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Veröffentlicht am 11.06.2019

Eine Zumutung

Der europäische Frühling
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Der europäische Frühling – Kaspar Colling Nielsen

Grundsätzlich bin ich ein großer Fan guter Dystopien. Und es liegt in der Natur der Sache, dass diese eher keine Wohlfühlromane sind. Die Grundidee von ...

Der europäische Frühling – Kaspar Colling Nielsen

Grundsätzlich bin ich ein großer Fan guter Dystopien. Und es liegt in der Natur der Sache, dass diese eher keine Wohlfühlromane sind. Die Grundidee von „Der europäische Frühling“ klang gut und brandaktuell. Dennoch empfand ich dieses Werk insgesamt als Zumutung. Zu einem beträchtlichen Teil kann man es als Satire betrachten, doch meiner Meinung nach sind auch hier irgendwann gewisse Grenzen des Erträglichen erreicht.

Der Plot ist großartig. Überspitzt, trotzdem erschreckend realitätsnah schildert Nielsen eine mögliche nahe Zukunft Dänemarks, in der insbesondere unerwünschte arabische Einwanderer auf eine eigene, überwachte und eingezäunte Landfläche in Mozambique ausquartiert werden. Dabei spielt der Autor mit Stereotypen und Vorurteilen. Einwanderer werden grundsätzlich als aggressiv und gewaltbereit dargestellt.
Die Wissenschaft ist auf dem Vormarsch, auch im medizinischen Bereich und der künstlichen Intelligenz wird mit Hochdruck geforscht. Die daraus resultierenden Privilegien, sind jedoch nur für Reiche und Künstler erreichbar.

Ein Grundproblem der Geschichte sind die allesamt extrem unsympathischen Protagonisten. Ausnahmslos haben alle einen an der Klatsche. Am Schlimmsten fand ich den Künstler Christian, der nur für Sex lebt, welcher dankenswerterweise auf ordinäre und sexistische Art und Weise beschrieben wird. Zu allem Überfluss ist seine Sexpartnerin für viele pornografische Szenen eine geistig behinderte 18jährige, die er am Ende noch kauft. Was das allerdings mit der durchaus guten Grundidee zu tun haben soll, blieb mir schleierhaft. Als hätte der Autor einfach ein Bedürfnis zu provozieren und zu schockieren.

Im krassen Widerspruch zu plumpen, abstoßenden sexuellen Beschreibungen stehen dann wieder anspruchsvolle, beinahe philosophische Abschnitte über künstliche Intelligenz und deren Schattenseiten, die Fortschritte der Forschung und die Künstlerszene.
Dann gibt es noch recht gelungene Einschübe aus viel späterer Zeit. Tiere wurden mit künstlicher Intelligenz ausgestattet und stehen dem Menschen grundsätzlich in nichts mehr nach. Auch das ein Bereich, ein Thema, das unheimlich spannend hätte ausgearbeitet werden können und das hier leider nur angerissen wurde. Das hier wäre doch wesentlich interessanter gewesen, als die sexuellen Verirrungen eines Künstlers!

Oft fragt man sich als Leser, meint der Autor das ernst? Nimmt er alle auf die Schippe? Ist es als einzige große Satire zu sehen? Auch wenn man es als sarkastische Überspitzung betrachtet, ist das Ganze eine Zumutung. Nielsen bricht genüsslich gleich mehrere Tabus. Scheinbar einfach nur aus Lust an der Provokation.

Im Endeffekt habe ich die Message nicht verstanden und der Humor, der vermutlich dahinter steckt, ist nicht meiner. Aus dem Klappentext glaube ich zu lesen, dass dieses Werk eine Warnung darstellen soll, dass die Kontrolle über gewisse gesellschaftliche Entwicklungen bereits außer Kontrolle geraten sei. Hm.
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Veröffentlicht am 28.04.2023

Abgebrochen - das war nix

Mirmar
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Mirmar – Josefine Soppa
Ein Roman, der erstmal interessant klingt, der mir dann aber überhaupt nicht zugesagt hat und den ich letztendlich bereits nach dem ersten Drittel abgebrochen habe. Insbesondere ...

Mirmar – Josefine Soppa
Ein Roman, der erstmal interessant klingt, der mir dann aber überhaupt nicht zugesagt hat und den ich letztendlich bereits nach dem ersten Drittel abgebrochen habe. Insbesondere auch wegen ständigen Schachtelsätzen, wie folgender:
"In einem Entschluss, der auf einmal zu schnell kommt, geht sie auf eine Hütte zu, hält den Blick unten, nimmt sich den Stuhl, da liegen Badesachen drauf, die räumt sie um, unterdrückt den Impuls, mit dem Stuhl zu ihrer Hütte zurückzurennen, geht gerade, der Stuhl ist leicht, sie sitzt, gar nichts hat sich gerührt."
Ich kann nicht verstehen, warum jemand so schreibt. Meiner Meinung nach völlig unnötig und noch dazu einfach falsch. Beim Lesen stellt sich ein Gefühl des Gehetztseins, der Unruhe ein. Möglich, dass das so beabsichtigt ist. Mich macht das einfach kirre.
Meinem Eindruck nach ist dies einer jener Romane, die auf Teufel komm raus literarisch besonders und modern daherkommen sollen. Dieses gezwungen Intellektuelle ist in erster Linie unsympathisch. Meinen Geschmack trifft das jedenfalls nicht. Und es passt hier auch kein bisschen zu den Figuren, die sich am unteren Ende der Gesellschaft bewegen. Allerdings gebe ich zu, dass Josefine Soppa mit diesem Debüt vermutlich eine heiße Anwärterin auf den Deutschen Buchpreis ist.
Auch inhaltlich kam ich nicht wirklich in die Geschichte. Die Autorin schweift ständig ab und ich hatte das Gefühl, so einiges nicht zu verstehen. Was soll eine Privatisierung der Privatisierung sein?
Laut Klappentext vermutet die Tochter, dass die verschwundene Mutter sich am Strand bei den Frauen aufhält. Allerdings erzählt sie die ganze Zeit detailliert, was ihre Mutter gerade macht. Wahrscheinlich wird das noch aufgeklärt, wie gesagt habe ich das Buch ja nicht zu Ende gelesen.
Meins war das leider gar nicht. Hier hätte ich doch mal lieber eine Leseprobe gelesen. Abgebrochen, deshalb auch nur 1 Stern von mir.


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Veröffentlicht am 18.05.2022

Maya und Troy

Lock Down Under
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Maya und Troy
Der Plot klang für mich ganz interessant: in Australien während des Ausbruchs der Corona-Pandemie. Auch der Begriff "digitale Nomadin" hatte mich erstmal neugierig gemacht. Leider wurde ich ...

Maya und Troy
Der Plot klang für mich ganz interessant: in Australien während des Ausbruchs der Corona-Pandemie. Auch der Begriff "digitale Nomadin" hatte mich erstmal neugierig gemacht. Leider wurde ich mit diesem Roman überhaupt nicht warm.
Inhaltlich ist Mayas Lebenswelt so weit wie nur irgendwie möglich von meiner eigenen entfernt. Auch konnte ich dem nichts abgewinnen. Dazu kommt die doch recht aufdringliche Holzhammer-Methode, mit der die Autorin ihr Wissen und ihre Überzeugungen an die Leserschaft bringt. Auf mich wirkte das in erster Linie belehrend und sorgte für häufiges Augenrollen. Es geht um die Maßnahmen zur Corona-Pandemie - nichts neues hierzu. Dann darum, dass es besser ist kein Fleisch zu essen und welche Begründung hierfür die Richtige ist. Aber natürlich ist man fürchterlich tolerant. Nein, für mich hatte dieser Roman etwas unglaublich nervtötendes.
Auch sprachlich fand ich es irgendwie langatmig und durch all die Fakten zu alternativen Lebensweisen, die mich nun mal leider weniger interessieren, unbeholfen. Teilweise hatte ich das Gefühl, das hätte eher ein Sachbuch werden sollen. Die Liebesgeschichte konnte es dann auch nicht mehr rausreißen und ging fast ein wenig unter.
Konnte mich leider überhaupt nicht packen. 1 Stern

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