Wo war der Thrill ?
Die VerlasseneACHTUNG SPOILER
Aus dem Erzählansatz hätte man definitiv mehr machen können:
Ich – Erzählerin Hannah wird nach vier gemeinsamen Jahren Knall auf Fall von ihrem Freund Matt verlassen. Völlig ohne ...
ACHTUNG SPOILER
Aus dem Erzählansatz hätte man definitiv mehr machen können:
Ich – Erzählerin Hannah wird nach vier gemeinsamen Jahren Knall auf Fall von ihrem Freund Matt verlassen. Völlig ohne Vorankündigung. Matts Sachen sind verschwunden, auch seine emails, seine Telefonnummer, jede Handy – Nachricht. Ist Matt etwas Schlimmes passiert, ist er Opfer eines Verbrechens geworden? Hannah möchte unbedingt herausfinden, was geschehen ist, zumal sie sich seltsam beobachtet fühlt und außerdem vermutet, dass jemand unberechtigterweise in ihrer Wohnung gewesen sein muss…
Der Roman „Die Verlassene“ wird dem Genre „Psychothriller“ zugeordnet. Als Krimi- und Thrillerfan musste ich dieses Buch unbedingt lesen.
Die Grundidee gefiel mir, ebenso das britische setting.
Am Anfang fand ich das Geschriebene noch spannend, aber dieser Eindruck verflüchtigte sich leider alsbald. Stil und Sprache der Autorin konnten mich nicht mitreißen, waren mir zu simpel, es fehlte einfach die Raffinesse, die für mich gegeben sein muss, um die tolle Grundidee adäquat umzusetzen.
Der Roman hatte leider auch Längen, und auch die Figuren waren für mich wenig greifbar, wobei die Protagonistin Hannah vielleicht noch am besten charakterisiert war. Nach dem Mittelteil des Romans schwante mir, worauf das Ganze hinauslaufen würde, auch wenn ich nicht alle Details richtig zugeordnet hatte.
Am Anfang der Lektüre wäre ich jedoch noch nicht auf das in der Literatur bewährte und beliebte Stilmittel des Unzuverlässigen Erzählens beziehungsweise Erzählers gekommen. Dieses Stilmittel liebe ich an und für sich sehr, und man muss Torjussen meines Erachtens zugute halten, dass sie versucht hat, eine Geschichte rund um dieses Stilmittel zu „stricken“.
Leider bleibt bei diesem Unterfangen für mein Empfinden die Spannung auf der Strecke, daher lautet mein Fazit in aller Kürze – Gute Grundidee, schlechte Umsetzung. „Wo bleibt der Thrill?“ fragte ich mich beim Lesen. Und ich fand die Erzählung im Nachgang etwas deprimierend.
Einen nervenaufreibenden Thriller darf man von der „Verlassenen“ nicht erwarten. Auch keinen über alle Maßen raffinierten Roman. Torjussen hat vielleicht zu viel gewollt und zu wenig umsetzen können. Das Lektorat hätte mehr Hilfestellung geben müssen, finde ich.
Daher vergebe ich für „Die Verlassene“ drei von insgesamt fünf Sternen. Leser, die den unreliable narrator lieben, dürfen sich „Die Verlassene“ ruhig mal anschauen.