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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2023

Ein vermisstes Kindermädchen

SYLTKRIMI Dünengrab
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Bente Broderson ist die neue Leiterin der Polizeistation auf Sylt. Sie bekommt keine Eingewöhnungszeit, denn am selben Tag wird ein Kindermädchen als vermisst angezeigt. Eine blutige Strickjacke ist die ...

Bente Broderson ist die neue Leiterin der Polizeistation auf Sylt. Sie bekommt keine Eingewöhnungszeit, denn am selben Tag wird ein Kindermädchen als vermisst angezeigt. Eine blutige Strickjacke ist die einzige Spur.
Als noch einige Morde geschehen, wird der Fall immer undurchsichtiger ...
"Dünengrab" ist der Auftakt einer ganzen Sylt-Serie. Das Buch hat weniger als 250 Seiten und ist somit auch flott ausgelesen. Die neue Kommissarin ist eher der brummige Typ, scheint aber das Herz auf dem rechten Fleck zu haben, aber vor allem hat sie einen netten Hund, genannt Ulrike. Auch die Kollegen sind soweit sympathisch. Allerdings brauchen sie ziemlich lange, ehe sie die gelegten Spuren richtig deuten können. Als Leser hat man schon längst eine Ahnung, ehe die Polizei den Verdachtsmomenten nachgeht.
Für mich ist die Handlung alles in allem etwas flach geblieben. Es fehlte mir das typische Sylt-Flair und nur die sympathischen Protagonisten bringen den vierten Lesestern.
Die Sprecherin des Hörbuchs, Ilka Sehnert, liest sehr sensibel und angenehm.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Ratselhaftes Gift

Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2)
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Auch ohne Vorkenntnisse kann man Claire Molinet ohne Probleme bei ihrem zweiten Fall begleiten. Sie ist Foodbloggerin, aber auch als Privatdetektivin tätig. Während sie sich auf ein wunderbares Sternemenue ...

Auch ohne Vorkenntnisse kann man Claire Molinet ohne Probleme bei ihrem zweiten Fall begleiten. Sie ist Foodbloggerin, aber auch als Privatdetektivin tätig. Während sie sich auf ein wunderbares Sternemenue freut, bricht am Nachbartisch ein Lokalpolitiker tot zusammen. Die Obduktion findet Gift als Todesursache. Zusammen mit dem Polizisten Raoul begibt sie sich auf Spurensuche, denn es scheint nicht der einzige Giftmord zu sein. Hinweise deuten auf einen Jahrzehnte zurückliegenden Babypuder-Skandal hin, bei dem viel unter den Tisch gekehrt worden ist. Diese Geschichte entspricht leider den Tatsachen. Viele Babys starben vor circa 60 Jahren einen schrecklichen Tod, weil bei der Produktion geschlampt wurde und der Puder stark mit Arsen kontaminiert war. Viel zu glimpflich kamen die Verantwortlichen davon. Diese Verbindung von Fiktion und Fakten kommt bei mir gut an.   
Die Handlung des Krimis ist allerdings auch so schon sehr spannend. Claire neigt zu Alleingängen, dabei unterschätzt sie die Gefahr und überschätzt ihre Fähigkeiten. Aber natürlich ist ein lebensgefährliches Finale immer gut für einen Kriminalroman. Ebenso liegt ein Hauch von Romantik über dem Ganzen. Zwischen Claire und Raoul knistert es gewaltig, auch wenn sie sich ihre Gefühle nicht eingestehen. Vielleicht in Band 3? Man darf gespannt sein!
Die Autorin versäumt nicht, die französische Lebensart mit einfliessen zu lassen. Als Leser erfährt man viel von der köstlichen französischen Küche und den guten Weinen; eingeworfene französische Redewendungen machen die Atmosphäre perfekt. Wer kein Französisch versteht, kann alles hinten im Glossar nachlesen. Da findet sich auch ein Personenregister, eine Playlist, zwei Rezepte und vor allem weitere Infos zum Baumol-Skandal.
Diesen Krimi mit französischem Savoir-vivre habe ich gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Ein brutaler Raub

Venezianische Finsternis
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Und wieder gibt es einen neuen Fall für den venezianischen Commissario Luca Brassoni. Wie immer ist auch dieses Buch ohne Vorkenntnisse problemlos zu verstehen.
Im nächtlichen Venedig wird ein Antiquitätenhändler ...

Und wieder gibt es einen neuen Fall für den venezianischen Commissario Luca Brassoni. Wie immer ist auch dieses Buch ohne Vorkenntnisse problemlos zu verstehen.
Im nächtlichen Venedig wird ein Antiquitätenhändler zu Tode gefoltert und ausgeraubt. Was der Täter erbeutet hat, das bleibt für Brassoni und seine Leute lange ein Geheimnis. Auf jeden Fall ist dieser Mann gefährlich, denn er scheut auch vor Mord nicht zurück.
Die Ermittlungen gestalten sich spannend, weil jede involvierte Person Informationen zurückhält. Mitarbeiter aus dem Museum, mit dem der Tote eng zusammengearbeitet hat, machen sich besonders verdächtig.
Für Spannung ist also ausreichend gesorgt. 
Da auch viele Hintergrundinformationen über die Personen geliefert werden, steigen die Sympathiewerte für die Kommissare beim Leser. Ein übriges tut das wunderbare Flair der Lagunenstadt, das die Autorin so geschickt eingefangen hat. Wer einmal in Venedig war, weiß den Wiedererkennungswert zu schätzen.
"Venezianische Finsternis" ist ein wunderbarer Krimi und eine echte Alternative zu Donna Leon. 
 
 
 
 

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Lehrstunde über den deutschen Kolonialismus

Tödlicher Schlaf
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitet Carl-Jakob Melcher als Bakteriologe am Hamburger Tropeninstitut. Als er im Hafenkrankenhaus zu einem mit der tödlichen Schlafkrankheit befallenen Mann gerufen wird, ...

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitet Carl-Jakob Melcher als Bakteriologe am Hamburger Tropeninstitut. Als er im Hafenkrankenhaus zu einem mit der tödlichen Schlafkrankheit befallenen Mann gerufen wird, erkennt er in ihm einen Jugendfreund wieder, der als Militärarzt in Ostafrika mit Robert Koch medizinische Forschungen betrieben hat. Der Patient ist stark geschwächt, kann aber vor seinem, wie sich im Nachhinein herausstellt, nicht natürlichen Tod noch erzählen, dass er auf der Heimfahrt brisante Papiere versteckt hat, weswegen er verfolgt worden ist.
Melcher und ein mit ihm befreundeter Polizist suchen nun nach den Papieren und natürlich auch nach dem Mörder.
Die eigentliche Handlung, die Suche nach dem Täter, die Verstrickung in einen weiteren Mordfall und das Liebesleben des Protagonisten kommen etwas gesetzt daher. Sie sind mehr eine Rahmenhandlung, um die schlechten Arbeitsbedingungen für Frauen in der damaligen Zeit, vor allem aber um das Wüten der deutschen Kolonialmacht in Afrika lebendig werden zu lassen. Man weiß viel zu wenig, wie der hochgelobte Nobelpreisträger Robert Koch zu seinen Erfolgen gekommen ist. Oder wer weiß, dass er damals schon erste Konzentrationsstätten für medizinische Experimente an der einheimischen afrikanischen Bevölkerung betrieben hat? Diese Informationen waren für mich interessanter als der Plot, aber sind eigentlich für einen Krimi zu ausführlich. Fakten möchte ich en passant lesen und den Fokus auf der Mordermittlung haben.
Der Sprecher hätte dem Inhalt noch mehr Lebendigkeit verleihen können, war aber gut verständlich und hatte eine angenehme Stimme.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Krimi mit Urlaubsfeeling

Südlich von Porto lauert der Tod
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Das Cover dieses Portugalkrimis ist geschickt gewählt: einerseits ein buntes Hafenfoto, aber dann viele hübsche traditionelle Kacheln, wie man sie oft an und in portugiesischen Häusern findet.
Ria Almeida ...

Das Cover dieses Portugalkrimis ist geschickt gewählt: einerseits ein buntes Hafenfoto, aber dann viele hübsche traditionelle Kacheln, wie man sie oft an und in portugiesischen Häusern findet.
Ria Almeida braucht nach einigen negativen Erfahrungen eine Auszeit von der Stuttgarter Polizei. Die Beerdigung ihres Großvaters in Torreira verbindet sie mit einem langen Urlaub im Kreis ihrer portugiesischen Verwandten. Ausgerechnet jetzt gibt es einen ungeklärten Todesfall in dem sonst so verschlafenen Ort. Eine Restauratorin wird tot aufgefunden, doch bevor man die Ursache ergründen kann, wird der Leichnam aus dem Beerdigungsinstitut entwendet und Ria wird mehr oder minder unfreiwillig mit in die Ermittlungen eingebunden, weil sie in Deutschland schon sehr viele Erfahrungen mit Tötungsdelikten gesammelt hat.
Es gibt tolle Charaktere in diesem Krimi, denn nicht nur die ausgebrannte Ria ist auf Mördersuche, sondern ihr ganzes familiäres Umfeld zeigt sich sehr interessiert. Der leitende Beamte aus der nächsten Stadt ist zwar erst noch ziemlich polterig, weiß aber bald Rias Fähigkeiten zu schätzen. 
Das wunderbare Urlaubsflair und das immer wieder aufgetischte gute Essen sorgen beim Leser für eine angenehme Grundstimmung. Die Hintergründe der Tat sind ausreichend undurchsichtig, um die Neugier anzufachen. Natürlich ist es vollkommen unrealistisch, dass eine deutsche Ermittlerin dermaßen der portugiesischen Polizei ins Handwerk pfuschen darf, aber in der Fiktion ist alles erlaubt. 
Ein Pageturner ist dieser Krimi nicht, aber man fühlt sich wohl mit den Personen und vor allem in Torreira, wo normalerweise die Welt noch völlig in Ordnung ist. Jetzt, zu Beginn des Sommers, lässt sich dieses Buch besonders gut lesen.

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