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Veröffentlicht am 10.08.2017

Lost in Portugal....

Lost in Fuseta
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Inhalt: Im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms der Polizei wird Leander Lost von Hamburg nach Portugal an die Algarve versetzt.
Was seine zukünftigen Kollegen der Dienststelle in Fuseto aber ...

Inhalt: Im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms der Polizei wird Leander Lost von Hamburg nach Portugal an die Algarve versetzt.
Was seine zukünftigen Kollegen der Dienststelle in Fuseto aber nicht ahnen, Leander hat das Asperger Syndrom. Er ist zwar einerseits in der Lage innerhalb weniger Wochen eine fremde Sprache zu erlernen und hat ein fotografisches Gedächnis aber andererseits ist er unfähig in den Gesichtern seiner Mitmenschen zu lesen oder ihre Emotionen zu verstehen.
Er selbst handelt stets rational und logisch und - vor allem - er sagt immer die Wahrheit.
Direkt nach seiner Ankunft in Portugal werden Leander und seine neuen Kollegen Graciana und Carlos zu einem ungeklärten Todesfall gerufen und Leander muss sich als Teil des Teams beweisen.

Meine Meinung: Mir hat dieser portugiesische Regionalkrimi sehr gut gefallen.
Er ist als Auftakt zu einer neuen Serie gedacht und so ist es logisch, dass der Autor seine Protagonisten sehr detailliert, fast schon liebevoll, vorstellt. Mir sind Leander, seine Kollegen und vor allem Soraia, Gracianas Schwester, die ein Auge auf Leanders geworfen hat, dadurch sehr ans Herz gewachsen.
Ob Leanders Verhaltensweisen typisch für Menschen mit Asperger sind, kann ich nicht beurteilen. Aber Gil Ribeiro hat es geschafft, dass ich mich in ihn genauso wie in seine Kollegen und Freunde hineinversetzen und seine Handlungen verstehen konnte.
Auch die Beschreibung der portugiesischen Landschaft und der dortigen Lebensart ist gut gelungen. Am liebsten würde man sofort in ein Flugzeug Richtung Algarve steigen und dort einen Bico trinken.
Der Kriminalfall gefiel mir ebenfalls. Er fängt zwar eher gemächlich an und man ahnt schon bald worauf das Ganze hinausläuft. Aber Leanders besondere Herangehensweise an den Fall macht den Krimi zu einem großen Lesevergnügen, auch wenn Kollege Carlos die Folgen von Leanders Logik besonders schmerzvoll erfahren muss.

Fazit: Ein stimmiger Krimi mit einem außergewöhnlichen Protagonisten, gewürzt mit einer kleinen Prise Humor und mit viel Liebe zu Portugal.
Einen weiteren Band mit Leander Lost würde ich sehr gerne lesen!

Veröffentlicht am 10.08.2017

Ungewöhnlich

Das Mädchen im Strom
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Inhalt: Sabine Bode erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte von Gudrun Samuel, Tochter einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie aus Mainz.
Ihre Kindheit in den zwanziger- und frühen dreißiger ...

Inhalt: Sabine Bode erzählt in ihrem Roman die Lebensgeschichte von Gudrun Samuel, Tochter einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie aus Mainz.
Ihre Kindheit in den zwanziger- und frühen dreißiger Jahren verläuft unspektakulär, doch als Teenager bekommt sie die Härte des damaligen Regimes zu spüren. Sie muss die Schule verlassen, ihre erste große Liebe in der Öffentlichkeit verheimlichen, wird inhaftiert und kann im letzten Moment Deutschland verlassen.
Doch in ihrer neuen Heimat steht sie vor dem Nichts, muss sich immer wieder alles neu arbeiten und viele Verluste und Enttäuschungen verkraften.

Meine Meinung: Durch die spröde und eher sachliche Erzählweise der Autorin baute sich eine ungewöhnliche Distanz zu den Personen, vor allem aber zu Gudrun, auf.
Doch interessanterweise habe ich das nicht als störend empfunden, sondern es hat es mir leichter gemacht Gudruns schwere Lebensgeschichte zu verfolgen.
Gudrun war mir nicht immer sympathisch, aber sie ist eine Kämpfernatur, die alle ihre Chancen genutzt hat und auch selber um ihre dunklen Seiten weiß. Sie ist eine junge Frau mit guten und schlechten Eigenschaften und keine Heilige. Das wird vor allem im Mittelteil des Romans deutlich.
Sehr berührt hat mich allerdings der Briefkontakt zwischen Gudrun und ihrer Jugendfreundin Margot, der nie ganz abriss und der vor allem das letzte Drittel des Buches aufwertet. Er stellt anschaulich dar, dass das Trauma der Überlebenden auch Jahrzehnte nach Kriegsende noch andauert.

Fazit: Man muss sich auf die distanzierte Erzählweise des Romans einlassen, dann erwartet den Leser ein interessanter Roman über ein ungewöhnliches Schicksal. Mir hat dieses Buch gut gefallen und ich kann es jedem geschichtlich interessierten Leser empfehlen.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Berührend

Und damit fing es an
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Über sieben Jahrzehnte, beginnend wenige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg, erzählt dieser berührende Roman in leisen, sensiblen Tönen die Geschichte von Gustav Perle und seiner lebenslangen Freundschaft ...

Über sieben Jahrzehnte, beginnend wenige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg, erzählt dieser berührende Roman in leisen, sensiblen Tönen die Geschichte von Gustav Perle und seiner lebenslangen Freundschaft zu dem musikalisch begabten Anton.
Die Geschichte spielt in der Schweiz.

Das Buch ist in drei große Abschnitte unterteilt, wobei mich die ersten beiden besonders berührt haben.
Im ersten Teil, der in der Nachkriegszeit angesiedelt ist, geht es um die Kindheit der ungleichen Freunde. Gustav, Sohn einer mittellosen Witwe, hat schon früh gelernt sich "zu beherrschen" und seine Gefühle für sich zu behalten.
Er liebt seine Mutter sehr, obwohl diese ihn stets sehr distanziert behandelt. Von seinem verstorbenen Vater, einem ehemaligen Polizisten, weiß er nur, dass dieser ein Held gewesen sei.
In der Vorschule lernt er eines Tages Anton Zwiebel kennen, den einzigen Sohn einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie. Die beiden ungleichen Jungen fühlen sofort tiefe Verbundenheit und legen in diesen Jahren den Grundstein für Ihre Freundschaft.

Rose Tremain erzählt diesen Abschnitt in einer zarten, fast schon kindlich anmutenden Sprache, so dass man als Leser tief in die Seele des kleinen Gustav blicken kann.
Vieles, dass in seiner Umwelt geschieht, kann er noch nicht wirklich begreifen, aber seine Gefühle sind intensiv und stark.

Auch der zweite Teil des Romans hat mich sehr bewegt. Er beginnt kurz vor dem zweiten Weltkrieg und erzählt die Geschichte von Gustavs Eltern.
Als Leser versteht man Emilies schroffe Art besser zu verstehen. Sie, die als junges Mädchen so viele Träume und Hoffnungen hatte und vom Leben immer wieder enttäuscht wurde, ist vor der Realität geflohen und hat die Vergangenheit verklärt. Die Bedürfnisse ihres Sohnes übersieht sie jedoch dabei.

Nach den ersten beiden äußerst starken Abschnitten fällt der dritte Teil leider etwas ab. Wieder geht es um Gustav Perle, nun ein reifer Mann über 50, der mit Fleiß, Disziplin und etwas Glück Besitzer eines kleinen Hotels, dem Hotel Perle, wurde und seine immer noch bestehende Freundschaft zu Anton.
Diesen Abschnitt hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Es gibt einige Zeitsprünge, so dass die Geschichte nur wie eine Aneinanderreihung verschiedener wichtiger Ereignisse wirkt.
Hier fehlte mir etwas die Tiefe und das Gefühl der vorangegangenen Abschnitte um die Veränderungen der Freundschaft der beiden Männer besser nachvollziehen zu können.

Trotzdem ist das Buch ein hervorragende Roman, der durch die wunderschöne, sensible Erzählweise von Rose Tremain besticht und dem ich viele Leser wünsche. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 10.08.2017

Atmosphärisch und spannend

Bühlerhöhe
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Inhalt: Schwarzwald, Sommer 1952. Ein mögliches Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, geplant von extremen Zionisten, alarmiert den deutschen und den israelischen Geheimdienst.
Um einen Anschlag auf den ...

Inhalt: Schwarzwald, Sommer 1952. Ein mögliches Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, geplant von extremen Zionisten, alarmiert den deutschen und den israelischen Geheimdienst.
Um einen Anschlag auf den Kanzler zu vereiteln, schleust der Mossad die Jüdin Rosa Silbermann incognito in das Hotel Bühlerhöhe ein, in dem auch Adenauer einen Aufenthalt geplant hat.
Rosa, die als Kind die Ferien des Öfteren in der Bühlerhöhe verbrachte und während des Holocausts nach Israel floh, trifft dort auf die resolute und misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Diese beginnt schon bald, trotz oder vielleicht auch wegen ihrer eigenen Probleme, Rosa hinterher zu spionieren.

Meine Meinung: Einen äußerst spannenden Roman, der die Atmosphäre der jungen Bundesrepublik sehr gut widerspiegelt, hat Brigitte Glaser mit "Bühlerhöhe" verfasst. Die handelnden Personen wirken authentisch und als Leser fühlt man sich gleich in die fünfziger Jahre zurückversetzt, in denen einerseits noch viele Menschen unter den Gräuel des Krieges leiden, bzw. versuchen diese aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen, andererseits ist aber bereits der Aufbruch in eine neue, bessere Zeit zu spüren.
Adenauer selbst spielt nur eine Nebenrolle, die Protagonisten sind eindeutig Rosa Silbermann und Sophie Reisacher, sowie die junge Agnes, ein Bauernmädchen, das im benachbarten Hotel arbeitet und ein schreckliches Trauma mit sich herumträgt. Alle Fäden laufen bei diesen sehr unterschiedlichen Frauen zusammen, die ihre Geheimnisse geschickt vor Öffentlichkeit zu verbergen wissen.
Der Roman beginnt zunächst sehr ruhig, nimmt aber im Verlauf mehr und mehr Tempo auf bis es zu einem dramatischen Finale kommt.
Auch sprachlich ist "Bühlerhöhe" ein Genuss. Auf recht hohem Niveau erzählt, trotzdem angenehm und leicht zu lesen, schreibt die Autorin der Zeit und den jeweiligen Personen angemessen.

Fazit: Ein großes atmosphärisches Lesevergnügen, das den Leser in die Ära der Fünfziger zurückversetzt. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 10.08.2017

Spannender historische Roman

Die fremde Königin
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Schon oft hat mich die Autorin Rebecca Gablé mit ihrem Talent beeindruckt, historisch belegte Fakten und Persönlichkeiten gekonnt mit Fiktion zu verweben und dadurch dem Leser die vermeintlich trockene ...

Schon oft hat mich die Autorin Rebecca Gablé mit ihrem Talent beeindruckt, historisch belegte Fakten und Persönlichkeiten gekonnt mit Fiktion zu verweben und dadurch dem Leser die vermeintlich trockene Geschichte näher zu bringen.
Nach "Das Haupt der Welt" ist dieses Buch der zweite Teil über das Leben von Otto dem Großen.
Doch nicht König Otto I ist die Hauptfigur, sondern der (fiktive) Bastard Gaidemar, der als Panzerreiter im Heer des Königs dient, sowie Königin Adelheid, die zweite Gemahlin Ottos.
Von der ersten Seite an hat mich der Roman gefesselt und keine Sekunde gelangweilt. Der Leser begleitet Gaidemar auf die Schlachtfelder, erlebt mit ihm Intrigen und Bündnisse, Gefangenschaft und Folter, aber auch Liebe und tiefer Freundschaft. Er ist ein Held mit Ecken und Kanten, kleinen Schwächen und großen Stärken.
Gaidemar ist zwar eine fiktive Person, aber führt den Leser durch die historisch belegten Ereignisse und lässt diese vor dem geistigen Auge lebendig werden. Denn so oder zumindest so ähnlich könnte es tatsächlich gewesen sein.
In ihrem Nachwort stellt die Autorin klar, welche Teile des Buches auf wahren Begebenheiten beruhen und welche ihrer Fantasie entsprungen sind.
Die mitreißende Sprache macht das über 700 Seiten starke Buch neben der spannenden Handlung zusätzlich zu einem echten Page Turner.

Fazit: Rebecca Gablé hat mich mit ihren historischen Romanen noch nie enttäuscht und auch dieses Buch kann ich jedem Leser spannender, historischer Romane uneingeschränkt empfehlen. Fiktion und Geschichte werden wieder aufs trefflichste miteinander verwoben!