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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2023

Grandioser Auftakt einer queeren Romanreihe

Wie Wellen im Sturm
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Lou schreibt für ihr Leben gern. Vor allem hat es ihr das Fantasygenre angetan. In ihrer Welt erlebt die Drachenreiterin Kimari mit ihrem treuen Gefährten Arokh zusammen wilde Abenteuer und stehen in der ...

Lou schreibt für ihr Leben gern. Vor allem hat es ihr das Fantasygenre angetan. In ihrer Welt erlebt die Drachenreiterin Kimari mit ihrem treuen Gefährten Arokh zusammen wilde Abenteuer und stehen in der Gunst Prinzessin Lianas. Für diese hegt Kimari auch einseitige Gefühle. Eine Sache, mit welcher sich Lou sehr gut auskennt....
Als Lou die Möglichkeit bekommt, ihr Schreibtalent an einem renommierten Internat an der Nordseeküste zu vertiefen, nimmt sie diese trotz Ängste an. Dort trifft sie auf viele neue Schüler*innen, welche sie mit offenen Armen empfangen. Leider gehört ihre Zimmermitbewohnerin Mika nicht dazu. Diese zeigt Lou von Anfang an die kalte Schulter. Als sich Lou dann dem internatseigenen Fußballteam anschließen möchte, scheint dies nicht ganz einfach zu werden. Denn dort ist Mika die ehrgeizige Kapitänin.

"Wie Wellen im Sturm" ist ein großartiger Jugendroman von Alicia Zett, welcher sich nur so von selbst weg liest. Im Zentrum des Buchs steht Lou mit ihrer Geschichter rund um ihr Coming out und dem Weg zu sich selbst. Dies ist jedoch auch ein Roman über ein Mädchen, welches lernt, für sich selbst einzustehen und ihre Ziele und Träume zu verfolgen. Das Buch handelt aber auch von der ersten großen Liebe und Zweifel. An einem selbst, den eigenen Fähigkeiten und Gefühlen.
Alles in allem ist "Wie Wellen im Sturm" ein queerer Coming of Age Roman, welcher mit äußerst sympathischen Charakteren und einem wohligem Setting daher kommt. Dem Charme dessen kann man sich nur schwer entziehen und ich habe dises Buch so so gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein etwas anderer Familienroman

3000 Yen fürs Glück
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Die Familie Mikuriya lebt in Tokyo. Die Großmutter und das Oberhaupt der Familie, Kotoko, lebt nach einer einfachen Regel: Wie man 3000 Yen verwendet, kann über ein ganzes Leben entscheiden. Kotoko hat ...

Die Familie Mikuriya lebt in Tokyo. Die Großmutter und das Oberhaupt der Familie, Kotoko, lebt nach einer einfachen Regel: Wie man 3000 Yen verwendet, kann über ein ganzes Leben entscheiden. Kotoko hat nie groß verschwenderisch gelebt und führt sorgsam ein Kakeibo, ein Haushaltsbuch. Mittels diesem verschafft sie sich einen Überblick über ihre Finanzen und realisiert, dass sie mit ihrer Altersvorsorge doch nicht so gut hinkommt wie gedacht. Ein Job muss her! Und das mit 73 Jahren.

Miho, Kotokos Enkelin, wünscht sich sehnlichst einen eigenen Hund. Kann sie sich diesen überhaupt leisten? Als sie auf Anraten ihrer Schwester Maho ihre Finanzen auflistet um ihre Fixkosten zu ermitteln, wird ihr jedoch bewusst, dass sie ziemlich viel Geld für unnötige Dinge ausgibt. Und falls sie sich den Traum vom eigenen Hund erfüllen möchte, müsste sie anfangen, zu sparen. Sie belegt einen Kurs zum Thema Sparen, welcher ihr in so mancher Hinsicht neue Perspektiven ermöglicht.

"3000 Yen fürs Glück" unterscheidet sich stark von den Romanen, welche ich sonst so lese. Durch den Fokus auf die Finanzen wirkt hier alles viel kopflastiger und bildet somit einen ganz anderen Zugangn zu den Charakteren und der Handlung. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass hier die Charakterentwicklung oder die Gefühle außen vor bleiben. Im Gegenteil. Die Familie Mikuriya ist mir mit all ihren Mitgliedern sehr ans Herz gewachsen. Allen voran Kotoko empfinde ich als sehr stark und als tragende Figur des Buches.

Die Leserinnen erhalten nicht nur einen interessanten Einblick in japanische Familienstrukturen, sondern auch jede Menge Denkanstöße, wenn es um die eigenen Finanzen bzw. um das eigene Sparen geht. Beim Lesen des Romans stellt sich oft die Frage, wie wichtig Geld wirklich ist und welche Rolle es im Leben, für jeden persönlich spielt.

Ein klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Vier Frauen, vier Leben

Eva
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Sina lebt mit Milo in einer Partnerschaft. Letzterer ist total in Kinder vernarrt und möchte ganz dringend selber welche. Sina ist sich hier allerdings nicht so sicher... Die vielen, bisherigen und erfolglosen ...

Sina lebt mit Milo in einer Partnerschaft. Letzterer ist total in Kinder vernarrt und möchte ganz dringend selber welche. Sina ist sich hier allerdings nicht so sicher... Die vielen, bisherigen und erfolglosen Versuche der Beiden, schwanger zu werden, belastet die Beziehung enorm. Als Sina eines Tages die Autorin und Lehrerin Eva Lohaus interviewt, wird sie eine Hetzjagd gegen diese befeuern.

Eva mag Kinder, sie ist Lehrerin und gibt ihr Wissen gerne weiter, sogar mit dem neuen Nachbarskind freundet sie sich an. Sie will nur eben keine eigenen Kinder in die Welt setzen. Und das aus rationalen Gründen. Klimakrise, Kriege, die Zukunft, welche bald nicht mehr lebenswert erscheint, für die Kinder, die es bisher auf der Welt gibt. Als Eva auf Drängen der Eltern ihrer Schule, von dieser Entlassen wird, muss sie sich und ihr Leben neu sortieren.

Mona ist Sinas Schwester und Mutter von drei Kindern. Schnell wurde sie nach Beginn ihrer Beziehung zu Roman schwanger. Richtig Zeit, um sich mit dem Kinderkriegen auseinander zu setzen blieb ihr nicht. Als sie sich gegen den geplanten Familienurlaub und stattdessen für einen Kurztrip mit ihrer Schwester Sina entscheidet, hat sie seit Langem etwas Zeit für sich und sieht sich mit unterdrückten Gefühlen und Gedanken konfrontiert.

Die namenlose Frau, welche in einem Sekretariat einer Schule arbeitet, liest sich nachts durch Online-Foren und stößt immer häufiger auf den Namen einer ihr bekannten Lehrerin. Diese soll sich gegen Kinder positionieren, obwohl sie selbst Lehrerin ist. Dies stößt der Frau, welche selbst Mutter eines Kindes ist, sauer auf und sie wird einen Fehler begehen, den sie nicht rückgängig machen kann.

"EVA" von Verena Kessler, war für mich das erste Buch der Autorin und ich habe es sehr schnell ausgelesen. Ich konnte den Figuren ab Seite Eins sehr gut folgen und mich gut in sie hineinversetzen. Alle Frauen wirkten nah und zugänglich, jede einzigartig, wie ihre Einstellung zum Leben und dem zentralen Thema des Buches, der Entscheidung für bzw. gegen ein eigenes Kind. Die Figur der Eva Lohaus empfand ich am beeindruckendsten. Sie verkörpert für mich eine Art von zeitgenössischer Entwicklung, wie ich sie in letzter Zeit häufig auf Social Media gesehen habe. Die aktive, öffentliche Diskussion, sich gegen ein eigenes Kind zu entscheiden, aus welchen Gründen auch immer. Ich sehe darin einen großen, feministischen Fortschritt. Bücher wie dieses, ermöglichen einen wunderbaren Einstieg und laden zum Gedankenaustausch ein.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Ein ganz besonderer (anderer) King

Das Mädchen
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Trisha ist 9 Jahre alt und lebt nach der Scheidung ihrer Eltern, mit ihrem Bruder Pete, bei ihrer Mutter. Die Spannung zwischen Pete und der Mutter ist sehr angespannt und so kommt es immer wieder zu geladenen ...

Trisha ist 9 Jahre alt und lebt nach der Scheidung ihrer Eltern, mit ihrem Bruder Pete, bei ihrer Mutter. Die Spannung zwischen Pete und der Mutter ist sehr angespannt und so kommt es immer wieder zu geladenen Auseinandersetzungen. Sehr zum Nachteil von Trisha, die sich in diesen Situationen sehr still und zurückgezogen gibt.

Als die Drei einen Wochenendausflug zum Appalachian Trail unternehmen, streiten sich Pete und die Mutter mal wieder heftig. Trisha beschließt, eine Pinkelpause zu machen und verliert ihre Familie aus den Augen. Die Neunjährige ist ab diesem Zeitpunkt alleine im Wald unterwegs und wird es vorerst auch bleiben. Der Natur ausgesetzt, schlägt sich das kleine Mädchen einsam durch den unberechenbaren Wald. Oder lauert dort im Wald etwas, das sie beobachtet?!

Dieser Stephen King Roman hat sich so anders angefühlt, als alles was ich bisher von ihm gelesen habe. Wirken seine Romane sonst von der schieren Anzahl an Charakteren nahezu überladen, konzentriert sich dieser auf eine einzelne Person, und liest sich trotz seiner Kürze von 288 Seiten sehr intensiv. Ein ganz besonderer King, der mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Ein Gegenwartsroman, der einen zu Tränen rührt. Vor Lachen und Weinen.

Not exactly love. Wer braucht schon ein Happy End?
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Hazel und Alfie verbringen eine Nacht zusammen. Beide verständigen sich darauf, dass es bei einer einmaligen Sache bleibt. Einfacher gesagt, als getan. Haben beide doch heimlich schon für die/den Anderen ...

Hazel und Alfie verbringen eine Nacht zusammen. Beide verständigen sich darauf, dass es bei einer einmaligen Sache bleibt. Einfacher gesagt, als getan. Haben beide doch heimlich schon für die/den Anderen Gefühle entwickelt. Und so ganz nebenbei teilen sie sich auch noch eine Wohnung. Hazel und Alfie sind nämlich Mitbewohnerinnen.

Emily und Daria sind seit ein paar Jahren verheiratet. Emily wünscht sich nichts sehnlicher als ein Baby. Da beide nicht den klinischen, sterilen Weg gehen wollen und einen Besuch im Kinderwunschzentrum meiden wollen, fragen sie Darias Bruder, ob er ihnen evtl. Samen spenden würde. (SPOILER) Als dieser zusagt und es leider nicht gleich beim ersten Mal klappt, suchen Emily und Daria nach einem neuen Spender.

Da kommt der sympathische Mitbewohner von Hazel (Emilys Schwester) gerade recht. Er ist äußerst charmant, liebenswürdig und kann, als Grundschullehrer, gut mit Kindern umgehen.

Ob er sich dazu bereit erklären würde, der biologische Vater ihres Kindes zu werden? Und ob sich die Spannungen zwischen Hazel und Alfie dadurch nicht noch verschlimmern?

Als ich das erste Mal "Not exactly love" in den Händen hielt, habe ich einen leichten Liebesroman erwartet. Dieses Buch ist aber so viel mehr. Neben dem neu definierten Begriff von "Familie" werden genauso gesellschaftlich wichtige Themen wie der Kinderwunsch im Allgemeinen, die Auswirkungen des Klimawandels auf die persönlichen Entscheidungen eines jeden Menschen und die Kunst an sich beleuchtet und in Frage gestellt. Abgerundet wird der Gegenwartsroman mit seinen zugänglichen und (meist) sympathischen Charakteren. Das Buch hat sich nur so weggelesen und ich möchte so gerne wissen, wie es in den Leben der Vier weitergeht.

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