Ein Krimi aus der Flower Power Zeit
Die Kriminalistinnen. Der Tod des BlumenmädchensDen Auftakt macht eine Stern-Reportage über sechs junge Frauen. Sie haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, kommen jetzt als Quereinsteiger zur Polizei, um hier eine Ausbildung zu Kriminalistinnen ...
Den Auftakt macht eine Stern-Reportage über sechs junge Frauen. Sie haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, kommen jetzt als Quereinsteiger zur Polizei, um hier eine Ausbildung zu Kriminalistinnen zu absolvieren. Unter ihnen befindet sich auch die 22jährige Lucia Specht. Sie erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Ihr erster Fall betrifft den Tod bzw. Mord an der Studentin Lena Malberg. Hier kann sie ihre ersten Erfahrungen sammeln, wobei ein Teil ihrer Energie muß sie darauf verwenden, den Vorurteilen der männlichen Kollegen gegenüber zu treten.
Ich kenne die beiden früheren Krimis des Autors zu Otto Hagedorn nicht, dies war aber kein Problem, denn er findet nur nebenbei Erwähnung. Interessant fand ich den Einstieg mit dem Stern-Bericht, bei dem die jungen Damen Perücken aufsetzen mußten, um ihr Aussehen zu verfremden. Dann ging es für mich lange Zeit nicht um den eigentlichen Fall, der gelöst werden mußte, sondern rein um die Äußerlichkeiten der jungen Damen. Da der Autor selbst noch jung ist, hat er für mich hier gut recherchiert was die Authentizität bezüglich des Feelings während der Hippiezeit, der Musik und der Kleidung anging. Aber das hat für mich etwas zuviel Platz in der ersten Hälfte des Buches eingenommen, das Krimigeschehen bleibt noch im Hintergrund. Er beschreibt sehr gelungen, was die Stellung der Frauen, der Vorurteile, dem Machogehabe der Kollegen bzw. des Chefs, damit verbunden auch der Demütigungen (z.B. das Ausleeren der Handtasche vor den Augen des Chefs), Rauchen, Telefonieren in Telefonzellen etc. betrifft. Manche Vorkommnisse und Details sind in der heutigen Zeit undenkbar – Gott sei Dank! Gut gefallen hat mir das Netzwerk, das sich die jungen Damen geschaffen haben, sowie ihr Zusammenhalt, und zwar sowohl beruflich als auch in der Folge privat. Ebenfalls positiv fand ich, daß es unter den jungen, selbstbewußten Damen zu keinem Zickenkrieg kam. Auch den Grund für die Berufswahl – Kein Verbrechen soll ungestraft bleiben und kein Verbrecher ungeschoren davonkommen, fand ich sehr gut. Lucia hat für meine Begriffe etwas zuviel eigenmächtig ermittelt. Der Fall selbst wurde in der zweiten Hälfte für mich spannend, das Tempo zog an und der Schluß läßt auf weitere Bände schließen. Das Cover fand ich passend gewählt.