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Veröffentlicht am 26.04.2023

Weites Herz, klarer Horizont

Sylt oder Süßes
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Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke ...

Moin!

Kennt ihr den friesischen Wahlspruch "Rüm hart, klar kiming"? Frei übersetzt, bedeutet er: Wer einen klaren Verstand besitzt, sieht den Weg. Dazu gehört auch, endlich loszulassen. Dieser Gedanke durchzieht den neuen Roman "Sylt oder Süßes" von Claudia Thesenfitz, der für mich die perfekte Strandlektüre ist, mit etwas Tiefgang und viel Lokalkolorit vom Campingplatz Hörnum auf Sylt:

Sommer, Genuss und Lebensfreude – auf Sylt haben Diäten keine Chance. Hotelchefin Doreen Grüning, 43, durchtrainiert, kontrolliert und immer im Kaloriendefizit, soll einen abgerockten Zeltplatz auf Sylt zum Luxus-Glamping-Resort umgestalten. Keine leichte Aufgabe, denn alles soll heimlich und unauffällig vonstatten gehen, um nicht den Zorn der Sylter Heimatschutz-Aktivisten zu erregen. Doch die Jungs vom Camping-Restaurant und die eigenwillige Rezeptionistin Stine kommen ihr auf die Schliche und sind alles andere als begeistert, dass auch noch dieses Sylter Kleinod den Reichen und Schönen geopfert werden soll. Heimlich beschließt die Campingplatz-Crew, Doreen umzustimmen. Die Jungs gehen mit ihr surfen und bekochen sie. Und Stine bringt ihr zur Entspannung das Stricken bei. Schon lange hatte Doreen nicht mehr so viel Spaß. Doch als ihr ihre Hosen nicht mehr passen und das ganze Projekt zu scheitern droht, zieht sie die Notbremse: Ab sofort hält sie wieder eisern Diät und bestellt schon mal die Bagger. Wäre da nur nicht der Ur-Sylter Hinnerk, der ein so freies und anderes Leben lebt und ihr zeigt, wie gut es tut, loszulassen …

Das Cover atmet Nordseeflair. Es ist in warmen Tönen gehalten und verspricht einen locker-leichten Sommerroman, den man am liebsten in einem Strandkorb genießen möchte. Eine unbekannte Frau ist in einem VW Bulli unterwegs, den Blick auf einen markanten Leuchtturm gerichtet. Ist sie auf dem Weg in den Urlaub? Der Titel zaubert durch das gekonnte Wortspiel ein Lächeln auf die Lippen und bleibt im Gedächtnis haften.

Das neue Buch von Claudia Thesenfitz spielt mitten auf einem schlichten Campingplatz auf Hörnum, am südlichen Ende der Insel Sylt. Hier ist man meilenweit von dem angesagten Trend "Glamping" entfernt. Auch wenn die landschaftliche Lage kaum zu toppen ist, ist die vorhandene Ausstattung eher spartanisch. Hier legt man weniger Wert auf den schönen Sein als auf das echte Sein. Viele Gäste sind echte Unikate; etwas schräg anmutend, aber mit einem großen Herzen, wie zum Beispiel Stine, die für die Rezeption verantwortlich zeichnet.

Ich mag die Sylt-Romane von Claudia Thesenfitz. Sie sind so erfrischend anders und spiegeln das wahre Leben. Ehrlich, natürlich, ungefiltert. In ihrem neuen Roman "Sylt oder Süßes" dreht sich alles um Doreen, die ihr ganzes Leben der Karriere untergeordnet hat. Sie kann sich nicht gehen lassen, sondern ist eine Perfektionistin. Beruflich gesehen, hat sie fast alles erreicht, privat ist sie auf der Strecke geblieben. Auf einem Low-Budget-Campingplatz in Hörnum ist sie undercover für ihren Arbeitgeber unterwegs - und lernt dabei die wichtigste Lektion in ihrem Leben. Für meinen persönlichen Geschmack ist die (für Wohlfühlromane nahezu obligatorische) romantische Liebesgeschichte etwas in den Hintergrund geraten, dafür ist die weitere Handlung um so ausführlicher dargestellt worden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Schattenseiten von Sylt von Claudia Thesenfitz klar und deutlich aufgezeigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich Sylt zu einem Hotspot für die Reichen und Schönen entwickelt. Vertrieben worden sind die Einheimischen, die sich eine Wohnung auf der beliebten Insel nicht mehr leisten können und zu ihren Arbeitsplätzen vom Festland aus pendeln müssen. Umstrittene Bauprojekte sorgen für zusätzlichen Ärger; Investor*innen betreiben mutwillig Raubbau an der Natur, statt auf nachhaltigen, ökologisch verträglichen Tourismus zu setzen. Ein radikales Umdenken ist dringend notwendig, wenn Sylt für kommende Generationen erhalten bleiben soll. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein!

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Wenn der Blitz einschlägt...

Glück ist da, wo man es hinträgt
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Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? ...

Hallo liebe Büchermenschen!

Nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie geht es wieder zur Leipziger Buchmesse. Freut ihr euch schon auf das Wiedersehen mit euren Lieblingsschriftstellerinnen? Treffen wir uns am Stand der DELIA-Autorinnen, um unsere Lieblingsbücher signieren zu lassen?

Auf jeden Fall träume ich von einem persönlichen Treffen mit Kristina Günak. Sie zählt zu meinen bevorzugten Autorinnen. Gerade habe ich ihren neuen Roman "Glück ist da, wo man es hinträgt" gelesen, der um ein ewig junges Thema kreist:

Katharina zögert nicht, als ihr Bruder Simon sie eines Nachts zu Hilfe ruft. Nach einem schweren Sturz kann er sich nicht um die Event-Agentur kümmern, und Promihochzeiten warten nicht. Doch gern kehrt sie nicht zurück auf das heimische Gut, so idyllisch es auch ist. Zu viele schlechte Erinnerungen hängen daran. Seither hat sie sich mit ihrer Tochter ein eigenes Leben aufgebaut, fern von Glanz und Glamour. Kaum angekommen trifft Katharina auf Leonard von Bredow, der alles verkörpert, was sie hasst. Leider entpuppt sich Leonard als wahre Stütze in der Krise und wächst ihr mehr ans Herz, als ihr lieb ist. Und wie heißt es so schön? Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann ...

Das Cover ist in zarten Pastelltönen gestaltet. Optisch gesehen, ist es perfekt auf das Motiv "Traumhochzeit abgestimmt, wie sie auf Burg Heitfeld gefeiert werden kann. Ein feiner Spitzenschleier weht ins Bild, an einer blumengeschmückten Vespa sind rosarote Luftballons befestigt, und ein Hufeisen soll für das Glück auf dem gemeinsamen Lebensweg sorgen. Der Rand des Buches ist mit filigran ausgearbeiteten Blumen gesäumt und lässt es duftig und leicht erscheinen. Der Titel fällt aus dem Rahmen des Üblichen, er bleibt im Gedächtnis haften und regt zum Nachdenken an.

Für ihren neuen Roman hat Kristina Günak ein ungewöhnliches Setting gewählt. Er spielt auf einer in Familienbesitz stehenden altehrwürdigen Burg in Bremervörde, einer Kreisstadt in Niedersachsen, die sich von einem reinen Wohnsitz zu einer angesagten Event-Location entwickelt hat. Standesamtliche Hochzeiten auf Burgen und Schlössern liegen voll im Trend. Aber auch für andere Veranstaltungen bietet sich ein mittelalterlich anmutendes Ambiente an. Allerdings verschweigt Kristina Günak nicht die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Event-Branche, die in ihrem Roman thematisiert werden.

Alle Protagonist
innen sind komplexe Persönlichkeiten, die sorgfältig ausgearbeitet worden sind. Die Protagonist*in Katharina kämpft mit ihren persönlichen Dämonen. Die Rückkehr auf die Burg ist für sie mit vielen schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Nach einer lieblosen Kindheit und Jugend war sie mit 17 Jahren ungewollt schwanger geworden. Die Entscheidung für ihr Kind hat zum endgültigen Bruch mit ihren standesbewussten Eltern geführt, die ihren guten Namen nicht in den Schmutz ziehen lassen wollten. Als alleinerziehende Mutter musste sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen; ihr selbst kreierter Podcast zeugt von ihren persönlichen Erfahrungen. Katharina hat durchaus etwas zu sagen, aber sie scheut das LIcht der Öffentlichkeit, im Gegensatz zu ihrem extrovertierten Bruder. Auch ihr Zwillingsbruder Simon litt unter den ständigen Konflikten mit den intoleranten Eltern; sein Outing sorgte für einen handfesten Skandal. Als erwachsener Mann steht er zu seinen sexuellen Neigungen. In der Öffentlichkeit setzt er sich bewusst in Szene; Glitzer und Glamour gehören zu seinem Leben. Dennoch haben die zurückliegenden Ereignisse deutliche Narben auf seiner Seele hinterlassen; er ist sehr sensibel und leidet unter rezidivierenden (wiederkehrende) depressiven Störung. Die Probleme von Katharina und Simon werden glaubhaft dargestellt; sie sind nicht im Handumdrehen zu lösen, sondern es braucht genügend Zeit, die Kristina Günak ihren fiktiven Charakteren in ihrem neuen Buch schenkt.

Was ich an den Romanen von Kristina Günak liebe, ist der erfrischend andere Stil von Kristina Günak. Sie verzichtet bewusst auf gängige Klischees, wie sie in vielen Wohlfühlromanen wiederkehren. Sie malt das Leben nicht in rosaroten Farben, sondern zeigt es, wie es wirklich ist, mit allen Höhne und Tiefen. Trotzdem sind ihre Bücher angenehm zu lesen; sie schenken angenehme Lesezeit und regen zum Nachdenken über uns selbst an.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Vom Winde verweht

Gone with the Wind – Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
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Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ...

Als ich den auf dem 1936 veröffentlichten gleichnamigen Roman von Margaret Mitchell basierenden Film "Gone with the wind" zum ersten Mal gesehen habe, war ich tief beeindruckt von dem 1939 mit acht Oscars ausgezeichneten Kinoklassiker, der die dramatische Liebesgeschichte von Scarlett O' Hara und Rhett Butler erzählt und in Atlanta zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Heute sehe ich das im Laufe von drei Jahren produzierte gigantische Südstaaten-Epos wegen der romantisch-verklärenden Verklärung der Südstaaten und der rassistischen Darstellung von Afroamerikanerinnen weitaus kritischer. Dennoch ist die Faszination für die britische Hauptdarstellerin Vivien Leigh in mir lebendig geblieben, die für ihre überragende schauspielerische Leistung mit einem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet worden ist. Sie steht im Fokus des Romans "Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten" von Charlotte Leonard, welcher ihre wechselvolle Beziehung zu Laurence Olivier mit der aufreibenden Geschichte der Dreharbeiten von "Vom Winde verweht" verwebt:



Die Rolle der Scarlett O’Hara ist ihr Traum, doch ist Ruhm wichtiger als die Liebe?
Vivien Leigh ist Feuer und Flamme, als sie Margaret Mitchells Roman »Vom Winde verweht« liest. Wie gern würde sie die mutige Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara in der Verfilmung spielen, aber kann sie als Britin den Produzenten von sich überzeugen? Für die Rolle und ihre Liebe zu Laurence Olivier setzt Vivien alles auf eine Karte: Sie lässt Familie und Freunde hinter sich und geht mit ihrem Geliebten in die USA. Aber der Dreh des Films und die Schattenseiten Hollywoods stellen Vivien mehr auf die Probe, als sie je hätte ahnen können.

Das Cover nimmt wichtige Motive des mit dem Pulitzer-Preis prämierten Romans "Gone with the wind" von Margaret Mitchell auf. Vor der Sonne geschützt von einem Schirm, schwebt eine weiß gekleidete Frau über die lange Auffahrt zu einem weißen Herrenhaus; naheliegende Assoziationen mit der Schönheit Scarlett O' Hara und der fiktiven Plantage Tara im Bundesstaat Georgia sind bewusst intendiert.

Dank des einfühlsam geschriebenen, leicht lesbaren historischen Romans von Charlotte Leonard konnte ich diese längst vergangene Epoche eintauchen. Für mich war meine literarische Reise in die aufreibende Produktionsgeschichte des von (Selbst-) Ausbeutung und Aufopferung für das künstlerische Meisterwerk gekennzeichnete Filmepos ein einmaliges Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Auch die heimliche Liaison der (seinerzeit mit anderen Partner
innen verheirateten) Schauspieler Vivien Leigh und Laurence Olivier ist mir nahe gegangen; ihr ständiges Auf und Ab hat mich an die komplizierte Beziehung der fiktiven Protagonisten Scarlett O' Hara und Rhett Butler erinnert. Sie standen unter enormen Druck, ihr (gegen die gängigen Vorstellungen von Moral verstoßendes) Privatleben vor der allgegenwärtigen amerikanischen Presse während der aufreibenden Dreharbeiten geheim halten zu müssen; letzten Endes haben sie einen hohen Preis für ihr privates Glück bezahlen müssen. Ihre (später legalisierte) Verbindung litt unter dem starken Konkurrenzdenken unter zwei begnadeten Schauspielerinnen, die sich nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Bühne einen guten Namen machten. Vivien Leigh fühlte sich ihrem charismatischen Mann Laurence Olivier unterlegen, der wiederum nicht verkraftete, mit einer an einer schweren bipolaren Störung leidenden Frau zusammen zu sein, die zeitlebens mit der (einst als typische Südstaaten-Schönheit geltende und heute als feministisches Vorbild gewerteten) fiktiven literarischen Figur "Scarlett O'Hara" gleichgesetzt wurde, welche sich von dem gesellschaftlichen Mainstream löst und in einer bewegten Zeit ihren eigenen Weg geht. Für alle Cineastinnen ist dieses literarische Werk ein absolutes Muss!

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Eine Zeitreise durch die Welt des Wirtschaftswunders

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Moin!
Tanja Janz ist mir in guter Erinnerung als Autorin von romantischen Liebesromanen und unterhaltsamen Küsten-Krimis. Nun hat sie sich an ein neues literarisches Genre gewagt, und ich war sehr gespannt ...

Moin!
Tanja Janz ist mir in guter Erinnerung als Autorin von romantischen Liebesromanen und unterhaltsamen Küsten-Krimis. Nun hat sie sich an ein neues literarisches Genre gewagt, und ich war sehr gespannt auf ihren ersten historischen Roman "Wo der Seewind flüstert", welcher den Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe bildet.

Das Cover ist im Retro-Stil gestaltet, wie es sich für einen historischen Roman gehört. Im Fokus steht eine Frau, die mit ihrem Fahrrad die malerischen Dünen entlang fährt. Ihr Weg führt sie an einem auf Stelzen gebauten Restaurant vorbei. Pfahlbauten sind die Wahrzeichen von St. Peter Ording; insoweit lässt sich dieses Werk leicht verorten. Stilistisch hat mich die idyllische Szene an eine vergilbte Fotografie erinnert. Denn sie ist ganz in Sepia-Tönen gehalten; der Himmel darüber leuchtet in einem warmen Blau.

Der romantisch angehauchte Titel "Wo der Seewind flüstert" ist in roter Schreibschrift gehalten; ein echter Hingucker wie der rote Farbschnitt des Buches. Der Untertitel "Die St. Peter Ording Saga" zeigt die Verbundenheit dieses historischen Romans zu einer mehrteiligen Reihe auf.

Zeitlich gesehen, spielt dieser historischen Roman 1959 und 1960, also mitten in der Epoche des deutschen Wirtschaftswunders. Örtlich gesehen, lassen sich zwei Schauplätze lokalisieren, nämlich das durch den Bergbau geprägte multikulturell lebendige Gelsenkirchen und das ruhige St. Peter Ording, welches nach und nach vom Tourismus entdeckt wird. Das Zeitgefühl dieser Epoche ist gut wiedergegeben worden. Konservative Eltern sehen sich mit ihren rebellischen Kindern konfrontiert, die gegen starre Traditionen aufbegehren und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten möchten; dennoch hat der Zusammenhalt in der Familie einen hohen Stellenwert. Die Merkmale von traditionell patriarchalischen Familienstrukturen in dieser Epoche sind von Tanja Janz klar herausgearbeitet worden; der Vater gilt als Haupt der Familie, er übt einen Beruf aus und verdient das Geld, während seine Frau sich auf Kinder und Küche konzentriert. Sabine soll sich in dieses vorgegebene Rollenmuster fügen; nach dem Besuch einer Frauenfachschule darf sie eine Anstellung in der Kantine der Polizei antreten, bis sie (möglichst bald) einen passenden Mann findet, der ihr nicht nur einen Ring an den Finger steckt, sondern sie auch an ihren Platz im Leben verweist. Ihre eigenen Wünsche durchzusetzen und für ihr Lebens- und Liebesglück zu kämpfen, muss sie noch lernen. Dagegen ist ihre beste Freundin Rita eine relativ forsch und selbstbewusst agierende junge Frau, die einen Ausbildungsplatz als Friseuse im Frisiersalon ihrer Eltern angetreten hat, um später in ihre Fußstapfen treten und die Leitung des Geschäftes übernehmen zu können.


Der Einstieg in den historischen Roman ist mir sehr leicht gefallen; dank des angenehmen Schreibstils bin ich förmlich durch die Seiten geflogen. Auch wenn die Handlung recht vorhersehbar ist und keine großen Überraschungen bietet, war es schön, Sabine auf ihrem Weg vom Mädchen zur Frau begleiten und ihre berufliche und persönliche Entwicklung mit verfolgen zu dürfen. Nun freue ich mich auf die Fortsetzung "Was die Dünen verheißen", welche laut Angaben von Harper Collins um 1978 in St. Peter Ording spielt.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Muschelträume

Muschelträume
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Servus - oder lieber Moin?

Zieht es euch in die Berge oder ans Meer? Unter uns Büchermenschen: Die Entscheidung ist mir in diesem Urlaub nicht allzu schwer gefallen. Die Osterferien habe ich in einem ...

Servus - oder lieber Moin?

Zieht es euch in die Berge oder ans Meer? Unter uns Büchermenschen: Die Entscheidung ist mir in diesem Urlaub nicht allzu schwer gefallen. Die Osterferien habe ich in einem gemütlichen Ferienhaus an der Ostsee verlebt, wenige Minuten vom schneeweißen Strand entfernt, und als Lektüre für den Strandkorb habe ich mit dem Roman "Muschelträume" von Svenja Lassen genau das richtige Buch im Gepäck gehabt.

Das Meer heilt alle Wunden ... auch gebrochene Herzen.

Nora ist überglücklich! Die Zeit der Fernbeziehung mit ihrem Freund Markus ist endlich vorbei. Noras Kisten sind gepackt, der Umzugswagen steht schon vor der Tür als Markus plötzlich verkündet, er braucht eine Beziehungspause. Per Brief! Wer macht denn bitte so was?
Nora beschließt, jetzt endlich mal etwas für sich zu tun: Das Meer wiedersehen und den schönen Gendarmenpfad an der Ostseeküste bewandern. Ihre unbequemen Wanderschuhe machen ihr allerdings schnell einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück rettet sie ein Einheimischer und bietet ihr eine Mitfahrgelegenheit nach Flensburg an. Wenn ihr Retter Bent ihr nur nicht so unsympathisch vorkommen würde ... Etwas, das sich schneller ändert, als Nora sich hätte vorstellen können … Und auch die Beziehung zu Markus ist noch nicht endgültig vom Tisch. Oder doch?

Das in warmen Farben gestaltete Cover ist ein echter Hingucker und sorgt für locker-leichtes Urlaubsfeeling.Wenn man so will, werden alle Betrachterinnen auf den kleinen Campingplatz an der Ostsee gebeamt, der in diesem Liebesroman eine entscheidende Rolle spielt. Im Zentrum steht ein in maritimen Farben gestaltetes Mobilhome, unmittelbarer Nähe des Strandes gelegen. Eine Kätze (vielleicht sogar Kater Fox) hat sich ein gemütliches Plätzchen auf den Treppenstufen gesucht; im Hintergrund kann man die Silhouetten eines Mannes und einer Frau ausmachen, die sich für Stand up Paddling auf dem Wasser entschieden haben. Der schöne Titel bleibt im Gedächtnis haften und schwört auf eine romantische Liebesgeschichte ein.

"Muschelträume" ist der erste Band aus der Reihe "Küstenliebe" von Svenja Lassen. Sie nimmt ihre Leser
innen mit auf eine weite Reise, die von Münster (Westfalen) nach Flensburg bis nach München führt. Vor allem das wunderschöne Setting an der Ostsee hat mich begeistert. Alle Sehenswürdigkeiten von Flensburg und Glücksburg an der nördlichen Ostseeküste sind so anschaulich beschrieben worden, dass man am liebsten seine Koffer packen und auf den Spuren von Nora, der sympathischen Protagonistin dieses Wohlfühlromans, wandeln möchte. Bei der Lektüre habe ich immer den familiär geführten kleinen Campingplatz an der Flensburger Förde direkt vor mir gesehen, wo Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt groß geschrieben werden. Alle handelnden Personen sind sehr gut ausgearbeitet worden; ich habe sie als authentische, lebendige Menschen erlebt und konnte ihre Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen gut nachvollziehen. Vor allem Nora, die in diesem Buch eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt, ist mir gleich ans Herz gewachsen; nach dem Zerplatzen ihres Lebenstraumes habe ich sie auf ihrem schwierigen Weg zu sich selbst begleitet und mit ihr ein wahres Wechselbad an Emotionen durchlebt.

Für mich war dieses leicht und locker geschriebene Buch meine erste literarische Begegnung mit Svenja Lassen, und ihre lebensbejahende Geschichte hat mich von der ersten Seite an verzaubert. Ich bin tief in meine Lektüre eingetaucht und konnte das Buch nicht mehr aus meinen Händen legen. Es atmet so viel Charme, Liebe und Herzenswärme, und ich möchte es unbedingt weiterempfehlen. Zum Nachdenken anregen die kurzen Sprüche auf den Letterboards; zum Nachahmen das Sammeln von Muscheln als Erinnerungen an glückliche Momente. Mein Glas ist noch lange nicht voll. Wir sehen uns am Strand...

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