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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2017

Voller interessanter Entwicklungen, aber nicht durchgängig fesselnd

Das Gottessiegel
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"Das Gottessiegel" ist der erste Band einer Trilogie um Ava Curzon, eine renommierte Archäologin, die zuvor beim Geheimdienst gearbeitet hat. Als die vermeintliche Bundeslade auftaucht, wird sie um eine ...

"Das Gottessiegel" ist der erste Band einer Trilogie um Ava Curzon, eine renommierte Archäologin, die zuvor beim Geheimdienst gearbeitet hat. Als die vermeintliche Bundeslade auftaucht, wird sie um eine Überprüfung der Echtheit gebeten - doch was zunächst als sensationeller, aber ungefährlicher Auftrag beginnt, gerät rasch außer Kontrolle und wird zu einem lebensgefährlichen Wettlauf, einer Suche nach dem mysteriösen Artefakt und der Erkenntnis, dass hinter all dem noch viel mehr steckt, als auf den ersten Blick ersichtlich war.

Die Handlung spielt in nicht einmal zwei Wochen und in dieser Zeit passiert den Charakteren einiges. Dazu wird immer unklarer, wer alles verwickelt ist und wem Ava überhaupt vertrauen kann; sie gerät oft in brenzlige Situationen und wird immer tiefer in etwas hineingezogen, das sie nicht durchschauen kann. Die Gegenspieler sind auf jeden Fall zu allem bereit und das übermittelt ein echtes Gefühl der Bedrohung. Die Spannung, die durch diese brisante Lage entsteht, wird allerdings ein wenig ausgebremst. Da Curzon Archäologin ist und somit über Fachwissen verfügt, welches dem Laien erklärt werden muss, vor allem, da es für den Fortgang der Geschichte von großer Bedeutung ist, gibt es einige Szenen, in denen sie unbeteiligten Personen eine historische Entwicklung oder die Hintergründe einer Entdeckung erläutert. Ich fand diese Informationen sehr interessant, wobei ich mir vorstellen kann, dass es vielen Lesern anders gehen wird, und sie regen meiner Meinung nach dazu an, selbst weiterführende Recherchen anzustellen. Dennoch muss ich sagen, dass die Geschichte dadurch an Dringlichkeit verloren hat, da die dramatischen Ereignisse so beinahe sekundär und 'unterbrochen' wurden. "Das Gottessiegel" ist nicht langweilig oder langatmig, doch hundertprozentig gepackt hat das Buch mich bis auf die letzten Kapitel nicht.

Die Figuren sind im Großen und Ganzen gut ausgearbeitet; gerade die Protagonistin war mir sympathisch und ich mochte, dass sie sich zwar zur Wehr setzen kann, es jedoch möglich ist, sie zu überrumpeln. Sie ist qualifiziert, macht aber Fehler, sprich: sie ist nicht perfekt, sondern ein Charakter mit Stärken und Schwächen. Die Kapitel, die sich mit ihr befassten, haben mich definitiv am meisten interessiert, obwohl die Einblicke in das Vorgehen und die Motivation ihres Gegenspielers auch informativ waren.

Fazit:
"Das Gottessiegel" ist ein Buch, in dem Fakt und Fiktion gut miteinander verknüpft sind; die Charaktere sind glaubwürdig, die Handlung ist interessant, wenn auch nicht vollständig fesselnd, und ich bin neugierig auf das nächste Abenteuer der Protagonistin.
3,5/5 Sternen

Veröffentlicht am 27.08.2017

Liebesgeschichte mit Hund

Und dann kam Mr. Willow
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In "Und dann kam Mr. Willow" geht es um Mirka, deren Freund ihr gerade auf einem romantischen Ausflug eröffnet hat, dass er eine andere Frau heiraten wird. Sie ist am Boden zerstört, doch dann findet sie ...

In "Und dann kam Mr. Willow" geht es um Mirka, deren Freund ihr gerade auf einem romantischen Ausflug eröffnet hat, dass er eine andere Frau heiraten wird. Sie ist am Boden zerstört, doch dann findet sie einen Corgi (Mr. Willow), zu dem sie rasch eine besondere Verbindung aufbaut und der ein treuer Begleiter wird und ihr über die Trennung hinweghilft.

Für mich waren die Szenen mit Mr. Willow (und anderen Hunden, denen sie begegnen) ganz klar das Highlight des Buches. Der kleine Corgi ist einfach nur herzallerliebst und ich fand toll, wie gut er sich mit Mirka verstanden hat und dass die beiden sich auf ihre Art verständigen konnten. Man hat beim Lesen gemerkt, wie sehr es der Protagonistin geholfen hat, sich um den Hund zu kümmern und mit ihm Zeit zu verbringen, auch wenn ihre Entscheidung, ihn bei sich aufzunehmen, etwas überstürzt war. Generell handelt sie oft unüberlegt und sehr spontan, sodass ich manchmal Probleme hatte, ihre Entscheidungen nachzuvollziehen. In Anbetracht dessen, dass sie nach dem Ende ihrer langjährigen Beziehung ihr Leben umkrempeln und sich Träume erfüllen wollte, war ihr Handeln allerdings durchaus verständlich.

Am Anfang steht der Schmerz und die Trauer um eine verlorene Liebe im Mittelpunkt, doch es ist trotzdem eine leichte, lockere Lektüre, die zudem stellenweise sehr komisch ist. Ein neuer, mysteriöser Mann tritt schon bald in ihr Leben und obwohl für meinen Geschmack zu viele Zufälle involviert waren, ist es lustig, wie sie immer wieder aufeinander treffen und einander dabei langsam kennen lernen. Die Romanze hat mir gefallen und es war toll, dass Mr. Willow so einen großen Anteil an Mirkas neuem Glück hatte. Das Ende selbst war ebenfalls schön.

"Und dann kam Mr. Willow" bekommt von mir 3,5/5 Sternen. Es ist eine unterhaltsame, schöne Liebesgeschichte, bei der ich zwar das Handeln der Protagonistin nicht immer verstehen oder gut heißen konnte, die aber klar von der großen Präsenz des titelgebenden Hundes profitiert.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Lässt als Abschluss der Reihe einiges offen

Shadowdwellers - Sagan
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"Sagan" enthält zwei Liebesgeschichten - zuerst die von Sagan, einem Bußpriester, und Valera, einer Hexe und dann die von der Kanzlerin Malaya und ihrem treuen Leibwächter Guin.

Die Geschichte von Sagan ...

"Sagan" enthält zwei Liebesgeschichten - zuerst die von Sagan, einem Bußpriester, und Valera, einer Hexe und dann die von der Kanzlerin Malaya und ihrem treuen Leibwächter Guin.

Die Geschichte von Sagan und Valera hat mir gut gefallen; die beiden kommen sich ganz unkompliziert näher, was ich erfrischend fand, und die Autorin hat trotz der kurzen Zeit, die sie miteinander verbringen, die innige Verbindung zwischen ihnen gut dargestellt. Die Probleme, die wegen ihrer Beziehung zu erwarten sind, wurden ebenfalls thematisiert, allerdings ging das ein bisschen zu schnell. Sagan darf mit keiner Frau intim werden, die nicht seine Dienerin ist, und sein innerer Konflikt hätte besser herausgearbeitet werden können. Ich fand es schade, dass man nicht mehr über ihr gemeinsames Leben zusammen erfahren hat, da die Romanze der beiden nur etwa ein Drittel des Buches einnimmt und damit alles rasch abgehandelt wurde. Trotz dieser Kritik mochte ich die beiden zusammen und die Liebesgeschichte war zu großen Teilen gelungen.

Zwischen Malaya und Guin sind die Verhältnisse um einiges komplizierter, nicht zuletzt durch das Heiratsgesetz, das angewandt werden soll, um die Kanzlerin zu vermählen. Guin, der seine Herrin seit Jahrzehnten heimlich liebt, kann damit verständlicherweise nicht umgehen, schon gar nicht, als die beiden sich näher kommen und er glaubt, dass er sie nur für kurze Zeit haben kann. Ihre Romanze ist leidenschaftlich und voller Zerrissenheit. Gerade Guins Gefühlskampf war eindringlich dargestellt und die Konflikte zwischen ihnen haben gut zu den Persönlichkeiten der Charaktere und den äußeren Umständen gepasst. Man hat die ganze Zeit auf ein glückliches Ende für die Beziehung gehofft, obwohl es lange düster aussieht. Auch die Geschichte der beiden hat mir gefallen, allerdings fand ich es schade, dass Malayas Zwillingsbruder keine größere Rolle spielte, was ich aufgrund des engen Bandes zwischen ihnen erwartet hätte.

Neben den beiden Liebesgeschichten gibt es noch den Handlungsstrang um die große Verschwörung gegen die Regierung, die seit dem ersten Band eine konstante Bedrohung war. In diesem Buch müssen die Figuren erneut teils schreckliche Verluste erleiden und um ihr Leben kämpfen. Acadians Identität war für mich schnell offensichtlich, die Charaktere mussten dagegen leider einiges durchstehen, bis sie sie enttarnen konnten. Der Autorin ist es dadurch gelungen, bis zuletzt Spannung aufrecht zu erhalten.

Obwohl die Verschwörung aufgeklärt wurde, habe ich aber nicht das Gefühl, dass die Reihe zu hundert Prozent abgeschlossen ist. Gerade in Bezug auf die Paare aus den ersten beiden Bänden bleibt einiges offen, die Regierung erscheint kaum stabil und nachdem die Kanzlerin ihr Glück gefunden hat, hätte ich mir auch für Tristan eine große Liebe gewünscht. Deshalb mochte ich zwar das Buch "Sagan" gerne, doch es ist für mich kein richtiges Ende für die Schattenbewohner, und ich kann 'nur' 3,5/5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Eine lebendige, vielfältige Geschichte

Die Stadt des Zaren
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"Die Stadt des Zaren" erzählt die Geschichte der Anfänge der Stadt St. Pieterburch (St. Petersburg), die von der Autorin mit den Schicksalen verschiedener Personen verwoben wird. Dabei begegnet der Leser ...

"Die Stadt des Zaren" erzählt die Geschichte der Anfänge der Stadt St. Pieterburch (St. Petersburg), die von der Autorin mit den Schicksalen verschiedener Personen verwoben wird. Dabei begegnet der Leser den unterschiedlichsten Menschen, vom Zaren selbst über eine deutsche Arztfamilie, Tischler und Kriegsgefangene hin zu Leibeigenen. Dadurch entsteht ein vielfältiges Bild der damaligen Zeit und man erfährt sehr viel über all die Probleme, die sich beim Aufbau der Stadt ergeben haben und wie die Menschen davon betroffen waren.

Gefallen hat mir, dass alle Charaktere facettenreich sind. Es gibt zwar jene, die sympathischer sind als andere und dafür ebenso unliebsame Figuren, doch alle haben ihre 'guten' und 'schlechten' Seiten. Der Zar wird als ehrgeiziger Visionär und Herrscher dargestellt, der zugleich temperamentvoll ist und die Geduld verliert, während beispielsweise Zoja, eine Leibeigene, sowohl provokant und selbstsicher als auch verletzlich ist. Die Motivationen sind ebenfalls vielschichtig und es war interessant, aus welchen Gründen die Menschen in die neu entstehende Stadt gekommen und warum sie geblieben sind.

Die Handlung spielt in den Jahren 1703 bis 1712 und in dieser Zeit wird den Protagonisten einiges zugemutet. Es wird Krieg mit Schweden geführt, ihr neues Zuhause ist erst im Aufbau, sie erleiden Katastrophen, erleben wunderschöne Momente und müssen persönliche Verluste ertragen. Einige Schicksale haben mich sehr mitgenommen, über andere habe ich mich gefreut; dadurch, dass es so viele verschiedene Charaktere gibt, die abwechselnd in den Mittelpunkt der Geschichte rücken, fand ich es jedoch manchmal schwer, wirklich mit ihnen mitzuleiden - wenn ihnen etwas zustieß, wurden ihre Gefühle und die Konsequenzen zwar deutlich aufgezeigt, aber da es in den nächsten Kapiteln dann oft um ganz andere Situationen ging, konnte man sich als Leser nicht hundertprozentig damit auseinandersetzen. Schade fand ich ebenfalls, dass am Ende einiges offen bleibt beziehungsweise nicht direkt angesprochen wird, obwohl die Autorin die meisten Handlungsstränge gut zusammengeführt hat und es auch realistisch wirkt, da das Leben für ihre Figuren eben über die Handlung des Buches hinaus weitergeht.

Davon abgesehen ist "Die Stadt des Zaren" meiner Meinung nach eine sehr interessante Lektüre; Sahler ist es gelungen, die historischen Fakten zu einer lebendigen, vielfältigen Geschichte zu verweben und die Entstehung der Stadt Petersburg anschaulich darzustellen.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Regt zum Nachdenken an

Und Marx stand still in Darwins Garten
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In "Und Marx stand still in Darwins Garten" zeichnet die Autorin ein eindrucksvolles Porträt von zwei Männern, die wohl jeder kennt: Charles Darwin, der vor allem für die Evolutionstheorie bekannt ist, ...

In "Und Marx stand still in Darwins Garten" zeichnet die Autorin ein eindrucksvolles Porträt von zwei Männern, die wohl jeder kennt: Charles Darwin, der vor allem für die Evolutionstheorie bekannt ist, und Karl Marx, einem Theoretiker des Sozialismus. Mir war zuvor nicht bewusst gewesen, dass die beiden so nahe beieinander gelebt hatten und sich dennoch nie getroffen haben, aber es ist interessant, sich eine Begegnung zwischen ihnen vorzustellen. Die Szene, in der sie aufeinander treffen, ist Jerger dann auch sehr gelungen - sie ist genauso unangenehm und angespannt, wie man erwarten könnte, vor allem, wenn man noch Darwins religiöse Frau und ihren Pfarrer zur Tischrunde hinzufügt. Leider bleibt es aber bei diesem einen Treffen und obwohl es durchaus interessant war und einige Denkanstöße für die Debatte lieferte, kam es mir doch ein wenig zu kurz.

Dafür sind die Parallelen der beiden Männer, die so unterschiedlich zu sein scheinen, sehr gut herausgearbeitet. Ein Großteil des Romans befasst sich mit den gesundheitlichen Problemen, mit denen sie zu kämpfen haben, doch auch ihre Arbeit ist für die Geschichte bedeutsam. Darwins Beobachtungen und seine Forschung waren faszinierend dargestellt und auch Marx' Überzeugungen über das Proletariat und die Klassenunterschiede wurden deutlich herausgearbeitet. Gerade Darwin war mir sympathisch; man lernt ihn nicht nur als großen Wissenschaftler, sondern als Mensch kennen, der seine Familie liebt, mit sich hadert und unsicher ist. Natürlich blickt man auch bei Marx hinter das allseits bekannte Bild, doch im Vergleich ist er für mich trotzdem ein bisschen blass geblieben. Das könnte daran liegen, dass man direkte Einblicke in Darwins Gedanken bekommt, während Marx zu großen Teilen nur aus der Sicht anderer - seines Arztes, Darwins oder seines Freundes - dargestellt wurde. Das war ein bisschen schade, da seine Gedankengänge bestimmt ebenfalls interessant gewesen wären, doch der Autorin gelingt es auch so, ihn hervorragend zu charakterisieren.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen. Es ist eine stille Lektüre, die zum Nachdenken anregt, durchaus bewegende Momente liefert und mich neugierig darauf gemacht hat, mich mehr mit den Werken beider Männer zu beschäftigen. Trotzdem muss ich kritisieren, dass Marx ein wenig zu sehr im Hintergrund geblieben ist, auch wenn es mich beim Lesen nicht wirklich gestört hat, und auch das Treffen hätte etwas ausführlicher dargestellt werden können. Deshalb gibt es 'nur' 3,5/5 Sternen.