber noch viel mehr, muss vielschichtiger sein, muss klar aufzeigen, warum etwas passiert und muss vor allem vor Spannung triefen.
Vielmehr werden aber das Ermittlerteam und die privaten Sorgen und Nöte dieses Trios sehr in der Vordergrund gerückt, war für einige sicher spannend zu lesen ist, mir persönlich hätte das nicht so detailliert sein müssen. Viel lieber hätte ich erfahren, weshalb der Täter so handelt, wie er es tut...
Sehr, sehr, sehr genervt hat mich, dass nach 500 Seiten klar wird, dass ein deutlicher Ermittlungsfehler am Anfang (der mindestens dreimal hätte korrigiert werden können) sehr viel schneller zu einer Auflösung des Falles geführt hätte. Nein, so nicht...

Fazit:
Dieses Buch lasse ich in Leipzig und mit Karin Slaughter werde ich es wohl längere Zeit nicht mehr probieren. Evtl. werde ich mal noch einen Einzelband von ihr lesen, aber Schreibkunst sieht für mich anders aus, ich würde den Stil eher "Effekthascherei" nennen und bin ehrlich enttäuscht von diesem Buch und dem Ermittlungsfehler, der mir die Lektüre definitiv ziemlich verdorben hat.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Eine grosse Enttäuschung

Die Verlobten des Winters
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REZENSION FÜR DAS HARDCOVER-BUCH

Inhalt:
Die unsichere und unscheinbare Ophelia, die neben ihrer ungeschickten Art vor allem als äusserst begabte Leserin bekannt ist, also Gegenstände und ihre Geschichten ...

REZENSION FÜR DAS HARDCOVER-BUCH

Inhalt:
Die unsichere und unscheinbare Ophelia, die neben ihrer ungeschickten Art vor allem als äusserst begabte Leserin bekannt ist, also Gegenstände und ihre Geschichten und Gefühle lesen und zudem noch durch Spiegel reisen kann, soll mit einem Adligen namens Thorn verheiratet werden. Diese Verbindung soll einen Zweck erfüllen, den Ophelia erst nach und nach aufdeckt und ausserdem werden ihr nicht nur von Thorn und Thorns Familie, sondern auch vom eisigen Wetter am Pol, an dem ihr Verlobter wohnt, ordentlich zugesetzt. Nun muss sich die junge Frau behaupten und lernen, wem sie vertrauen und glauben kann.

Meine Meinung:
Eigentlich habe ich mit der Lektüre dieses Buches im Juli begonnen und wollte es im Rahmen des dicke-Bücher-Camps von Marina lesen. Marina selber hat die Reihe bereits gelesen und empfohlen, ausserdem habe ich bei diversen anderen Blogger:innen ebenfalls viele begeisterte Rezensionen und erst in den letzten Monaten auch ein paar kritische Stimmen gelesen, weshalb ich mir selber ein Bild machen und die Reihe für mich entdecken wollte. Ihr seht schon, es ist Ende September und ich habe mich nun drei Monate lang mit dem Buch befasst und mich streckenweise auch damit gequält und muss ganz ehrlich gestehen, dass ich den Hype um die Reihe so überhaupt rein gar nicht nachvollziehen kann. Nicht nur wird die Protagonistin Ophelia als unterwürfige, tollpatschige Person dargestellt und permanent bestraft, geschlagen und herabgewürdigt (und nicht zu vergessen zwangsverheiratet), was zwar im mittelalterlich anmutenden Setting durchaus passen würde, aber für eine Fantasywelt einfach nicht mehr zeitgemäss ist, sondern es kommt auch gar keine Spannung auf. Ganz, ganz, ganz am Schluss wird endlich ein wenig Tempo in die Geschichte gebracht, aber das ist bei mehr als 500 Seiten definitiv eine zu lange Durststrecke obwohl einzelne Szenen durchaus unterhaltsam erzählt und die zahlreichen Figuren äusserst anschaulich beschrieben sind. Ausserdem schlummert in der Grundidee einiges an Potenzial, das aber im verlauf der zäh dahinplätschernden Erzählung leider komplett verpufft und zwar spätestens bei der lahmen Beschreibung der Welt, in welcher die Figuren leben und agieren. Vor allem auf diese Welt war ich sehr gespannt, schliesslich schien sie etwas nie dagewesenes zu sein. Dem ist zwar so und die physikalischen Gesetze und auch die Gepflogenheiten innerhalb dieser Welt sind durchaus intelligent zusammengestellt, aber die Beschreibungen bleiben leider bis zum Schluss oberflächlich und aller Kreativität zum Trotz ein wenig nichtssagend. Ein grosser Wow-Effekt bleibt aus und stattdessen kommt Enttäuschung auf. Schade, schade, schade...

Fazit:
Wer mir sagen kann, was an diesem Buch und der Reihe zu finden ist, soll das gerne tun. Nach dem erneuten Lesen einiger Rezensionen habe ich das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben, als andere Rezensentinnen. Also macht euch gerne ein eigenes Bild und lest euch vor dem Buchkauf doch einfach eine Leseprobe durch.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Nach 208 Seiten abgebrochen

Totentracht
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Inhalt:

Die Kommissarin Marie Kaltenbach wird in den Schwarzwald, ihre Heimat, versetzt und gerät schon ziemlich bald mit ihrem Berufskollegen Karl-Heinz Winterhalter aneinander. Sie landen ausserdem ...

Inhalt:

Die Kommissarin Marie Kaltenbach wird in den Schwarzwald, ihre Heimat, versetzt und gerät schon ziemlich bald mit ihrem Berufskollegen Karl-Heinz Winterhalter aneinander. Sie landen ausserdem bereits am ersten gemeinsam Arbeitstag mitten in einer Mordermittlung in der Kunstszene und erkennen schon bald, wie sehr sie persönlich involviert sind in diesen Fall. Zwischen Befangenheit, schwarzwälder Traditionsbesessenheit, konservativer Homophobie, politischen Verstrickungen und düsteren Geheimnissen entwickelt sich auch noch das Privatleben der beiden Kommissare eher unglücklich und bringt Marie Kaltenbach und Karl-Heinz Winterhalter um den Schlaf und in Erklärungsnot.


Meine Meinung:

Vielleicht war das einfach nicht mein Humor, vielleicht ist das Buch aber auch wirklich nicht witzig... Obwohl ich einige Formulierungen als sehr gelungen empfand, waren mir ansonsten fast alle Szenen ein wenig zu plump gestaltet. Ausserdem wird die Ermittlerin Marie Kaltenbach - bekennende und äusserst anstrengende Veganerin, die ausserdem nicht nur rückfällig, sondern auch stets auf ihren Veganismus reduziert wird - als ziemlich naiv, fast schon dümmlich dargestellt, während der konservative und homophobe Ermittler Karl-Heinz Winterhalter stets sehr bedächtig, bodenständig und erfolgreich auftritt. Vielleicht ist es auch diese stereotype und veraltete Rollenverteilung, die mich nervt? Obwohl es Kaltenbach ist, welche die Ermittlungen in eine entscheidende Bahn bringt, was Winterhalter sogar gönnerhaft bemerkt? Ich kann es nicht sagen, denn ich habe mich für einige Dialoge so sehr fremdschämen müssen, dass ich die unrealistische Ermittlungsarbeit, die zudem die Menschen im Schwarzwald schlecht wegkommen lässt (Kommissare, welche nur von Vetternwirtschaft profitieren, stets einen über den Durst trinken und neben allen kuriosen Techniken auch noch die Arbeit der SpuSi teilweise mehr schlecht als recht übernehmen), einfach nicht ernst nehmen können. Ausserdem war der stets in den Hintergrund rückende Fall so komplett langweilig erzählt, dass ich nicht einmal die letzten paar Seiten gelesen habe, um zu erfahren, wie der Täter ermittelt wird.


Fazit:

Nach 208 von 381 Seiten habe ich dieses Buch abgebrochen, weil einige wirklich intelligente und amüsante Wortgebilde, sowie der grundsätzlich sehr leichte Schreibstil leider nicht über die ansonsten sehr plumpen Flachsereien und stereotypen Figuren und die unrealistisch dargestellte Ermittlungsarbeit hinwegtrösten können.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Bewegende Geschichte, nachlässig erzählt

Die Stimmen meiner Eltern hörte ich nie
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Inhalt:
Erwin Hauser wächst mit seiner Schwester in einem Kinderheim auf. Dies ist an sich keine seltene Situation. Dass die beiden Kinder jedoch weder etwas über ihre Herkunft, noch über den Grund, warum ...

Inhalt:
Erwin Hauser wächst mit seiner Schwester in einem Kinderheim auf. Dies ist an sich keine seltene Situation. Dass die beiden Kinder jedoch weder etwas über ihre Herkunft, noch über den Grund, warum sie im Heim sind, erfahren, macht durchaus stutzig. Und dass die beiden Kinder fast täglich schikaniert, beleidigt und sogar geschlagen werden, ist nicht nur eine klare Missachtung von Grenzen, sondern kann sehr wohl als Kindesmisshandlung bezeichnet werden.
Erwir darf nicht in den Kindergarten und auch für die Schule ist er zu dumm. Dies sagen zumindest die Betreuerinnen im Kinderheim. Von den spielenden Kindern auf dem benachbarten Spielplatz erfährt er jedoch, dass jedes Kind früher oder später zur Schule gehen muss. Es vergeht einige Zeit, doch dann kann Erwin tatsächlich zum ersten Mal in seinem Leben das Heim verlassen und zur Schule gehen. Auch zum ersten Mal in seinem Leben sieht er einen richtigen Bahnhof und ganz viele andere Kinder, die - im Gegensatz zu ihm - Eltern haben. Wer nun aber denkt, dass sein Leben eine Wende nimmt, der irrt gewaltig. In der Schule wird er nämlich von seinen Lehrern gnadenlos blossgestellt und kriegt immer wieder Strafaufgaben aufgebrummt. Seiner Schwester ergeht es einige Jahre später in der Schule und ihrer Klasse nicht besser. Aber die beiden Kinder lernen schon sehr früh, wie sie sich gegen die Angriffe der Heimleitung und ihres Vormundes wehren und wie sie einander in ihren schwersten Minuten beistehen können. Sie legen sich Strategien zurecht, um sich kleine Freiheiten zu erlauben und versuchen, ihre Kindheit trotz allem zu geniessen.
Doch ihre Welt wird immer wieder aufs Neue erschüttert.

Meine Meinung:
Leider konnte ich mit dem Schreibstil dieses Buches nicht sehr viel anfangen. Er war mir zu simpel und kindlich gehalten und wirkte deshalb wohl nicht ganz so dramatisch, wie es eigentlich hätte wirken sollen und können. Dies ist aber so oder so Geschmacksache. Es kann natürlich auch sein, dass der Autor bewusst bei dieser einfachen und zum Teil nüchternen Sprache blieb, um sich ein wenig von seiner eigenen Geschichte zu distanzieren.
Die Tatsache, dass diese Geschichte wahr ist, macht das Buch nämlich zu einem erschütternden Zeugnis. Die Erlebnisse, welche Erwin Hauser in "Die Stimmen meiner Eltern hörte ich nie" verarbeitet, sind an Grausamkeit und Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Und immer dann, wenn man denkt, dass sich die Situation ein wenig beruhigt hat und dass es nur noch besser kommen kann, geschieht wieder etwas, was das Leben dieser unschuldigen Kinder über den Haufen wirft. Es scheint tatsächlich manchmal so, als würde sich das Schicksal einige böse Streiche erlauben.
Ich bewundere den Mut des Autors, seine Geschichte zu erzählen und sie so noch einmal Minute für Minute erleben zu müssen. Ausserdem beeindruckt mich sein grosses Herz. Er klagt nämlich nicht über sein Schicksal und prangert niemanden an. Er schildert nur und versucht, für sich selber eine Erklärung zu finden und seine eigenen Fragen zu beantworten, ohne jemanden zu verurteilen.

Fazit:
Ein fesselndes und erschütterndes Buch, welches mit seiner Geschichte und seinem Mut, nicht unbedingt aber mit seinem Schreibstil überzeugt.

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