"Mit zitternden Händen" von Malin Persson Giolito ist ein eindrucksvoller Kriminalroman, der sich mit den Auswirkungen von fehlendem familiären Rückhalt, schwierigen sozialen Umfeldern und falschen Freunden auf das Leben von Kindern und deren Umgebung auseinandersetzt. Die Geschichte folgt in Zeitsprüngen den Ereignissen, die zur Tat führen, sowie den Geschehnissen danach.
Die Hauptfiguren Billy und Dogge könnten nicht unterschiedlicher sein. Billy wächst in einem Brennpunktviertel unter schwierigen materiellen Verhältnissen auf. Sein Vater ist kriminell, doch seine liebevolle Mutter versucht, ihn zu beschützen. Dogge hingegen lebt in einem gutbürgerlichen Viertel, doch seine Eltern sind distanziert und kümmern sich kaum um ihn. Die Autorin veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise, wie diese beiden unterschiedlichen Lebenssituationen und der Mangel an familiärer Unterstützung, kombiniert mit einem schwierigen sozialen Umfeld und falschen Freunden, zu einer verheerenden Katastrophe führen können.
Der Roman beleuchtet auch die Ohnmacht der Polizei und der Schulsozialarbeit, wenn nicht alle Beteiligten zusammenarbeiten. Giolito zeigt auf, wie selbst 10-jährige Kinder bereits erhebliche Auswirkungen auf ihre Umgebung haben können und wie wichtig es ist, die verschiedenen Institutionen und Menschen in ihrem Umfeld in den Lösungsprozess einzubeziehen.
Der Schreibstil der Autorin ist insgesamt sehr gut. Der Roman lässt sich gut lesen, auch wenn es in der Mitte einige Längen gibt. Giolito versteht es, die Gefühle und Gedanken der Charaktere authentisch darzustellen und schafft es, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.
"Mit zitternden Händen" ist ein Kriminalroman, der zum Nachdenken anregt und einen bedrückenden Eindruck hinterlässt. Er spiegelt das reale Leben mit all seinen Herausforderungen und Konsequenzen wider. Wer sich für spannende Kriminalgeschichten interessiert und gleichzeitig einen Einblick in gesellschaftliche Probleme erhalten möchte, wird von diesem Buch sicherlich fasziniert sein.

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Der zweite Teil der Jahreszeiten-Saga, "Der Traum vom einfacheren Leben" von Anna Fredriksson, entführt den Leser erneut in die Welt der Protagonisten Sally, Josefin und Vanja. Diesmal spielt die Geschichte im Sommer und bietet eine Vielzahl von Ereignissen, die das Leben der drei Frauen auf den Kopf stellen.

Sally, erfüllt sich in diesem Band ihren Traum vom Bed and Breakfast, in dem von Ake geerbten Haus. Der Autorin gelingt es, die Leser auf eine emotionale Reise mitzunehmen, indem sie abwechselnd aus der Perspektive der drei Frauen erzählt. Dadurch erhält man einen tiefen Einblick in das Gefühlsleben und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind.

Besonders gelungen ist die Darstellung von Josefin und Harald, die weiterhin um ihren Selbstversorgerhof kämpfen und dabei in eine Krise geraten. Ihre Beziehung wird auf die Probe gestellt, und der Leser wird Zeuge ihrer inneren Konflikte. Anna Fredriksson schafft es, die Charaktere authentisch und vielschichtig zu gestalten, sodass man sich mit ihnen identifizieren kann. Insbesondere Harald, der im ersten Teil noch distanziert wirkte, gewinnt an Sympathie und Tiefe.

Die Beziehung zwischen Sally und ihrer Mutter Vanja nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Vanja, die immer noch mit den Schatten der Vergangenheit kämpft, nähert sich langsam ihrer Tochter an. Die Autorin behandelt einfühlsam die Themen Familienzusammenhalt und das Überwinden von Verletzungen, was dem Roman eine berührende Note verleiht.

Ein großer Pluspunkt des Buches ist die gut strukturierte Erzählweise. Durch den Wechsel der Perspektiven gelingt es Anna Fredriksson, die Leser mitzureißen und die Zusammenhänge zwischen den Charakteren zu verdeutlichen. Es empfiehlt sich jedoch, den ersten Teil der Saga gelesen zu haben, da manche Verbindungen sonst möglicherweise nicht verständlich sind.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, was das Lesen zu einem Vergnügen macht. Anna Fredriksson versteht es, die Atmosphäre der ländlichen Umgebung und die Schönheit des Sommers lebendig zu beschreiben. Zudem überrascht der Roman mit einigen unerwarteten Wendungen, die die Spannung aufrechterhalten und den Leser an das Buch fesseln.

Persönlich hat mir der zweite Teil der Jahreszeiten-Saga deutlich besser gefallen als der erste. Die Charaktere entwickeln sich weiter, die Handlung wird vielschichtiger, und die emotionalen Aspekte werden intensiver behandelt. Dennoch bleiben die Charaktere noch ein wenig distanziert, was Raum für weitere Entwicklungen im dritten Teil lässt.

Insgesamt ist "Der Traum vom einfacheren Leben" von Anna Fredriksson ein gelungener Familienroman mit einigen unerwarteten Wendungen. Die fesselnde Erzählweise und die tiefgründigen Charaktere machen das Buch zu einer lohnenswerten Lektüre. Ich freue mich bereits auf den dritten Teil der Jahreszeiten-Saga und bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.

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Die unglaubliche Grace Adams ist das gelungene Debüt von Fran Littlewood, das sich mit den Herausforderungen einer Frau in ihren 40ern auseinandersetzt. Grace kämpft nicht nur mit den körperlichen Veränderungen der Menopause, sondern auch mit einer schwierigen Ehe und einer rebellischen Tochter namens Lotte. Nach einem Vorfall an der Schule zieht Lotte zu ihrem Vater, und Grace versucht, die Beziehung zu ihrer Tochter durch eine besondere Torte zum 16. Geburtstag zu verbessern. Doch auf dem Weg dorthin passieren unerwartete Katastrophen, die das Leben von Grace noch komplizierter machen.

Fran Littlewood beschreibt Grace und ihre Familie auf eine einfühlsame Weise und gibt dem Leser die Möglichkeit, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Insbesondere die Gefühle und Herausforderungen von Eltern mit rebellischen Teenagern sind sehr realistisch dargestellt und nachvollziehbar. Auch die Konflikte von Grace mit ihrem Ehemann Ben und die berufliche Sackgasse, werden glaubwürdig und emotional beschrieben.

Obwohl die Zeitsprünge im Buch manchmal herausfordernd sein können, machen sie die chaotische Lebenssituation von Grace deutlich und tragen zur Spannung bei. Der Leser wird durch die vielen Katastrophen, die Grace auf ihrem Weg erlebt, immer atemloser und erschöpfter, was das Buch zu einem spannenden Leseerlebnis macht. Das Finale des Buches ist großartig und löst die Spannung auf eine sehr zufriedenstellende Weise auf.

Alles in allem ist Die unglaubliche Grace Adams ein wundervolles Buch, das besonders Frauen mit Familie und Beruf ansprechen wird. Es ist ein Buch, das zum Mitfühlen und Mitleiden einlädt und das man nur schwer aus der Hand legen kann. Fran Littlewood hat mit ihrem Debütroman bewiesen, dass sie eine talentierte Autorin ist, die es versteht, emotionale und spannende Geschichten zu erzählen.

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Maik zieht mit seiner Nichte Michelle und seinem Neffen Jacob nach Lichterhaven. Maik kämpft noch mit den Nachwirkungen seines Burn-Outs und die beiden Kinder haben gerade auf dramatische Weise ihre Mutter verloren. Sie hoffen in Lichterhaven einen Neustart zu schaffen und die Geister der Vergangheit loszuwerden. Maik trifft Hannah wieder, mit der er im letzten Sommer nicht im Guten auseinander gegangen ist, zu der er aber trotzdem eine gewisse Anziehung verspührt. Mit dabei ist auch das freche kleine Airdale-Terrier-Mädchen Finchen, das alle gehörig auf Trapp hält.

Es ist ein absoluter Wohlfühlroman, der einen direkt an die Nordsee verführt. Die Autorin schafft es, mit ihrem bildlichen Beschreibungen, den Wind, den Geruch und das Gefühl im Watt zu stehen zu vermitteln.

Die Charaktere sind gut beschrieben und sehr symphatisch, man fiebert und fühlt mit allen Beteiligten total mit und vergießt auch die eine oder andere Träne. Besonders schön ist die Dorfgemeinschaft, man möchte direkt mit in Lichterhaven wohnen.

Die Liebesgeschichten sind schön und schlüssig erzählt und dabei nicht zu kitschig.

Der Roman ist eine perfekte Auszeit vom Alltag und befeuert die Vorfreude auf den nächsten Nordseeurlaub.

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"Putin im Wartezimmer" ist ein erfrischend anderer Arztroman, der sich von den klassischen Genrekonventionen abhebt. Statt einer überwältigenden Romanze bietet der Autor Lou Bihl eine bunt gemischte Gruppe von Menschen, die sich zum Abnehmkurs in einer Hausarztpraxis versammeln. Doch im Wartezimmer entspinnt sich eine politische Diskussion, die den Leser fasziniert und zum Nachdenken anregt.

Die Charaktere in diesem Roman sind liebevoll ausgearbeitet und haben alle ihre eigenen einzigartigen Persönlichkeiten. Von der syrischen Putzfrau bis hin zum pensionierten Geschichtsprofessor sind die Figuren authentisch und gut entwickelt. Sie repräsentieren verschiedene Generationen, Hintergründe und politische Ansichten, was zu einer lebendigen Dynamik führt.

Die Diskussion über Putin, die im Wartezimmer entsteht, ist spannend und tiefgründig. Die unterschiedlichen Standpunkte der Charaktere werden respektvoll behandelt und regen den Leser dazu an, seine eigenen Ansichten zu reflektieren. Dabei geht es nicht nur um politische Fragen, sondern auch um moralische und ethische Dilemmata, die mit Putins Politik verbunden sind.

Lou Bihl versteht es, politische Themen geschickt in den Kontext einer Arztpraxis einzubinden, ohne dabei die Handlung zu überladen. Die Gespräche über Putin dienen als Katalysator für die Charakterentwicklung und eröffnen neue Einsichten in die individuellen Geschichten der Protagonisten. Es ist erstaunlich, wie der Autor es schafft, die politischen Elemente nahtlos in die Geschichte zu integrieren, ohne den Leser zu überfordern.

Die Sprache in "Putin im Wartezimmer" ist flüssig und gut lesbar. Lou Bihls Schreibstil ist angenehm und humorvoll, was die Lektüre zu einem vergnüglichen Erlebnis macht. Die Dialoge sind lebendig und realistisch, und die Beschreibungen der Charaktere und Umgebungen sind detailliert genug, um ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.

Obwohl "Putin im Wartezimmer" nicht den typischen Arztroman-Klischees folgt, bietet er eine erfrischende Abwechslung. Die politische Komponente gibt dem Buch eine zusätzliche Tiefe und regt zum Nachdenken an. Es ist eine Geschichte über Menschen, ihre Verbindungen zueinander und ihre unterschiedlichen Perspektiven auf die Welt.

Insgesamt kann ich "Putin im Wartezimmer" allen Lesern empfehlen, die nach einem unkonventionellen Arztroman suchen, der politische Themen geschickt in die Handlung integriert. Lou Bihl hat mit diesem Buch bewiesen, dass man Genregrenzen überschreiten und dabei fesselnde Geschichten erzählen kann.

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